Herntrich

Herntrich

Volkmar Herntrich (* 8. Dezember 1908 in Flensburg; † 14. September 1958 bei Nauen) war ein Prediger gegen das nationalsozialistische Neuheidentum, letztlich Landesbischof der evangelisch-lutherischen Kirche im Hamburgischen Staat.

Leben

Da Herntrich aus einer alten Pastorenfamilie stammte, war der Studiengang Theologie für ihn vorgezeichnet. So schrieb er sich im Jahre 1927 in Tübingen ein, wo er dem Corps Borussia Tübingen beitrat, einer Studentenverbindung im Kösener Senioren-Convents-Verband. Später studierte er in Berlin bei Reinhold Seeberg und Ernst Sellin, bei dem er promovierte, und in Kiel. 1930 legte er sein Examen ab. Er gehörte zu den Begründern des Pfarrernotbundes in Schleswig-Holstein und war einer der Köpfe der Bekennenden Kirche während der Zeit des Nationalsozialismus.

Bereits kurz nach seiner Habilitation wurde ihm im Jahre 1934 die Lehrbefugnis entzogen. Daraufhin wurde er Dozent an der theologischen Hochschule in Bethel und hielt von 1934 bis 1939 zahlreiche Gastvorträge gegen die völkische Religiosität und die Bestreitung des ganzen Bibel. Gestapoverhöre, Verhaftungen und Gefängnisaufenthalt waren die Folge. In dieser Zeit entwickelte er eine enge Beziehung zu Friedrich von Bodelschwingh, dem Leiter der Betheler Anstalten. Ab 1940 war er in Berlin-Dahlem als Direktor des Evangelischen Reichsverbandes der Weiblichen Jugend Deutschlands, dem Burckhardthaus, tätig. 1942 wurde er in Hamburg zum Hauptpastor der St. Katharinenkirche gewählt.

Als seine besondere Leistung gilt die organisatorische Erneuerung der Kirche durch seine Arbeit für die Zusammenführung von Evangelischem Hilfswerk und Innerer Mission. Beiden Werken stand er als Vorsitzender des Diakonischen Rates vor. Weitere Verdienste erwarb er sich durch den Wiederaufbau der Alsterdorfer Anstalten und der Katharinenkirche, die durch den Krieg starke Zerstörungen hinnehmen mussten.

Im Jahre 1948 wurde er Oberkirchenrat und stellvertretender Landesbischof. In den zwölfköpfigen Rat der EKD wurde er 1949 berufen. In der Zeit setzte er sich stark für die Neugründung der Kirchlichen Hochschule in Hamburg ein, der späteren Theologischen Fakultät der Universität Hamburg. Hier wurde er Rektor und Professor für alttestamentliche Exegese und erhielt 1950 die Ehrendoktorwürde von Kiel, 1954 von der Capital-University Columbus/Ohio.

Noch vor seinem 50. Geburtstag wurde er 1956 zum Bischof der Hamburgischen Landeskirche gewählt und war damit der jüngste der deutschen evangelischen Bischöfe. Im weiteren Verlauf wurde er Mitglied der Weltdienstkommission des Lutherischen Weltbundes und steuerte Hilfseinsätze in Notgebieten.

Am 14. September verstarb er bei einem Autounfall bei Nauen auf dem Weg zu einer Konferenz über Fragen der europäischen Minderheitenkirchen, die in Gdingen/Polen stattfinden sollte.

Literatur

  • Hans-Volker Herntrich (Hrsg.): Volkmar Herntrich 1908–1958: ein diakonischer Bischof. Bd. 9, Berlin 1968 (Schriften für Diakonie und Gemeindebildung).

Weblinks


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