Heinrich Carl Graf von Schimmelmann

Heinrich Carl Graf von Schimmelmann
Heinrich Carl von Schimmelmann, ca. 1762
Caroline von Schimmelmann, ca. 1762

Heinrich Karl von Schimmelmann (* 13. Juli 1724 in Demmin; † 16. Februar 1782 in Kopenhagen, begraben in Wandsbek[1]) stieg durch Sklavenhandel vom Kaufmann in den Grafenstand auf. Im Jahre 1747 heiratete er Caroline Tugendreich, mit der er sieben Kinder hatte. Sein ältester Sohn Ernst Heinrich Graf von Schimmelmann wurde dänischer Finanzminister. Weitere Kinder waren Henrik Ludvig Ernst von Schimmelmann, Friederike Juliane Gräfin von Reventlow und Caroline Adelheid Cornelia Gräfin von Baudissin. Nachfahren aus der holsteinisch-dänischen Adelsfamilie sind u.a. der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Postbank AG Wulf von Schimmelmann[2] [3] und der General und Friedensforscher Wolf Graf Baudissin[4].

Inhaltsverzeichnis

Beruflicher Werdegang

Schloss Ahrensburg
Schimmelmann-Mausoleum, Hamburg

Schimmelmann begann seine Karriere nach mit einigen Fehlschlägen als Kaufmann in Dresden und Pächter der kursächsischen Generalaccise. Während des siebenjährigen Krieges war Schimmelmann der preußische Getreidelieferant des Heeres. Er kaufte von Friedrich II., der, um seine Kriege zu führen, Geld brauchte, für 120000 Taler alle von den Preußen beschlagnahmten Lagerbestände der Meißner Porzellan Manufaktur auf. Nach der Schlacht von Kolin 1757 ließ er noch vor Abzug der preußischen Truppen aus Sachsen das weisse Gold in 110 Kisten verpacken und mit Elbkähnen von Dresden über Magdeburg nach Hamburg bringen und veredelte seine Ware in einer spektakulären Versteigerung im Juli 1758 in unmittelbarer Nähe der Hamburger Börse.
Schimmelmann eröffnete in Hamburg ein Handelshaus und erwarb mehrere Güter wie das Schloss Ahrensburg 1759 von der Familie von Rantzau - das bis 1938 im Besitz der Familie Schimmelmann blieb - und das Gut Wandsbeck. 1762 ließ er von seinem Baumeister Carl Gottlob Horn (1734-1807), den er aus Dresden geholt und in seine Dienste übernommen hatte, das Wandsbeker Schloss bauen.
Sein Reichtum führte dazu, dass sich die Staaten um seine Dienste drängten. 1761 trat er als Kommerzintendant in dänische Dienste und wurde 1762 in den Freiherren- und 1779 in den Grafenstand erhoben.
Die bedeutende Rolle, die er für die Finanzgeschäfte Dänemarks gewann, war die Grundlage für den Aufstieg seines Sohnes zum dänischen Finanzminister. Einen Großteil seines Vermögens - er galt als reichster Mann Europas - verdiente er durch den Atlantischen Dreieckshandel. Schimmelmann besaß 14 Schiffe, zuzüglich einer unbekannten Anzahl gecharterter Schiffe. Eine für damalige Verhältnisse bedeutende Konzentration in der Hand eines privaten Reeders.
Es gelang ihm, für seine Kinder Ehepartner aus Adelsfamilien zu gewinnen. So kaufte er der verarmten Familie Baudissin Gut Knoop ab, um es seiner Tochter Caroline als Mitgift bei ihrer Hochzeit mit Heinrich Friedrich Graf von Baudissin zu überlassen.
In seinem Testament hinterließ er seinen fünf überlebenden Kindern den Gewinn aus seinen karibischen Plantagen - jährlich (mindestens) 64.000 Reichstaler.

