Gabriel (Erzengel)

Gabriel (Erzengel)
'Verkündigung' von Anton Raphael Mengs (1744). Gabriel erscheint der Jungfrau Maria.

Gabriel (zu deutsch „Mann/Kraft/Held Gottes“ als Übersetzung von hebr. גַּבְרִיאֵל (Gavri-El), „Mein(e) Mann/Held/Kraft ist Gott“) gilt als einer der (meist in Vier- oder Siebenzahl vorgestellten) Erzengel und wird in der Bibel im Buch Daniel (Dan 8,16 ELB, Dan 9,21 ELB) sowie im Evangelium nach Lukas (Lk 1,19 ELB und Lk 1,26 ELB) erwähnt. Er gilt als Erklärer von Visionen und als Bote Gottes. Nach christlicher und jüdischer Auffassung ist er der Vorsteher der Cherubim und Seraphim. Der Erz-Engel Gabriel wird in der christlichen Kunst zudem als weibliches Wesen vorgestellt, dann ist sie der Engel der Verkündigung, der Auferstehung und der Gnade. Er nimmt auch im Islam eine wichtige Rolle ein (arab. ‏جبريل‎, DMG Ǧibrīl).

Inhaltsverzeichnis

Christliche Interpretationen

Der Erzengel Gabriel, Detail des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald
Der Erzengel Gabriel erscheint Zacharias (Frankreich, 15. Jh.)

Erstmals erscheint sein Name im Buch Daniel, wo er die Vision von Widder und Ziegenbock deutet (Dan 8,16 ELB) und die Weissagung über Dauer und Ende des Exils verkündet (Dan 9,21 ELB). Er wird aber nicht direkt als Engel, d. h. Botschafter Gottes, beschrieben.

Katholische Bedeutung

Nach katholischer Auffassung ist Gabriel der Herrscher über das Wasser und über das Prinzip des Flüssigen. Er regiert außerdem die Welt der Gefühle, der Emotionen und das Unterbewusstsein. Seine Farbe ist blau in allen Schattierungen. In der Bibel finden sich keine solche Beschreibungen von Gabriel.

Er wird in der katholischen Kirche mit einer Lilie dargestellt, als Verkünder der Geburt des Johannes an Zacharias oder des Jesus an Maria. Nach katholischer Auffassung im Norden vor Gottes Thron. Der Ankündigung der Schwangerschaft Mariens durch den Erzengel Gabriel wird am 25. März gedacht am Gedenktag Maria: Annunziata, „Verkündigung des Herrn“.[1]

Evangelische Bedeutung

In der Bibel finden wir verschiedene Beschreibungen des Erzengels Gabriel, sowie im alten, wie auch im neuen Testament. Das Lukasevangelium berichtet von der Verkündigung des Johannes: „Ihm erschien aber ein Engel des Herrn, und stand zur Rechten des Räucheraltars. Und als Zacharias ihn sah, wurde er bestürzt, und Furcht überkam ihn. Der Engel aber sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Flehen ist erhört, und Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Johannes nennen. (Lukas 1, 11- 13) (....) der Engel antwortete und sprach zu ihm: ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir die gute Botschaft zu verkündigen.“ (Lukas 1, 19)

Ebenso wird die Geburt Jesu vom Erzengel Gabriel angekündigt: „Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt von Galiäa, mit Namen Nazareth gesandt, zu einer Jungfrau, die einem Mann namens Josef, aus dem Haus Davids, verlobt war, und der Name der Jungfrau war Maria. Und er kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, Begnadete. Der Herr ist mit dir. Sie aber wurde bestürzt über dieses Wort und überlegte, was das für ein Gruß sei. Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit und seines Königreichs wird kein Ende sein.“ (Lukas 1, 26–33)

Im Buch Daniel wird die gewaltige Erscheinung des Erzengel genau beschrieben. „Und ich erhob meine Augen, und sah: und siehe, da war ein Mann, in Leinen gekleidet, und seine Hüften waren umgürtet mit Gold von Ufas. Und sein Leib war wie ein Türkis und sein Gesicht wie das Aussehen eines Blitzes. Und seine Augen waren wie Feuerfackeln und seine Arme waren wie der Anblick von glatter Bronze. Und der Klang seiner Worte war wie der Klang einer Volksmenge. Aber nur ich, Daniel, allein sah die Erscheinung. Und es blieb keine Kraft in mir, und meine Gesichtsfarbe veränderte sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft. Und ich hörte den Klang seiner Worte. Und als ich den Klang seiner Worte hörte, lag ich betäubt auf meinem Gesicht, mit meinem Gesicht zur Erde.“ (Daniel, 10, 5-9)

Gabriel wird als der Engel beschrieben, der für das Volk Israel gegen die Engel kämpft, denen die anderen Völker unterstellt sind. „Hast du erkannt, warum ich zu dir gekomen bin? Nun aber kehre ich zurück, um gegen den Fürsten von Persien zu kämpfen. Und wenn ich mit ihm fertig bin, siehe, dann wird der König von Griechenland kommen.“ (Daniel, 10, 20)

