- Hallesche Musiktage
-
Die Hallischen Musiktage sind ein auf zeitgenössische Musik spezialisiertes Musikfestival in der Stadt Halle an der Saale, das jedes Jahr im November stattfindet. Künstlerischer Leiter ist seit 1995 der Komponist Thomas Buchholz.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im November 1955 gab es die ersten Hallischen Musiktage. Ihre Ursprünge gehen aber ins Jahr 1952 zurück, als in Ost-Berlin die Zeitgenössischen Musiktage durchgeführt worden sind. Die Gründung der Hallischen Musiktage geht aber zum damaligen Verband deutscher Komponisten und Musikwissenschaftler (Arbeitskreis Halle) zurück. Während der DDR waren der Stadtrat und der Rat des Bezirkes Halles für die organisatorische Leitung zuständig. Seit der Wende fiel die Verantwortung dem neugegründeten Landesverband Sachsen-Anhalt Deutscher Komponisten zu. Hauptförderer ist die Stiftung Kulturfonds.[1]
Zwischen 1957 und 1962 wurden die Festspiele unterbrochen und erst wieder 1963 durchgeführt. 1975 sind sie wieder ausgefallen und seit 1976 bis zur Wende wurden die Hallischen Musiktage offiziell in eine sogenannten Bezirksbiennale[2] umgewandelt, das heißt, sie wurden nur jedes zweite Jahr veranstaltet. Mögliche Gründe sind die erhöhten Kosten und organisatorische Aufgaben sowie das Genre, das nicht dem breiten Publikum ansprach. Erst seit 1990 werden die Hallischen Musiktage wieder jährlich durchgeführt. 2007 ist das Festival erneut wegen organisatorischen Umbauarbeiten ausgefallen. Seit 2008 ist der Verein Hallische Musiktage Träger der Veranstaltung, ein Tochterverein der LVDK. Vorsitzender ist der Professor Wolfgang Stockmeier.
Die Anzahl der Besucher liegt seit dem 21. Jahrhundert deutlich über 3000.
Hans-Stieber-Preis
Seit 1977 wird im Rahmen der Festspiele der Hans-Stieber-Preis an junge Komponisten vergeben.[3] Der Preis ist nach dem in Naumburg an der Saale geborenen Komponisten Hans Stieber benannt. Er gründete 1946 die heute nicht mehr existierenden Musikhochschule Halle (Saale). Ein Teil seines Nachlasses wird von der Bibliothek des Händel-Hauses verwaltet.
Name
Es besteht in der Öffentlichkeit Zweifel über der Name der Musiktage. Konkret handelt es sich um das Wort Hallischen oder Halleschen. Die Festspiele wurden bei ihrer Gründung Hallische Musiktage benannt. 1956 wurde das Festival aber in Hallesche Musiktage umbenannt. Allerdings ist seit ihre Wiedereinführung 1963 Hallische Musiktage der offizielle Name. Der Organisator und die Stadt verweisen auf ihren ursprünglichen Namen und begründen es damit, dass Hallischen die Zusammengehörigkeit zwischen der Stadt Halle (Saale) und den Musiktagen eindeutig feststellt.[4]
Künstlerische Leiter der Hallischen Musiktage
- Ottmar Gerster (1955–1956)
- Ernst Hermann Meyer
- Walther Siegmund-Schultze
- Hans Jürgen Wenzel
- Gerd Domhardt (1989–1994)
- Johannes Reiche (1994–1995)
- Thomas Buchholz (seit 1995)
Spielstätten
- Händel-Haus
- Neues theater
- Ulrichkirche
- Volkspark
- Franckesche Stiftungen
- Bartholomäuskirche
- Die Kiebitzensteiner
- Moritzburg
- Marktkirche
- Opernhaus
Programm
Die Gestaltung des Programms hat sich im laufe der über 50 Jährigen Geschichte des Festivals verändert. 1955 wurden zum Beispiel zwei Sinfonien- und ein Kammermusikkonzert aufgeführt. Auch Volksmusik gehörte damals zum Programm. Im zweiten Jahr wurde das Programm umfangreicher, aber es gehörten auch Werke der Alten Musik dazu. Insgesamt wurden 1956 zwei Opern, ein Ballett und weitere fünf Konzerten dem Publikum vorgestellt. In den sechziger Jahren hatte die Chormusik (mit zum Beispiel den Hallenser Madrigalisten) eine wichtige Stellung gewonnen. Die Hallischen Musiktage dienten, ganz im Sinne der DDR, zur Vorstellung der Sächsischen Komponisten, wobei auch russische und weitere ausländische Musiker auftraten.
