Heinrich Karl Friedrich Levin von Wintzingerode

Heinrich Karl Friedrich Levin von Wintzingerode

Carl Friedrich Heinrich Levin Graf von Wintzingerode (* 16. Oktober 1778 in Kassel; † 15. September 1856 in Bodenstein) war ein württembergischer Staatsminister, Erb- und Gerichtsherr zu Bodenstein.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wintzingerode war der Sohn des württembergischen Kabinettsminsters Georg Ernst Levin Graf von Wintzingerode. Er wuchs als Stiefsohn der Landgräfin Philippine von Hessen-Kassel auf und unterhielt in seiner turbulenten Jugend enge Beziehungen zu deren Neffen Prinz Louis Ferdinand von Preußen. In Berlin wurde er von Friedrich Kirmeyer als Pianist ausgebildet. Seine Erfolge bewirkten, dass fortan auch die damalige Kronprinzessin Luise von Kirmeyer unterrichtet wurde. 1802 folgte er seinem Vater in den württembergischen Staatsdienst und wurde nacheinander Regierungsrat, Kammerherr, Kreishauptmann in Öhringen, Gesandter in Karlsruhe und München.

1810 wurde er zum Bevollmächtigten Minister und Gesandten in Paris ernannt, wo er Württembergs Interessen gegenüber Napoleon energisch zu vertreten suchte. 1814 wechselte er ins Hauptquartier der Alliierten, unterzeichnete für Württemberg den Ersten Pariser Frieden und ging anschließend als Gesandter nach Sankt Petersburg, 1816 nach Wien. 1819 wurde er zum Staatsminister des Äußeren berufen. Er nahm im August 1819 am der Karlsbader Konferenz teil und verfolgte eine konservative Realpolitik.

Gleichzeitig wandte er sich aber erfolgreich gegen den Versuch Metternichs, den Artikel XIII der Deutschen Bundesakte dahingehend zu interpretieren, liberale Repräsentativverfassungen in den Ländern des Deutschen Bundes auszuschließen und lediglich landständische Verfassungen zu gestatten. Er sah es als Treubruch gegenüber dem Volk, ihm den 1815 versprochenen Anteil an der Souveränität vorzuenthalten. Damit machte er sich zu Beginn seines Ministeriums zum Wortführer der liberalen Ambitionen der süddeutschen Staaten.

Gegen die Pläne König Wilhelms I. von Württemberg zu einer Triaspolitik, welche die süddeutschen Mittelstaaten stärken sollte, setzte er sich vergeblich zur Wehr. Sie kulminierten in der Affäre um das "Manuskript aus Süddeutschland", welches zur diplomatischen Isolation Württembergs führte. Darüber kam es 1823 zum Bruch zwischen dem König und seinem Außenminister, der sich fortan auf seinem Stammschloss Bodenstein und in Göttingen der Musik, der Komposition, der politischen Publizistik und seinen umfangreichen Memoiren widmete.

Von Heinrich Levin Wintzingerode waren etwa 40 Kompositionen überliefert, die beim Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar am 2. September 2004 vernichtet wurden. Die einzige gedruckt vorliegende Komposition ist die Vollendung der Vertonung von "Johannens Abschied" aus Schillers Jungfrau von Orléans. Sie war von Johann Rudolf Zumsteeg begonnen worden, der mit Wintzingerode befreundet war und dessen Witwe mit den Gewinnen aus der fertigen Komposition unterstützt wurde.

