- Herren von Hanau
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Die Herren und Grafen von Hanau waren ein Adelsgeschlecht, das vom 13. Jahrhundert bis 1736 in der Herrschaft und (seit 1429) Grafschaft Hanau und ihren Teilgrafschaften Hanau-Münzenberg und Hanau-Lichtenberg regierte.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
Sie geboten über ein Territorium, das in zwei großen Agglomerationen verteilt war: Die Grafschaft Hanau-Münzenberg erstreckte sich vom Fuß des Taunus bis in den östlichen Spessart und von (Bad) Nauheim bis an den nördlichen Rand des Odenwaldes. Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg lag überwiegend im nördlichen Elsass.
Die Herrschaft Hanau wurde 1429 zur Grafschaft erhoben. Versuche im 17./18. Jahrhundert, Fürstentum zu werden, wurden bald aufgegeben. 1736 starb das Grafenhaus aus. Der Hanau-Münzenberger Landesteil fiel aufgrund eines Erbvertrages an Hessen-Kassel, der Hanau-Lichtenberger Landesteil aufgrund der Ehe der Tochter des letzten Hanauer Grafen an Hessen-Darmstadt.
Im 19. Jahrhundert verlieh der Kurfürst von Hessen-Kassel seiner nicht standesgemäßen Gattin und ihren Nachkommen den Titel einer Fürstin bzw. eines Fürsten von Hanau.
Herren
Buchen
In Urkunden des Mainzer Erzbischofs tauchen seit 1122 mehrere „Grafen“ als Zeugen auf, die sich nach einer Burg „von Buchen“ nennen. Zunächst ein Dammo von Buchen, später auch sein Bruder Siegebodo. Dammo ist in den nächsten 13 Jahren sechsmal als Zeuge Mainzer Urkunden überliefert, sein Bruder innerhalb eines Jahres sogar dreimal. Im Zusammenhang mit diesen Beurkundungen wird auch die Burg Hanau als dieser Familie gehörend erwähnt.
Dorfelden
Um 1166/68 scheint ein Wechsel in der Herrschaft stattgefunden zu haben, denn nun tauchen unter den Herren von Hanau neue Leitnamen, vor allem Reinhard und Ulrich auf. Als Erbe tritt eine Adelsfamilie auf, die sich zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden benennt aber auch mit dem Namen „Herren von Dorfelden-Hagenowe (Hanau)“ auftritt und sich ab 1191 nach der Burg Hanau benennt. Die Verwandtschaft zwischen diesen und dem ältesten genealogisch sicher mit der Familie derer von Hanau zu verbindenden Herren von Hanau, Reinhard I., ist nicht restlos geklärt.
Hanau
Name Lebensdaten Herrschaft Bemerkungen Reinhard I. ca. 1225–1281 ≈1243–1281 Ulrich I. ≈1250–1306 1281–1306 Ulrich II. 1280–1346 1306–1346 Ulrich III. 1310–1369/70 1346–1369/70 Landvogt in der Wetterau Ulrich IV. ≈1330–1380 1369/70–1380 Ulrich V. 1370–1419 1380–1404 unter Vormundschaft: 1380–1388; abgesetzt: 1404 Reinhard II. 1369–1451 1404–1451 1429: Erhebung in den Grafenstand Johann ≈1377–1411 Mitregent: 1404–1411 ≈ : Geburtsjahr unbekannt; angeführt ist das erste Jahr, in dem der Betreffende urkundlich erwähnt wird
Grafen
Hanau (1)
Name Lebensdaten Herrschaft Bemerkungen Reinhard II. 1369–1451 1404–1451 1429: Erhebung in den Grafenstand Reinhard III. 1412–1452 1451–1452 Philipp I., der Ältere 1449–1500 1452–1500 unter Vormundschaft: 1452– 1467 Um in der Zeit nach der Landesteilung von 1458 die beiden Hanauer Grafschaften unterscheiden zu können, wurde der Teil, der von Graf Philipp I. (dem Älteren) regiert wurde, nach der Lichtenberger Erbschaft 1480 als Grafschaft Hanau-Lichtenberg bezeichnet. Zutreffend müsste Philipp I. (der Ältere) eigentlich bis dahin von Hanau-Babenhausen heißen. Das aber hat sich in der Literatur nie durchgesetzt. Für den Teil der Grafschaft, der von Graf Philipp I. (dem Jüngeren) regiert wurde, wird seit 1496 offiziell von der Grafschaft Hanau-Münzenberg gesprochen. Um die beiden Grafschaften und ihre Regenten in der Zeit zwischen 1458 und diesen Daten unterscheiden zu können, wird durchgängig ab 1458 von Grafschaft Hanau-Münzenberg und Grafschaft Hanau-Lichtenberg gesprochen.
