- Haftreibungsgrenze
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Die Haftgrenze eines Reifens ist der Zustand, bei dem die maximale Kraftübertragung zwischen Reifen und Fahrbahn möglich ist. Die bei Geradeausfahrt übertragbaren Umfangskräfte nehmen mit höherem Schlupf zu, bis sie – je nach Reifentyp – bei einem Radschlupf von bis zu 20% ein Maximum erreichen. Überschreiten die einwirkenden Kräfte (u. a. Brems-, Flieh- und Beschleunigungskraft) die im Kammschen Kreis definierten maximal übertragbaren Kräfte, beginnt der Reifen bei zu hohen Umfangskräften durchzudrehen oder bei zu hohen Seitenführungskräften wegzurutschen.
Zu hohe Umfangskräfte können dafür sorgen, dass nur mehr geringe Seitenführungskräfte übertragbar sind und eine Fahrzeugachse ausbricht (geschieht dies absichtlich, spricht man auch von driften, unabsichtlich von Schleudern beim Auto). Wenn die Umfangskräfte des Reifens so groß sind, dass die Seitenführungskraft des Reifens verloren geht, fängt diese Achse an, nach außen zu driften. Um instabile Fahrzustände zu vermeiden, werden in modernen Fahrzeugen Antiblockiersysteme und ESP eingebaut.
Einflüsse auf die Haftgrenze
Die Haftgrenze wird bestimmt durch die Reibpaarung Straße/ Reifen, den Reibwert der Straße (durch unterschiedliche Asphaltmischungen oder andere Straßenbeläge wie Blaubasalt), die Mischung und Arbeitstemperatur der Reifen. Nässe, Schnee, Eis, Staub, Sand, Splitt, Laub sowie anderweitige Straßenverunreinigungen wie Öl- oder Benzinreste von Fahrzeugen, Erde oder Stroh von landwirtschaftlichen Geräten stören die Verzahnung der Reifenoberfläche mit dem Untergrund und setzen so die Haftgrenze erheblich herab.
Der Grenzbereich der Haftung variiert je nach Reifentyp. Tendenziell ist dieser Bereich bei profilierten Reifen größer als bei im Motorsport verwendeten Slicks, bei denen die Haftung schneller abreißt und die deshalb im Grenzbereich schwerer zu kontrollieren sind. Das Ausnutzen der Leistungsfähigkeit solcher Reifen muss deshalb erlernt und auf jeder Strecke (wegen wechselnder Fahrbahnbeläge und Witterungsbedingungen) neu „erfahren“ werden. Straßenzugelassene Serienreifen sind dagegen leichter zu kontrollieren, da sie durch die Walkarbeit der Profilblöcke im Grenzbereich den Verlust der Haftung früher spürbar machen.
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