Hamid Karsai

Hamid Karsai

Hamid Karzai (* 24. Dezember 1957 in Karz nahe Kandahar/Afghanistan; alternative Schreibweise: Hamid Karsai), auf Paschtu: ‏حامد كرزي‎, ist seit 2004 Präsident von Afghanistan.

Hamid Karzai im Weißen Haus.
Hamid Karzai mit Karakulmütze und dem usbekischen Chapan-Umhang

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hamid Karzai wurde am 24. Dezember 1957 in Karz geboren. Er ist Mitglied des paschtunischen Popalsai-Clans, eines Unterclans der Durrani, aus dem viele afghanische Könige hervorgegangen sind. Karzai ist ein Nachfahre von Ahmad Schah Durrani. Sein Großvater war während der Regierung des Königs Zahir Schah Nationalratspräsident. Sein Vater war Senator.

Karzai studierte von 1978 bis 1983 Politik an der Himachal-Universität in Shimla (Indien). Nach einem Bericht der französischen Zeitung Le Monde schloss er seine Ausbildung in den USA ab und war dort kurze Zeit als Berater des Unocal-Konzerns tätig, der in den 90er Jahren den Bau einer Pipeline von den Öl- und Erdgasfeldern des Kaspischen Meeres durch Afghanistan plante. Sowohl Karzai als auch Unocal haben diese Tätigkeit bestritten; möglicherweise liegt eine Verwechslung mit dem späteren US-Botschafter in Afghanistan Zalmay Khalilzad vor.[1]

Gegen die sowjetische Intervention unterstützte der Unternehmer Karzai die Mudschaheddin mit einem Teil seines Vermögens.[2] Ende der 1980er Jahre kehrte Karzai nach Afghanistan zurück, um anti-sowjetische Kräfte zu unterstützen. Nachdem die sowjetischen Streitkräfte aus Afghanistan abgezogen waren, war er von 1992 an für zwei Jahre Vize-Außenminister im Kabinett von Burhanuddin Rabbani.

Als die Taliban Mitte der 1990er Jahre die politische Bühne betraten, unterstützte Karzai sie zunächst. Allerdings brach er dann mit ihnen und floh 1996 in die Botschaft der UNO. Im Jahr 1997 gründeten er und sein Vater und Bruder eine Gegenbewegung im pakistanischen Quetta. In Verbindung zum ehemaligen König versorgte er Gegner der Taliban mit Waffen und unterstützte sie auch finanziell. Zudem soll er auch Kontakte zum amerikanischen Geheimdienst CIA gehabt haben.[2]

1999 fiel Karzais Vater einem Mordanschlag zum Opfer, die beiden Söhne entkamen nur knapp. Nach der Bluttat erbte Hamid den Titel des Khans der 500 000 Popalsai und wurde ein Führer im bewaffneten Widerstand gegen die Koranschüler in Kabul.

Präsidentschaft

Nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 arbeitete Karzai mit den USA zusammen, um das Taliban-Regime zu stürzen und eine neue Regierung aufzubauen. Bereits am 4. Dezember 2001 wurde er auf der Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn auf Betreiben des Westens und der Vereinten Nationen zum Präsidenten der Übergangsregierung ernannt.[2]

Am 5. September 2002 wurde in Kandahar ein Anschlag auf Karzai verübt. Ein Schütze in Uniform der afghanischen Armee eröffnete das Feuer, verwundete den Gouverneur von Kandahar und einen Angehörigen der US-Armee. Der Schütze und ein Leibwächter Karzais starben.

Vom 14. Dezember 2003 bis zum 4. Januar 2004 leitete Karzai die mehrwöchige Große Ratsversammlung (Loja Dschirga), die am Ende dem Entwurf der Verfassung für Afghanistan als eine islamische Republik mehrheitlich zustimmte. Karzai galt als großer Favorit für die afghanischen Präsidentschaftswahlen, die im Oktober 2004 stattfanden. Am 9. Oktober 2004 wurde Karzai mit einer Mehrheit von über 55 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt. In Karzais ersten Gesprächen nach seinem Präsidentschaftsantritt soll mit der pakistanischen und der turkmenischen Regierung über die Wiederaufnahme des Pipelineprojekts gesprochen worden sein.

Bei der Feier zum 16. Jahrestag des Rückzugs der sowjetischen Streitkräfte am 27. April 2008 überlebte Hamid Karzai einen Angriff der Taliban in Kabul unverletzt. Zwei Menschen wurden dabei nach Angaben des Gesundheitsministers Mohammed Amin Fatimie getötet.[3]

Einzelnachweise

  1. Biografie von Karzai bei globalsecurity.org
  2. a b c Spiegel 10. Dezember 2001
  3. Karsai überlebt Anschlag unverletzt www.tagesschau.de, 27. April 2008

Weblinks



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