Herren von Hals

Herren von Hals
Dieser Artikel befasst sich mit der reichsunmittelbaren Grafschaft Hals bei Passau. Siehe anderweitig Hals (Begriffsklärung).
Wappen der Grafschaft Hals

Die Burg Hals, nahe dem damaligen Bistum Passau, war Sitz der reichsunmittelbaren Grafschaft Hals. Heute ist sie namensgebend für den Stadtteil Hals von Passau. Die Grafschaft Hals lag zu diesem Zeitpunkt zum einen im so genannten Nordwald, einem noch unerschlossenen Gebiet nördlich der Donau, das sich etwa von Niederalteich bis Linz in Richtung der heutigen Grenzen von Bayern und Österreich gegen die tschechische Republik erstreckt, zum anderen in der Grafschaft Windberg, welche einer Nebenlinie der Grafen von Formbach unterstand. Die Feste selbst liegt an einer engen Schleife der Ilz nahe der Flussmündung in die Donau bei Passau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Grafschaft

Die Herren von Palsence

Als erster „nobilis“ wird 1108 ein Roudbert de Halse als Zeuge einer Urkunde des Klosters Niedernburg erwähnt, der andernorts als „Rupertus de Palsence“ erscheint. In manch anderen Quellen lassen sich die Herren von Hals bereits bis in das Jahr 1072 zurückverfolgen.

Wie sich die Edlen von Palsence (heute als Polsenz ein Ortsteil von Sankt Marienkirchen an der Polsenz) im Gebiet der Formbacher Grafen festsetzen konnten, ist bis heute nicht endgültig geklärt.

Michael Hintermayer-Wellenberg hat in einer Abhandlung jedoch einleuchtend dargelegt, wie es zum plötzlichen und nahezu zeitgleichen Auftreten mehrerer Adelsgeschlechter, so der Edlen von Kamm, der Grafen von Ortenburg, der Edlen von Griesbach und eben der Edlen von Polsenz, in Niederbayern gekommen sein könnte.

Er erläutert, dass die Griesbacher, wie die Palsence-Halser, Seitenverwandte der Herren von Perg, im Zuge des Investiturstreits zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. als Gegengewicht und Speerspitze gegen den papsttreuen Bischof von Passau und die Grafen von Formbach-Neuburg sowie Formbach-Viechtenstein nach Niederbayern versetzt und mit umfangreichen, auch gräflichen Rechten ausgestattet wurden. Dies wird dadurch erhärtet, dass vor allem Griesbacher und Halser zuerst nur in Urkunden kaisertreuer Institutionen, so des Klosters Niedernburg oder des Domkapitels in Passau erscheinen, jedoch nicht in Urkunden des Bischofs oder des ebenfalls papsttreuen Klosters Formbach.

Die Besitzungen der Palsence-Halser erstreckten sich hauptsächlich beiderseits der Ilz, dazu kamen mehrere Lehen des Klosters Niedernburg sowie des Passauer Domkapitels, das zu jener Zeit eigenständig über seine Besitzungen verfügen konnte.

Die Herren von Kamm

Als erster nachweisbarer wahrscheinlicher Vertreter dieses Geschlechts erscheint um 1073 ein Mazili, jedoch ohne Namenszusatz, als (Unter-)Vogt des Stifts Osterhofen, über welches zu dieser Zeit noch der ominöse Ulrich von Passau die Hauptvogtei innehatte. Nach dessen Ableben 1099 erscheint abermals ein Mazili „de Muleheim“ als Inhaber jener Vogtei; zeitnah erscheint er in verschiedenen Urkunden noch als „de Pergheim“ und „de Chambe“. Woher dieser Mazili stammt ist unklar; allerdings finden sich Urkunden aus dem heutigen Oberösterreich, in denen in der Zeugenreihe mehrmals „Adelram, Mazili de Ascha(ch) et filius eius Adelram“ finden. Da A(de)lram, zusammen mit A(da)lbert die Leitnamen der Herren von Kamm und späteren Grafen von Hals sind ist hier zumindest eine plausible Erklärung gefunden. Im weiteren Verlauf erlangten die Herren von Kamm die Vogtei über nahezu alle Besitzungen des Hochstifts Bamberg in Niederbayern und im Mattiggau, wobei letztere Vogtei von einem Seitenzweig, den Edlen von Uttendorf, verwaltet wurde. Weitere Linien sind Mühlheim/Donau, Baumgarten, „Rotawe“, und auch eine Verbindung zu den Edlen von Horbach/Haarbach könnte bestanden haben. Um das Jahr 1160 vermählt sich Albert von Kamm mit Liukarde von Hals, der Schwester der beiden letzten Halser aus dem Haus Palsence. Nachdem beide auf dem Kreuzzug im Jahr 1189 gefallen sind erbt Albert die Herrschaft Hals samt aller vom Reich herrührenden Lehen.

