F125

F125
FRG Naval Ensign
Geschichte
Schiffsklasse: Fregatte Klasse 125 (F125)
Baden-Württemberg-Klasse
Typschiff: Baden-Württemberg
Entwicklungswerft: ARGE F125:
Kiellegung: 2. November 2011 (Typschiff)
Indienststellung: ab 2016 (2014 alt)
Daten
Verdrängung: max. > 7000 t (7200 alt)
Länge: (145,6 alt) 149,5
Breite: (18,4 alt) 18,8 m
Tiefgang: 5,0 m
Antrieb 1: 1 × 20 MW Gasturbine (27.200 PS)
Antrieb 2: 4 × 2,9 MW Dieselgenerator
2 × 4,7 MW Elektromotor
2 Wellen
3 Getriebe
Propeller, Bugstrahlruder
Marschfahrt: 20 Knoten
Dauerhöchstfahrt: 28 Knoten mit Gasturbine
Fahrstrecke: 4000 sm bei 18 Knoten
Besatzung:
Stammbesatzung: 120
Spezialkräfte: 50
Personal BHS: 20

Die Fregatte 125 (F125), auch Baden-Württemberg-Klasse genannt, ist eine neue Fregatten-Klasse der Deutschen Marine.[1] Die Überwasserkampfschiffe werden die Schiffe der Klasse F122 im Verhältnis 1:2 ersetzen. Außerdem stellt sie mit einem neuen Konzept erweiterte Fähigkeiten zur Verfügung. So wird die F125 wesentlich länger im Einsatzgebiet bleiben können sowie mit einem größeren Geschütz und den eingeschifften Spezialkräften auch Unterstützung für landseitige Kampf- oder Stabilisierungseinsätze ermöglichen.

Inhaltsverzeichnis

Beschaffung

Für die Entwicklung und zum Bau der Fregatten haben sich die Werften ThyssenKrupp Marine Systems und Lürssen zur Arbeitsgemeinschaft Fregatte 125 (ARGE F125) zusammengeschlossen. Am 28. Juli 2005 wurde von ARGE F 125 dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) das Bauangebot für vier Fregatten übergeben.[2] Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages genehmigte am 20. Juni 2007 trotz Kritik durch den Bundesrechnungshof den Bau von vier Schiffen im Umfang von 2,6 Milliarden Euro.[3] Am 26. Juni 2007 unterzeichneten das BWB und die ARGE F 125 den Bauvertrag für vier Fregatten der Klasse F125. Baubeginn für das Typschiff war am 9. Mai 2011 und am 2. November wurde es auf Kiel gelegt. Lürssen ist mit 20% beteiligt und zeichnet für den Bau der Bugsektionen verantwortlich, Blohm + Voss für die übrigen Sektionen, die Endmontage und -ausrüstung sowie die Durchführung der Seeversuche.

Die Schiffe sollten ursprünglich ab 2014 in Dienst gestellt werden, dieser Termin wurde aber auf 2016 verschoben.

Kritiker führen insbesondere einen stark überhöhten Stückpreis der F 125 (650 Mio. Euro) etwa im Vergleich zur dänischen Absalon-Klasse (175 Mio. Euro, jedoch ohne den Großteil der Waffensysteme) an.[4]

Auslegung und Anforderungen

Zu den Hauptaufgaben der F125 zählen die Seeraumüberwachung in Stabilisierungsoperationen und die Unterstützung des Einsatzes von Spezialkräften von See her, sowie der Beschuss von Landzielen.

Wesentliche Anforderung ist die Intensivnutzbarkeit. Das bedeutet lange Wartungsintervalle, um bis zu zwei Jahre andauernde Operationen mit einer durchschnittlichen Einsatzdauer von 5000 Seebetriebsstunden pro Jahr durchführen zu können, ohne den Heimathafen anzulaufen. Dies entspricht nahezu einer Verdopplung der Einsatzzeit und Vervierfachung der Wartungsintervalle gegenüber den Forderungen an bisherige Fregattenklassen. Außerdem soll ein Intervall von 60 Monaten für die Hauptinstandsetzungen erreicht werden. Die Fregatten sollen überdies unter extremen Klimabedingungen operieren können.[2] Aufgrund erweiterter Anforderungen der Bundeswehr in Bezug auf Festig- und Steifigkeit sowie mehr Raum zur Unterbringung der Bordhubschrauber verschiebt sich der Zulauf gemäß dem Änderungsvertrag von 2009 in die Jahre 2016 bis 2018.

Im Vergleich zu den bisherigen Fregatten der Deutschen Marine soll die Besatzungsstärke drastisch reduziert werden. So werden nur rund 110 statt bisher 200 bis 250 Besatzungsmitglieder dauerhaft an Bord sein. Da die erhöhte Verweildauer im Einsatzgebiet von einer Besatzung alleine nicht zu tragen ist, wird es eine zweite Besatzung geben, die im Rhythmus von vier Monaten gewechselt wird.[5] Die Ablösung erfolgt nahtlos vor Ort. Eine Verminderung der Besatzungsstärke erfordert eine umfangreichere Automatisierung und eine technische Auslegung der Anlagen, die Betrieb und Wartung mit wenig Personal gewährleistet. Unterbringungskapazitäten für bis zu 50 Personen von Spezial- oder spezialisierten Kräften sind vorgesehen, die bei bisherigen Schiffstypen der Deutschen Marine fehlen.

