Hochdahl

Hochdahl

51.2077777777786.95694444444447Koordinaten: 51° 12′ N, 6° 57′ O

Hochdahl (Falkenberg) von Osten gesehen
Denkmal für den Betrieb der Steilrampe Erkrath-Hochdahl
Hochdahler Bahnhof

Hochdahl ist der größte und östliche Stadtteil der Stadt Erkrath im Kreis Mettmann. Durch den Ort fließt der Sedentaler Bach.

Die Größe Hochdahls beträgt circa 1.300 ha bei ungefähr 30.000 Einwohnern (Stand 2002). Bemerkenswert sind das Planetarium im Bürgerhaus (eines von nur acht Planetarien in Nordrhein-Westfalen) und die Fundstätte des Neandertalers im weltberühmten Neandertal.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Name des Ortsteiles geht aus einem 1392 erstmalig erwähnten Hof namens Ym Dale und einem 1416 genannten Hof mit dem Namen Uf dem Dahl hervor, die sehr wahrscheinlich identisch waren.[1] Der Name Hochdahl als offizielle Ortschaftsbezeichnung wurde aber erst 1938 eingeführt, vorher wurde der Name nur als Bezeichnung für die Bahnstation der Düsseldorf-Elberfelder Bahn genutzt, da der (im Jahr 1969 abgetragene) Hochdahler Hof dem Bahnhof am nächsten war. Die Siedlungen der damaligen Zeit wurden unter der Ortsbezeichnung Millrath geführt und waren anfangs Teil des Amtes Mettmann (bis 1806), der Bürgermeisterei Haan (bis 1894) und danach der Bürgermeisterei, später Amt Gruiten.[2] Der Bereich des Hochdahler Bahnhofes und des Hüttenwerkes gehörten jedoch bis 1929 zur Gemeinde Erkrath. Der Ortsteil Millrath ist wesentlich älter als der Name Hochdahl. Eine erste Erwähnung Milroyde, hieraus lässt sich eine Rodung eines Siedlers namens Milo ableiten (die Vermutung, dass der Ortsname auf die Existenz einer Mühle schließen lässt, gilt als unwahrscheinlich), fand 1218 statt. Ab 1658 ist die Ortschaft unter der Bezeichnung Mulrad auf den Karten der damaligen Zeit verzeichnet.[3]

Hauptartikel: Erkrath

Entwicklung

Neanderkirche

Hochdahl war, im Gegensatz zu Erkrath, kein Kerndorf, sondern lediglich eine Ansammlung weniger Höfe.[4] Neben dem Hochdahler Hof bestanden seit dem Mittelalter auch die Höfe Schlickum (erwähnt 1050 [5], der Hof reicht möglicherweise bis in das 9. Jahrhundert zurück), Eickenberg (1189) und Karschhaus (vor 1498). Auch die Höfe Stolls, Falkenberg, Thekhaus, Kleff und andere sind sehr alt.[6] Die meisten Gebäude und Gutsanlagen existieren jedoch nicht mehr, heute erinnern überwiegend die Hochdahler Straßennamen an die früher dort ansässigen Höfe. Zudem befanden sich in Hochdahl Schmieden, mehrere Kalkbrennereien, später Ziegeleien und Webereien. Von 1848 bis 1912 bestand an der Bahnlinie das Hüttenwerk Eintracht, wo Eisenerze verarbeitet wurden. 1871, auf dem Höhepunkt seiner Produktivität, waren vier Hochöfen, zwölf Winderhitzer und 136 Koksöfen in Betrieb. Der Direktor war Julius Schimmelbusch, Hüttenarzt war Professor Karl Sudhoff, zeitweilig auch Gemeinderatsmitglied von Millrath, der später als Begründer der Medizingeschichte als wissenschaftliche Disziplin berühmt wurde.[7][8] Eine erste größere Siedlungsdichte, vor allem durch das Gewerbe und dem Hüttenwerk bedingt, führte zu Kirchenbauten in Hochdahl. So wurden 1876 die katholische Kirche St. Franziskus in Trills und 1905 die evangelische Neanderkirche auf der Neanderhöhe eingeweiht. [9]

