Heros-Unternehmensgruppe

Heros-Unternehmensgruppe
Verlassene Heros-Niederlassung in Viersen.

Die Heros Unternehmensgruppe mit Sitz in Hannover war der Marktführer im Geldtransportgewerbe in Deutschland. Anfang 2006 wurde bekannt, dass Manager des Unternehmens etwa 270 Millionen Euro veruntreuten.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmen

Die Unternehmensgruppe wurde 1978 gegründet und beschäftigte etwa 4.600 Mitarbeiter. Vor der Insolvenz am 20. Februar 2006 wurden etwa 50 % aller Bargeldtransporte in Deutschland von der Heros-Gruppe ausgeführt.

Die Unternehmensgruppe wurde von der Heros Verwaltungs GmbH verwaltet. Zur Gruppe gehörten über 27 Tochtergesellschaften, darunter die Heros Transport GmbH, die Heros Wertelogistik GmbH, Heros Security, Security Service Werttransport Mannheim GmbH, Nordcash Geldbearbeitungs GmbH, Heros Sicherheitsdienste GmbH, Securitas Wertdienste Holding, A.B.U.C. Sicherungstechnik GmbH und Finanz-Data GmbH.

Das erhebliche Wachstum der Heros-Gruppe gründete vor allem auf Übernahmen von Wettbewerbern. Die spektakulärste Übernahme, die der deutschen Securitas Cash Handling, erfolgte am 28. November 2005.

Betrugsskandal

Am 20. Februar 2006 stellte das Unternehmen für 27 Tochtergesellschaften Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens, nachdem Betrugsvorwürfe bekannt geworden waren. Führungskräfte des Unternehmens sollen rund 540 Millionen Euro unterschlagen beziehungsweise veruntreut haben. Die Insolvenzverfahren wurden zum 28. April 2006 eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde Manuel Sack ernannt, der zuvor auch bereits vorläufiger Insolvenzverwalter war.

Drei Mitarbeiter (Geschäftsführer Nordcash Reimer Weingertner, Prokurist Nordcash Manfred Diel und geschäftsführender Gesellschafter Karl-Heinz Weis) in leitender Position sitzen in Untersuchungshaft. Der Hauptbeschuldigte Karl-Heinz Weis ließ durch seinen Anwalt mitteilen, dass er ein Geständnis ablegen wird. Weis habe bereits mit dem Gedanken gespielt, Selbstanzeige zu erstatten - die Razzia der Polizei kam ihm dabei jedoch zuvor. Ebenso liegt auch vom Manager Manfred Diel ein Geständnis vor. Diel, der ein Hotel im bulgarischen Winterkurort Bansko besitzt, räumte gegenüber der Staatsanwaltschaft ein, rund 10 Millionen Euro Bargeld für persönliche Zwecke entnommen zu haben. Diel, der aus Frechen bei Köln stammt, ist ein Ehrenbürger von Bansko.


Offenbar wurde eine Art „Schneeballsystem“ betrieben, so nannte es die ermittelnde Staatsanwaltschaft. Heros habe dabei anvertrautes Kundengeld, das man zählen, sortieren und transportieren sollte, abgezweigt. So sollen kurzfristige Geldanlagen getätigt worden sein - mit erheblichen Zinsgewinnen. Entstehende Löcher wurden demzufolge mit Kundengeld der Folgetage gestopft. Das abgezweigte Geld soll einerseits in die Privattaschen gesteckt und andererseits für die Finanzierung des Geschäftsbetriebes verwendet worden sein.

Es ist zweifelhaft, ob der Geschäftsbetrieb auch ohne das Veruntreuen von Kundengeldern wirtschaftlich zu betreiben gewesen wäre, da Heros gegenüber den Wettbewerbsunternehmen, die bereits mit geringen Margen arbeiteten, die Geldtransport- und Geldbearbeitungsdienstleistungen um bis zu 50 % günstiger anbot und trotzdem hohe Investitionen in Fuhrpark und Infrastruktur steckte.

