Gryf-Klasse

Gryf-Klasse
ORP Gryf
Polnische Marine
Schiffsdaten
Schiffstyp: Minenleger
Schiffsklasse: Gryf-Klasse
Marine: Polnische Marine
Auftragsvergabe: 11. Mai 1934
Kiellegung: 14. November 1934
Stapellauf: 29. November 1936
Indienststellung: 27. Februar 1938
Bauwerft: Chantiers et Ateliers A. Normand Le Havre
Baukosten: 13,3 Mill. Złoty
Verbleib: Am 3. September 1939 im Hafen von Hel versenkt.
Position: 54° 40" N, 18° 34" ONN
Technische Daten
Besatzung:
  • 162 Mann (+60)
Wasserverdrängung:
Länge:
  • 103 m
Breite:
  • 13,6 m
Tiefgang:
  • 3,6 m
Antrieb :
Geschwindigkeit:
  • 20 kn (37 km/h)
Treibstoff-Vorrat:
  • 100 t (Max. 310 t)
Reichweite:
  • 9500 NM (17.600 km) bei 14 kn
Bewaffnung
Artillerie:
  • 6 × 120-mm-Geschütze Bofors wz. 34/36 in vier Drehscheibenlafetten mit Schutzschilden (2*2 und 2*1)
Luftabwehr:
Seeminen:
  • acht Legevorrichtungen für 300 Minen (Max. 600)

ORP Gryf[1] [2] war ein schwerer Minenleger der polnischen Marine im Zweiten Weltkrieg. Das Kriegsschiff wurde kurz nach dem Beginn des Krieges am 3. September 1939 im Hafen von Hel von deutschen Sturzkampfbombern versenkt.

Inhaltsverzeichnis

Bau und konstruktive Merkmale

Im Frühjahr 1934 gab die polnische Regierung der französischen Werft Chantiers et Ateliers A. Normand in Le Havre den Bauauftrag für einen schweren Minenleger. Das Schiff wurde nach polnischen Vorgaben aus einem französischen Projekt weiterentwickelt und lief am 29. November 1936 vom Stapel.

Die Einheit war für einen Minenleger sehr groß, und die Artillerie-Bewaffnung entsprach der eines Zerstörers.

ORP Gryf wurde am 27. Februar 1938 in Dienst gestellt, war das einzige Schiff seiner Klasse und das größte Schiff der damaligen polnischen Marine. Aufgrund ihrer Größe war sie in der Lage, bis zu 60 zusätzliche Besatzungsmitglieder aufzunehmen und wurde deshalb zwischenzeitlich als Schulschiff genutzt.

Geschichte

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war das Kräfteverhältniss zwischen der polnischen Marine und der deutschen Kriegsmarine aus polnischer Sicht extrem ungünstig. (siehe: Kräfteverhältnis zu Beginn des Krieges)

Deshalb veranlasste die polnische Marineführung mit der Operation Peking noch vor Kriegsbeginn die Evakuierung der großen Überwassereinheiten nach Großbritannien. Am 29. August verließen die Zerstörer ORP Burza, ORP Błyskawica und ORP Grom ihren Heimathafen und liefen nach England. An großen polnischen Militärschiffen verblieben bei Kriegsbeginn am 1. September 1939 lediglich ORP Gryf und der Zerstörer ORP Wicher in polnischen Gewässern.

Seegefecht in der Danziger Bucht

Am 1. September verließen ORP Gryf, ORP Wicher, die zwei Kanonenboote ORP Komendant Piłsudski, ORP Generał Haller und die sechs Minensuchboote ORP Czajka, ORP Rybitwa, ORP Mewa, ORP Czapla, ORP Jaskółka und ORP Żuraw die Basis in Gdynia. Der Auftrag des Verbandes war, im Rahmen der Operation Rurka die Zugänge zur Danziger Bucht zu verminen. ORP Gryf nahm von einem Trossschiff Seeminen auf, und die Flottille lief in Richtung der Halbinsel Hela.

