Hereditäre Folat-Malabsorption

Hereditäre Folat-Malabsorption
Klassifikation nach ICD-10
D52.8 Sonstige Folsäure-Mangelanämien
ICD-10 online (WHO-Version 2011)
Die Strukturformel von Folsäure.
Bei der hereditären Folat-Malabsorption wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Folsäure versorgt.

Die hereditäre Folat-Malabsorption, auch kongenitale Folat-Malabsorption (lat. Malabsorption = „schlechte Aufnahme“) ist eine äußerst seltene, autosomal-rezessiv vererbte, Erkrankung.[1]

Inhaltsverzeichnis

Genetik und Ätiologie

Für die hereditäre Folat-Malabsorption ist ein Defekt im PCFT-Gen (SLC46A1) verantwortlich, das für einen protonen-abhängigen Folat-Transporter kodiert.[1] Das betroffene Gen liegt auf Chromosom 17, Genlocus q11.2.[2] Durch eine Mutation im PCFT-Gen ist das Genprodukt – ein Folat-Transporter – in seiner Funktion eingeschränkt. Der für das Gehirn so wichtige Transport von Folsäure über die Endothelien der Blut-Hirn-Schranke ist dadurch erheblich eingeschränkt und das Gehirn wird mit Folsäure unterversorgt.[3]

In den bisher bekannten Fällen liegen bei den Eltern der betroffenen Kinder blutsverwandtschaftliche Verhältnisse (beispielsweise Kreuzkusinenheirat) vor, die für einen autosomal-rezessiven Erbgang sprechen.[4][5][6]

Die Erkrankung ist äußerst selten. Bisher wurden weltweit etwa 20 Erkrankungen, in den meisten Fällen bei weiblichen Patienten, beschrieben.[7]

Die hereditäre Folat-Malabsorption wurde erstmals 1965 beschrieben.[7]

Symptome und Therapie

Die Symptome der hereditären Folat-Malabsorption sind vor allem epileptische Anfälle und mentale Retardatierung und treten schon in früher Kindheit auf. Im unbehandelten Zustand verläuft die Erkrankung tödlich. Bei zu später Supplementation können die neurologischen Schäden nicht mehr rückgängig gemacht werden.[8][9]

Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt, so können die Symptome durch parenterale Gabe von Folaten oder durch hochdosierte orale Gabe von Folaten, weitgehend unterdrückt werden. Eine Heilung ist zurzeit nicht möglich.[10][11]

Einzelnachweise

  1. a b R. Zhao u. a.: The spectrum of mutations in the PCFT gene, coding for an intestinal folate transporter, that are the basis for hereditary folate malabsorption. In: Blood 110, 2007, S. 1147–1152. PMID 17446347
  2. ncbi.nlm.nih.gov: SLC46A1 solute carrier family 46 (folate transporter), member 1. eingesehen am 28. März 2009
  3. P. C. Su: Congenital folate deficiency. In: NEJM 294, 1976, S. 1128. PMID 176588
  4. J. Urbach u. a.: Congenital isolated folic acid malabsorption. In: Arch Dis Child 62, 1987, S. 78–80. PMID 3813642
  5. P. Lanzkowsky u. a.: Isolated defect of folic acid absorption associated with mental retardation and cerebral calcification. In: Blood 34, 1969, S. 452–465. PMID 4980683
  6. P. J. Santiago-Borrero u. a.: Congenital isolated defect of folic acid absorption. In: J Pediat 82, 1973, S. 450–455. PMID 4540608
  7. a b D. S. Rosenblatt und W. A. Fenton: Inherited disorders of folate and cobalamin transport and metabolism. In: The Metabolic & Molecular Bases of Inherited Disease Band III, C. R. Scriver u. a. (Editors), McGraw-Hill, 2001, S. 3902–3903. ISBN 0-079-13035-6
  8. L. Corbeel u. a.: Congenital folate malabsorption. In: Eur J Pediatr 143, 1985, S. 284–290. PMID 3987728
  9. S. Jebnoun u. a.: A family study of congenital malabsorption of folate. In: J Inherit Metab Dis 24, 2001, S. 749–750. PMID 11804211
  10. J. Geller u. a.: Hereditary folate malabsorption: family report and review of the literature. In: Medicine (Baltimore) 81, 2002, S. 51–68. PMID 11807405
  11. M. Poncz und A. Cohen: Long-term treatment of congenital folate malabsorption. In: J Pediatr 129, 1996, S. 948. PMID 8969750

Literatur

Weblinks


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