Gudhbergur Bergsson

Gudhbergur Bergsson

Guðbergur Bergsson (* 16. Oktober 1932 in Grindavík) ist ein isländischer Schriftsteller.

Bergsson wurde in Grindavík im Südwesten Islands geboren. 1955 machte er seinen Abschluss an der Pädagogischen Hochschule des Landes. Anschließend ging er zu weiteren Studien nach Spanien, zu welchem Land er in Zukunft immer einen engen Bezug haben sollte. Zunächst studierte er Spanisch, Literatur und Kunstgeschichte an der Universität von Barcelona, was er mit einer Prüfung abschloss.

Seine ersten Bücher, der Roman Die Maus auf der Lauer (Músin sem læðist) und die Gedichtanthologie Endurtekin orð, erschienen 1961. Seitdem hat er zahlreiche Werke unterschiedlicher Art veröffentlicht, darunter 20 Romane.

Auf Deutsch erschien u.a. der Roman Der Schwan (Svanurinn) (1991). Protagonist ist ein vorpubertäres junges Mädchen, das zur Strafe für einen absurden Diebstahl - sie verspeist im Supermarkt ein in Plastik verpacktes Sandwich aus dem Kühlregal - von der Stadt zur Besserung aufs Land geschickt wird. Dort erlebt sie ihre Pubertät.

Einer seiner letzten, auf deutsch veröffentlichten Romane ist Liebe im Versteck der Seele (2000). Hier sind die Akteure zwei mit Frauen verheiratete Männer aus Reykjavík. Einer der beiden hat sich eine Kellerwohnung gemietet, in der sie sich regelmäßig zum Sex treffen. Es geht in diesem Roman aber offensichtlich weniger um die Folgen einer "unspirierten, heterosexuellen Ehe" oder um eine "Darstellung der Diskriminierung homosexueller Lebensweisen", wie gelegentlich vermutet. Guðbergur Bergsson spielt vielmehr lustvoll und mit bitterböser Ironie mit einem Stereotyp in der und über die isländische Gesellschaft, in der jeder glaube, "jeder kenne jeden". So vertraut sich einer der Männer einem geistig behinderten Jungen ("man nennt ihn die Wurst") an, dem er alle Details seiner sexuellen Beziehung ausführlich erzählt: Wenn der es weitersagt, glaubt es erst recht niemand, so die Schlußfolgerung.

Das Buch Flatey Frey geschrieben 1971, erschien 2007 in deutsch-isländischer Ausgabe. Hier spricht der Autor in Versform essentielle Fragen vom Werden der Kunst an. Wie entstehen Bilder und Worte, wie wächst Gestalt und Form? Der Text bewegt sich in den Zwischenbereichen von Literatur, Kunst und Musik. Im Grunde berührt er die Genres der Literatur, kreiert aber eine eigene Form, die genau die Fragen nach der Gestaltwerdung thematisiert und umsetzt.

Guðbergur Bergssons enge Beziehung zu Spanien spiegelt sich in zahlreichen Übersetzungen aus der spanischen und lateinamerikanischen Literatur, darunter so bekannte Werke und Autoren wie Cervantes' Don Quijote sowie Gabriel García Marquez oder Federico García Lorca. Der Autor verkehrte auch in literarischen Zirkeln in Spanien, woher sein langjähriger Lebenspartner stammt. Und bezeichnenderweise finden sich etliche spanische Internetadressen zu seinem Namen.

Werke

  • Flateyjar-Freyr – Ljóðfórnir (1978), dt. Flatey-Frey. Zweisprachige Ausgabe, isländisch/deutsch. Berlin: Martin Schmitz Verlag, 2007.
  • Hjartað býr enn í helli sínum (1982), dt. Das Herz lebt noch in seiner Höhle. Münster: Kleinheinrich, 1990.
  • Svanurinn (1991), dt. Der Schwan. Göttingen: Steidl, 1998.
  • Sú kvalda ást sem hugarfylgsnin geyma (1993), dt. Liebe im Versteck der Seele. Göttingen: Steidl, 2000.
  • Jólasögur úr samtímanum (1997), dt. Weihnachtsgeschichten aus der Jetztzeit. Göttingen: Steidl, 2001.
  • Faðir og móðir og dulmagn bernskunnar (1997), dt. Vater, Mutter und der Zauber der Kindheit. Göttingen: Steidl, 2005.

Siehe auch

Weblinks


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