Zu jener Zeit begannen die Bischöfe von Passau, ihre Machtbasis aufzubauen. Nachdem sie bereits die Herren von Griesbach unter ihre Botmäßigkeit brachten versuchten Sie dies nun, mit Hilfe des bayrischen Herzogs und der Grafen von Bogen, bei den übrigen Edelfreien im Passauer Raum.

Anlass war hier der Ankauf der „Grafschaft“ Windberg durch den Passauer Bischof im Jahre 1207, welche sich angeblich von der Donau unweit Hilgartsberg in einem breiten Streifen bis zur böhmischen Grenze hinzog. Bereits im Vorfeld kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Passau, Bogen und Bayern einerseits und Ortenburg und Hals andererseits, aus denen Passau als „Sieger“ hervorging.

Allerdings nutzte Albrecht von Bogen die Situation aus, sich den Nordteil der ehemaligen Grafschaft Windberg zu sichern, wobei Passau hier übergangen wurde.

In Folge dessen sah sich der Passauer Bischofsstuhl genötigt, die Herren von Hals, nun Albrecht II. und Alram, mit weiten Teilen der übrigen Grafschaft zu belehnen, um mit Hilfe deren Ministerialen und Vasallen einen Puffer zu Bogen und letztendlich zu Bayern zu schaffen. Gleichzeitig galt es, neben der Erschliessung neuer Siedlungsflächen, ein Bollwerk gegen das expandierende Königreich Böhmen zu schaffen.

Im Jahre 1280 wurde Albert von Hals durch Kaiser Rudolf I. von Habsburg mit der Reichsgrafenwürde belehnt. Die Grafen trieben nun rasch die Erweiterung ihres Herrschaftsraumes voran, welcher sich bald von Osterhofen und Aidenbach bis an die böhmische Grenze zog. Des Weiteren sicherten sich die Grafen den bedeutenden Handelsweg „Goldener Steig“ nach Böhmen, welcher eine wichtige Einnahmequelle für die Grafschaft darstellte.

Das Wappen der Grafschaft Hals in Scheiblersches Wappenbuch

Ende der Grafschaft

1375 starb das Geschlecht der Kammer aus. Um die Grafschaft entbrannte daraufhin ein Erbstreit zwischen Landgraf Johann von Leuchtenberg und dem Grafen Heinrich IV. von Ortenburg. Obwohl Heinrich IV. aufgrund seiner Ehe mit der Tochter des letzten Halser Grafen ein näheres Verwandtschaftsverhältnis hatte, erwirkte Johann aufgrund seiner Beziehungen zu den bayerischen Herzögen und zu Kaiser Karl IV. die Belehnung für sich. 1376 wurde Hals zur Stadt erhoben, ein Jahr später erhielt diese das Münzrecht. Jedoch kam es nie zur wirklichen Ausübung des Stadtrechtes.

Nach dem Tod Karls IV. unterstützte Johann von Leuchtenberg dessen Sohn König Wenzel von Böhmen. Durch Wenzels kriegerische Auseinandersetzungen verschuldete sich Johann jedoch so sehr, dass er gezwungen war große Teile der Grafschaft zu verpfänden. Der Rest der Grafschaft fiel 1485 an die Edlen von Aichperg. Nach deren Aussterben im Jahre 1511 kam es erneut zu einem Erbstreit um die Grafschaft zwischen Johann von Degenberg und Ulrich II. von Ortenburg. Der Streit zog sich über mehrere Jahre. Der Großteil der Besitzungen im Herzogtum Bayern wurde unter den Erben aufgeteilt. Da man sich einerseits nicht einigen konnte, wer die Reichsgrafschaft erhalten sollte, und andererseits das Geschlecht der Aichperger den Erben auch große Schulden vermachte, beschlossen beide Streitparteien im Jahre 1517 nach Vermittlung des Herzoges die Grafschaft an die Wittelsbacher zu verkaufen.

Literatur

  • Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg - Teil 2: Das gräfliche Haus in Bayern., Vilshofen / 1932

Weblinks


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