Heilbronn-Böckingen

Heilbronn-Böckingen
Wappen von Böckingen
Wappen von Heilbronn

Böckingen
Stadtteil von Heilbronn

Heilbronn Biberach Böckingen Frankenbach Horkheim Kirchhausen Klingenberg Neckargartach SontheimLage von Böckingen in Heilbronn
Über dieses Bild
Koordinaten 49° 8′ 0″ N, 9° 11′ 0″ O49.1333333333339.18333333333337Koordinaten: 49° 8′ 0″ N, 9° 11′ 0″ O
Fläche 11,4 km²
Einwohner 21.359 (30. Sep. 2007)
Bevölkerungsdichte 1881 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Juni 1933
Postleitzahl 74080
Vorwahl 07131
Adresse der
Verwaltung
Grünewaldstraße 15
74080 Heilbronn

Böckingen ist mit etwa 21.300 Einwohnern der nach der Kernstadt größte und älteste Stadtteil von Heilbronn. Der Ort liegt am linken Ufer des Neckars südwestlich von der Heilbronner Kernstadt. Böckingen gehörte bereits vom 14. bis 19. Jahrhundert als reichsstädtisches Dorf zur Reichsstadt Heilbronn, besaß jedoch zwischen 1919 und der Eingemeindung nach Heilbronn 1933 auch selbst das Stadtrecht.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Heilbronn-Böckingen von Osten aus gesehen

Böckingen liegt am linken Ufer des Neckars südwestlich von der Heilbronner Kernstadt. Die umliegenden Orte sind im Uhrzeigersinn Heilbronn, Sontheim, Horkheim, Klingenberg, Leingarten und Frankenbach, mit Ausnahme von Leingarten allesamt Stadtteile von Heilbronn.

Die historische Ortsmitte von Böckingen befindet sich im Süden der besiedelten Fläche, in etwa auf Höhe des Abzweigs des Neckarkanals vom Neckar-Altarm. Der Ort hat sich in jüngerer Zeit durch Industriegebiete und Neubausiedlungen wie die Wohngebiete Kreuzgrund Längelter und Schanz stark nach Norden und Westen ausgedehnt.

Bis ins 14. Jahrhundert lag Böckingen direkt am Ufer des Neckar-Hauptstromes. Bei einem Hochwasser im Jahr 1333 bahnte sich der Hauptstrom weiter östlich einen neuen Weg, den heutigen Neckar-Altarm. Der teilweise trockengefallene frühere Flusslauf bildete den Böckinger See, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weiter trockengelegt und nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Trümmern des fast vollständig zerstörten Ortes vollends zugeschüttet wurde. Vom See zeugt heute nur noch die Seestraße. Auch der UtznamenSeeräuber“ der Böckinger Bevölkerung geht darauf zurück.

Geschichte

Frühe Besiedlung und erste Erwähnung

Römischer Altarstein für die Schutzgöttinnen des Exerzierplatzes im Truppenlager.
In Böckingen gefundene Alamannische Reiterfibel aus dem 5. Jahrhundert

Erste Besiedlungsspuren in Böckingen datieren um 4000 v.Chr. Die fruchtbaren Neckarauen mögen Anlass zur Besiedlung gegeben haben.

Um 85/90 n.Chr. errichteten die Römer bei Böckingen das zum Neckar-Odenwald-Limes gehörende Kastell Heilbronn-Böckingen, welches 1886 erstmals genau lokalisiert und später durch Ausgrabungen nachgewiesen werden konnte. 1677 wurde in Hetensbach am „Guckulimoor“ ein römischer Altarstein gefunden, der folgende Inschrift trägt: CAMPESTRIB[VS]/ EX VOTO / C[AIVS] SANCTINVS / GAI FIL[IVS] QVIR[INA] / AETERNVS PR[AEPOSITVS] oder PR[AEFECTVS]. Übersetzt heißt die Inschrift: Den Göttinnen des Exerzierplatzes gemäß seinem Gelübde Gaius Sanctinius Aeternus, Sohn des Gaius aus der Quirinischen Tribus, Befehlshaber. Damit wurden die mastres campestres die Schutzgöttinnen der Auxiliarreiter verehrt. Campestres stammt von campus ab und bezeichnet den Exerzierplatz im Truppenlager. Publius Nasellius Proclianus, Centurio der 8. Augustinischen Legion, Befehlshaber der 1. Kohorte der Helvetier ließ in Böckingen drei Altarsteine aufstellen, wovon der Altarstein für Mithras beim Sonnenbrunnen gefunden worden ist. Die beiden anderen, den Altarstein für die Rücksicht nehmenden Fortuna und dem Phytischen Apollo wurden nicht mehr gefunden. Andere römische Inschriftensteine befinden sich heute im Antiquarium in Stuttgart. Die Untersuchung der Römeranlagen in Böckingen geht bis auf das späte 19. Jahrhundert zurück. Am 14. Oktober 1897 begann der Streckenkommissär für die Limesforschung Major a.D. Steimle nach dem castrum auf der Gemarkung von Böckingen zu graben. Ort seiner Grabungen waren dabei die Sumpf- und Steinäcker Böckingens.

In nachrömischer Zeit gehörte Böckingen zunächst zum alemannischen Siedlungsbereich. Der Name des Ortes lautet in den ältesten Urkunden Backingen bzw. Beckingen und geht vermutlich auf einen alemannischen Stammesfürst Baco zurück. Alamannische Gräber des 4. und 5. Jahrhunderts wurden südlich und südwestlich des römischen Kastells und damit im Norden von Böckingen gefunden. Alamannische Frauengräber wurden am Forchenweg gefunden. Grabbeigaben waren dabei zum Beispiel eine Reiterfibel und eine Bronzeschnalle bzw. eine Gewandspange mit einem gehörnten Tierkopf am Ende des Fibelfusses. Die Gräber gehörten in Böckingen zu zwei Höfen, die sich nördlich des Sonnenbrunnen-Baches am Heidenrain und weiter im Süden auf den Klammenäckern befanden.

