- Hitlerjunge Quex: Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend
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Filmdaten Deutscher Titel: Hitlerjunge Quex Originaltitel: Hitlerjunge Quex – Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend Produktionsland: Deutschland Erscheinungsjahr: 1933 Länge: 95 Minuten Originalsprache: Deutsch Altersfreigabe: FSK Vorbehaltsfilm Stab Regie: Hans Steinhoff Drehbuch: Bobby E. Lüthge Produktion: Karl Ritter Musik: Hans-Otto Borgmann Kamera: Konstantin Irmen-Tschet Schnitt: Milo Harbich Besetzung - Jürgen Ohlsen: Heini Völker
- Heinrich George: Vater Völker
- Berta Drews: Mutter Völker
- Claus Clausen: Bannführer Kaß
- Rotraut Richter: Gerda
- Hermann Speelmans: Stoppel
- Hans Richter: Franz
- Ernst Behmer: Kowalski
- Hansjoachim Büttner: Arzt
- Franziska Kinz: Krankenschwester
- Rudolf Platte: Moritatensänger
- Reinhold Bernt: Ausrufer
- Hans Deppe: Althändler
- Anna Müller-Lincke: Nachbarin Völkers
- Karl Hannemann: Lebensmittelhändler
Hitlerjunge Quex – Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend ist ein nationalsozialistischer Propagandafilm des Regisseurs Hans Steinhoff aus dem Jahr 1933. Wegen seiner unverhohlenen Werbung für die Hitler-Jugend und die nationalsozialistische Ideologie wurde er nach dem Ende des Dritten Reiches als Vorbehaltsfilm eingestuft.
Der auf der Romanvorlage von Karl Aloys Schenzinger basierende Spielfilm bezieht sich auf die Biographie von Herbert Norkus. In diesem Film wurde erstmals das von Baldur von Schirach getextete Kampflied Vorwärts! Vorwärts! der Öffentlichkeit präsentiert.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Heini Völker ist Sohn eines zum Kommunismus tendierenden Vaters (dessen Entscheidung zu SPD oder KPD indes offen bleibt – die Gleichsetzung der beiden Parteien ist aber in der NS-Propaganda beabsichtigt), die Mutter bleibt ambivalent, weitestgehend unpolitisch, sie stellt in einer späteren offiziellen US-amerikanischen Interpretation das „deutsche Volk“ dar. Heini lebt in Berlin und wird von einer kommunistischen Jugendorganisation zu einem Lager eingeladen. Diese wird in der propagandistischen Nazi-Darstellung (im Film wird sie fortlaufend als Kommune bezeichnet) als liederlich, der sexuellen Ausschweifung ergeben und in ihrer Organisationsstruktur mafiös dargestellt. Heini findet die Hitler-Jugend, die als ehrbar, vom Mittelstand geführt und einem neuen nationalen Deutschtum ergeben dargestellt wird (und das in einer für Jugendliche attraktiven Form: Lagerfeuerromantik, Heldentum, Heldentod …) viel attraktiver. Dort herrschen, nach seiner Meinung, mehr Disziplin und Organisation. Sein Vater möchte, dass er Mitglied bei den Kommunisten wird. Doch Heini erhält eine Einladung zur Hitler-Jugend.
Der Freund seines Vaters ist der Anführer einer Gruppe der Kommunistischen Jugendinternationale (KJI). Dieser organisiert an diesem Abend einen Anschlag auf die Räumlichkeiten der Hitler-Jugend. Die Hitler-Jugend denkt, dass Heini für den Anschlag verantwortlich sei. Aber Heini möchte immer noch der Hitler-Jugend beitreten. Darum informiert er sie über einen geplanten Bombenangriff. Nachdem die Kommunisten ihren Sprengstoff verloren haben, ist ihnen sofort klar, wer dafür verantwortlich ist. Heinis Mutter hat davon gehört, und beschließt, sich selbst und Heini mit Gas umzubringen. Heini überlebt dies aber und wird Mitglied der Hitler-Jugend.
Während einer Wahlkampagne verteilt Heini Wahlplakate der Nationalsozialisten in seinem alten Wohngebiet. Doch die Kommunisten haben nicht vergessen, was er ihnen angetan hat. Schließlich wird Heini von ihnen ermordet.
Kritik
Hitlerjunge Quex ist einer der ersten NS-Propagandafilme. Seine Bedeutung für die nationalsozialistische Filmpolitik wird unter anderem dadurch deutlich, dass er von der Filmprüfstelle mit dem Prädikat „Künstlerisch besonders wertvoll“ versehen wurde. Nach der Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands ist seine Wiederaufführung vom Oberkommando der alliierten Siegermächte verboten worden. Auch später wurde das Verbot von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) nicht gelockert. Hitlerjunge Quex gehört damit nach wie vor zu den Vorbehaltsfilmen, deren Aufführung nur im Rahmen geschlossener Bildungsveranstaltungen mit sachkundiger Begleitung staatlich erlaubt ist.
Besonderheiten
Im Defa-Kinderfilm Die Sprungdeckeluhr von 1990 wird Bezug auf diesen Film genommen.
- Zum einen durch eine Handlung bei den Dreharbeiten einer nachgestellten Szene aus dem Film.
- Außerdem werden bei einer Kinovorführung im Film Die Sprungdeckeluhr Ausschnitte aus diesem Film gezeigt.
Kuriositäten
„Hitlerjunge Quex“ war in Reichswehroffizierskreisen der spöttische Spitzname für den Reichswehrminister Werner von Blomberg[1], der sich Hitler gegenüber sehr willfährig zeigte.
Dem „Jugendführer des deutschen Reiches“ Baldur von Schirach wurden homosexuelle Beziehungen zu Hitlerjungen, besonders zu Jürgen Ohlsen, nachgesagt. Die Gerüchte waren so stark, dass seit etwa 1933/34 das abgeleitete Verb quexen für sich homosexuell betätigen in der HJ gebräuchlich gewesen sein soll.[2]
Die rechtsextreme Monatszeitschrift Nation Europa bezeichnete 1987 Skinheads als „die Quexe von heute“.[3]
Literatur
- Rolf Giesen, Manfred Hobsch: Hitlerjunge Quex, Jud Süss und Kolberg. Die Propagandafilme des Dritten Reiches. Berlin: Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 2005. ISBN 3-89602-471-X
- Kurt Schilde: Hitlerjunge Quex - Welturaufführung am 11. September 1933 in München. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 59 (2008), H. 10. S. 540-550.
Siehe auch
- Propagandafilm (Artikel enthält auch Titel anderer NS-Propagandafilme)
- Kinder- und Jugendfilm im Nationalsozialismus
- NS-Propaganda
Weblinks
- Hitlerjunge Quex in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Hitlerjunge Quex bei filmportal.de
- Der Film im Nationalsozialismus
Quellen
- ↑ Heinrich Brüning in einem Gespräch mit Harry von Kessler am 20. Juli 1933 in Paris
Manfred Overesch, Friedrich Wilhelm Saal: Droste-Geschichte-Kalendarium. Chronik Deutscher Geschichte, Politik, Wirtschaft, Kultur. Band II/1: Das Dritte Reich 1933-1939. Düsseldorf: Droste Verlag, 1982. S. 222f. - ↑ Jürgen Reulecke: "Ich möchte einer werden so wie die..." Männerbünde im 20. Jahrhundert. Campus Verlag, 2001. S. 124.
- ↑ Christoph Butterwegge u.a.: Themen der Rechten - Themen der Mitte. Zuwanderung, demografischer Wandel und Nationalbewusstsein. leske + budrich Verlag, 2002. S. 127.
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