Sklavenhandel

Sklaventransport
Sklaventransport auf Schiffen

Heinrich Karl Graf von Schimmelmann exportierte Kattun, Waffen und Alkohol aus eigenen Manufakturen in Dänemark (d.h. Ahrensburg und Wandsbek) über Hamburg an die Westküste Afrikas und ließ von dort aus Menschen aus Afrika als Sklaven (laut Schätzung der UNESCO wurden allein im 18. Jahrhundert etwa 7 Millionen Sklaven vor allem aus dem Gebiet des heutigen Kongo nach Süd- und Mittelamerika verschifft. Zu Zeiten Schimmelmanns waren es bis zu 80.000 Sklaven jährlich) in die europäischen Kolonien nach Nordamerika und in die Karibik verfrachten. Schimmelmanns Familie besaß in der Karibik (der Governor-General von den heutigen Amerikanische Jungferninseln Virgin Islands (damals dänisch Westindien) zwischen 1773 und 1787 war sein Sohn Henrik Ludvig Ernst von Schimmelmann) eigene Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen mit über 1.000 Sklaven. Schimmelmann besaß zu der Zeit mehr Sklaven, als jeder andere dänische Plantagenbesitzer. Dieser Besitz von Menschen wurde an deren Körpern durch ein Brandzeichen in Form eines mit einem Herz umrundeten "S" gekennzeichnet.[5] Die dort angebauten Rohstoffe wurden wiederum nach Hamburg bzw. ins dänische Altona oder Flensburg (Rumherstellung) verschifft und dort zu o. g. Waren für den Afrika-Export weiterverarbeitet.

Sonstiges

Einige seiner wirtschaftlichen Maßnahmen waren umstritten: zum Beispiel die Einführung der Zahlenlotterie in Kopenhagen, Altona/Elbe und Wandsbek oder die Vermehrung der Ausgabe von Papiergeld durch die Kopenhagener Börse. Schimmelmann war auch der Herausgeber des Wandsbecker Bothen.

Ehemaliges Schimmelmann Denkmal in Hamburg-Wandsbek

Schimmelmann-Büste am Wandsbeker Markt

In Hamburg-Wandsbek befand sich seit dem 12. September 2006 eine Schimmelmann-Büste gegenüber dem Wandsbeker Rathaus in einer neuangelegten Gartenanlage[6] neben Büsten von Tycho Brahe und Heinrich Rantzau. Schimmelmann war wieder im öffentlichen Diskurs mit der Frage: "Ein ehrendes Denkmal für einen Sklavenhändler ?"[7].

Nach dem Protest von Menschenrechtsgruppen, der GAL- und SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung, und mehrfachen Beschmierens der Büste mit Farbe durch Unbekannte, entschied die Bezirksversammlung Hamburg-Wandsbek am 8. Mai 2008 einstimmig, das Denkmal wieder entfernen zu lassen. [8]. Dieses ist mittlerweile auch geschehen.

Anmerkungen

  1. http://www.tyskforlaget.dk/SpurenBiografie.html
  2. Süddeutsche-Zeitung vom 25. Januar 2007 Mehr Zeit für die Bahamas
  3. Historischer Arbeitskreis Ahrensburg - Nachkommen Schimmelmann
  4. http://www.friedrichs.us/History-KOF-Ancestors-Chapter7.html
  5. "S"-Brandzeichen der Sklaven, Streit um das Schimmelmann-Denkmal | MOPO v. 23. September 2006 Streit um das Schimmelmann-Denkmal
  6. Das neue Schimmelmann-Denkmal am Wandsbeker Rathaus
  7. "S"-Brandzeichen der Sklaven, Streit um das Schimmelmann-Denkmal | MOPO v. 23. September 2006 Streit um das Schimmelmann-Denkmal
  8. Schimmelmann-Büste kommt weg, Einstimmige Entscheidung zur Entfernung | Hamburger Abendblatt v. 10. Mai 2008 Streit um das Schimmelmann-Denkmal

Literatur

  • Angela Behrens: Das Adlige Gut Ahrensburg von 1715 bis 1867 : Gutsherrschaft und Agrarreformen, Neumünster 2006, ISBN 3-529-07128-5.
  • Christian Degn: Die Schimmelmanns im atlantischen Dreieckshandel. Gewinn und Gewissen, 3., unveränd. Aufl., Neumünster 2000, ISBN 3-529-06148-4

Weblinks


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