Nach der Niederlage der Alamannen gegen die Franken im Jahr 496 kam das Gebiet im Zuge der fränkischen Landnahme in deren Besitz. Auf der Flur Zigeunerstock im Süden von Böckingen, weiterhin in der Klingenberger Straße über die Flur Haggassengärten und auf der Schollenhalde wurde fränkische Reihengräber gefunden. In einem 75 x 80 Meter großen Reihengräberfeld am Zigeunerstock aus dem 6. bzw. 7. Jahrhundert wurden 160 Bestattungen gezählt, wobei 119 Grabbeigaben aus 47 Gräbern sichergestellt wurden.

Erstmalige Erwähnung Böckingens im Lorscher Codex
Am 11. August 795 verschenkte Morlach (Gaugraf des Kochergaus) eine Basilika in Böckingen

Die erste Erwähnung des Ortes erfolgt im Lorscher Codex in einer auf das Jahr 766 datierten Schenkungsurkunde. Neben Böckingen werden in dieser Urkunde auch Frankenbach, Schluchtern und Biberach genannt, außerdem werden Weingärten im Bereich der verschenkten Ländereien erwähnt. Insgesamt wird Böckingen im Lorscher Codex acht Mal in Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts genannt, dabei wird auch schon eine Kirche erwähnt: 795 verschenkte Morlach, vermutlich ein Gaugraf des Kochergaus, eine Basilika in Böckingen.

Im frühen Mittelalter gehörten zur Markung von Böckingen außer dem eigentlichen Dorf auch das um 1400 abgetrennte Dorf Klingenberg, das im 8. Jahrhundert urkundlich erwähnte und spätestens 1496 abgegangene Dorf Hetensbach bzw. Hetenesbach oder Heitingesbach sowie der Ort Rühlingshausen,[1] auf den heute lediglich ein Flurname 3,2 km im Südwesten bei Klingenberg noch hinweist.

Böckingen gelangt an die Reichsstadt Heilbronn

S CVNR DE BECKINGEN IVNIOR Siegel Konrads II. von Böckingen aus dem Jahr 1297
Verkauf der Burg und drei Viertel der Vogtei an Heilbronn im Jahre 1342
Böckingen 1732. Links der Böckinger See, rechts die Kirche

1140 wird im Hirsauer Codex erstmals das Geschlecht der Herren von Böckingen erwähnt, die aufgrund der Wappengleichheit vermutlich verwandtschaftliche Beziehungen mit den Herren von Neipperg hatten und deren Burg in Böckingen sich vermutlich auf einer Anhöhe im Bereich der heutigen Hofstattstraße befand.[2]

Die Herren von Böckingen waren ursprünglich Ministeriale im Dienst der Grafen von Calw und stiegen dann später in den Niederadel auf. Die Familie hatte die Vogteirechte in Böckingen zu drei Vierteln von den Grafen von Württemberg und zu einem Viertel von den Grafen von Eberstein. Zwar starb die Familie erst mit Eberhard II. von Böckingen (1526–1550) im Mannesstamm aus, allerdings verkauften bereits 1342 die Witwe von Konrad II., Gertrud von Remchingen (1297–1342), und ihr Sohn Johann II. (1333–1366) sowie dessen Ehefrau die Burg sowie drei Viertel der Vogtei zu Böckingen an die Stadt Heilbronn. 1431 erwarb die Stadt auch das letzte (ehemals Ebersteinsche) Viertel.

Dem Ort stand künftig ein Vogt vor, der allein vom Rat der Reichsstadt (und das waren fast ausschließlich die Heilbronner Patrizier) bestimmt wurde.

Böckingen war das Heimatdorf der Schwarzen Hofmännin und von Jäcklein Rohrbach, bekannter Anführer der Bauern im Deutschen Bauernkrieg. Rohrbach war unter anderem für die Weinsberger Bluttat 1525 verantwortlich, die das Ansehen der Bauern schwer schädigte und die Adligen zur Rache gegen die Bauern anstachelte. Nach der Niederschlagung des Aufstands wurde Böckingen zur Strafe dafür, dass es das Heimatdorf Rohrbachs war, teilweise niedergebrannt. Jäcklein Rohrbach und der Böckinger Schultheiß wurden bei lebendigem Leib verbrannt.

1530 wurde in Böckingen von Heilbronn ausgehend die Reformation eingeführt. Ein Rathaus in Böckingen wurde erstmals 1544 erwähnt. 1736 erwarb die Stadt Heilbronn auch das Patronatsrecht der Böckinger Kirche.

Eigenständige Gemeinde ab 1803

Böckingen 1830

Im Jahre 1802/03 erging der Reichsdeputationshauptschluss, durch den die Reichsstadt Heilbronn ihre Reichsfreiheit verlor und an Württemberg kam[3]. Böckingen und die anderen drei vormals zu Heilbronn zählenden Dörfer wurden zu selbstständigen Gemeinden erhoben, die Leibeigenschaft wurde abgeschafft. In der Chronik von 1803[4] heißt es: „Die vier Dörfer der Stadt genießen nun als Untertanen Seiner Durchlaucht die nämlichen Rechte wie die Einwohner der Stadt: jedes Dorf bildet eine eigene Kommune unter einem Schultheißen“. Die Gemeinde Böckingen gehörte zum Oberamt Heilbronn.

1811 wird die Cucculimur, der letzte Rest der römischen Siedlung im Süden von Böckingen abgebrochen. Grund dafür ist die Chaussierung der Straße nach Brackenheim.