In den Jahren um 1848 betätigte er sich als konservativer Politiker in seiner Heimat und musste vorübergehend vor den Aufständischen nach Göttingen fliehen. Heinrich Levin Wintzingerode war in erster Ehe Lady Diane Jane King, Tochter des Earl of Kingston verheiratet, in zweiter Ehe mit Aeone Freiin vom Hagen. Sein dritter Sohn Wilko Levin Graf von Wintzingerode war von 1876 bis 1900 Landesdirektor der preußischen Provinz Sachsen.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Paul Sauer: Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern. Südwestdeutschland in der Rheinbundzeit. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009595-1
  • Paul Sauer: Reformer auf dem Königsthron. Wilhelm I. von Württemberg. DVA, Stuttgart 1997, ISBN 3-421-05084-8
  • Eberhard von Wintzingerode: Stammbaum der Familie von Wintzingerode. Mit biographischen Erläuterungen. Dieterich, Göttingen 1848.
  • Heinrich J. von Wintzingerode: "Recht tun behält sein Preis allzeit". Die Geschichte der Familie Wintzingerode und der Burg Bodenstein. Galerie in der Burg, Großbodungen 2004, ISBN 3-00-013996-6

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich Karl Friedrich Levin Graf von Wintzingerode — Carl Friedrich Heinrich Levin Graf von Wintzingerode (* 16. Oktober 1778 in Kassel; † 15. September 1856 in Bodenstein) war ein württembergischer Staatsminister, Erb und Gerichtsherr zu Bodenstein. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Siehe auch 3… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Friedrich Heinrich Levin von Wintzingerode — Carl Friedrich Heinrich Levin Graf von Wintzingerode[1] (fälschlich auch Heinrich Karl Friedrich Levin von Wintzingerode[2], * 16. Oktober 1778 in Kassel; † 15. September 1856 in Bodenstein) war ein württembergischer Staatsminister, Erb und… …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Wintzingerode — Wappen der von Wintzingerode Wintzingerode ist ein deutsches Uradelsgeschlecht, das sich nach der Gemeinde Wintzingerode (jetzt ein Ortsteil der Stadt Leinefelde Worbis) im Eichsfeld benannte und seit 1668 in zwei Linien unterteilt ist.… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Ernst Levin Graf von Wintzingerode — Georg Ernst Levin (seit 1794 Reichsgraf) von Wintzingerode (* 27. November 1752 in Walsrode; † 24. Oktober 1834 in Stuttgart) war ein württembergischer Staatsminister, Erb und Gerichtsherr zu Bodenstein im Eichsfeld. Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Kassel — Wappen der Stadt Kassel Diese Liste enthält in Kassel (bis 1926 amtlich Cassel) geborene Persönlichkeiten sowie solche, die in Kassel ihren Wirkungskreis hatten, ohne dort geboren zu sein. Beide Abschnitte sind jeweils chronologisch nach dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph Ignaz von Beroldingen — Joseph Ignaz Graf von Beroldingen (* 27. November 1780 in Ellwangen; † 24. Januar 1868 in Stuttgart) war ein deutscher Offizier und Diplomat im Dienste des Königs von Württemberg. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Ehrungen …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand Carl Freiherr von Wintzingerode-Kirchohmfeld — Ferdinand Frhr. v. Wintzingerode Ferdinand Freiherr von Wintzingerode (* 15. Februar 1770 in Allendorf an der Werra; † 16. Juni 1818 in Wiesbaden) war ein deutscher Adliger und Offizier in verschiedenen Heeren, zuletzt General der russischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand Carl von Wintzingerode-Kirchohmfeld — Ferdinand Frhr. v. Wintzingerode Ferdinand Freiherr von Wintzingerode (* 15. Februar 1770 in Allendorf an der Werra; † 16. Juni 1818 in Wiesbaden) war ein deutscher Adliger und Offizier in verschiedenen Heeren, zuletzt General der russischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Distelbarth — Liebesvase von Friedrich Distelbarth (um 1831), Stuttgart, Vorplatz beim Kammertheater Georg Friedrich Distelbarth (* 22. September 1768 in Ludwigsburg; † 23. Mai 1836 in Stuttgart …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Söhnen und Töchtern der Stadt Hanau — Wappen der Stadt Hanau Diese Liste enthält in Hanau geborene Persönlichkeiten, chronologisch nach dem Geburtsjahr sortiert. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”