Kunst

In der Kunst wird Gabriel immer wieder als weiblicher Engel dargestellt. Sollen Engel eigentlich geschlechtslos sein, so sind bei Gabriel immer auch weibliche Züge zu erkennen. Meist hält er eine weiße Lilie in der Hand, welche das Symbol für die Jungfräulichkeit Mariens ist (Madonnenlilie) in Anspielung auf die Ankündigung der Geburt Jesu nach Lk 1,26ff. Gelegentlich wird er aber auch mit einer Schriftrolle, einer Posaune oder lediglich mit erhobenem Zeigefinger (angelus interpres, erklärt die Träume des Daniel) dargestellt. Im Film Constantine wird Gabriel von der Schauspielerin Tilda Swinton dargestellt. Im Film God’s Army – Die letzte Schlacht (engl. Originaltitel: The Prophecy) und den beiden Fortsetzungen wird Gabriel durch den Schauspieler Christopher Walken dargestellt. In diesem Film wird der Erzengel Gabriel und diverse andere Engel gezeigt, die einen epischen letzten Kampf um das Himmelreich führen.

Katholische Marien-Kunst

Statuen des Engels Gabriel

Christlicher Gedenktag

Der Gedenktag ist der 29. September (röm.-kath.: „Erzengel-Fest Hl. Michael, Hl. Gabriel, Hl. Rafael“; evangelisch: „Tag des Erzengels Michael und aller Engel“).

Bis zum 1. Januar 1970 wurde Sankt Gabriel eigens am 24. März begangen.

Die Katholische Kirche feierte den Gedenktag vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil am 18. März. [2]


Der Erzengel Gabriel ist unter anderem Schutzpatron der Zusteller, Müllmänner, Diplomaten, Radiosprecher und der Fernmeldetruppe des deutschen Heeres.

Pseudepigraphen des Alten Testaments

Im Äthiopischen Buch Henoch wird Gabriel in Kapitel 20,7 neben Uriel (20,2), Raphael (20,3), Raguël (20,4), Michael (20,5) und Sarakael (20,6) – in einigen Handschriften wird noch Remiel (20,8) genannt – zu den (sieben) höchsten Engeln gezählt. Dort heißt es über ihn: „Gabriel heißt ein sechster der heiligen Engel, der über das Paradies, die Schlangen und die Kerube gesetzt ist.“ (1. Henoch 20,7). Die Siebenzahl der höchsten Engel ist für das Äthiopische Buch Henoch in Kapitel 90,21f. verbürgt.

Andere Interpretationen

Gabriel im Judentum

In rabbinischen Quellen heißt es von Gabriel, er bestehe ganz aus Feuer, während Michael ganz aus Schnee bestehe. Entsprechend werden darin Gabriel und Michael die Metalle Gold und Silber zugeordnet. Die ihnen im Judentum zugesprochenen Attribute unterscheiden sich also von jenen, die ihnen die spätere christliche Mythologie zuordnet, in der teilweise Michael mit der Sonne und Gabriel mit dem Mond verbunden wird.

In der jüdischen Überlieferung waren die beiden Engel, die nach Sodom und Gomorra gingen, Michael und Gabriel (Genesis 19): Michael, um Lot zu retten, Gabriel, um die Stadt zu zerstören.

Im Talmud gilt er nach Michael als der Größte der „Engelsfürsten“, das Urteil Gottes aufzeichnend und vollziehend, Israel verteidigend und beschützend.

Islamische Bedeutung

Abbildung aus einer arabischen Handschrift.

Djibril (‏جبريل‎ arab. für „Gabriel“) ist der arabische Name für den Erzengel Gabriel.

Nach sunnitischer Auffassung des Islam wird der Erzengel Djibril auch als Ruh al-Qudus / ‏روح القدس‎ /‚Geist der Heiligkeit‘ bezeichnet. Jedoch ist er nicht mit dem Heiligen Geist aus der Dreifaltigkeit des christlichen Glaubens zu verwechseln. Nach schiitischer Meinung bezeichnet Ruh al-Qudus ein anderes Wesen, während Djibril als Ruh al-Amiyyn / ‏روح الامين‎ /‚Geist der Zuverlässigkeit‘ bezeichnet wird (Koran 26:193).

Gabriel/Djibril ist der Engel der Offenbarung, der dem Propheten Mohammed die Verse des Korans übermittelte. Djibril ist derjenige, der zum Imam Ali gesagt haben soll: La fata ila ali, wala saif ila solfikar. Das bedeutet so viel wie: Es gibt keinen heldenreicheren außer Ali und kein Schwert außer Solfikar. Er ist auch derjenige, der dem Propheten Mohammed die erste Sure diktiert hat. Er führte auf seinem Pferd Haizum die Engel in die Schlacht von Badr.

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Bellinger: Knaurs Lexikon der Mythologie. Genehmigte Lizenzausgabe. Augsburg, 2000. 157, 327, 346, 485-487.
  • John J. Collins: Art. Gabriel, in: K. van der Toorn; B. Becking; Pieter W. van der Horst (Hg.): Dictionary of Deities and Demons in the Bible. Leiden, Boston, Köln, 21999, 338-339.
  • Heinrich Krauss: Kleines Lexikon der Engel. Von Ariel bis Zebaoth. Originalausgabe. München, 2001. 73f., 119-121.

Einzelnachweise

  1. Maria Annunziata
  2. Hiltgart I. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten - Legende und Darstellung in der Bildenden Kunst, Stuttgart 1968

Weblinks

 Commons: Gabriel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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