Ernst Boepple

Ernst Boepple

Ernst Boepple (* 30. November 1887 in Betzingen; † 15. Dezember 1950) war deutscher Verleger in München und während des Zweiten Weltkriegs Staatssekretär im Generalgouvernement.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Boepple beendete seine Schullaufbahn am Gymnasium in Reutlingen 1905 mit dem Abitur. Danach absolvierte er bis 1910 ein Sprach- und Geschichtsstudium an den Universitäten in Tübingen, Paris, Oxford und London. Nach Beendigung seines Studiums promovierte er 1916 zum Dr. phil. Boepple nahm als Offizier der Infanterie am Ersten Weltkrieg teil.[1]

Ab 1918 gehörte Boepple dem Alldeutschen Verband an. Als Mitarbeiter des Münchner Verlegers Julius Friedrich Lehmann, war er 1919 mit der Mitgliedsnummer 15 Mitgründer der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), die später in NSDAP umbenannt wurde. Später wurden Boepple und Lehmann auch noch Mitglieder des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes.

Am 1. April 1919 gründete Lehmann den Deutschen Volksverlag mit dem Ziel der Veröffentlichung von betont antisemitischen Schriften und übergab den Verlag an Boepple.[2] Die Adresse des Deutschen Volksverlags war Paul-Heyse-Str. 9 zweiter Stock. 1919 publizierte der Deutsche Volksverlag Anton Drexlers Mein politisches Erwachen.[2] Im Deutschen Volksverlag erschienen außerdem zahlreiche frühe Schriften des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg und ab 1924 auch die von ihm herausgegebene Zeitschrift Der Weltkampf,[3] die später vom Hoheneichen-Verlag übernommen wurde.[4] Am 9. November 1923 nahm Boepple an Hitlers Putschversuch in München teil. Der Völkische Beobachter war wie die NSDAP in Folge des gescheiterten Hitlerputsches bis zum 26. Februar 1925 verboten. Boepple fungierte als einer von sechs Gesellschaftern der Großdeutsche Zeitung, die vom 29. Januar bis zum 22. Mai 1924 verlegt wurde, um das Verbot des Völkischen Beobachters zu umgehen.[5] Nach ihrer Neugründung 1925 schloss Boepple sich 1926 wieder der NSDAP an. 1934 wurde er außerdem Mitglied der SS und erreichte dort 1935 den Rang eines Oberführers.[6]

1933 trat Boepple als Beamter in den Staatsdienst ein und war im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultur beschäftigt. 1934 wurde er zum Staatsrat ernannt. Nach dem Tode Hans Schemms war er 1935/36 geschäftsführender Kultusminister in Bayern, seit 1937 Staatssekretär und Vertreter des Ministers. Nach einem Zerwürfnis mit Gauleiter Adolf Wagner wurde Boepple 1939 zwangsweise beurlaubt. 1940 schied er aus dem Kultusministerium aus.[7]

Ab September 1941 war Boepple zweiter Staatssekretär nach Josef Bühler unter Hans Frank im Generalgouvernement. Boepple gehörte zu den Hauptverantwortlichen, der auch im besetzten Polen verwirklichten Shoa. Ab Januar 1942 war Boepple in Personalunion zudem Stellvertreter des Präsidenten des Instituts für Deutsche Ostarbeit Hans Frank in Krakau.[6] Als Vertreter von Hans Frank war Boepple auch Mitglied des Kuratoriums des Deutschen Spracharchivs.[8] Von August 1944 bis Januar 1945 war er Verbindungsmann von Hans Frank zu den Gauleitern in Nieder- und Oberschlesien.[9] In der Endphase des Zweiten Weltkrieges war er 1945 wieder in der bayerischen Ministerialverwaltung tätig.[1]

Boepple wurde nach Kriegsende im Oktober 1947 von den amerikanischen Besatzungsbehörden Mitte Oktober 1947 nach Polen überstellt. Dort wurde er von einem polnischen Gericht in Krakau am 14. Dezember 1949 zum Tode verurteilt und am 15. Dezember 1950 gehängt.[1]

Weblinks

Literatur

  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte; Band 6), 2004, S. 25 f.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. 
  • Bogdan Musial: Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement. Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04208-7; 2. unv. Aufl., ebd. 2004, ISBN 3-447-05063-2.
  • Werner Präg / Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945. Veröffentlichungen des Instituts für Zeitgeschichte, Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Band 20, Stuttgart 1975, ISBN 3-421-01700-X.

Einzelnachweise

  1. a b c Bogdan Musial: Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement. Wiesbaden 1999, S. 381
  2. a b Hellmuth Auerbach: Hitlers politische Lehrjahre und die Münchener Gesellschaft 1919-1923. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Jg. 25 (1977), Heft 1, S. 7. (PDF)
  3. Ernst Piper: Alfred Rosenberg: Hitlers Chefideologe. Blessing, München 2005, ISBN 3-89667-148-0, S. 44.
  4. Historisches Lexikon Bayerns: Rechtsextremismus (20. Jahrhundert)
  5. Historisches Lexikon Bayerns: Großdeutsche Zeitung
  6. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 60.
  7. Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenchaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 26.
  8. Gerd Simon: Eberhard Zwirner und das >Deutsche Spracharchiv< im Dritten Reich, S. 12
  9. Werner Präg / Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Stuttgart 1975, S. 946

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