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Johannes Grützke (* 30. September 1937 in Berlin) ist ein deutscher Maler, Zeichner, Druckgrafiker und Medailleur.
Grützke ist Mitbegründer und bekanntester Maler aus der Schule der neuen Prächtigkeit. Er malt in einem figurativen, sehr eigenständigen Stil. Die von ihm dargestellten Personen und die Szenen, in die er sie stellt, wirken ironisch überzeichnet, als hervorragender Porträtist idealisiert er seine Modelle nicht gerade, oft sind Nase und Ohren übergroß, der Kopf insgesamt verzerrt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Johannes Grützke ist als viertes von fünf Kindern als Sohn des Geschäftsmanns Wilhelm Grützke und seiner Ehefrau Dörthe geboren. Außer während vier Jahren Kriegs- und Nachkriegswirren ist er in Berlin aufgewachsen.
Johannes Grützke studierte von 1957 bis 1964 an der Hochschule für Bildende Künste (Berlin) zunächst bei Hans Orlowski und danach als Meisterschüler von Peter Janssen. 1962 nahm er als Schüler an dem von Oskar Kokoschka geleiteten Kurs der Internationalen Sommerakademie Salzburg teil. In Bad Godesberg, wohin er 1964 umzog, hatte er im gleichen Jahr seine erste Einzelausstellung in der Galerie Pro. Im folgenden Jahr, wieder in Berlin, gründete er das Musikensemble Die Erlebnisgeiger, mit dem er unregelmäßig öffentlich auftrat. 1973 war er Mitbegründer der Schule der neuen Prächtigkeit. 1974 veranstaltete der Neue Berliner Kunstverein die erste Grützke-Retrospektive im Schloss Charlottenburg, die anschließend im Kunstverein Freiburg im Breisgau, in der Kunsthalle Nürnberg und dem Mannheimer Kunstverein ausgestellt wurde. Im gleichen Jahr wurde ebenfalls vom Neuen Berliner Kunstverein die erste Gemeinschaftsausstellung der Schule der neuen Prächtigkeit ausgerichtet. 1986 wurde ihm der Kunstpreis der Heitland Foundation, Celle verliehen.
Als Maler, Zeichner und Druckgrafiker schaffte Grützke seit den 1960er-Jahren ein Werk, das durch seine Konsequenz ebenso beeindruckt wie durch die Wahl seiner Motive und die souveräne Handhabung der Techniken. In seiner am Gegenständlichen orientierten Kunst geht es ihm darum, eine Idee malerisch so umzusetzen, als sei sie der Wirklichkeit entsprungen.
Außer im Malatelier arbeitete Grützke auch als Bühnenbildner für das Theater, 1979 begann hier eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter Zadek an vielen deutschen Bühnen. Von 1985 bis 1988 ist er dessen künstlerischer Berater am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Die bis heute bekannteste gemeinsame Inszenierung ist die Urfassung von Lulu von Frank Wedekind.
Grützke lehrte 1976/1977 als Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, 1987 kehrte er, diesmal als Dozent in Nachfolge seines ehemaligen Lehrers Oskar Kokoschka, an die Internationalen Sommerakademie Salzburg zurück. Im Jahr 1990 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Künstlersonderbundes in Deutschland.
Von 1992 bis 2002 war er Professor für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Johannes Grützke ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.
Auszeichnungen
- 1979: 1. Preis im Wettbewerb um ein Altarbild für die Schlosskapelle Gifhorn
- 1984: Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
- 1986: Kunstpreis der Heitland Foundation, Celle
- 1987: Gewinner des Ideenwettbewerbs der Stadt Frankfurt am Main für ein 33 x 3m großes Wandbild für die Paulskirche
Wichtige öffentliche Werke
- 1987: Großes Wandbild (3 × 32 m) in der Frankfurter Paulskirche, Ausführung 1989–1991 in Berlin
- 1996–1998: Arbeit am Majolika-Relief für die Fassade des Bürgersaals in Konstanz, zur Erinnerung an Friedrich Hecker und die Badische Revolution 1848/1849
Medaillenarbeiten
- Bronzegußmedaille auf James Simon. Vorderseite: Kopfbildnis dreiviertel nach r. Rückseite: Sieben Zeilen Text: Ein Mensch / ist nicht mehr / als ein anderer, / wenn er nicht / mehr tut als / ein anderer. / Cervantes. Literatur: Numismatisches Nachrichtenblatt Nr. 10, 2006, pp. 449–450, Abbildung
Zitate
- „Ein Maler, der es ernst meint, nennt sich Maler, und was er macht, ist Malerei.“
- „Der Pinsel ist mein Forschungswerkzeug, so, wie der Begriff beim Philosophen. Das Bild ist nicht das Ziel, sondern Abfall meiner Forschungsarbeit.“
- „Meine Bilder sind Ausdruck meiner persönlichen Erfahrungen, […] und ich dokumentiere in meinen Bildern, stellvertretend für Viele, allgemeine Erfahrungen. […] Mit Hilfe eines Ausschnittes aus der Realität male ich die gesamte Realität. Die mich umgebende kleine Realität, […] ist stellvertretend für die gesamte große Realität. Demzufolge ist meine Person stellvertretend für alle Personen.“
Literatur
- Bernhard Holeczek: Johannes Grützke. Werkverzeichnis der Gemälde 1964–1977. Sydow Fine Art, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-921520-03-7.
- Deutsche Radierer der Gegenwart. Kunstverein Darmstadt, Darmstadt 1982, ISBN 3-761081-21-9, S. 78f.
Weblinks
- Literatur von und über Johannes Grützke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ausführliche Biografie und Bibliografie (IFA-Datenbank)
- Infoseite: Johannes Grützke, Berlin
- Galerie Kunstdurst, Aurich
- Vita + Bildbeispiele
- Werke des Künstlers im Museumsportal Schleswig-Holstein
Personendaten NAME Grützke, Johannes KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler, Zeichner und Druckgrafiker GEBURTSDATUM 30. September 1937 GEBURTSORT Berlin
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