Hanau-Münzenberg
Name Lebensdaten Herrschaft Bemerkungen Philipp I., der Jüngere 1449–1500 1452–1500 unter Vormundschaft: 1452–1467 Reinhard IV. 1473–1512 1496–1512 als Mitregent von 1496–1500 Philipp II. 1501–1529 1512–1529 unter Vormundschaft: 1512–1523 Philipp III. 1526–1561 1529–1561 unter Vormundschaft: 1529–1552 Philipp Ludwig I. 1553-1580 1561–1580 unter Vormundschaft: 1561–1575 Philipp Ludwig II. 1576-1612 1580–1612 unter Vormundschaft: 1580–1596 Philipp Moritz 1605-1638 1612–1638 unter Vormundschaft: 1612 bis 6. August 1626 Philipp Ludwig III. 1632-1641 1638–1641 unter Vormundschaft: 1638–1641 Johann Ernst 1613-1642 1641–1642 aus der Seitenlinie: Hanau-Münzenberg-Schwarzenfels Friedrich Casimir 1623-1685 1642–1685 Philipp Reinhard 1664-1712 1685–1712 Nach dem Tod seines Vorgängers, Friedrich Casimir, erbt er die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Hanau-Lichtenberg fällt an seinen Bruder, Graf Johann Reinhard III. Hanau-Lichtenberg
Name Lebensdaten Herrschaft Bemerkungen Philipp I., der Ältere 1417–1480 1458–1480 Sohn von Reinhard II. Philipp II. 1462–1504 1480–1504 Philipp III. 1482–1538 1504–1538 Philipp IV. 1514–1590 1538–1590 Philipp V. 1541–1599 1590–1599 Johann Reinhard I. 1569–1625 1599–1625 Philipp Wolfgang 1595–1641 1625–1641 Friedrich Casimir 1623–1685 1641–1680/85 unter Vormundschaft: 1641–1647. Er erbt 1642 die Grafschaft Hanau-Münzenberg; damit sind die beiden Hanauer Grafschaften wieder vereint. 1680 muss 1685 muss er Agnaten an der Regierung beteiligen. Johann Reinhard III. 1665–1736 1685–1736 Nach dem Tod seines Vorgängers erbt er zunächst die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, sein Bruder, Graf Philipp Reinhard, den Hanau-Münzenberger Landesteil. Nach dessen Tod 1712 tritt er auch die Regierung in der Grafschaft Hanau-Münzenberg an. Hanau (2)
Name Lebensdaten Herrschaft Bemerkungen Friedrich Casimir 1623–1685 1642–1680/85 unter Vormundschaft: 1641–1647: Seit 1641 Regent in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. 1642 erbt er die Grafschaft Hanau-Münzenberg; Damit sind die beiden Hanauer Grafschaften wieder vereinigt. 1680 bis 1685 muss er Agnaten an der Regierung beteiligen. Philipp Reinhard 1664–1712 1685–1712 Nach dem Tod seines Vorgängers erbt er nur die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Hanau-Lichtenberg fällt an seinen Bruder, Graf Johann Reinhard III. Johann Reinhard III. 1665–1736 1712–1736 Nach dem Tod seines Vorgängers erbt er zunächst die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, sein Bruder, Graf Philipp Reinhard, den Hanau-Münzenberger Landesteil. Nach dessen Tod 1712 tritt er auch die Regierung in der Grafschaft Hanau-Münzenberg an. Hessen-Kassel
Die Landgrafen von Hessen-Kassel haben als Grafen von Hanau keine eigenständige Zählung. Angegeben sind hier nur die Regierungszeiten für die Grafschaft Hanau(-Münzenberg).
Name Lebensdaten Herrschaft Bemerkungen Wilhelm VIII. 1691–1760 1736–1760 Wilhelm IX. 1743–1821 1760–1806, 1813–1821 1760–1764 unter der Vormundschaft seiner Mutter, der Landgräfin Maria. Landgraf Friedrich II., Sohn von Wilhelm VIII. und Vater von Wilhelm IX., war aufgrund seines Übertritts zum katholischen Glauben durch die Assekurationsakte von dem Erbe der Grafschaft Hanau ausgeschlossen Seit 1803 führte Landgraf Wilhelm den Titel „Kurfürst“ und nannte sich Wilhelm I.
Französische Militärverwaltung 1806–1810 Karl Theodor von Dalberg 1744–1817 1810–1813 Großherzog des Großherzogtums Frankfurt, zu dem die Grafschaft Hanau(-Münzenberg) in diesem Zeitraum gehört. Wilhelm II. 1777–1847 1821–1831 Er dankt nach der Revolutionskrise des Jahres 1830 faktisch zugunsten seines Sohnes ab. Friedrich Wilhelm I. 1802–1875 1831–1866 Der Kurstaat – und damit auch Hanau – werden nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 von Preußen annektiert. Hessen-Darmstadt
Die Landgrafen von Hessen-Darmstadt haben als Grafen von Hanau keine eigenständige Zählung. Angegeben sind hier nur die Regierungszeiten für die Grafschaft Hanau(-Lichtenberg).
