Guineawurm

Guineawurm
Dracunculus medinensis
Dracunculus medinensis im menschlichen Fuß. Der Wurm ist als weißes fadenähnliches Gebilde zu erkennen.

Dracunculus medinensis im menschlichen Fuß. Der Wurm ist als weißes fadenähnliches Gebilde zu erkennen.

Systematik
Unterklasse: Chromadorea (Chromadorea)
Ordnung: Spirurida
Unterordnung: Camallanina
Überfamilie: Dracunculoidea
Gattung: Dracunculus
Art: Dracunculus medinensis
Wissenschaftlicher Name
Dracunculus medinensis
Linnaeus, 1758

Der Medinawurm (Dracunculus medinensis) oder Guineawurm ist ein parasitisch vorkommender Wurm. Er ist der Erreger der Dracontiasis. Der Wurm selbst hat eine Krebsart als Zwischenwirt (meist der Gattung Cyclops der Ruderfußkrebse / Copepoda) und kommt beim Menschen und anderen Säugetieren vor. Neben dem infizierten Menschen wird nur dem Hund eine begrenzte epidemiologische Bedeutung beigemessen (Dönges 1988).


Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Der Medinawurm war in den feuchten Gebieten von Afrika, Ägypten bis Pakistan verbreitet. Heute ist er auf den afrikanischen Kontinent zurückgedrängt.

Merkmale

Es herrscht ein starker Geschlechtsdimorphismus vor, da das Weibchen bei 1,5 mm Dicke bis zu 90 cm lang wird, das Männchen hingegen nur 3 cm.

Lebenszyklus

Der Mensch nimmt von Wurmlarven befallene, winzige Krebse mit dem Trinkwasser auf, die Larven werden dann im Magen freigesetzt. Von dort aus gelangen sie in den Dünndarm und durchdringen die Schleimhaut. Im Retroperitonealraum vollenden sie ihre Entwicklung und paaren sich. Das Männchen stirbt anschließend und wird eingekapselt. Das befruchtete Weibchen wächst weiter, wird bis zu einem Meter lang und wandert durch das Gewebe zu den Extremitäten, meist zu den Unterschenkeln oder Füßen. Dort siedelt es sich im Bindegewebe der Unterhaut an.

Das Kopfende des Wurmes verursacht durch Abscheidungen ein taubeneigroßes Geschwür. Kommt dieses mit Wasser in Berührung, platzt die dünne Haut im Zentrum auf. Gleichzeitig reißt die Haut des dicht darunterliegenden Wurms und dessen Uterus, der Tausende von Larven ins Wasser entlässt. Anschließend zieht sich der Uterus wieder ins Geschwür zurück und bei erneuter Wasserbenetzung wiederholt sich der Vorgang. Nach zwei bis drei Wochen stirbt der weibliche Wurm.

Die Larven werden im Wasser von Krebsen der Gattung Hüpferling gefressen und bohren sich durch deren Darmwand in die Leibeshöhle, um sich dort weiter zu entwickeln. Damit schließt sich der Lebenszyklus.

Medinawurm und Mensch

Als Parasit des Menschen ist der Medinawurm seit dem Altertum bekannt. Die traditionelle Art der Entfernung des weiblichen Wurms geschah und geschieht in den Endemiegebieten auch heute noch mit einem Holzstäbchen. Damit wickelt man das Vorderende, das aus dem Geschwür herausbricht, jeden Tag ein Stück heraus, maximal 10cm pro Tag, um ein Durchreißen des Wurms zu verhindern. Diese Art der Entfernung dauert einige Tage, manchmal aber auch viele Wochen. Misslingt diese klassische Entfernungsmethode, weil der Wurm durchreißt, so muss der in der Wunde verbliebene Teil des Endoparasiten operativ entfernt werden, um eventuelle Nachfolgeinfektionen zu verhindern. Eine bekannte Hypothese deutet das klassische medizinische Symbol des Äskulapstabes als einen auf ein Holz aufgewickelten Medinawurm.

Nach Bekämpfungsmaßnahmen, insbesondere eine Präventionskampagne des Carter Centers in Atlanta, Georgia, konnte innerhalb der letzten 20 Jahre die Anzahl der Neuinfektionen von jährlich 3,5 Millionen Fällen auf 25.217 Infizierte im Jahr 2006 reduziert und die Ausbreitung auf wenige Gebiete Afrikas, hauptsächlich Sudan und Ghana, beschränkt werden. Die WHO hofft, den Parasiten bis zum Jahr 2009 auszurotten.[1]

Einzelnachweise

  1. Michele Barry: The Tail End of Guinea Worm — Global Eradication without a Drug or a Vaccine. In: The New England Journal of Medicine. Vol.356, Nr. 25, 2007, ISSN 1533-4406, S. 2561-2564 (Artikel auf nejm.org).

Weblinks


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