- Heinrich Carl von Schimmelmann
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Heinrich Karl von Schimmelmann (* 13. Juli 1724 in Demmin; † 16. Februar 1782 in Kopenhagen, begraben in Wandsbek[1]) stieg durch Sklavenhandel vom Kaufmann in den Grafenstand auf. Im Jahre 1747 heiratete er Caroline Tugendreich Friedeborn (1730-1795), mit der er sieben Kinder hatte. Sein ältester Sohn Ernst Heinrich Graf von Schimmelmann wurde dänischer Finanzminister. Weitere Kinder waren Friederike Juliane Gräfin von Reventlow und Caroline Adelheid Cornelia Gräfin von Baudissin. Nachfahren aus der holsteinisch-dänischen Adelsfamilie sind u.a. der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Postbank AG Wulf von Schimmelmann[2][3] und der General und Friedensforscher Wolf Graf Baudissin[4].
Inhaltsverzeichnis
Beruflicher Werdegang
Schimmelmann war der Sohn des Demminer Kaufmanns und (späteren) Ratsherrn Diedrich Jacob Schimmelmann (1683–1743) und der Esther Elisabeth Ludendorff (1684–1752) und Bruder des Pastoren Jacob Schimmelmann.
Er begann seine Karriere nach einigen Fehlschlägen als Kaufmann in Dresden und Pächter der kursächsischen Generalaccise. Während des siebenjährigen Krieges war Schimmelmann der preußische Getreidelieferant des Heeres. Er kaufte von Friedrich II., der, um seine Kriege zu führen, Geld brauchte, für 120000 Taler alle von den Preußen beschlagnahmten Lagerbestände der Meißner Porzellan Manufaktur auf. Nach der Schlacht von Kolin 1757 ließ er noch vor Abzug der preußischen Truppen aus Sachsen das weiße Gold in 110 Kisten verpacken und mit Elbkähnen von Dresden über Magdeburg nach Hamburg bringen. Mit einer spektakulären Versteigerung im Juli 1758 in unmittelbarer Nähe der Hamburger Börse erzielte er einen bedeutenden Gewinn aus der Verwertung des Porzellans.
Schimmelmann eröffnete in Hamburg ein Handelshaus und erwarb mehrere Güter wie das Schloss Ahrensburg 1759 von der Familie von Rantzau - das bis 1938 im Besitz der Familie Schimmelmann blieb - und das Gut Wandsbeck. 1762 ließ er von seinem Baumeister Carl Gottlob Horn (1734–1807), den er aus Dresden geholt und in seine Dienste übernommen hatte, das Wandsbeker Schloss bauen.
Sein Reichtum führte dazu, dass sich die Staaten um seine Dienste drängten. 1761 trat er als Kommerzintendant in dänische Dienste und wurde 1762 in den Freiherren- und 1779 in den Grafenstand erhoben. Im Dezember 1762 kam es zur Gründung eines königlichen Beratergremiums für Steuer- und Finanzierungsfragen, dem Schimmelmann bis zu seinem Tode angehörte. In seiner Beratereigenschaft übernahm er im Frühjahr 1774 den Vorsitz einer Kanalkommission, die den Bau des Eiderkanals betreiben sollte.
Die bedeutende Rolle, die Schimmelmann für die Finanzgeschäfte Dänemarks gewann, war die Grundlage für den Aufstieg seines Sohnes Ernst Heinrich Graf von Schimmelmann zum dänischen Finanzminister. Einen Großteil des Vermögens - Schimmelmann sen. galt als reichster Mann Europas - verdiente er durch den Atlantischen Dreieckshandel. Schimmelmann besaß 14 Schiffe, was für damalige Verhältnisse eine bedeutende Konzentration in der Hand eines privaten Reeders war.
Es gelang ihm, für seine Kinder Ehepartner aus Adelsfamilien zu gewinnen. So kaufte er der verarmten Familie Baudissin Gut Knoop ab, um es seiner Tochter Caroline als Mitgift bei ihrer Hochzeit mit Heinrich Friedrich Graf von Baudissin zu überlassen.
