Gustav Gurschner

Gustav Gurschner

Gustav Gurschner (* 28. September 1873 in Mühldorf am Inn; † 2. August 1970 in Wien) war ein Tiroler Bildhauer.

Leben und Wirken

Sein Vater Alfons Gurschner war Vermessungsingenieur und heiratete in Bozen Aloisia Grass, die Tochter eines Messerschmieds. Sohn Gustav kam während eines Auslandsaufenthalts - der Vater war an einem Flussregulierungsprojekt zur Regulierung des Inn in Bayern beteiligt - zur Welt.

Gustav Gurschner besuchte die Volks- und die Bürgerschule in Bozen; den Sommer verbrachte er regelmäßig mit seinen Geschwistern bei den Großeltern in Mölten.

1885 ging Gurschner auf die (Bozner?) Fachschule für Holz- und Steinbearbeitung; kurze Zeit war er auch an der Fachschule in Laas-Vinschgau. 1888 wechselte er auf Anraten seines Bozner Lehrers Haider an die Kunstgewerbeschule nach Wien. Seine Lehrer waren August Kühne sowie von 1891 bis 1894 Otto König.

Nach dem einjährigen Militärdienst bei den Kaiserjägern in Innsbruck wechselte er nach München, wo er sich in der Großplastik fortbilden wollte. Er heiratete Alice Pollak, die sich als Schriftstellerin betätigte.

In Paris entdeckte er seine Begeisterung für den Jugendstil. Er beteiligte sich an Ausstellungen der „Sezession“, einer Wiener Künstlergruppe, die sich von der Hauptrichtung des Jugendstil abgespalten hatte.

Grabstein von Gurschners Mutter an der St.-Anna-Kirche in Mölten, gefertigt von Gustav Gurschner

Gurschner stellte eine Vielzahl kunstgewerblicher Objekte wie Türklopfer, Leuchter, elektrische Lampen, Gürtelschnallen und viele weitere Gegenstände des täglichen Hausgebrauchs her. Im Zuge der Aufspaltung der Sezession schloss sich Gurschner mit Gleichgesinnten zum Hagenbund zusammen, der 1908 ein Künstlerhaus errichtete, in dem Kunstausstellungen stattfinden konnten.

Gurschners Hauptbetätigungsfeld wurde das Porträt. Er portraitierte Mitglieder des österreichischen Kaiserhauses, Politiker, Künstler, Industrielle und Adelige. Stilistisch war er ein Gegner der Entwicklung vom Expressionismus zur abstrakten Kunst und blieb seinen eher gegenständlichen und ästhetisch begründeten Kunstvorstellungen aus der Zeit des Jugendstil treu.

Gurschner wurde als Künstler auch an den Königshof von Rumänien gerufen, wo er unter anderem die junge Königin Maria und König Carol I. portraitierte.

Gurschner war auch ein früher Motorsportler. Er zählte zu den ersten Sportautofahrern Österreichs. Auf seine Anregung hin wurden das K. K. Freiwillige Automobilkorps und das K. K. Freiwillige Motorfahrerkorps für das Militär gegründet.

Gurschner war langjähriger Obmann des Künstlerbundes und des Kunsthauses.

Gurschners Bruder Emil war ebenfalls Bildhauer; ein weiterer Bruder Herbert war als Maler in London tätig.

Ehrungen

  • Silberne Medaille für Plastik und bronzene Medaille für das Kunstgewerbe auf der Pariser Weltausstellung 1900
  • Goldene Medaille in Turin
  • Viktoria-Orden in London
  • Verdienstorden und Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst in Deutschland
  • Kommandeurkreuz der Krone in Rumänien
  • Offizierskreuz des Franz-Josef-Ordens
  • Lorbeer des Künstlerhauses in Wien
  • Ehrentitel eines Professors

Quellen

  • Chronik von Mölten. S. 225-228; der dortige Beitrag von Josef Schwarz ist in Der Schlern von 1970, S. 484–487 erschienen. An dortiger Stelle wird zitiert: Franz Windisch-Graetz: Leben und Werk des Bildhauers Gustav Gurschner, in: Alte und moderne Kunst (Zeitschrift), 1996 Nr. 87, Seite 34–39.

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