Vom Bauerndorf zur Arbeiterwohngemeinde

Der Böckinger Schultheiß Adolf Alter um 1905
Das Schützenhaus am Sonnenbrunnen um 1900
Das Gasthaus zur Sonne wurde 1901 erbaut

Zwischen 1820 und 1919 hat wuchs die Bevölkerung auf das Zehnfache, von 1100 Einwohnern auf 11.076 Einwohner an. Grund dafür war die in Heilbronn einsetzende Industrialisierung, in deren Folge Böckingen von einem Bauern- und Weingärtnerdorf zu einer Arbeiterwohngemeinde wurde. Da es nicht gelang, Industrie in Böckingen anzusiedeln, profitierte die Gemeinde nicht vom Wachstum, sondern hatte vielmehr dessen Lasten zu tragen. Am 21. September 1862 ereignete sich zudem einen großer Brand in Böckingen. Bedeutende Zahlen von Arbeitsplätzen boten lediglich ab 1872 eine Ziegelei und ab den 1890er Jahren das Bahnbetriebswerk und der auf Böckinger Gemarkung liegende Güterbahnhof Heilbronn im Winkel zwischen der 1848 eröffneten Württembergischen Nordbahn von Stuttgart nach Heilbronn und der Kraichgaubahn, an die Böckingen 1878 einen Anschluss erhalten hatte.

Für die rasch anwachsende Bevölkerung wurden insbesondere ab dem späten 19. Jahrhundert nach Norden hin ausgedehnte Wohnsiedlungen erschlossen. Das rasche Bevölkerungswachstums forderte auch den Bau mehrerer Schulen. Hatte bis 1878 die Schule im Rathaus genügt, musste darauf ein Schulhaus an der Friedenstraße und wenig später die am 2. Mai 1900 eingeweihte Weststraßenschule (die heutige Reinölschule) erbaut werden. Bereits 1906 war eine Erweiterung der Weststraßenschule fällig und 1912 gar der Bau eines weiteren Schulhauses, der Alleenschule (heutige Grünewaldschule) mit abermals 20 Schulsälen. Die Alleenschule wurde nach der Allee benannt, die von Böckingen aus über den Sonnenbrunnen nach Norden führte (heutige nördliche Ludwigsburger und Grünewaldstraße). Das Schulhaus markierte zur Zeit seiner Entstehung noch den nördlichen Siedlungsrand des Ortes.

Am 29. Mai 1896 wurde zur Deckung des Energiebedarfs der Anschluss an das Heilbronner Gaswerk vereinbart. Am 18. Juni 1900 wurde an das Wasserwerk in Böckingen eingeweiht.

Am 14. September 1903 wurde der Böckinger Schultheiß Rein auf Grundlage eines Amtsenthebungsverfahrens von seinem Posten entlassen. Neuer Schultheiß wurde 1904 Adolf Alter (1876–1933), der auf Lebenszeit gewählt war und 1929 die Ehrenbürgerwürde bekam.

Eine Volkszählung vom 1. Dezember 1905 ergab eine Einwohnerzahl von 8658 Einwohnern und zählte demnach zu den Gemeinden der 1. Klasse (4000 bis 10.000 Einwohner). Weiterhin wurde Böckingen als Arbeiterwohngemeinde eingestuft, da mehr als 20% der Einwohner außerhalb der Gemeinde arbeiteten. Im Rahmen des Finanzausgleichs erhielt eine Arbeiterwohngemeinde auch finanzielle Mittel.

Am Morgen des 1. Dezember 1905 um 8 Uhr wurde der Böckinger Bäckergeselle Mogler im Hof des Heilbronner Landgerichts (heute Deutschhof) mit dem Fallbeil enthauptet. Grund der Hinrichtung war Raubmord. Mogler wurde wegen dreifachen Mordes verurteilt, an dem Bäcker Bühlinger, seiner Frau und dem Kind.

Am 28. Juli 1906 erging eine Gemeindeordnung, wonach eine Neuregelung und Klassifizierung der Gemeinden gemäß der Bevölkerungszahl erfolgte. Die Volkszählung vom 1. Dezember 1910 ergab eine Einwohnerzahl von 10 441 Einwohnern.

1915 gab der Gemeinderat zu Heilbronn bekannt, Böckingen als „seine größte Wohngemeinde“ finanziell zu unterstützen.

Verkehrsanbindung an Heilbronn

Omnibus der Automobil- verbindung Heilbronn-Böckingen vor dem Gasthaus zum Lamm in Böckingen
Omnibus der Automobil- verbindung Heilbronn-Böckingen auf dem Marktplatz in Heilbronn, zweiter von rechts ist Schultheiß Alter
Die Böckinger Bahnanlagen um 1898

Am 19. Oktober 1901 wurde die Haltestelle Böckingen eröffnet. Die Gemeinde Böckingen hatte dafür einen Betrag in Höhe von 13 000 Mark gestiftet.

Am 15. Oktober 1903 wurde eine Automobilverkehrsgesellschaft zum Betrieb einer Linie von Böckingen nach Heilbronn gegründet, die am 27. August 1905 auf dem Heilbronner Marktplatz feierlich die Automobilverbindung Heilbronn-Böckingen mit dem Böckinger Omnibus eröffnete. Der Böckinger Omnibus sollte im Liniendienst zwischen Böckingen und Heilbronn verkehren und verfügte über 16 Sitze. Der Omnibus war ein Exemplar aus Berlin und im Eigentum der „Neuen Automobilgesellschaft Berlin“, die diese Strecke auch befuhr. Anfang 1906 wurde der Betrieb jedoch eingestellt. 1909 wurde erneut die Omnibusverbindung aufgenommen, wobei der Omnibus diesmal über 24 Sitze verfügte. Der Betrieb wurde abermals nach einem Vierteljahr eingestellt.

1910 wurde in Böckingen die Gleislose Bahn Heilbronn–Böckingen GmbH gegründet, die am 11. Januar 1911 zwischen der Heilbronner Neckarbrücke und Böckingen den Betrieb einer Oberleitungsbus-Linie gemäß dem System Mercédès-Électrique-Stoll aufnahm[5]. Die Heilbronner Straßenbahn AG erhielt dann die kaufmännische Leitung und Betriebsführung des Böckinger Oberleitungsbusses. Der Betrieb auf der Strecke Neckarbrücke-Bahnhof-Großgartacher Straße-Böckingen endete am 31. Oktober 1916, da die Verbindung bei den Fahrgästen nicht angenommen wurde. Viele beklagten sich über die tiefen Schlaglöcher. Bis zur Einrichtung einer Straßenbahnlinie von Heilbronn nach Böckingen würde es noch bis 1926 dauern.

