Jürgen Ohlsen

Jürgen Ohlsen

Jürgen Ohlsen (* 15. März 1917 in Berlin-Schöneberg; † 23. September 1994 in Düsseldorf) war ein deutscher Schauspieler. Er wurde vor allem als Darsteller der Hauptrolle des „Heini Völker“ in Hitlerjunge Quex bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ohlsen bekam 1933 die Rolle des „Heini Völker“ in dem Propagandafilm Hitlerjunge Quex, die ursprünglich Hermann Braun (1918–1945) übernehmen sollte, der jedoch wegen einer plötzlichen und langwierigen Krankheit ausfiel.[1] Er spielte, neben Heinrich George als seinem Vater und Berta Drews als seiner Mutter, unter der Regie von Hans Steinhoff den begeisterten Hitlerjungen, der schließlich von Kommunisten ermordet wird. Im Vorspann wird er nur anonym als „ein Hitlerjunge“ erwähnt.[2] Im Gegensatz zur nationalsozialistischen Propaganda war Ohlsen allerdings nicht Mitglied der Hitlerjugend, sondern der verbotenen bündischen Südlegion.[3]

Im selben Jahr spielt er im sechsminütigen Kurzfilm Alle machen mit ebenfalls die Rolle des „Heini Völker“. 1935 ist er als „Heinz Muthesius“ in Wunder des Fliegens als Flugschüler der Luftwaffe zu sehen. Von der NSDAP wird er als Idealgestalt eines Hitlerjungen auf Tournee durch ganz Deutschland geschickt. Um 1940 verschwand der Jungstar plötzlich aus der Öffentlichkeit.[4]

Dem „Jugendführer des deutschen Reiches“ Baldur von Schirach wurden homophile oder -sexuelle Neigungen und Beziehungen zu Hitlerjungen, besonders zu Jürgen Ohlsen, nachgesagt, die sich jedoch aus historisch-kritischer Sicht nicht substantiieren lassen.[4] Die Gerüchte waren aber so stark, dass seit etwa 1933/34 das abgeleitete Verb quexen für sich homosexuell betätigen in der HJ gebräuchlich gewesen sein soll. Schriftlich belegt ist dieses Wort in dem im Herbst 1938 abgeschlossenen und 1940 in London auf Englisch erschienenen Buch Hitler Youth von Hans Siemsen. Auf Deutsch erschien es erstmals 1947 unter dem Titel Die Geschichte des Hitlerjungen Adolf Goers. Grundlage der – auch aus Personenschutzgründen – fiktiven Geschichte bilden die mündlichen Erzählungen des Rheinländers Walter Dickhaut, welcher nach brutalen Verhören durch die Gestapo Anfang 1936 aus Deutschland fliehen konnte und die letzte große Liebe Siemsens wurde.[5][6] James Ohlsen mutmaßt in einem Artikel, Jürgen Ohlsen sei, nachdem die Partei seine homosexuelle Neigung entdeckt hatte, von dieser unauffällig beseitigt worden.[7] Laut Internet Movie Database ist Ohlsen jedoch im Jahre 1994 eines natürlichen Todes gestorben.

Filmografie

  • 1933: Hitlerjunge Quex: Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend
  • 1933: Alle machen mit (Kurzfilm, 6 Minuten)
  • 1935: Wunder des Fliegens: Der Film eines deutschen Fliegers

Weblinks

Quellen

  1. Hermann Braun, cyranos.ch, Stand vom 19. Februar 2005
  2. Kurt Schilde: Der Film zum Buch zum Tod. Berliner Zeitung, 24. Januar 2007
  3. Paulus Buscher: Das Stigma. Koblenz 1988
  4. a b Bernd-Ulrich Hergemöller: Mann für Mann – Ein biographisches Lexikon. Suhrkamp Taschenbuch, Hamburg 2001, ISBN 3-518-39766-4.
  5. Gottfried Lorenz: Hans Siemsen – Die Geschichte des Hitlerjungen Adolf Goers – Der Fall des Harburger HJ-Führers K. Sch., Zugriff: 10. November 2010
  6. Dieter Sudhoff: Nachwort in: Dieter Sudhoff (Hrsg.): Hans Siemsen – Lesebuch in der Reihe: Nylands kleine westfälische Bibliothek 3 (Online-Version bei www.lwl.org), Nyland-Stiftung, Köln 2003, ISBN 3-936235-02-3, S. 137 ff.
  7. James Ohlsen: Informationen über Jürgen Ohlsen („Hitlerjunge Quex“) erbeten. In: Forum Homosexualität und Literatur. Nr. 20, Forschungsschwerpunktes Homosexualität und Literatur im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaftender Universität-GH Siegen, 1994, S. 128.

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