Heute werden im Durchschnitt zehn Konzerte während des Festivals durchgeführt. Die Förderung junger Komponisten und Musiker, vor allem aus Sachsen und Sachsen-Anhalt, ist weiterhin ein wichtiges Anliegen der Leiter. Trotzdem zeichnen sich die Festspiele für ihre anerkannten internationalen Gäste aus. (zum Beispiel Yun I-sang, Hover Chamber Choir of Armenia und Benjamin Britten). Seit Buchholz die Leitung übernommen hat, spielt das Thema Tradition und Moderne und das Ansprechen des breiten Publikums eine besondere Rolle bei der Gestaltung des Programms. Die Hallischen Musiktage bestanden 2008 aus acht Konzerten unter Beteiligung 32 Komponisten und der Staatskapelle Halle, der Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck, Wolfgang Stockmeier, Ortwin Benninghoff, dem Hallischen Musiktage Festivalorchester (eigens für die Hallischen Musiktage gegründet), dem Trio Neuklang, Irina Sydorenko (Solistin bei der Kiever Kammerakademie), der Ev. Singgemeinde Oberhausen, dem Trio Cantraiano und Christfried Brödel.
Bekannte Künstler
Die Hallischen Musiktage sind nach dem musica viva Festival in München die zweitgrößten Festspiele für Neue Musik in Deutschland. Zahlreiche bekannte deutsche und internationale Künstler gastierten:
- Orchester des Opernhauses Halle
- Ensemble Konfrontation Halle
- Thomas Rothert
- Universal Ensemble Berlin
- Waltraut Wächter
- Kiever Kammerakademie
- MDR Sinfonieorchester
- Howard Arman
- Georgische Kammerorchester
- Meißner Kantorei
- Orion Ensemble
- Hover Chamber Choir of Armenia
- Ensemble Sortisatio
- Leipziger Schlagzeugensemble
- Rheinisches Bach-Collegium
- Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig
- The Hilliard Ensemble
- Elizabeth Bice
- Kairos Quartett
- National Chamber Orchestra of Armenia
- Salzburger Harfenduo
Uraufführungen
Während der 54 Jahre Existenz der Festspiele wurden insgesamt 205 Werke folgender Komponisten uraufgeführt:
- Nikolai Badinski
- Michael Baumgartl
- Helmut Bieler
- Siegfried Bimberg
- Stan Blume
- Dietrich Boekle
- Reiner Bredemeyer
- Thomas Buchholz
- Hans-Georg Burghardt
- Alan Bush
- Sidney Corbett
- Paul Dessau
- Wolfram Dix
- Gerd Domhardt
- Günther Eisenhardt
- Alexandra Filonenko
- Peter Freiheit
- Axel Gebhardt
- Ulrike Geissler
- Eckhart Gleim
- Matthew Greenbaum
- Franziska Gruschka
- Thomas Hertel
- Sebastian Herzfeld
- Walter Thomas Heyn
- Caspar René Hirschfeld
- Wilhelm Hübner
- Wladimir Iliew
- Horst Irrgang
- Kurt Kallausch
- Georg Katzer
- Narine Khachatryan
- Karl Kleinig
- Tobias Klich
- Klaus-Dieter Kopf
- Péter Kőszeghy
- Christian F. P. Kram
- Stephan Krause
- Wilfried Krätschmar
- Johannes Kreidler
- Olav Kröger
- Erhard Künzel
- Arno Lücker
- Stepan Lusikjan
- Jens Marggraf
- Tilo Medek
- Astrid Müller
- Alfred Thomas Müller
- Christiane Müller
- Dieter Nathow
- Peter Petkow
- Joachim Rähmer
- Primos Ramovs
- Johannes Reiche
- Thomas Reuter
- Rainer Riehn
- Heinz Röttger
- Alexej Rybnikow
- Friedrich Schenker
- Helmut Schmidt
- Christfried Schmidt
- Klaus Hinrich Stahmer
- Wolfgang Stendel
- Hans Stieber
- Stojan Stojantschew
- Gerhard Tittel
- Karl Ottomar Treibmann
- Alexander Treichel
- Sorab Uduman
- Willi Vogl
- Hartmut Wallborn
- Hans Jürgen Wenzel
- Jürgen Willbrandt
- Gerhard Wohlgemuth
- Percy M. Young
- Ruth Zechlin
- Krzysztof Zgraja
Einzelnachweise
- ↑ Buchholz, Thomas (2005). Eine Kleine Chronik. LVDK Sachsen-Anhalt: Halle (Saale), Seite 4-7.
- ↑ Buchholz, Thomas (2005). Eine Kleine Chronik. LVDK Sachsen-Anhalt: Halle (Saale), Seite 3.
- ↑ Landesverband Sachsen-Anhalt Deutscher Komponisten: Der Preis
- ↑ Landesverband Sachsen-Anhalt Deutscher Komponisten: Hallische oder Hallesche?
Weblinks
Wikimedia Foundation.