Technik und Systeme

Antrieb

Für den Antrieb ist ein CODLAG-System mit einer Gesamtleistung von 29,4 Megawatt (MW) vorgesehen. Bei Marschgeschwindigkeit erfolgt der Antrieb dieselelektrisch mit zwei Elektromotoren von je 4,7 MW Leistung, für die Höchstgeschwindigkeit kann eine Gasturbine mit 20 MW über das Mittelgetriebe zugeschaltet werden. Zur Stromerzeugung sind vier Dieselgeneratoren mit einer Leistung von je 2,9 MW eingebaut. Als Manövrierhilfe ist im Bug ein Bugstrahlruder mit 1,0 MW Leistung vorgesehen.

Aufbau

Für die Überlebensfähigkeit des Schiffes im Einsatz sind alle wichtigen Systeme auf die beiden Inselaufbauten verteilt. Die Aufbauten tragen auf der Außenseite auch die Flächen des Phased Array Radar.

Ebenso wie bei den anderen Fregatten der deutschen Marine dienen die Bordhubschrauber der U-Boot-Jagd und der Aufklärung und Bekämpfung von Seezielen, die außerhalb der Waffenreichweite der Fregatte liegen.

Für das Verbringen von Spezialkräften sowie für allgemeine Kontrollaufgaben sind vier Beiboote vorgesehen.

Systeme

Für das Führungs- und Waffeneinsatzsystem wird die Atlas Elektronik verantwortlich sein, die Schiffe mit dem taktischen Datenlink-System ausrüsten sowie die Aufgabe des Gesamtsystem-Entwurfs aller Effektoren und Sensoren und deren Integration übernehmen.[6] Das Hochleistungsradar wird von Cassidian geliefert.[7]

Technische Daten

  • Einsatzsystem mit den Sensoren:
    • Phased Array Multifunktionsradar
    • Navigationsradar
    • Freund-Feind-Erkennung Mode 5/S
    • Elektro-optische Tracker
    • Elektro-optische Sensoren zur Rundumüberwachnung
    • Elektronische Aufklärung RESM/CESM
    • Link 11
    • Link 16
    • Link 22
    • mobiles Taucherdetektionssonar
  • und Effektoren:
    • 8 × Schiff-Schiff-Flugkörper AGM-84 Harpoon
    • 2 × RAM (Rolling Airframe Missile) je 21 Zellen in richtbaren Werfern
    • 1 × 127/64 Lightweight Marinegeschütz (Oto Melara), 30 km Reichweite mit normaler Munition, später über 100 km mit reichweitengesteigerter Munition (beispielsweise mit gelenkter Vulcano-Munition)
    • 2 × 27-mm-Marineleichtgeschütz (MLG 27) der Firma Rheinmetall
    • 5 × 12,7-mm-RCHMG (Remote Controlled Heavy Machine Gun, Oto Melara „Hitrole NT“)
    • 2 × 12,7-mm-sMG (körpergesteuert)
    • 4 × Täuschkörperwurfanlage MASS (Multi Ammunition Softkill System)
    • 2 × Suchscheinwerfer
    • 2 × Bordhubschrauber MH-90
    • 4 × 33-ft-Boote
  • Besatzung: bis zu 190 Personen, inkl. 50 Plätze Spezialkräfte, inkl. 20 Plätze für fliegendes Personal der Bordhubschrauber (BHS)

Einheiten, Geschwader und Standorte

Die Schiffe werden einem Geschwader der Einsatzflottille 2 unterstellt und im Marinestützpukt Wilhelmshaven stationiert.

Kennung Name Rufzeichen Werft Kiellegung Stapellauf Auslieferung Indienststellung
F Baden-Württemberg Blohm + Voss 2. November 2011[8] voraussichtlich März 2016
F Nordrhein-Westfalen voraussichtlich Februar 2017
F Sachsen-Anhalt voraussichtlich Januar 2018
F Thüringen voraussichtlich Dezember 2018

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Braun: Klasse 125 – Die neue Fregatte für Stabilisierungsaufgaben. In: Hansa, Heft 2/2008, S. 31–34. Hamburg 2008, ISSN 0017-7504
  • André René Averhoff, Andreas Grudda, Karl-Heinrich Riemke: Neue Fregattenklasse für Stabilisierungsaufgaben. In: Schiff & Hafen, Heft 9/2009, S. 44–49. Seehafen-Verlag, Hamburg 2009, ISSN 0938-1643

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vorgezogene Marineaufträge?, 20. August 2009, abgerufen am 13. September 2009
  2. a b Information zur F125 (PDF) auf RK Marine Kiel
  3. Subventionspolitik durch die Bundeswehr
  4. GeoPowers Rüstung 2007
  5. Information zur F125 auf der Webseite der Deutschen Marine
  6. Atlas-Elektronik zur F125, 8. September 2009, abgerufen am 13. September 2009
  7. [1], abgerufen am 29. Januar 2011
  8. Kiellegung für neue Fregatte F125. In: Lübecker Nachrichten. 2. November 2011, abgerufen am 3. November 2011.

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