Stadtrecht 1919

Das Böckinger Rathaus 1905

Am 4. Dezember 1919 wurde die Pfarrdorfgemeinde Böckingen von der Kreisregierung zur Stadt erhoben. Grundlage war eine Volkszählung vom 8. Oktober 1919, die eine Einwohnerzahl von 11 044 ergab. Die neue Stadtgemeinde ohne jegliche eigene Industrie litt jedoch weiter an ungenügender Gewerbesteuerkraft und an mangelhafter finanzieller Ausstattung von Seiten des Landes.

Die Stadt Böckingen plante deswegen, ein Industrieanschlussgleis zu bauen, und gab ihre Pläne der Reichsbahndirektion Stuttgart zur Genehmigung vor. In einem solchen Eisenbahnanschluss sah man „die Voraussetzung für die Ansiedlung von großen und leistungsfähigen Industrieunternehmen“, da „die Ansiedlung einer solchen steuerkräftigen Industrie eine Lebensfrage für die hiesige Stadtgemeinde bedeutet“. Eine Planung sah ein Industrieanschlussgleis vor, das von der Hochflutbrücke aus nach Westen in Richtung der heutigen Neckartalstraße hätte gebaut werden sollen. Eine zweite Planung betraf ein Industrieanschlussgleis für das Industriegelände im Unteren Feld. Die Bahngleise sollten durch das Industriegleis beim Sonnenbrunnenübergang und bei der heutigen Heidelberger Straße unterquert und die Landwehrstraße überquert werden. Das Böckinger Industriegleis sollte in das Gleis der heutigen Neckargartacher Straße einmünden. Im Januar des Jahres 1925 wurde das Gesuch der Stadt Böckingen von Seiten der Bahn abgelehnt. Die Bahn selbst schlug als Industriegleis eine Abzweigung der Bahnstrecke Heilbronn-Eppingen vor. Die Kosten sollten dabei 100 000 RM betragen. Der Böckinger Gemeinderat gab daraufhin am 23. Juli 1925 beim Vermessungsamt entsprechende Pläne in Auftrag. Im Februar des Jahres 1925 entschied die Stadt Böckingen, sich zur Finanzierung des Industriegleises an einer Auslandsanleihe des württembergischen Städtetags in Höhe von 327.600 RM zu beteiligen, wobei die Anleihe am 1. November 1944 fällig sein sollte. Am 15. Dezember 1925 wurde jedoch bei der Böckinger Gemeinderatssitzung bemerkt, „daß die Ausführung des Industriegleisanlage im [...] Zeitpunkt des allgemeinen wirtschaftlichen Tiefstands nicht empfehlenswert sei und [...] eine entsprechende Rente aus dieser Anlage [...] nicht erwartet werden könne“. Aus diesem Grund wurde das Industrieanschlussgleis letztlich nicht gebaut. Mit den 327.600 RM finanzierte Böckingen 1926 den Anschluss an das Heilbronner Straßenbahnnetz. 1925/26 erfolgte außerdem der Umbau des Böckinger Schulhauses zum neuen Böckinger Rathaus, das einen älteren Vorgängerbau an anderer Stelle ersetzte.

1926 arbeiteten 2800 Böckinger in Heilbronn. Die Stadtgemeinde Böckingen musste für die Einwohner Wohnungen im Ort bauen, die Wasserversorgung sicherstellen, Gas und Elektrizität zur Verfügung zu stellen, neue Straßen bauen und den Schulbau vorantreiben. Wegen des Mangels an finanziellen Mitteln erbat der Böckinger Schultheiß Adolf Alter am 5. Februar 1927 in einem Antrag beim Land einen außerordentlichen finanziellen Zuschuss in Höhe von 300.000 Mark, der den Haushalt 1926 ausgleichen sollte. Dieser Antrag wurde am 12. Februar 1927 mit 33 zu 29 Stimmen bei vier Enthaltungen abgelehnt.

Schultheiß Alter forderte bereits Mitte der 1920er Jahre aufgrund der schlechten Finanzlage erfolglos die Eingemeindung nach Heilbronn. Er resümierte: „Unsere arme Stadt Böckingen, Wohngemeinde der reichen Industriestadt Heilbronn, wird von ihr wie eine Feindin, wie eine Aussätzige behandelt.“[6]

Die Arbeitslosenzahl der Stadt Böckingen stieg von 769 im Jahr 1926 auf mehr als 1000 Arbeitslose im Jahr 1930, als die Baugesellschaft Heilbronn AG ihre Ziegelwerke in Neckargartach und in Böckingen schloss.

Eingemeindung nach Heilbronn 1933

Hochwasser in der Stedinger Straße im Jahr 1906
Der alte Ortskern von Böckingen wurde 1944 zerstört

Am 29. März 1930 erging eine Gemeindeordnung, die Zwangseingemeindungen ermöglichte, sofern ein öffentliches Bedürfnis dafür gegeben war. Der Böckinger Gemeinderat stellte daraufhin beim Land Württemberg einen Antrag auf Zwangseingemeindung, die Staatspräsident Dr. Eugen Bolz bei der Plenarsitzung des Landtages vom 16. März 1932 befürwortete, weil Böckingen aufgrund der wenigen Steuereinkünfte nicht die Aufgaben einer mittleren Stadt wahrnehmen könne. Die Stadt Heilbronn forderte jedoch von der Staatsregierung, keine direkte Eingemeindung zu veranlassen.