Neue Stadt Hochdahl

Das heutige Hochdahl entstand ab Anfang der 1960er Jahre unter der Bezeichnung Neue Stadt Hochdahl als sogenannte New Town, eine Entlastungsstadt, für Düsseldorf. Dafür wurde im Dezember 1960 die Entwicklungsgesellschaft Hochdahl (EGH) gegründet. Die EGH kaufte Grund und Boden auf, ließ vielfach alte Gebäude abreissen und im Laufe von vier Jahrzehnten eine gänzlich neue Stadt entstehen. In der ersten Planung umschlossen mehrgeschossige Wohnungen, die die Topographie des Geländes nachzeichneten, Einfamilienhäuser in einem Verhältnis von eins zu eins. Die Pläne wurden im Verlauf der 1960er Jahre geändert, aufgrund der hohen Nachfrage der zumeist jungen Familien nach billigem Wohnraum und des Drucks der Bauwirtschaft wuchs der Anteil der mehrgeschossigen Wohnungen aber auf 80 %. Hochhäuser wurden errichtet. Mehrere mehrspurige Straßen, die alte Siedlungskerne kreuzten und ein 20.000 m² großes Einkaufszentrum wurden geplant. Große Naturschutzareale (Bruchhauser Feuchtwiesen, Tongrube Majewski) sollten aufgegeben werden, insgesamt sollte die Neue Stadt Hochdahl bis zu 50.000 Einwohner zählen. Proteste aus der Bürgerschaft verhinderten dies. Ab Mitte der 1970er Jahre wurden die Pläne insoweit geändert, dass alte Substanz erhalten werden sollte. Übermäßiger Wohnungs- und Gewerbebau wurde zurückgedrängt, es wurde mehr Wert gelegt auf Erhaltung des natürlichen Wohnumfeldes.[10] 1977 wurde der wesentlich kleinere Hochdahler Markt als dörflich-kleinstädtisches Zentrum errichtet und in den folgenden Jahrzehnten um verschiedene Bauabschnitte (Karschhauser Straße, Bast-Zeile, Arkaden) erweitert.[11]

Die Nachbarschaften, kleine Ansiedlungen und Höfe, wurden in der Zeit nach 1972 miteinander verbunden. Hochdahl wurde so zu einer Vorstadt und besteht nun als Zusammenschluss der alten Siedlungen (Alt)-Hochdahl, Trills, Millrath, Willbeck, Hackberg, Kempen und Sandheide.

Der an der Bahnlinie gelegene Teil Hochdahls war bereits 1898 Bestandteil der neugegründeten Landbürgermeisterei Erkrath. Bei einer Neuordnung der Landkreise der Rheinprovinz 1929 wurde Hochdahl wieder aus der Bürgermeisterei ausgegliedert und zusammen mit den restlichen Millrather Gebieten zusammengefasst. Bis 1974 war Hochdahl mit den wesentlich kleineren Ortschaften Gruiten (heute ein Stadtteil von Haan) und Schöller (heute ein Stadtteil von Wuppertal) Bestandteil der Amtsverwaltung Gruiten.

Eingemeindung nach Erkrath

Im Zuge der kommunalen Neugliederung des Landes Nordrhein-Westfalen im Jahr 1975, bei der die Amtsverwaltungen abgeschafft wurden und viele Gemeinden ihre Selbstständigkeit verloren, wurde Hochdahl wieder nach Erkrath eingemeindet. Hochdahl sollte nach dem Willen der Landeshauptstadt Düsseldorf nach dorthin eingemeindet werden. Die Gemeinde wehrte sich wehement, verschiedene Denkmodelle wurden in der politischen Landschaft erdacht und verworfen. Es zeichnete sich jedoch ab, dass eine Selbständigkeit nicht zu erhalten war. Ein Gesetzentwurf des nordrhein-westfälischen Innenministers vom Dezember 1973 sah schließlich vor Hochdahl nach Erkrath einzugemeinden, im Gegenzug sollte der Erkrather Stadtteil Unterbach nach Düsseldorf eingemeindet werden. Die ursprünglich Haaner Eickert wurde Hochdahl zugesprochen. Die Hochdahler Parteien griffen diese Chance sofort auf. Es entstand sogar die Idee, die beiden Gemeinden zur Stadt Neandertal zusammenzuschließen, was jedoch wegen der Weigerung Erkraths nicht verwirklicht werden konnte. Somit wurde Hochdahl am 1. Januar 1975 Stadtteil Erkraths. Obwohl Erkrath weit weniger Einwohner hat als das durch die großen Bauprojekte stark gewachsene Hochdahl, blieb es Namensgeber des Ortes, da Erkrath im Gegensatz zu Hochdahl Stadtrechte besitzt. Der Stadt Düsseldorf, die weiterhin großes Interesse an der Eingemeindung hatte, gelang es den nordrheinisch-westfälischen Innenminister Hirsch dazu zu bewegen, einen neuen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Eingemeindung Erkraths mit Hochahl nach Düsseldorf zum Plan hatte. Die Chancen auf Erhalt der Selbständigkeit waren schlecht, viele Landtagsabgeordnete wollten das Thema nach langen Jahren endlich beenden. Bei einer Anhörung des Innenministers 1976 in Erkrath wurde massiver Protest aller Parteien und Institutionen laut. Große Unterstützung bekam Erkrath durch den Kreis Mettmann, der bei einer Abspaltung Erkraths um seine eigene Existenz bangen musste. Im April 1976 endlich sprach sich der Landtag mit zwei Stimmen Mehrheit für eine Selbständigkeit Erkraths aus und beendete damit die Diskussion. Durch die 19.104 Einwohner Hochdahls wuchs die Stadt nun auf 36.283 Bürger. Im Oktober 1987 wurden erneut Neugliederungsforderungen Düsseldorfs laut, die neue Entwicklungschancen für die Landeshauptstadt in der Region suchte. Diesem Ansinnen wurde vom damaligen Innenminister Schnoor jedoch eine Absage erteilt. [12]

