Herren Rüdt von Collenberg

Herren Rüdt von Collenberg
Wappen der Freiherren Rüdt von Collenberg
Wappen nach dem Scheibler'schen Wappenbuch
Ruine der Collenburg

Die Herren Rüdt von Collenberg waren ein reichsunmittelbares fränkisches Adelsgeschlecht, das ab dem 13. Jahrhundert zunächst in Collenberg seinen Sitz hatte. Es erscheint erstmals urkundlich 1134–1154 mit Conradus de Walhusen und tritt seit 1197 unter dem Namen de Amorbach auf. Die Stammreihe beginnt 1222 mit Wipertus de Amorbach, dessen Söhne und Enkel den Beinahmen „dictus Ruede“ annehmen. Die Familie besteht bis heute fort.

Inhaltsverzeichnis

Abstammung

Nach der Familienchronik der Herren Rüdt von Collenberg lebten deren Vorfahren, nach allem was darüber bekannt ist, als steuerbefreite freie Landwirte im Gau Wingarteiba und leisteten in kaiserlichen Heeren Reiterdienste. Die hierdurch erworbenen Verdienste wurden belohnt durch zusätzlichen Landbesitz sowie die Verleihung verschiedener Rechte und Einnahmequellen. Ein 793 erwähnter Gaugraf des Wingarteiba, Ruodi, soll möglicherweise der Familie zugerechnet werden können. Er stiftete dem heiligen Nazarius von Lorch einen Byfang (durch Rodung gewonnen Felder) auf Gemarkung Dallaheim (Dallau). In der Folgezeit erscheint der Name Rüd mit zunehmender Häufigkeit als Teilnehmer von Turnieren und als Zeuge auf Urkunden.

Geschichte

Um 1250 siedeln sich die Rüdt in Collenberg an und erhielten dort die Collenburg zu Lehen. Zur gleichen Zeit hatten die Rüden ihren Stammsitz in Amorbach. Ein Wipertus Rude de Rudenau (Weiprecht Rüd von Rüdenau) hatte umfangreiche Besitzungen am Main zwischen Miltenberg und Wertheim sowie im Bereich Walldürn, Buchen und Amorbach. 1285 schenkte Weiprecht dem Kloster Amorbach einen Teil des Zehnten von Gönz. Im Gegenzug erlaubten ihm der Abt des Klosters in Bödigheim und der Bischof von Würzburg, eine Burg mit Kapelle in Bödigheim zu bauen (auf dem Areal des heutigen Schlosses). Diese Erlaubnis wurde von den Beteiligten und einigen Zeugen beurkundet. Die aus Geldmangel verfallene Bödigheimer Dorfkirche wurde von Weiprecht ebenfalls wieder instand gesetzt. Daneben erwarb er vom Kloster Amorbach einen Fronhof mit Vogtei in Bödigheim, im Tausch gegen Besitzungen in Gönz und Weckbach. Die neu erbaute Burg verfügte über zwei Wohnhäuser, die jeweils von einem Zweig der Familie bewohnt wurden, die fortan den Name "Rüdt von Bödigheim" führten. Beide Zweige stellten im 14. und 15. Jahrhundert Mainzer Amtmänner und Burgmannen auf der Burg Wildenberg.

Der Schwäbische Bund zerstörte 1523 Burg Wachbach, deren Besitzer aus der Familie Rüdt von Collenberg als Unterstützer des Hans Thomas von Absberg in Erscheinung getreten waren. Der Kriegsberichterstatter Hans Wandereisen hat zum Vorgehen der Strafexpedition des Bundes eine Serie von Holzschnitten angefertigt, siehe dazu Wandereisen-Holzschnitte von 1523.

1595 ist ein Ausbau der Burg Bödigheim um eine Scheune im Vorhof durch Hans Rüdt bekannt. Drei Jahre später ergänzte er die Burg um ein weiteres Wohnhaus. Hans verstarb 1601 mit 36 Jahren an einer Verwundung. Sein Sohn Wolf Albrecht musste während des Dreißigjährigen Krieges nach Frankfurt flüchten. Nach seiner Rückkehr fand er seine Burg samt Vorhof ausgeplündert und größtenteils zerstört vor. Bei einem Besuch in Adelsheim 1644 verstarb er und wurde dort auch beigesetzt. Sein erst vierjähriger und einziger Sohn Johann Ernst wurde von seiner Mutter Ann Maria, geborene von der Haydt, zum Grafen nach Wertheim geschickt, den er nach Holland begleitete, während die Mutter die Besitzungen mit Geschick verwaltete.

Die Linie der Rüdt von Collenberg auf der Collenburg starb 1635 aus; die Bödigheimer Linie nannte sich fortan wieder Rüdt von Collenberg.

Nach beendetem Studium kehrte Johann Ernst 1662 zurück und übernahm mit 22 Jahren die Verwaltung und den Wiederaufbau seiner Besitzungen. Er ist der Stammvater aller heute lebenden Rüden und konnte trotz der schwierigen Verhältnisse seinen Besitz noch erweitern. Später wurde er Ritterhauptmann des Ritterkantons Odenwald. Mit seiner Frau Anna Christine, geborene von Adelsheim, hatte er 13 Kinder. Allerdings erreichten nur zwei Söhne und zwei Töchter das Erwachsenenalter. Zwei weitere Töchter ertranken zusammen mit seiner Frau während einer Reise nach Adelsheim in den Fluten der durch starke Regenfälle angeschwollenen Seckach und wurden in Adelsheim beigesetzt. Sein ältester Sohn, Wolf Ernst, übernahm 1712 die Geschäfte.

Ab 1722 wurde unterhalb der alten Burg eine barocke Schlossanlage errichtet. Seit 1712 befinden sich Burg, Schloss und Park Bödigheim unverändert im Besitz der Freiherrlichen Familie Rüdt von Collenberg; eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts verwaltet die Anlage. In den 1990er Jahren wurden umfangreiche Instandsetzungen unternommen und Wohnungen in die beiden Schlösser eingebaut. Der Burgbereich wurde in den Jahren 2003 bis 2005 zu Wohnzwecken umgestaltet.

Wappen

Frühes Wappen des Wipertus sen. Rüdt: Querbalken auf einem mit Kreuzen bedeckten Schild.

Seit 1306: In Rot Kopf samt Hals eines silbernernen Rüden mit schwarzem Stachelhalsband; auf dem Helm mit rot-silbernen Decken das Schildbild.

Name

Über Rüd, Rüde, Rüdin, Rüden, lateinisch: Rud, Rude, Rudo, Rudi, Ruden, entwickelte sich der Name später zum heutigen Rüdt.

Sagen

Zur Entstehung von Namen und Wappen gibt es zwei Sagen, deren Aussagen darin übereinstimmen, dass neugeborene Knaben des Ritters von Collenberg als Rüden im Main ertränkt werden sollten, jedoch vom heimkehrenden Vater gerettet wurden und seitdem den Namen Rüd von Collenberg und den Rüdenkopf im Wappen führten.

Siehe auch

Literatur

Weblinks


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