Carl-Leon Du Moulin-Eckart

Carl-Leon Du Moulin-Eckart

Karl Leon Eduard Friedrich Bernhard Max Graf Du Moulin Eckart (* 2. Januar 1900 in München; † 31. März 1991; auch Carl-Leon Du Moulin-Eckart) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und SA-Führer. Er wurde vor allem bekannt als Leiter des Nachrichtendienstes der SA in den Jahren 1930 bis 1932.

Leben und Wirken

Du Moulin Eckart wurde als Sohn des Geschichtsprofessors Richard Graf Du Moulin Eckart (1864–1938) und seiner Frau Bertha (1866–1949; geb. Berger) geboren. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg gehörte er zeitweise dem Freikorps Epp an, bei dem er Ernst Röhm kennenlernte. Von Februar bis Oktober 1923 arbeitete Du Moulin als Fahrdienstleiter bei der Firma Faber. Es folgte das Studium der Rechtswissenschaften, das er 1927 mit der Promotion zum Dr. jur. abschloss. Seine Doktorarbeit widmete sich dem Thema Die Spionage und ihre Behandlung nach Völkerrecht und Reichs-Strafrecht unter besonderer Berücksichtigung des Entwurfes zu einem Allgemeinen deutschen Strafgesetzbuch von 1927. Er folgte seinem Vater als Majoratsherr auf den Familiengütern in Winklarn und Bertoldsheim.

Im Juni 1930 machte Röhm, selbst kurz zuvor zum Stabschef der SA ernannt, Du Moulin Eckart zum Leiter der Nachrichtenabteilung, das heißt des Geheimdienstes, der SA, den er von einem Büro im Braunen Haus in München bis zum April 1932 leitete.[1] Die Geschäftsführung erledigte dabei der Münchner SS-Mann Max Frauendorfer.

In den gefälschten Briefen der Münchner Neuen Post wurde Du Moulin Eckart am 24. Juni 1931 zusammen mit Rolf Reiner als einer der führenden homosexuellen SA-Leute bezeichnet. Ihm wurde auch vorgeworfen, „wegen seiner ausgesprochen femininen Einstellung der widerlichste im ganzen Braunen Haus“ für Oberstleutnant Brückner zu sein. Im Frühjahr 1932 plante Walter Buch, der oberste Parteirichter der NSDAP, die Ermordung von Du Moulin Eckart, Röhm, dessen Adjutant Spreti-Weilbach, Georg Bell und Julius Uhl, da er fürchtete, dass deren in der Öffentlichkeit allgemein bekannte Homosexualität sich bei den damals bevorstehenden Wahlen als politische Hypothek erweisen könnte, das heißt viele potentielle Wähler aus Abscheu vor den „widernatürlichen Neigungen“ der Röhm-Clique der NSDAP ihre Stimmen vorenthalten lassen könnte. Er erteilte dem bankrotten Bandagefabrikanten und NS-Spitzel Emil Traugott Danzeisen den Auftrag, den Mord zu übernehmen. Dieser wiederum gab den Befehl in brieflicher Form an den ehemaligen Architekten Emil Karl Horn weiter. Horn schreckte jedoch davor zurück und informierte Du Moulin Eckart. Im anschließenden „Danzeisen-Prozess“ wurde jener zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt.[2]

Im 1936 erschienenen Exilroman Vor großen Wandlungen des Kommunisten Ludwig Renn, wo die SA als brutaler Männerbund geschildert wird, in dem Heranwachsende systematisch vergewaltigt werden, wird Du Moulin Eckart als enger Kumpan von Wolf-Heinrich von Helldorf und Edmund Heines dargestellt. Mit jenen und anderen, die „es durch das Bett des Stabschefs Röhm zu etwas gebracht hatten oder hofften, es zu etwas zu bringen“ habe er in einem Nebenzimmer des Weinlokals Horcher am Berliner Wittenbergplatz sich über den „holländischen Strichjungen“ Marinus van der Lubbe unterhalten, um diesen zum Brandanschlag auf das Reichstagsgebäude anzustiften. Damit übertrug Renn das Klischee vom „homosexuellen Faschisten“ und Verbrecher auch auf Du Moulin Eckart und trug zur Verfestigung des Stereotyps bei.[2] (→Homophobie unter Linken)

Im Oktober 1932 wurde Du Moulin Eckart nach Wien versetzt. Am 30. Juni 1934 entkam er dadurch der Ermordung im Zuge des „Röhm-Putsches“. Laut Dornbach ist der Grund hierfür wahrscheinlich in seiner persönlichen Freundschaft zu Heinrich Himmler zu sehen, der die Mordaktion orchestrierte. In seinem Lebenslauf berichtete Du Moulin im Gegensatz dazu, Himmler habe später zu ihm gesagt: „Du hast Glück gehabt, du bist zum Erschießen zu spät nach Berlin gekommen.“[3] Spätestens ab August 1934 bis 1936 war er aber im KZ Lichtenburg inhaftiert.[4]

Du Moulin ließ sich dann gerichtlich bescheinigen, nicht zu den Homosexuellen zu gehören[5] und zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Im Jahre 1944 heiratete er Erika Schmaeling, von der er sich 1949 wieder scheiden ließ. Später heiratete er die Internistin und Psychotherapeutin Eva Kusche. Sie gebar ihm einen Sohn und zwei Töchter.[2][6]

Einzelnachweise

  1. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS, 1967, S. 71 ff.
  2. a b c Bernd-Ulrich Hergemöller: Mann für Mann - Ein biographisches Lexikon, Suhrkamp Taschenbuch, Frankfurt a. M. 2001, ISBN 3-518-39766-4
  3. Dornheimer: Röhms Mann fürs Ausland, 1998, S. 288.
  4. Dietmar Schulze: Der „Röhm-Putsch“ in der Provinz Sachsen, in: Jana Wüstenhagen, Daniel Bohse: Hallische Beiträge zur Zeitgeschichte - Heft 15, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2005, S. 9-33
  5. Burkhard Jellonek: Homosexuelle unter dem Hakenkreuz, Schöningh, Paderborn 1990, S. 70, Anm. 50
  6. Andreas Dornheim: Röhms Mann fürs Ausland. Politik und Ermordung des SA-Agenten Georg Bell, LIT, Münster/Hamburg 1998, S. 53f., 123-135

Weblinks


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