Gesellschaft

Erinnerungstafel zur Ausstellung

In Hochdahl gibt es fünf Grundschulen, eine Hauptschule, eine Realschule, ein Gymnasium und ein Internat. Als Bürgerzentrum fungiert das 1981 eröffnete Bürgerhaus am Hochdahler Markt, welches zur Zeit seiner Eröffnung als eines der modernsten und futuristischsten Bürgerzentren Nordrhein-Westfalens galt. Am Stadtrand befindet sich ein Observatorium der Sternwarte Neanderhöhe, welche auch das überregional bekannte Planetarium im Bürgerhaus betreibt. Ein Schwimmbad aus den 1970er Jahren wurde mittlerweile abgerissen, stattdessen befindet sich das 2006 eröffnete Neanderbad zentral zwischen den Stadtteilen Erkrath und Hochdahl.

In den Räumen der Sternwarte Neanderhöhe Hochdahl wurde 1970 erstmals in Europa einiges von den Mondlandemissionen Apollo 11 und Apollo 12 mitgebrachtes Mondgestein ausgestellt.

Schienenverkehr

Steilstrecke Erkrath-Hochdahl

Zwischen Düsseldorf und Erkrath wurde am 20. Dezember 1838 von der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft die erste Eisenbahnstrecke im Westen Deutschlands eröffnet.

Im weiteren Verlauf der Bahnstrecke Düsseldorf–Elberfeld liegt zwischen den Bahnhöfen Erkrath und Hochdahl die Steilrampe Erkrath-Hochdahl, wo innerhalb von knapp 2,5 km Entfernung ein Höhenunterschied von 82 Metern zu überwinden ist. Dort wurden zwischen 1841 und 1926 die Züge mit einem Seil gezogen. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts blieb diese Strecke die steilste Eisenbahnhauptstrecke Europas. Pünktlich zum 150-jährigen Jubiläum der Bahnstrecke im Jahr 1988 wurden die Nahverkehrszüge abgeschafft und die neue S-Bahn-Linie S 8 der S-Bahn Rhein-Ruhr zwischen Mönchengladbach und Hagen eingeführt.

Hauptartikel: Steilrampe Erkrath-Hochdahl

Anmerkungen

  1. Klockenhoff: Rund um das Neandertal, Verlag Hermann Michael, 1967, S. 43
  2. Stadt Erkrath (Hrsg.): Hochdahl, 1989, S.105 ff.
  3. Stadt Erkrath (Hrsg.): Hochdahl, 1989, S. 104
  4. Wangerin: Von Milroyde zur neuen Stadt Hochdahl, 2004, S. 9
  5. Stadt Erkrath (Hrsg.): Erkrath, 1986, S. 94 ff
  6. Stadt Erkrath (Hrsg.): Hochdahl, 1989, S.87 ff.
  7. Stadt Erkrath (Hrsg.): Erkrath, 1986, S. 178
  8. Über die Eisenhütte Hochdahl erschien 1968 im A.Henn Verlag Wuppertal das Buch Die Eisenhütte Hochdahl 1847–1912 von Hans Seeling im Rahmen der Niederbergischen Beiträge - Quellen und Forschungen zur Heimatkunde Niederbergs
  9. Stadt Erkrath (Hrsg.): Hochdahl, 1989, S.117 ff.
  10. Stadt Erkrath (Hrsg.): Hochdahl, 1989, S.162 ff.
  11. Stadt Erkrath (Hrsg.): Hochdahl, 1989, S.199
  12. Eine Abhandlung über die Diskussionen der Gebietsreformen der 1970er Jahren in Nordrhein-Westfalen ist nachzulesen in: Stadt Erkrath (Hrsg.): Hochdahl, 1989, S. 112 ff

Weblinks


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