In seinem Testament hinterließ er seinen fünf überlebenden Kindern den Gewinn aus seinen karibischen Plantagen - jährlich (mindestens) 64.000 Reichstaler.Sklavenhandel
Heinrich Karl Graf von Schimmelmann exportierte Kattun, Waffen und Alkohol aus seinen in Ahrensburg und Wandsbek (Herzogtum Holstein) gelegenen Manufakturen über Hamburg an die Westküste Afrikas und ließ von dort aus Menschen aus Afrika als Sklaven (laut Schätzung der UNESCO wurden allein im 18. Jahrhundert etwa 7 Millionen Sklaven vor allem aus dem Gebiet des heutigen Kongo nach Süd- und Mittelamerika verschifft. Zu Zeiten Schimmelmanns waren es bis zu 80.000 Sklaven jährlich) in die europäischen Kolonien nach Nordamerika und in die Karibik verfrachten. Schimmelmanns Familie besaß in der Karibik (der Governor-General von den heutigen Amerikanische Jungferninseln Virgin Islands (damals bis 1917 Dänisch-Westindien) zwischen 1773 und 1787 war sein Neffe Henrik Ludvig Ernst von Schimmelmann) eigene Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen mit über 1.000 Sklaven. Schimmelmann besaß zu der Zeit mehr Sklaven als jeder andere dänische Plantagenbesitzer. Dieser Besitz von Menschen wurde an deren Körpern durch ein Brandzeichen in Form eines mit einem Herz umrundeten "S" gekennzeichnet.[5] Die dort angebauten Rohstoffe wurden wiederum nach Hamburg bzw. ins dänische Altona oder Flensburg (Rumherstellung) verschifft und dort zu o. g. Waren für den Afrika-Export weiterverarbeitet.
Sonstiges
Einige seiner wirtschaftlichen Maßnahmen waren umstritten: zum Beispiel die Einführung der Zahlenlotterie in Kopenhagen, Altona/Elbe und Wandsbek oder die Vermehrung der Ausgabe von Papiergeld durch die Kopenhagener Börse. Schimmelmann war auch der Herausgeber der Zeitung „Der Wandsbecker Bothe“.
Ehemaliges Schimmelmann-Denkmal in Hamburg-Wandsbek
In Hamburg-Wandsbek gegenüber dem Wandsbeker Rathaus in einer neuangelegten Gartenanlage befand sich neben Büsten von Tycho Brahe und Heinrich Rantzau in der Zeit vom 12. September 2006 bis Mitte 2008 eine Schimmelmann-Büste.[6] Schimmelmann war wieder im öffentlichen Diskurs mit der Frage: "Ein ehrendes Denkmal für einen Sklavenhändler?"[5] Nach dem Protest von Menschenrechtsgruppen, der GAL- und SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung, und mehrfachen Beschmierens der Büste mit Farbe durch Unbekannte, entschied die Bezirksversammlung Hamburg-Wandsbek am 8. Mai 2008 einstimmig, das Denkmal wieder entfernen zu lassen, was auch kurz darauf geschah.[7]
Anmerkungen
- ↑ http://www.tyskforlaget.dk/SpurenBiografie.html
- ↑ Süddeutsche-Zeitung vom 25. Januar 2007 Mehr Zeit für die Bahamas
- ↑ Historischer Arbeitskreis Ahrensburg - Nachkommen Schimmelmann
- ↑ http://www.friedrichs.us/History-KOF-Ancestors-Chapter7.html
- ↑ a b "S"-Brandzeichen der Sklaven, Streit um das Schimmelmann-Denkmal | MOPO v. 23. September 2006 Streit um das Schimmelmann-Denkmal
- ↑ Das neue Schimmelmann-Denkmal am Wandsbeker Rathaus
- ↑ Schimmelmann-Büste kommt weg, Einstimmige Entscheidung zur Entfernung | Hamburger Abendblatt v. 10. Mai 2008 Streit um das Schimmelmann-Denkmal
Literatur
- Angela Behrens: Das Adlige Gut Ahrensburg von 1715 bis 1867: Gutsherrschaft und Agrarreformen, Neumünster 2006, ISBN 3-529-07128-5.
- Christian Degn: Die Schimmelmanns im atlantischen Dreieckshandel. Gewinn und Gewissen, 3., unveränd. Aufl., Neumünster 2000, ISBN 3-529-06148-4
- Gottfried Heinrich Handelmann: Schimmelmann, Heinrich Carl Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 269–271.
- Erich Maletzke: Schimmelmann. Schatzmeister des Königs. Ein dokumentarischer Roman, Wachholtz Verlag, Neumünster 2009, ISBN 978-3-529-06125-7
Weblinks
Commons: Heinrich Carl von Schimmelmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur über Heinrich Carl von Schimmelmann in der Landesbibliographie MV
- "Firma Schimmelmann und Sohn" Der Dänische Sklavenhandel (PDF-Datei; 1,92 MB)
- Porträt von Schimmelmann mit seinem Kammermohr
- Interessante umfangreiche Recherchen "Schimmelmann, ein weites Feld: Vom Münzfälscher zum Postbankchef"
- Informationen zum Ehrendenkmal Schimmelmann in Hamburg-Wandbek
- Schimmelmann Gedenktafel in Hamburg-Wandsbek
- Zusammenfassung der Proteste gegen die Schimmelmann-Büste und die Medienberichterstattung darüber
- Historischer Arbeitskreis Ahrensburg: Tafeln zur Familie Schimmelmann
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