Am 22. März[7] (nach einer anderen Quelle am 22. Mai[8]) 1932 erging ein Landesgesetz zur Haushaltssicherung der Stadtgemeinde Böckingen. Demnach konnten die Entscheidungen des Böckinger Gemeinderats durch einen Beauftragten der Gemeinden Heilbronns und Sontheims überwacht und durch dessen Einspruch auch blockiert werden. Der Beauftragte hatte eine Weisungsbefugnis für jegliche Art von Beschlüssen des Böckinger Gemeinderats. Der Bericht des beauftragten Stadtamtsmann Kübler von 1933 berichtet, dass am 8. Juli 1932 kein Haushaltsbeschluss im Böckinger Gemeinderat erzielt werden konnte, weil die von Kübler geforderte hundertprozentige Erhöhung der Bürgersteuer vom Böckinger Gemeinderat einstimmig abgelehnt worden war. Kübler setzte im August 1932 durch, dass in Böckingen die Unterstützungsrichtsätze heruntergesetzt wurden, womit er einer Heilbronner Entscheidung folgte und diese analog in Böckingen durchführte. Er widersprach auch der Einführung von Fürsorgesätzen sowie der Bedarfssätze für Arbeitslosen- und Krisenunterstützungsempfänger, wie sie in der Stadtgemeinde Heilbronn bestanden</ref>.

Am 1. Dezember 1932 wartete eine große Menge von Arbeitslosen vor dem Böckinger Rathaus, die an der Gemeinderatssitzung teilnehmen wollten. Sie ließen bekannt geben, dass der Beauftragte das Böckinger Rathaus zu verlassen habe, ansonsten könne der gesamte Böckinger Gemeinderat gehen.

Stadtschultheiß Adolf Alter verstarb am 6. Januar 1933. Sein Amt wurde nicht mehr besetzt. Am 23. April 1933 wurde Heinrich Gültig zum Staatskommissar für die Stadtgemeinden Böckingen und Heilbronn ernannt. Der neue Staatskommissar erklärte: „während der Dauer dieser Regelung, in der die Befugnisse des Gemeinderats Heilbronn wie die des Gemeinderats Böckingen in meiner Hand vereinigt sind, bin ich also befugt, die Vereinigung der beiden Stadtgemeinden durch eine mir zustehende Willenskundgebung zu vollziehen[9].

Am 19. Mai 1933 erging eine Verfügung des Staatskommissars „über die Vereinigung der Stadtgemeinde Böckingen mit der Stadtgemeinde Heilbronn“, welche am 27. Mai 1933 von Seiten der Aufsichtsbehörde genehmigt wurde. Ein Festakt fand am 31. Mai 1933 statt, die Eingemeindung wurde im Regierungsblatt für Württemberg Nr. 28 am 1. Juni 1933 verkündet.

1937 wurde die Ernst-Weinstein-Siedlung (Namensgeber war ein Stuttgarter SA-Mann, der von den NS-Herrschern zum Märtyrer stilisiert wurde) errichtet. Die heute: Kreuzgrund genannte Siedlung war mit ihren großzügig bemessenen Parzellen und den Häusern des Typs „Volkswohnhaus Ensle“ für Selbstversorger gedacht.

Im Novemberpogrom 1938 um 1.25 Uhr und um 1.40 Uhr[10] verwüsteten Nazis das Haus des jüdischen Armenarztes Dr. Essinger mit Granitpflastersteinen. Es wurde dabei auch geschossen. Weiterhin verwüsteten Nazis das evangelische Stadtpfarrhaus und danach das evangelische Vereinshaus. Später waren die Häuser ehemaliger KPD-Mitglieder das Ziel der Nazis, wie das Haus von Hermann Weidner um 2.45 Uhr, August Reinhardt um 2.50 Uhr und das Haus des ehemaligen KPD-Gemeinderats Wilhelm Kärcher.

Zweiter Weltkrieg

Luftaufnahme des zerstörten Böckingen am 31. März 1945
Dorfplatz mit Gedenkstein für die Opfer des Zweiten Weltkriegs
Amerikanisches Gefangenenlager auf der Böckinger Trappenhöhe, 1945

Bei mehreren Luftangriffen auf Heilbronn und Böckingen wurde der Ort schwer beschädigt und insgesamt 339 Böckinger kamen ums Leben[11].

Bei dem ersten Luftangriff am Sonntag, den 10. September 1944, wurde insbesondere der alte Ortskern zerstört, wobei in fünf Straßen über 40% der Toten zu verzeichnen waren. So starben die meisten Böckinger in der Stedinger Straße mit 51 Personen, in der Friedensstraße mit 34 Personen, in der Ludwigsburger Straße mit 24 Personen, in der Klingenberger Straße mit 24 Personen und in der Seestraße mit 16 Personen. Der Kirchengemeinderat bewilligte in der gleichen Woche noch 10.000 RM für die Opfer, wobei 1000 RM aus der Kinderkirchkasse stammten. Am Donnerstag, den 14. September 1944, wurden 281 Böckinger Bürger auf dem Friedhof in der Heidelberger Straße im Rahmen einer Parteibeerdigung beerdigt, bei der die Kreisleitung anwesend war. Am Sonntag, den 17. September 1944 sollte um 15 Uhr am Nachmittag eine kirchliche Bestattung auf dem Friedhof erfolgen. Am Samstag dem 16. September 1944 wurde von Seiten des Oberbürgermeisters Gültig nur die Zeit zwischen 8 und 12 Uhr für die Trauerfeier freigegeben. Aufgrund der Gottesdienste sonntags blieb für die Trauernden nur die Zeit um 11 Uhr für eine mögliche kirchliche Bestattung auf dem Friedhof, wobei diese Uhrzeit aufgrund der täglichen Luftangriffe von den Böckingern als die gefährlichste erachtet wurde. Daher fand eine kirchliche Bestattung nicht statt.

Bei dem Luftangriff am 4. Dezember 1944 wurde vor allem die Augustenstraße in Böckingen zerstört. Der letzte Luftangriff auf Böckingen erfolgte am 20. Januar 1945.

Außer den 339 Toten der Luftangriffe kamen 621 Böckinger Soldaten an der Front um, und 173 Böckinger wurden vermisst. Demnach belief sich die Zahl der Opfer des Zweiten Weltkriegs in Böckingen insgesamt auf 1137 Personen[12].

