Grudda

Grudda

Carin Grudda (* 17. August 1953 in Gudensberg bei Kassel) ist eine deutsche Bildhauerin, die in Bronze arbeitet, daneben aber auch als Malerin und Graphikerin tätig ist. Sie lebt in Ligurien, Italien.


Inhaltsverzeichnis

Biographie

Nachdem Carin Grudda 1972 in Kassel ihr Abitur abgelegt hatte, nahm sie an der Universität Gießen ein Studium in Kunstgeschichte und Philosophie auf, das sie 1980 mit einer Arbeit über den Dadaismus abschloss. Dem folgte 1981 ein Praktikum bei der ARD in Madrid mit dem Schwerpunkt Film/Fernsehen. Danach absolvierte sie diverse Studienaufenthalte in Rom, Paris, Miami und auf Lanzarote. Von 1982 an arbeitete sie freischaffend, zunächst als Malerin, wozu sie seit 1986 weitere Studienreisen in die USA und nach China unternahm. 1998 begann sie mit Bronze zu arbeiten, was seither ihr künstlerisches Wirken bestimmt.

Ihre freischaffende Arbeit begann Carin Grudda 1982 in Frankfurt am Main, das sie 1993 verließ, um in dem Weinort Groß-Winternheim bei Ingelheim am Rhein den alten Adelssitz der Freifrau von Weilbrunn (errichtet 1789) zu einem neuen Arbeitsmittelpunkt auszubauen. In dem hier angesiedelten Atelier arbeitete sie bis zum Jahr 2000, da sie, veranlasst durch ihre intensiven Arbeitskontakte zur Bronzegießerei Pietro Caporrella zunächst in der Toskana und später in Rom, ihren Lebens- und Arbeitsschwerpunkt nach Italien verlegte. In dem kleinen ligurischen Ort Lingueglietta bei Imperia fand sie einen geeigneten Platz, an dem sie auch ihren Skulpturenpark "Tra i Mondes" ("Zwischen den Welten") einrichtete, der im Sommer zahlreiche Besucher anzieht. Seit 2008 unterhält sie zudem ein Atelier in Rom.

Künstlerische Arbeit

Malerei

Aus Gruddas Beschäftigung mit dem Dadaismus gewinnen das "Spiel" und der "Zufall" eine Bedeutung, aus der schließlich eine Orientierung auf die "Spur und das Spüren" erwächst und woraus sich zentrale Aspekte ihrer künstlerischen Arbeit entwickeln. Während eines Stipendiums in Miami 1991 und dann in Ingelheim experimentierte sie additiven Bildformaten, wobei sie autonome Bilder zunächst zusammenfügt ("group-paintings") und später großformatige Bildzyklen in kleine Einheiten zerteilt ("Blaubilder"). In den späten 1990er Jahren verändern sich die Bildträger. Grudda bemalt Holzflächen aller Art, die sie als objets trouvéts aus allen möglichen ehemaligen Funktionszusammenhängen in den Kulturprozess zurückführt und durch Applikation zahlreicher Gegenstände zu Assemblagen gestaltet. In ihrer Arbeit bezieht sie sich immer wirder auch auf die Philosophie des Ethischen Skeptizismus ihres Gießener Lehrers Odo Marquard.

Druckgraphik

Im Rahmen eines Stipendiums für Druckgraphik des Landes Sachsen in Leipzig beginnt Grudda 1992 im Künstlerhaus Hohenossig und den Leipziger Werkstätten für künstlerische Druckgraphik Rössler, sich in die Technik der Kaltnadelradierung einzuarbeiten und sie auf ihre Weise weiterzuentwickeln. Ausgehend von den Spuren ihrer Arbeitsorte, die sie etwa vom Straßenasphalt auf die noch jungfräuliche Druckplatte überträgt und sie dann mit dem Stichel weiter bearbeitet, entwickelt sie aus den daraus gewonnenen "Spuren" ein druckgraphisches Bild, in dem sie ihre Selbstbefindlichkeit vom "Unterwegs-Sein" thematisiert (DB-Geschäftsbericht 2001). Da Grudda in dieser Technik immer mehr zum Großformat übergeht und etwa den Stichel gegen die elektrische Handbohrmaschine eintauscht, entwickelt sie aus dem begrenzten Format der Radierung großformatige Bildkörper, die bis zu wandfüllenden Installationen reichen ("Wilde Schafsjagd", 2005).