Name Lebensdaten Herrschaft Bemerkungen Ludwig VIII. 1691–1768 1736–1768 Ludwig IX. 1719–1790 1768–1790 Ludwig X. 1753–1830 seit 1790 In den Kriegen der französischen Revolution gingen im Rahmen der anschließend stattfindenden „Flurbereingungen“ der politischen Landkarte Deutschlands nahezu alle Gebiete Hanau-Lichtenbergs für Hessen-Darmstadt verloren. Lediglich das Amt Babenhausen verblieb beim Großherzogtum Hessen. Fürsten von Hanau
Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Hessen-Kassel heiratete – unstandesgemäß – eine Bürgerliche, Gertrude Lehmann. Am 2. Juni 1853 verlieh er ihr den Titel „Fürst/in bzw. Prinz/essin von Hanau“. Die österreichische Anerkennung als Fürstin Hanau von und zu Hořowitz folgte am 6. März 1855. Die kurfürstlich hessische Bestätigung von Titel und Namen für die Nachkommen seiner Söhne vom 10. Juni 1862 machte deren standesgemäße Ehe (mindestens gräfliche Abstammung) zur Voraussetzung (!) und wurde österreichischerseits am 20. Januar 1877 anerkannt.
Name Lebensdaten Träger des Titels Bemerkungen Gertrude von Hanau 1803–1882 verheiratete und geschiedene Lehmann; Baronin, später Gräfin von Schaumburg; Fürstin von Hanau und Horowitz Moritz, 1. Fürst von Hanau 1834–1889 Wilhelm, 2. Fürst von Hanau 1836–1902 1889–1902 Karl, 3. Fürst von Hanau 1840–1905 1902–1905 Heinrich, 4. Fürst von Hanau 1842–1917 1905–1917 Chefs des Hauses Hanau nach 1919
Name Lebensdaten Chef des Hauses Bemerkungen Heinrich II. von Hanau-Hořovice 1900–1971 1922–1971 Heinrich 1923-1998 1971-1998 Philipp von Hanau-Hořovice 1959- 1998- Wappen der Fürsten von Hanau
Das Wappen der Fürsten von Hanau zeigt einen gevierten Schild mit einem Herzschild belegt. Im Herzschild erscheint der hessische Löwe (ohne Schwert).
Im ersten und vierten Quartier erscheint das Wappen des Fürstentums Hanau: Ein geviertes Feld, welches mit einem Herzschild belegt ist. Der Mittelschild ist von Rot über Gold geteilt (Herrschaft Münzenberg). Das erste und vierte Quartier zeigt in Gold drei rote Sparren übereinander (Grafschaft Hanau), das zweite und dritte Quartier ist achtfach von Rot und Gold quer gestreift (Grafschaft Reineck).
Im zweiten und dritten Quartier erscheint das Wappen der Grafschaft Schaumburg: In Rot ein von Silber über Rot quergeteiltes Schildchen, umgeben von einem silbernen Zackenrand (Nesselblatt).
Der Schild trägt drei Helme. Der mittlere mit rechts blau-silberner, links rot-silberner Decke zeigt zwei silberne, aus der Helmkrone wachsende Büffelhörner (Hessen). Der rechtsseitige Helm mit rot-goldener Decke trägt als Kleinod einen aus der Helmkrone wachsenden flugbereiten, silbernen Schwan mit schwarzem Schnabel (Hanau). Der linksseitige Helm (Schaumburg) mit rot-silberner Decke trägt eine goldene Dornenkrone, aus der zwischen zwei goldgestielten Pfauenwedeln sich sieben goldene Lanzen mit roten Fähnchen erheben. Die Fähnchen zeigen das Wappen von Schaumburg.
Als Schildhalter dienen zwei fürstlich gekrönte, rückschauende, goldene Löwen. Das Ganze ist unter einem Purpurmantel angebracht, der aus einem Fürstenhut herabfällt.
Literatur
- Reinhard Dietrich, Die Landesverfassung in dem Hanauischen = Hanauer Geschichtsblätter 34, Hanau 1996. ISBN 3-9801933-6-5
- Reinhard Suchier, Genealogie des Hanauer Grafenhauses, in: Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier am 27. August 1894, Hanau 1894.
- Ernst J. Zimmermann, Hanau Stadt und Land, 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.
- Hugo Gerhard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint der Originalausgabe von 1897, ISBN 3-89836-545-X
Siehe auch
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