Am 2/3. April 1945 war die 100. Infanterie-Division unter General Wilhers A. Burress in der Hohl, um zum Ort Böckingen zu gelangen, als der ehemalige KPD-Gemeinderat Wilhelm Kärcher diesen mit einem weißen Tuch entgegenkam. Nachdem Kärcher den Truppen erklärt hatte, dass Böckingen sich ergebe und es in Böckingen keine deutschen Soldaten mehr gebe, rückten die Amerikaner über die Heckenstraße in den Ort ein, ohne dass es weitere Opfer gab. Bevor die Truppen jedoch Böckingen erreichten, wurden die Konzentrationslager aufgelöst und die KZ-Häftlinge gingen durch Böckingen zum Unionsplatz[13]. Nach Kriegsende entstanden im Mai 1945 auf Böckinger Gemarkung zwei amerikanische Kriegsgefangenenlager (siehe Lager Heilbronn), von denen eines schon Ende Juli wieder geschlossen wurde, während die letzten Reste des anderen auf der Trappenhöhe (dem späteren Wohngebiet Schanz) erst 1961 beseitigt wurden.

Der Sozialdemokrat, Oberrechnungsrat und Stadtrat Hermann Waiblinger wurde als Bürgermeister Böckingens eingesetzt. Gemeinsam mit dem ehemaligen KPD-Gemeinderat Wilhelm Kärcher leitete er den Wiederaufbau Böckingens. Im Rahmen der Entnazifizierung verurteilte die Spruchkammer des Interniertenlagers Ludwigsburg am 26. Mai 1948 den ehemaligen Ortsgruppenleiter und Fabrikanten Wilhelm Wolf zu vier Jahren Arbeitslager[14].

Nur sehr wenige Gebäude in der Ortsmitte konnten nach Kriegsende repariert werden, so dass das Ortsbild von schlichten Gebäuden aus der Zeit um 1950 geprägt wurde.

Gegenwart

In den 1970er Jahren wurde ein Neuordnungskonzept für den alten Ortskern durchgeführt. Nachdem der Neubau der Neckartalstraße eine bedeutende Verkehrsberuhigung für den Ortskern brachte, wurde die Ortsmitte um das 1975 eingeweihte Bürgerhaus verkehrsberuhigt und modernisiert. Weitere Verkehrsentlastungen sind seit längerem in Planung.

Religionen

Evangelische Pankratiuskirche
Die ehemalige Methodistenkapelle 1905

Protestanten

Böckingen ist geschichtlich protestantisch geprägt, da der Ort 1530 von Heilbronn ausgehend reformiert wurde. Die evangelische Pankratiuskirche geht auf die ursprüngliche Kirche des Ortes zurück und wurde im Jahr 1900 im Wesentlichen zu ihrer heutigen Gestalt umgebaut. Die Auferstehungskirche, die erste Kirche der evangelischen Kirchengemeinde der Nachkriegszeit, wurde nach Plänen des Böckinger Architekten Gerhard Bauer errichtet und am 3. Mai 1959 eingeweiht<. Die Böckinger Versöhnungskirche wurde als die neueste Kirche der evangelischen Kirchengemeinde im Jahr 1996 fertiggestellt.

Katholiken

Im Jahre 1900 gab es bei einer Einwohnerzahl von 8 000 Bürgern in Böckingen 600 Bürger katholischen Glaubens, die zur katholischen Kirchengemeinde Peter und Paul zu Heilbronn gehörten. Am 31. Dezember 1901 wurde Böckingen eigenständige Kirchengemeinde mit den Filialen Frankenbach, Klingenberg, Nordheim und Nordhausen. Die Kilianskirche der katholischen Kirchengemeinde wurde 1902 fertiggestellt und nach dem Heiligen Kilian benannt. Eine Marienkirche, die erste Filialkirche der katholischen Kirchengemeinde wurde nach Plänen des Böckinger Architekten Gerhard Bauer errichtet und am 15. August 1953 in Nordheim eingeweiht. Die Heilig-Kreuz-Kirche im Kreuzgrund, die zweite katholische Kirche in Böckingen, wurde nach Plänen des Regierungsbaumeisters Dr. Rudolf Gabel durch die Firma Ensle errichtet und am 18. Juli 1954 eingeweiht. Am 22. Dezember 1974 wurde die Frankenbacher Johanneskirche als eine weitere Filialkirche eingeweiht. Die Heilig-Kreuz-Kirche wurde später nach Plänen des Stuttgarter Architektenbüros Perlia, Schliebitz und Schwarz durch einen am 8. Dezember 1991 eingeweihten Neubau ersetzt.

Sonstige

Eine jüdische Gemeinde gab es in Böckingen nicht, es haben dort lediglich vereinzelt Juden gewohnt, die zur Jüdischen Gemeinde Heilbronn zählten. Die Gemeindeliste von 1937 listet zwei Personen jüdischen Glaubens in Böckingen[15], darunter den Arzt Dr. Ludwig Essinger, der im Israelitischen Asyl Sontheim wirkte.

Seit 1898 gab es eine Methodistenkapelle in Böckingen. Nach deren Zerstörung 1944 wurde die evangelisch-methodistische Christuskirche am 4. Dezember 1949 eingeweiht.

Durch den Zuzug zahlreicher Personen aus islamisch geprägten Ländern in den letzten Jahrzehnten gibt es inzwischen auch einen bedeutenden Anteil von Muslimen unter den Einwohnern.

Wappen

Wappen Böckingens

Das Wappen von Böckingen zeigt in Gold einen schwarzen Steinbock, das vom örtlichen Stadtadel stammen könnte. Dabei gab es in Böckingen zwei adlige Familien.

