Hans Joachim von Spreti-Weilbach

Hans Joachim von Spreti-Weilbach

Hans Erwin Graf von Spreti-Weilbach (* 24. September 1908 in Karlsruhe; † 30. Juni 1934 in Stadelheim, manchmal auch Hans Joachim Graf von Spreti-Weilbach)[D 1] war ein deutscher Politiker (NSDAP) und in führender Funktion bei der Sturmabteilung (SA).

Leben und Wirken

Hans Erwin von Spreti-Weilbach lebte ab 1910 in Weilbach und wurde von einer Hauslehrerin unterrichtet. Von 1920 bis 1922 besuchte er das Theresien-Gymnasium und danach bis 1927 das Neue Realgymnasium in München. Das Abitur legte er im März 1928 an der Dr. Harangs Privatschule in Magdeburg ab. Danach absolvierte er ein Landwirtschaftspraktikum und begann im Wintersemester 1929 mit dem Studium der Landwirtschaft an der damaligen Königlichen Akademie für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan, welche ein Jahr später in die Technische Hochschule München eingegliedert wurde. Zwei Semester studierte er in Kiel und legte im August 1932 die Prüfung zum Diplom-Landwirt in Weihenstephan ab.[D 1]

Ende der 1920er Jahre schloss er sich der NSDAP und ihrer Kampfformation, der SA, an. 1931 wurde Spreti-Weilbach zum Adjutanten von Ernst Röhm, dem Stabschef der SA, ernannt. Laut Andreas Dornheim war Spreti-Weilbach bereits 1932 neben Georg Bell, Julius Uhl und Karl Leon Graf Du Moulin Eckart einer der vier engsten Mitarbeiter Röhms.[D 2] Im März 1932 war Spreti-Weilbach neben Röhm das Ziel eines – letztlich nicht verwirklichten – Mordvorhabens aus den Reihen seiner eigenen Partei: Walter Buch, der oberste Parteirichter der NSDAP und sein Schwiegersohn Martin Bormann planten zu dieser Zeit die NSDAP von der politischen Hypothek der öffentlichen Skandale im Zusammenhang mit Röhms Homosexualität durch dessen Beseitigung zu befreien. Außer Röhm sollten auch einige Männer aus seinem direkten Umfeld, darunter Spreti-Weilbach, ermordet werden.[D 2][J 1] Der Graf geriet nicht nur wegen seiner engen Zusammenarbeit mit Röhm, sondern vor allem auch aufgrund seiner homosexuellen Beziehung zu seinem Stabschef, dessen Geliebter er war,[1] ins Visier der Verschwörer. Spreti-Weilbach flüchtete nach Bekanntwerden des Mordkomplotts zusammen mit Röhm vorübergehend nach Berlin. Nach Ansicht der sozialdemokratischen Münchner Post war „der Zweck dieser Umlegeaktion die Beseitigung der prominentesten 175er im Braunen Haus“.[J 2]

Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ wurde Spreti im März 1933 in den Rang eines SA-Standartenführers erhoben.

Anlässlich einer Tagung der SA-Führer weilte Spreti-Weilbach seit Ende Juni 1934 im bayerischen Kurort Bad Wiessee. Dort wurde er am 30. Juni gemeinsam mit den dort versammelten Mitgliedern der SA-Führungsriege um Röhm von einem SS-Aufgebot unter der persönlichen Führung Hitlers festgenommen und ins Gefängnis in München Stadelheim überführt. Die Verhaftungen erfolgte dabei im Rahmen der unter der Propagandabezeichnung „Röhm-Putsch“ bekannt gewordenen politischen Säuberungsaktion, in deren Verlauf Hitler seine tatsächlichen und vermeintlichen Gegner in den eigenen Reihen ausschaltete. Ungewöhnlich an der Verhaftung Spreti-Weilbachs war, dass er von Hitler selbst „dingfest gemacht“ und mit einer Nilpferdpeitsche attackiert wurde.[2]

Nach seiner Überführung nach Stadelheim wurde Spreti-Weilbach dort noch am selben Tag von einem SS-Kommando erschossen.[3] Am 20. Juli 1934 quittierten seine Eltern den Eingang einer Urne, die angeblich die Asche Spreti-Weilbachs enthielt. Diese wurde später im Familiengrab der Spreti-Weilbachs in Weilbach beigesetzt.[4]

Einzelnachweise

D: Andreas Dornheim: Röhms Mann fürs Ausland. Politik und Ermordung des SA-Agenten Georg Bell, LIT Verlag, 1998, ISBN 3-8258-3596-0

  1. a b S. 231, Fußnote 206; Siehe auch:
    Heinrich von Spreti: Die Spreti. Geschichte des altadeligen Hauses Spreti, Privatdruck, München 1995, S. 178 ff.
  2. a b S. 119

J: Burkhard Jellonek: Homosexuelle unter dem Hakenkreuz. Die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich. Schöningh, Paderborn 1990, ISBN 3-506-77482-4

  1. S. 71f.
  2. Münchner Post vom 13. April 1932, zitiert auf S. 72.

Verschiedene

  1. Moritz Pirol: Hahnenschreie, Bd. 2, Books on Demand, 2000, ISBN 3-8311-0823-4, S. 285.
    in Ernst Röhm: Geschichte eines Hochverräters, 1933, S. 20 heißt es zudem andeutungsvoll: „In den trauten Räumen des Kavaliers Spreti haben wir die Jahre hindurch uns immer wieder von der Arbeit und manchem Ärger erholt.“
  2. Rudolf Olden: Hitler (Nachdruck der Ausgabe von 1935 mit einem Vorwort von Werner Berthold), Gerstenberg, Hildesheim 1981, ISBN 3-8067-0873-8, S. 318
    Siehe auch Gerald Reitlinger: The SS, Alibi of a Nation. 1922-1945, New York 1957, S. 64.
  3. John W. Wheeler-Bennett, Hans Steinsdorff: Die Nemesis der Macht. Eine Deutsche Armee in der Politik, 1918-1945; Droste, 1954; S. 345.
  4. Bernd-Ulrich Hergemöller: Mann für Mann – Ein biographisches Lexikon; Hamburg: Suhrkamp Taschenbuch, 2001; ISBN 3-518-39766-4

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