Während der Überfahrt wurden die polnischen Schiffe von insgesamt 33 deutschen Sturzkampfbombern (nachfolgend Stuka) vom Typ Ju 87 B des Lehrgeschwaders 1 angegriffen. Hauptangriffsziel war die mit 290 Seeminen beladene ORP Gryf, die geringe Schäden an der Ruderanlage, dem Maschinentelegrafen, den Kompassen und der Funkstation durch indirekte Treffer erlitt. 22 Besatzungsmitglieder, unter ihnen der Kommandant Stefan Kwiatkowski, wurden getötet. Auch ORP Wicher wurde leicht beschädigt, blieb aber einsatzbereit. Es gelang, einige der deutschen Bomber zu treffen, aber keiner wurde abgeschossen. Nach den Angriffen rettete sich der Verband um 18:45 Uhr in den Hafen von Hela, wo ORP Gryf repariert werden sollte.

Verteidigung von Hel

Am Morgen des 3. September trafen die unter dem Kommando von Konteradmiral Günther Lütjens stehenden deutschen Zerstörer Z 1 Leberecht Maass und Z 9 Wolfgang Zenker vor Hel ein und eröffneten gegen 07:00 Uhr das Feuer. Mit Unterstützung einer Küstenbatterie von vier 152-mm-Geschützen antworteten ORP Wicher und ORP Gryf kurz danach. Die Gryf wurde zweimal getroffen, konnte aber der Z 1 Leberecht Maass schwere Beschädigungen beibringen. Die ebenfalls beschädigte Z 9 Wolfgang Zenker legte einen Rauchvorhang, und beide Schiffe zogen sich aus dem Kampfgebiet zurück.

Nachdem der Seeangriff zurückgewiesen worden war, ging ORP Gryf in ein Dock. Später am Morgen erfolgten zwei Angriffe deutscher Stuka. Bei einem weiteren Luftangriff um 09:10 Uhr wurde der Minenleger getroffen und fing Feuer. Das Feuer entzündete die Flak-Munition, was zu Sekundärexplosionen führte. Zwei polnische Seeleute fanden den Tod. Das Schiff blieb aber schwimmfähig.

Der nächste Angriff erfolgte gegen 14:00 Uhr, als zwölf Stukas ORP Gryf und ORP Wicher mit 250-kg-Bomben angriffen. Die ORP Gryf erlitt einen Volltreffer, setzte auf Grund auf, und das Feuer dehnte sich weiter aus.

Um 16:00 Uhr und 17:25 Uhr griffen deutsche He 59 das Wrack an und zerstörten es endgültig. Die Reste des Schiffes brannten noch zwei Tage.

Am 5. September wurden drei Geschützlafetten demontiert, an Land verbracht und dort als Batterie No. 34 im Küstenverteidigungssystem von Hela eingesetzt.

Im November 1939 hoben die Deutschen das Wrack und schleppten es an einen Strand bei Jastarnia, wo es als Artillerieübungsziel benutzt wurde.

Nach dem Kriegsende nutzten die polnischen Luftstreitkräfte das Wrack ebenfalls als Übungsziel. Um 1960 wurden die Reste gehoben und verschrottet.

Kommandanten

  • 27. Februar 1938 - komandor podporucznik[3] Stanisław Dzienisiewicz
  • 16. September 1938 - komandor porucznik[4] Roman Stankiewicz
  • 1. April 1939 - komandor podporucznik Stefan Kwiatkowski
  • 1. September 1939 - kapitan marynarki[5] Wiktor Łomidze
  • 1. September 1939 - komandor porucznik Stanisław Hryniewiecki

Bilder

Erläuterungen

  1. ORP ist die Abkürzung für Okręt Rzeczypospolitej Polskiej und der Namenspräfix polnischer Schiffe. ORP bedeutet Kriegsschiff der Republik Polen.
  2. In der polnischen Sprache bedeutet Gryf Greif.
  3. komandor podporucznik entspricht Kapitänleutnant.
  4. komandor porucznik entspricht Stabskapitänleutnant.
  5. kapitan marynarki ist vergleichbar mit Oberleutnant zur See.

siehe auch

Weblink


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