Haus zur Haue

Haus zur Haue
Haus «zur Haue» am Limmatquai, links die Ostfassade des Rathauses (2008)

Das Zunfthaus zur Haue am Limmatquai ist das Versammlungshaus (Zunfthaus) der Zunft zum Kämbel und gehört zu den historisch wertvollen Gebäuden im Quartier Rathaus in Zürich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste Trinkstube der Zunft zum Kämbel befand sich in der Nähe des Rathauses, lässt sich aber wie bei anderen Stadtzürcher Zünften nicht mehr eindeutig eruieren. Als gesichert gilt, dass die Zunft im Jahr 1487 das «Haus zum Kämbel» beim Münsterhof erworben hat.

Ursprünglich standen an der Stelle des heutigen Bürgerhauses «zur Haue» drei selbständige Häuser: Das obere und untere «Wetzwilerhus», 1373 erstmals urkundlich erwähnt, und das «Ropoltzhus»; alle drei Häuser wurden in späteren Jahren zu einem Gebäudekomplex umgebaut. 1358 verkaufte der Ritter Götz Mülner seine von Kaiser Ludwig von Bayern als Reichslehen verliehenen Hoheitsrechte an die Stadt Zürich. Die neu erworbenen Besitzungen wurden als Innere Vogtei einem Obervogt unterstellt, der im Haus zur Haue seinen Amtssitz hatte.[1]

1442 gelangte die Liegenschaft in den Besitz der Salzleute und ist seit 1450 als «Salzlütenhus», «Houw» oder «Salzhouw» bekannt. Der Begriff «Houw» (Haue) ist dem Emblem der Salzleute entliehen, die mit ihrer Haue das Salz schlugen. Die Häuser in unmittelbarer Nähe des Rathauses gehörten zu den begehrtesten Privathäusern; das Rathaus war nicht nur der politische sondern auch wirtschaftliche Mittelpunkt der Stadt.

1532 erwarb der Tuchhändler Konrad Rollenbutz die Liegenschaft und gab sie an seine beiden Söhne weiter. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts befand sich die «Haue» im Besitz von Salomon Hirzel-Rollenbutz (* 1544; † 1605), der das Haus seinem Sohn, dem Bürgermeister Salomon Hirzel (* 1580; † 1652) vererbte. Eine Gedenktafel und der Hirsch auf dem Dachgiebel erinnern an jene Zeit.

Murerplan, Ausschnitt

Auf dem Murerplan von 1576 ist das Haus direkt an der Limmat nördlich des Zunfthauses zum Rüden zu erkennen. Unter den Arkaden führte die Reichsstrasse der Limmat entlang.

1781 wurde das Wohnhaus von der Familie Hirzel an Rudolf Rordorf-Sprüngli verkauft, in dessen Besitz es bis zum Erwerb durch den Kolonialwarenhändler August Beckert im Jahr 1878 verblieb. Dieser liess das Haus umbauen, die Fassade mit Stuckgesimsen und gemalten Ornamenten versehen und die gotischen Fenster der oberen Stockwerke verändern. Sein Neffe, Albert Beckert-Irniger, veranlasste die Herstellung des ursprünglichen Bauzustands im heutigen Erscheinungsbild mit den markanten Treppengiebeln.

Am 31. Mai 1956 – 150 Jahre nach ihrer Auflösung – erwarb die neu gegründete Gesellschaft zum Kämbel die Liegenschaft. Der Zunftsaal im ersten Stock wurde 1979 vom Architekten Armin Meili gestaltet, und seit 1980 ist im Erdgeschoss eine Weinstube eingerichtet.

Bilder

Literatur

  • Markus Brühlmeier, Beat Frei: Das Zürcher Zunftwesen. 2 Bände, NZZ Buchverlag, Zürich, 2005. ISBN 3-038231-71-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Zunft Witikon

47.3713698.5430597Koordinaten: 47° 22′ 17″ N, 8° 32′ 35″ O; CH1903: (683415 / 247312)


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zunfthaus zur Haue — Haus «zur Haue» am Limmatquai, links die Ostfassade des Rathauses (2008) Das Zunfthaus zur Haue am Limmatquai ist das Versammlungshaus (Zunfthaus) der Zunft zum Kämbel und gehört zu den historisch wertvollen Gebäuden im Quartier Rathaus in Zürich …   Deutsch Wikipedia

  • Haus zum Kämbel — Wappen der Zunft zum Kämbel Die Zunft zum Kämbel ist eine mittelalterliche Zunft der Schweizer Stadt Zürich – ihr Zunfthaus ist das «Haus zur Haue» am Limmatquai. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Haus zum Rüden — Haus «zum Rüden» am Limmatquai (2008) Das Haus zum Rüden (auch einfach der Rüden genannt) ist das Versammlungshaus der Gesellschaft zur Constaffel in der Altstadt von Zürich. Freistehend und ursprünglich ganz am Wasser erbaut, springt es… …   Deutsch Wikipedia

  • Zunft zum Kämbel — Wappen der Zunft zum Kämbel …   Deutsch Wikipedia

  • Constaffel — Wappen der Constaffel In der Constaffel waren während der Brunschen Zunftverfassung die Vertreter aus dem Ministerialadel sowie der Kaufmannschaft und der vornehmen Handwerkergeschlechter (Bürgerpatriziat) im Stadtrat der Reichsstadt und späteren …   Deutsch Wikipedia

  • Salomon Hirzel (Politiker) — Salomon Hirzel (1580 1652) im Theatrum Europaeum Salomon Hirzel (* 8. August 1580 in Zürich; † 24. Juni 1652 ebendort) war ein Schweizer Kaufmann, Politiker und Diplomat …   Deutsch Wikipedia

  • Zunfthaus zum Rüden — Haus «zum Rüden» am Limmatquai (2008) Das Haus zum Rüden (auch einfach der Rüden genannt) ist das Versammlungshaus der Gesellschaft zur Constaffel in der Altstadt von Zürich. Freistehend und ursprünglich ganz am Wasser erbaut, springt es… …   Deutsch Wikipedia

  • Bögg — Verbrennung des Böögg 2005 Sechseläuten (Zürichdeutsch: Sächsilüüte) ist ein Frühlingsfest in Zürich. Es findet Mitte April statt. Im Mittelpunkt des Festes steht die Figur Böögg, ein künstlicher Schneemann, der den Winter symbolisiert.… …   Deutsch Wikipedia

  • Böög — Verbrennung des Böögg 2005 Sechseläuten (Zürichdeutsch: Sächsilüüte) ist ein Frühlingsfest in Zürich. Es findet Mitte April statt. Im Mittelpunkt des Festes steht die Figur Böögg, ein künstlicher Schneemann, der den Winter symbolisiert.… …   Deutsch Wikipedia

  • Böögg — Verbrennung des Böögg 2005 Sechseläuten (Zürichdeutsch: Sächsilüüte) ist ein Frühlingsfest in Zürich. Es findet Mitte April statt. Im Mittelpunkt des Festes steht die Figur Böögg, ein künstlicher Schneemann, der den Winter symbolisiert.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”