Ein Böckinger Stadtadel wird erstmalig in einer Schönthaler Urkunde aus dem Jahr 1279 erwähnt, dabei wird der Name Conradus advocatus de Beckingen erwähnt. 1454 wird ein Junker Konrad von Böckingen zu Heilbronn erwähnt, dessen Sohn Eberhard dann Heilbronner Ratsmitglied wurde. Das Wappen dieses Adels zeigt ähnlich dem Wappen der Grafen zu Neipperg, drei schwarze Ringe im goldenen Schild. Nach der Oberamtsbeschreibung[16] gab es noch einen zweiten Böckinger Stadtadel, die dann im Wappen einen Bock führten. Benz von Böckingen, Ehemann von Sifride von Lauffen führte in seinem Wappen ein Bock. 1324 besaß dieser Adel einen Hof in Heilbronn, und wurde 1350 Bürger zu Heilbronn. Gestorben ist dieser Benz von Böckingen am 24. Februar 1376. Seine Nachkommen Volmar und Hartmud die Böckinger sind dann auch Bürger zu Heilbronn. Bis zum Hochmittelalter erlangt das Geschlecht derer von Böckingen sogar eine gewisse überregionale Bedeutung. Ein Bechtolf von Böckingen war im 14. Jahrhundert Burggraf in Alzey. Ein Siegel aus dem 18. Jhdt. mit der Inschrift Insigel des Dorfes Böckingen zeigt den aufrechtstehen Steinbock. Auch der Dienststempel des Stadtschultheißen Böckingens zeigt diesen Bock.[17]

Verkehr

Zwei Haltepunkte der Kraichgaubahn befinden sich in Böckingen (Sonnenbrunnen und Berufsschulzentrum). Ein dritter Haltepunkt namens Böckingen West ist geplant. Bis 1971 verfügte der Stadtteil über einen Haltepunkt an der Frankenbahn. Während das Betriebswerk im Jahr 1997 geschlossen wurde und später das Süddeutsches Eisenbahnmuseum Heilbronn beheimatete, wird über den Rangierbahnhof Heilbronn nach Teilstilllegung nur mehr der örtliche Schienengüterverkehr der Region Heilbronn abgewickelt.

Durch Böckingen führt die B 293. Seit 1965 wird eine Verlängerung der an der Kreuzgrundsiedlung vorbeiführenden Saarlandstraße diskutiert, die zwischen Böckingen und Frankenbach den Anschluss an die B 293 schaffen und so die Ortskerne von Böckingen und Frankenbach vom Durchgangsverkehr entlasten soll.[18] Gegen den ab 2007 geplanten Ausbau haben sich mehrere Bürgerinitiativen gebildet, die durch den Ausbau und durch den seit der Einführung der Lkw-Maut deutlich angestiegenen Schwerlastverkehr auf der B 293 (Großgartacher Straße) eine Verschlechterung der Lebensqualität befürchten.[19]

Bau- und Kulturdenkmäler

Der Wasserturm ist das Wahrzeichen von Böckingen

Der Böckinger Wasserturm wurde 1929 erbaut und ist das Wahrzeichen des Ortes. Der 1995 eröffnete Ziegeleipark am Wasserturm ist ein 148.000 m² großes ehemaliges Ziegeleigelände.

Das Veranstaltungszentrum Bürgerhaus wurde auf dem Gelände der ehemaligen Schuchmannschen Brauerei südwestlich der Pankratiuskirche nach Plänen der Architektengruppe Braun-Keppler-Stieglitz erbaut und am 4. April 1975 eingeweiht. Der Spitzname „Seeräuber“ wird mit dem Seeräuberbrunnen von Dieter Läpple vor dem Bürgerhaus thematisiert.

Das Alte Böckinger Rathaus wurde 1879 als Schulhaus errichtet und 1925/26 zum Rathaus umgebaut. Das Gebäude wurde nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Frühere Rathäuser in Böckingen befanden sich an anderer Stelle. Vor dem Alten Rathaus befindet sich die Schwarze-Hofmännin-Skulptur von Dieter Klumpp von 1986. Am Dorfplatz wurde 2004 ein Gedenkstein für die Opfer des Luftangriffs vom 10. September 1944 errichtet.

Das Böckinger Kastell ist ein größtenteils überbautes Bodendenkmal, von dem lediglich ein restauriertes Nordtor zu sehen ist.

Evang. Pfarrkirche St. Pankratius

In Böckingen gibt es mehrere Kirchen. Die evangelische Pankratiuskirche beim alten Friedhof ist die einzig erhalten gebliebene historische Pfarrkirche des Ortes. Im 13. Jahrhundert wird neben der Pankratiuskirche auch die Kapelle St. Nikolaus und die Kapelle zu unserer lieben Frau Bekümmernis genannt. Nach dem zweiten Weltkrieg sind weitere evangelische Kirchen entstanden: die Auferstehungskirche (1959) am Sonnenberg und die Versöhnungskirche (1996) im Kreuzgrund.

Die erste Kirche der Böckinger Katholiken war die Kilianskirche (1902), außerdem gibt es die katholische Pfarrkirche Heilig Kreuz (1991) im Kreuzgrund. An der Ludwigsburger Straße befindet sich die evangelisch-methodistische Christuskirche (1949) und an der Heidelberger Straße die Böckinger Friedhofskapelle (1905).

Das Evangelische Pfarrhaus und das Katholische Pfarrhaus stehen unter Denkmalschutz.

Grünewaldschule

Aufgrund der starken Kriegszerstörungen verfügt die Ortsmitte außer den wiederhergestellten Kirche über nur wenige weitere historische Bauwerke, wie die am 12. Januar 1906 eröffnete Adler-Apotheke in der Schuchmannstraße und das Gasthaus Lamm in der Stedinger Straße. Historische Schulhäuser in Böckingen sind die Reinöhlschule und die Grünewaldschule, die beide im Zuge des starken Wachstums des Ortes um 1900 errichtet wurden.

Der 1904 an der Großgartacher Straße eingeweihte evangelische Kindergarten, die Eisenbahnkinderschule, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört,[20] dagegen besteht weiterhin der am 17. November 1907 eingeweihte evangelische Kindergarten an der Weststraße 6 (heute Ludwigsburger Straße 93).

Die ehemaligen Anlagen des Böckinger Bahnhofs und des Bahnbetriebswerks (Süddeutsches Eisenbahnmuseum Heilbronn) können besichtigt werden.