Bronzeguss

Vermittelt durch einen Kunstpreis in Italien, macht Grudda 1998 die Bekanntschaft mit der Kunstgießerei Caporella in Rom und in der Toskana, wo sie alle Techniken des Bronzegusses kennenlernt, den sie fortan zum Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit macht. Dabei legt sie von Anfang an großen Wert darauf, ihre Bronzebildwerke vom Modell bis zur fertigen Figur soweit wie möglich eigenhändig herzustellen und zu bearbeiten. Nach der Fertigung zahlreicher autonomer Bildwerke, die vom Naturabguss etwa von Schneckenhäusern bis zur monumentalen Bronzeplastik reichen ("Blau-Miau"), wird Grudda zunehmend mit der Gestaltung öffentlicher Plätze und Verkehrsrondells in Deutschland und Italien beauftragt. Zahlreiche Bronzebildwerke befinden sich in öffentlichem Besitz in Deutschland, Italien und in der Schweiz. Während ihrer Arbeit in der Kunstgießerei Caporrella begegnet Grudda namhaften internationalen Bronzekünstlern wie Daniel Spörri, Luciano Castelli, Nunzio, Arman, Tommaso Cascella oder Giuseppo Gallo, mit denen sie in regem Künstlerkontakt steht.

Stipendien und Preise (Auswahl)

  • 1989 Prix d´Honneur, Salon International des Tourons, Tours, Frankreich
  • 1989 Prix d´Exellence, Arts-Inter, Kunsthalle Marseille, Frankreich
  • 1990 Prix d´Exellence, Salon International des Arts, Chateauneuf-du-Papes, Frankreich
  • 1991 Medaille d´or, Arts-Inter, Aix-en-Provence, Frankreich
  • 1991 Arbeitsstipendium Zero-Art, South Florida Art Center + "Zero-Art", Miami, USA
  • 1992 Arbeitsstipendium Druckgraphik für das 2. Druckgraphische Symposium in Hohenossig, Land Sachsen und Kulturamt der Stadt Leipzig, Deutschland
  • 1998 Kunstpreis der Stadt Imperia, Ligurien, Italien
  • 2003 Kulturpreis Icit, Begegnungen - Incontri, Imperia, Ligurien, Italien

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1984 Econom, Köln
  • 1985 Galerie im Volkswirt, Frankfurt am Main
  • 1987 Combinorm, Frankfurt am Main
  • 1988 Galerie Antonio Sanches, Madrid
  • 1991 Pikanta e.V., Kunstverein Leipzig, Leipzig
  • 1991 SFAC (South Florida Art Center), Miami Beach, USA
  • 1993 Galerie Fresko, Lippstadt
  • 1995 Galerie Kunstart, Ingelheim
  • 1996 pantha rei, Medienstadt Babelsberg, Babelsberg
  • 2000 "Der Rhythmus des Schnees", Bilder und Skulpturen, Galerie am Unteren Harthof, Gießen
  • 2003 50 Bronzen, 50 Bilder, Gudensberg
  • 2005 Carin Grudda in Ingelheim, Ingelheim

Literatur

Carin Grudda 1996-1998, o.O.u.J. Bergner, Evelyn u.a. (Hrsg.), Sei artisti una fonderi e il bronzo. Die Kunstgießerei Immart unterwegs. Wiesbaden 2000 Bronzi a Fonte Nouva, il lavoro di una fonderia d´arte, Fonte Nuova, o.J. Geese, Uwe, Die Spur des Menschlichen. Notizen zu einigen Kunstwerken von Carin Grudda, (dt. u. ital.), in: 50 Bronzen, 50 Bilder, Carin Grudda, 50 Bronzi, 50 Quadri, Città di Castello, 2003, S. 109-150 (Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung in Gudensberg 2003).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Carin Grudda — (* 17. August 1953 in Gudensberg bei Kassel) ist eine deutsche Bildhauerin, die in Bronze arbeitet, daneben aber auch als Malerin und Graphikerin tätig ist. Sie lebt in Ligurien, Italien. Die Zwölf, Zwölf Objektbilder, Schalbretter, Eisen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Gemeinde Gudensberg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Gru–Grz — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Carin — ist der Familienname folgender Personen: Jon Carin (* 1964), US amerikanischer Musiker, Songwriter und Musikproduzent Philipp Draexler von Carin (1793–1874), österreichischer Beamter, Dichter und Kunstsammler Carin ist der Vorname folgender… …   Deutsch Wikipedia

  • F125 — Geschichte Schiffsklasse: Fregatte Klasse 125 (F125) Baden Württemberg Klasse Typschiff: Baden Württemberg Entwicklungswerft: ARGE F125: ThyssenKr …   Deutsch Wikipedia

  • Gudensberg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”