- Hadith qudsi
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Der hadith qudsi ist eine besondere Form des Hadith. Im Gegensatz zum Gros der Hadithe ist nach islamischem Verständnis nicht prophetischen (nabawi / نبوي), sondern göttlichen ("heiligen": (qudsi / قدسي) Ursprungs.
Inhaltsverzeichnis
Hadith nabawi, Hadith qudsi und der Koran
Im Laufe der Geschichte hat sich eine Verschiebung der Zuordnung der hadith qudsi ergeben. Während sie in den ersten Jahrhunderten tendenziell eher dem Koran zugeordnet wurden, bilden sie später eine eigenständige Hadith-Kategorie. Der hadith qudsi unterscheidet sich nach islamischer Glaubenslehre vom hadith nabawi darin, dass sie ihren Ursprung in Gott haben, gewissermaßen außerkoranische Gottesworte sind, welche von Gott durch Inspiration, Träume und dergleichen gesandt, vom Propheten aber verbalisiert worden sind. Diese Art der Offenbarung unterscheidet sich fundamental von der des Korans, bei der die durch Gabriel übermittelten Worte Gottes wortwörtlich rezitiert wurden. Hieraus ergeben sich bedeutende Unterschiede in der Behandlung dieser Hadithe im Vergleich zu der des Korans. So ist es möglich ihre Authentizität anzuzweifeln, ohne deswegen als ungläubig (kufr) bezeichnet werden zu können.
Die Form der hadith qudsi
Um die hadith qudsi von prophetischen Hadithen oder dem Koran zu unterscheiden wurde von islamischen Gelehrten ein zentrales formales Kriterium ausgemacht, die standardisierte Einleitung. Demnach vollziehe sich die Berufung auf Gott in den heiligen Hadithen immer mit den Worten "Der Gesandte Gottes sprach, wie er von seinem Herrn erfahren hatte" vollziehen, während Zitate aus dem Koran beispielsweise mit „Gott sprach“ kenntlich gemacht würden. Diese Einschätzung konnte einer näheren wissenschaftlichen Untersuchung nicht standhalten. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl an Einleitungsvarianten, die lediglich die Berufung auf die höchste Autorität gemeinsam haben. Die Identifizierung der hadith qudsi wird allerdings dadurch erschwert, dass Gott nicht zwingend ausdrücklich genannt wird, sondern unter Umständen nur von einer Stimme, einem Sprecher oder Engel referiert wird. In diesem Falle erfolgt eine Identifizierung entweder aufgrund des Inhaltes oder mittels verschiedener Versionen des gleichen Hadith. Auch gibt es Hadithe, die explizit sowohl Gott, als auch dem Propheten zugeschrieben werden. Das Problem der unterschiedlichen Zuordnung lässt sich wohl nicht befriedigend auflösen, so dass man im Zweifelsfall von der willkürlich anmutenden Klassifizierung der Kompilatoren abhängig ist.
Inhalte
Die hadith qudsi sind inhaltlich streng umgrenzt und haben mehrheitlich die gleichen Angelegenheiten zu Thema. Grob formuliert lässt sich feststellen, dass sie eher Gegenstände des persönlichen Glaubens, als Fragen von juristischem oder theologischem Interesse zum Inhalt haben. Sie beschäftigen sich mit Fragen des persönlichen Lebens und dessen Pflichten, mit der Liebe von und zu Gott, seiner Vergebung und der richtigen Einstellung der Verehrer zu ihm.
Anteil der hadith qudsi an den kanonischen Sammlungen
Heilige Hadithe können in unterschiedlichem Umfang in genrespezifischen Sammlungen dieser Überlieferungen, schiitischen Hadith-Kollektionen (vgl. Kutub arba'a), in der Sufi-Literatur sowie den kanonischen Hadithsammmlungen der Sunniten ausgemacht werden, wobei sich viele Hadithe in nahezu identischer Form in mehreren Sammlungen befinden.
Literatur
- L. T. Librande: Hadith. In: Mircea Eliade (Hrsg.): The Encyclopedia of Religion. Bd. 6, 1987, ISBN 0-02-909750-9, S. 143–151.
- William A. Graham: Divine word and prophetic word in early Islam. A reconsideration of the sources, with special reference to the divine saying of Hadith Qudsi. Mouton, Den Haag [u.a.] 1977, ISBN 90-279-7612-0.
- Claude Gilliot (Hrsg.): Das Prophetenhadit. Dimensionen einer islamischen Literaturgattung. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006.
Weblinks
- Sammlung von 40 hadith qudsi (englisch)
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