Halbendorf/Gebirge

Halbendorf/Gebirge

Halbendorf/Gebirge auch Halbendorf im Gebirge, sorbisch Wbohow (früher Bochow, was Gottesdorf bedeutet), ist ein Ortsteil der Gemeinde Crostau am Horken (307 m). Er liegt an der Bundesstraße 96, der Alten Kaiserstraße. Er hat ca. 200 Einwohner.

Geschichte

Erwähnt wurde Halbindorff (Name nach dem Besitzer Hans de Halbindorff) erstmals 1374 im Bautzener Dingbuch Blatt 56a. 1469 wurde der Ort erneut in einem Bautzener Gerichtsbuch erwähnt. Darin bekannte ein Hannuss Wustenüge aus Halbindorff, dass er zwei Kühe gestohlen hatte. Das Umfeld ist schon lange besiedelt. Man fand ein Steinbeil aus vorchristlicher Zeit und Scherben deutscher und slawischer Keramik aus dem 13. Jahrhundert. Der Ort lag an einer alten Handelsstraße von Bautzen über Großpostwitz nach Zittau. Halbendorf war lange Grundbesitz des Bautzener Domstiftes. Verschiedene Adelige wurden mit dem Ort belehnt. Ab etwa 1600 bis 1676 gehörte es denen von Rechenberg. Die Gegend nannte man das „Rechenbergsche Land“. In der Folgezeit wechselten die Besitzer des Rittergutes häufig.

Für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz ermittelte Arnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Bevölkerungszahl von 172 Einwohnern; davon waren 127 Deutsche (74 %) und 45 Sorben (26 %)[1].

1938 wurde der Ort Suppo nach Halbendorf eingemeindet. 1944/45 wurden Einheiten der deutschen Wehrmacht im Ort einquartiert. Nach Kriegsende wurde das Rittergut von der Roten Armee geplündert. An dieser Plünderung nahmen auch Halbendorfer Einwohner teil. In der DDR wurde das Gut enteignet. Es entstanden fünf Neubauernhöfe und Kleingärten. Der Rest des Landes wurde verschiedenen Bauern zugeteilt. Die 1958 gegründete LPG „Am Horkenberg“ wurde 1960 der Crostauer LPG „Am Kälberstein“ und 1968 der LPG „Oberlausitz Kirschau“ eingegliedert. Das alte Herrenhaus wurde 1978 auch auf Drängen der Halbendorfer Bürger abgerissen.

1972 wurde Halbendorf nach Crostau eingemeindet.

Sonstiges

Besonders sehenswert ist eine Postsäule, die bereits kurz nach 1800 erwähnt wurde. Den Kopf der Säule bewahrte ein Bürger auf und sie wurde später wieder originalgetreu hergestellt. Die protestantische Bevölkerung von Halbendorf/Gebirge ist aufgrund des Fehlens einer eigenen Kirche auf drei angrenzende Kirchgemeinden aufgeteilt, was für ein Dorf etwas Ungewöhnliches ist, denn die meisten Dörfer liegen nur im Bereich einer Kirchgemeinde.

Einzelnachweise

  1. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 54. 

51.09805555555614.46757Koordinaten: 51° 6′ N, 14° 28′ O


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