Südliche Klingenberger Straße

Fachwerkbauten haben sich in Böckingen nur vereinzelt erhalten, darunter das Gehöft an der Seestraße 27, das Gebäude Rathausstr. 8 sowie das Handwerkerhaus Heuchelbergstr. 4.

Eppinger Straße

Zahlreiche historische Gebäude in Böckingen sind als Ziegelbauten mit dekorativem Sichtmauerwerk aus Ziegeln der ehemaligen Böckinger Ziegelei ausgeführt. Dazu zählen die Gebäude Eppinger Str. 47,49, Eppinger Str. 51, Eppinger Str. 64, Eppinger Str. 66, Eppinger Str. 68, Eppinger Str. 72, Friedrichstr. 30, Großgartacher Str. 21, Großgartacher Str. 23, Großgartacher Str. 82, Heckenstr. 27, Klingenberger Str. 105, Klingenberger Str. 139, Klingenberger Str. 153,155, Bahnbetriebswerk 1 und Querstr. 9.

Denkmalgeschützte Villen in Böckingen sind die Villa Maas, die Villa Scheuerle und die Villa Heuchelbergstr. 89.

Kultur

  • Im 1975 eingeweihten Bürgerhaus finden alle Arten von Veranstaltungen statt, gleichzeitig beherbergt es eine Zweigstelle der Heilbronner Stadtbibliothek und ein Jugendhaus.
  • Zahlreiche Vereine prägen das kulturelle Leben im Ort. Besonders zu nennen wären der 1962 gegründete Spielmanns- und Fanfarenzug Heilbronn-Böckingen, das 1977 gegründete Seeräuber-Fanfarenkorps Böckingen sowie der 1908 gegründete Sportverein Union Böckingen.

Bildung

→ Hauptartikel: Schulen in Heilbronn-Böckingen

Böckingen verfügt über mehrere Schulen. Die Grünewaldschule und die Reinöhlschule sind reine Grundschulen, die Elly-Heuss-Knapp-Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule und die Fritz-Ulrich-Schule sind kombinierte Grund- und Hauptschulen mit Werkrealschule, eine baden-württembergischen Besonderheit, die die Erlangung der Mittleren Reife ermöglicht. Weiterführende Schulen sind außerdem die Heinrich-von-Kleist-Realschule und das allgemeinbildende Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium. Der Schultyp der Sonderschule ist mit der Förderschule Wilhelm-Hofmann-Schule vertreten, der der Berufsschule mit der Christiane-Herzog-Schule (Haus- und Landwirtschaftliche Kreisberufs- und Berufsfachschule) und der Andreas-Schneider-Schule (Kaufmännische Schule des Landkreises Heilbronn). In der Vergangenheit existierten darüber hinaus weitere Schulen insbesondere für Mädchen und junge Frauen, so die Friedensstraßenschule, die auch die Mädchenschule bzw. das Mädchenschulhaus genannt wurde, und die Haushalts- und Frauenarbeitsschule.

Siehe auch

Eine Auflistung der Ehrenbürger von Böckingen findet sich in der Liste der Heilbronner Persönlichkeiten.

Literatur, Einzelnachweise und Anmerkungen

  • Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37)
  • Beschreibung des Oberamts Heilbronn. Herausgegeben vom statistischen Landesamt. Stuttgart 1903
  1. Werner Heim: Die Ortswüstungen des Kreises Heilbronn. In: Jahrbuch des Histor. Vereins Heilbronn 22, 1957, S. 65 ff.
  2. Frank Buchali: Lexikon der Burgen und Schlösser im Unterland. S 164 ff. Heilbronn, 2008, ISBN 3-00-007056-7
  3. Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37), S. 322
  4. Chronik der Stadt Heilbronn. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1895–2004 Band I S. 335
  5. Helmut Schmolz, Hubert Weckbach (Hrsg.): Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. (Band 1.) Konrad, Weißenhorn, 1966 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 14), Nr. 63 Die Böckinger „Gleislose Straßenbahn“ an der Endstation Neckarbrücke,zwischen 1911 und 1914
  6. Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37), S. 173
  7. Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37), S. 307
  8. Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37), S. 177
  9. Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37), S. 178
  10. Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37), S. 195
  11. Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37), S. 204
  12. Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37), S. 199
  13. Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37), S. 199
  14. Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37), S. 217
  15. Hans Franke: Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. Heilbronn 1963, S. 302 ff.
  16. Oberamtsbeschreibung Heilbronn Adelige Geschlechter, Seite 161
  17. Wappenabschnitt nach Eberhard Gönner: Wappenbuch des Stadt- und des Landkreises Heilbronn mit einer Territorialgeschichte dieses Raumes. Stuttgart 1965 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 9)
  18. Carsten Friese: Neue Saarlandstraße „noch nie so nah“. In: Heilbronner Stimme vom 22. Juli 2006
  19. Joachim Friedl: Klage gegen Ausbau der Saarlandstraße. In: Heilbronner Stimme vom 10. Januar 2007
  20. Der Kleinkinderpflegeverein Böckingen-Großgartacher Straße war Träger dieses Kindergartens. 1907 zählte die Eisenbahnkinderschule bereits 165 Kinder. Am 20. September 1908 wurde ein neu erbautes Gebäude an der Großgartacher Straße 39 für einen Kindergarten als Eisenbahnkinderschule eingeweiht. Der Kindergarten mit 180 bis 200 Kindern wurde von zwei Schwestern aus Heppach betreut. Weiterhin wurde das Gebäude der Eisenbahnkinderschule von der evangelischen Gemeinde an der Großgartacher Straße auch als Interimskirche und Gemeindehaus benutzt. Das imposante Gebäude mit Walmdach und großem neoromanischen Portal wurde 1945 zerstört. Siehe Soziale Einrichtungen, Dienste und Organisationen. In: Böckingen am See. Ein Heilbronner Stadtteil – gestern und heute. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1998 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 37). S. 309

Weblinks


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