Die rasche Expansion war offenbar notwendig, um den "Karussell-Betrug" am Laufen zu halten. Spätestens als Großkunden mit erheblichem täglichen Bargeldanfall wie Schlecker oder Lidl wegen erkannter Unregelmäßigkeiten die Verträge kündigten, drohte das "System Heros" zusammenzubrechen.

Ein letzter "Rettungsanker" für das System Heros wurde in der Übernahme des seinerzeit zweitgrößten Geldtransporteurs in Deutschland, der Securitas Cash Handling, einer Tochter der schwedischen Securitas A.B., gefunden. So wurde unter anderem der Großkunde Deutsche Bank von der Tochter Securitas auf Heros übertragen.

Zu den Geschädigten zählen Aldi, Rewe, Citibank, McDonald’s, aber auch viele kleinere Unternehmen. Unklar ist, ob die Versicherungen den Schaden übernehmen. Mittlerweile sind zahlreiche Klagen gegen die Versicherung anhängig.

Die 1.868 Fahrzeuge des Unternehmens sind etwa zur Hälfte geleast, die Liegenschaften von Weis in Malaga machen nur einen geringen Gegenwert zum Schaden aus.

Zum 1. Mai 2006 übernahm das US-Beteiligungsunternehmen MatlinPatterson die komplette Heros-Gruppe und führt sie seitdem unter dem Namen SecurLog weiter. Die Investoren übernahmen 3000 der zuvor knapp 4600 Mitarbeiter und verlegten den Hauptsitz zur Securitas nach Düsseldorf. SecurLog ist noch immer der größte Werttransporteur Deutschlands und hat inzwischen das Geldtransportunternehmen W.I.S. aus Köln übernommen.

Gerichtsverfahren

Am 19. September 2006 hat die Staatsanwaltschaft Hannover Anklage wegen Veruntreuung von 250 Millionen Euro gegen vier Männer erhoben. Der Prozess begann noch im gleichen Jahr vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Hildesheim.[1]. Im Mai 2007 wurden die drei Angeklagten zu Haftstrafen zwischen sechseinhalb und zehn Jahren verurteilt. [2]

Am 13. Februar 2007 wird eine ehemalige Mitarbeiterin einer Tochterfirma vom Landgericht Mönchengladbach wegen Erpressung ihres Chefs und Unterschlagung zu sechs Jahren Haft verurteilt.[3]

Am 31. August 2007 werden zwei Prokuristinnen zu drei bzw. drei Jahren und neun Monate wegen Unterschlagung verurteilt.[3]

Im August 2008 werden die Geschäfträume des Rewe Konzerns von der Staatsanwaltschaft Hannover untersucht mit den Verdacht der Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr mit Heros.[4]

Am 31. Oktober 2008 wurde Karl-Heinz Weis des weiteren wegen Untreue und persönlicher Bereicherung in Millionenhöhe zu insgesamt 11 Jahren verurteilt. Der mit angeklagte Bereichsleiter der Hartgeldabteilung wurde zu 5 Jahren Haft verurteilt.[5]

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Binkmann & Partner Anklage gegen vier Heros-Manager - Prozessbeginn in diesem Jahr (AP German Worldstream) (vom 19.9.2006; ges. 04.12.2008)
  2. Meldung des NDR Zehn Jahre Haft für Heros-Gründer Weis (vom 23.05.2007; ges. 04.12.2008)
  3. a b Meldung des NDR Chronologie des Heros-Skandals (vom 31.10.2008; ges. 04.12.2008)
  4. Der Tagesspiegel Rewe-Manager von Heros bestochen? (vom 21.08.2008; ges. 04.12.2008)
  5. Meldung des NDR Heros-Chef muss elf Jahre ins Gefängnis (vom 31.10.2008; ges. 04.12.2008)

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