Alt Krakow

Alt Krakow

Stary Kraków (deutsch Alt Krakow) ist ein Dorf in Hinterpommern. Es gehört heute zur Landgemeinde Sławno (Schlawe) im Kreis Sławno der polnischen Woiwodschaft Westpommern

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Stary Kraków liegt elf Kilometer nördlich der Kreisstadt Sławno (Schlawe) an einer Nebenstraße, die von der Landstraße 205 [1] Sławno - Darłowo (Rügenwalde) nach Kanin (Kannin) an der Landstraße 203 Darłowo - Ustka (Stolpmünde) abzweigt. Bahnanschluss besteht über Sławno an den Staatsbahnlinien Nr. 202 (Danzig - Stargard (Pommern)) und Nr. 418 (Darłowo - Korzybie (Zollbrück)).

Im Norden wird die Gemarkung durch die Wieprza (Wipper) begrenzt. Die Gemarkung durchziehen zahlreiche Bäche, wie der Dornbach, der Waldbach, der Blümchenbach und der Mühlenbach. Außerdem gibt es zwei ehemalige Mühlenteiche und den eigentlichen Dorfteich, ehemals Großer Paul genannt. Die Höhenlage von Stary Kraków beträgt 24 Meter über NN., die höchste Erhebung ist der vormals so genannte Höllenberg mit 35 Metern.

Nachbarorte von Stary Kraków sind: im Norden Kanin (Kannin), im Osten Mazów (Meitzow), im Südwesten Stary Jarosław (Alt Järshagen) und im Westen Kowalewice (Alt Kugelwitz).

Ortsname

Die Ortsbezeichnung Alt Krakow (früher nur Krakow, auch Cracau) ist vermutlich slawischer Herkunft. "Neu Krakow" = "Nowy Kraków" ist ein ehemaliger Forstgutsbezirk nahe Jeżyce (Altenhagen), etwa zwölf Kilometer südwestlich von Stary Kraków. Mit der Anlage von Neu Krakow im 19. Jahrhundert wurde der Namenszusatz "Alt" für Krakow eingeführt.

Geschichtliches

Im Jahre 1230 wird Krakow urkundlich erwähnt, als es mit den Dörfern Meitzow (Mazów), Schwolow (Swołowo), Kusserow (Kosierzewo) und Kannin (Kanin) dem Johanniterorden übereignet wird. Die Anlage des Dorfes ist aber bereits älter. Später wurde der fürstlich pommersche Rat Peter von Glasenapp mit dem Ort belehnt, den er 1474 mit anderen Dörfern im Tausch gegen das Schloss, die Stadt und das Land Pollnow (Polanów) an Herzog Erich II. von Pommern gibt. Seither gehört Krakow zum Amt Rügenwalde.

Im Jahre 1666 wurde Krakow als eines der größten Dörfer der Umgegend aufgeführt. 1780 hat der Ort 1 Prediger, 1 Küster, 12 Bauern mit dem "dienstfreyen" Schulzen, 5 Landkossäten (darunter 1 Schmie), 2 Straßenkossäten, 2 Müller, 1 Pfarrbauernhof, 1 Predigerwitwenhaus, 1 Hirtenhaus und 1 Landjägerei bei insgesamt 21 Feuerstellen.

1818 waren in Krakow 266 Einwohner registriert. Ihre Zahl steig bis 1885 auf 403 und betrug 1939 noch 383.

Am 7. März 1945 wurde Alt Krakow von Truppen der Roten Armee besetzt. Nach Übernahme der Höfe durch polnische Besitzer wurden einige Bewohner in das berüchtigte Lager Potulitz (Potulice) bei Bromberg (Bydgoszcz) verschleppt. Die Vertreibung aller Deutschen erfolgte am 7. August 1946. Der Ort heißt heute Stary Kraków und gehört zur Gmina Sławno im Powiat Sławieński der Woiwodschaft Westpommern (bis 1998 Woiwodschaft Stolp).

Ortsgliederung bis 1945

Zur Gemeinde Alt Krakow gehörten vor 1945 vier Wohnplätze:

  1. Alt Krakow (Forstamt), staatliches Forstamt an der Wipperbrücke an der Straße nach Kannin, mit Wirtschaftsgebäuden für 12 Hektar Landwirtschaft und 2 Häuser für Forstbedienstete, neben dem Forstamt stand eine 1000jährige Eiche
  2. Höllenberg, Weiler von 1 Waldarbeiterhaus und 2 Landwirten, 2,5 Kilometer westlich des Dorfes
  3. Waldmühle, Wassermühle am Waldmühlenbach, westlich von Höllenberg
  4. Wilhelmshorst (polnisch: Przemysławiec), staatliche Revierförsterei mit 4 Forstabeiterwohnungen und 5 Landwirten, 1,2 Kilometer südöstlich des Dorfes am Feldweg nach Coccejendorf (Radosław).

Amtsbezirk Alt Krakow

Alt Krakow bildete vor 1945 mit den Gemeinden Deutschrode (Tokary), Kannin (Kanin) und Meitzow (Mazów) einen eigenen Amtsbezirk, außerdem einen eigenen Standesamtsbereich. Zuständiges Amtsgericht war das in Schlawe. Das Amt Alt Krakow lag im Landkreis Schlawe i. Pom. im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern.

Kirche

Kirchengemeinde

Alt Krakow mit einer vor 1945 ausnahmslos evangelischen Bevölkerung war eine selbständige Kirchengemeinde und bildete mit Kannin (Kanin) und Meitzow (Mazów) ein eigenes Kirchspiel. Es gehörte zum Kirchenkreis Rügenwalde in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. 1940 zählte es insgesamt 770 Gemeindeglieder, für deren Versorgung dem Pastor - so vermerkt es das Amtsverzeichnis - ein Dienst-Kraftwagen zur Verfügung stand.

Am 11. November 1946 fand in der Alt Krakower Kirche der letzte deutsch-evangelische Gottesdienst statt. Die kirchliche Arbeit übernahm dort am gleichen Tage die polnisch-katholische Kirche, die jedoch erst Jahre später in Stary Kraków eine eigene Pfarrei begründetete und 1998 mit einem Pfarrer besetzte. Zur Pfarrei Stary Kraków gehört heute die Filialkirche Chudaczewo (Alt Kuddezow). Mit ihren 1066 "Pfarrkindern" liegt sie im Dekanat Darłowo im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen. Evangelische Kirchenglieder betreut das Pfarramt in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Pfarrkirche

Die Alt Krakower Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert, also noch aus der Johanniterzeit. Das Fundament besteht aus Feldsteinen, die Mauern sind aus Backsteinen errichtet. Die Massivität der Mauern lässt auf eine Verwendung als Wehrkirche schließen.

Der Taufsteinin der Kirche ist aus einem Findling hergestellt, sow ie auch der Vorgänger, der seitlich außen an der Kirche seinen Standort fand. Im Jahre 1930 war die Kirche vor dem krieg das letzte Mal renoviert worden und präsentierte sich in einem schmucken Aussehen. Die Außenseiten der Kanzel trugen die Bilder der vier Evangelisten. Am Kanzelausgang war eine Darstellung von Jesu Dämonenaustreibung sowie eine andere mit Mose am brennenden Busch zu sehen. Die Orgel war ein Werk des Orgelbaumeisters Christian Friedrich Völkner aus Dünnow (Duninowo) bei Stolpmünde (Ustka).

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfügte die Kirche über drei Glocken. Jeweils eine musste für die Weltkriege abgeliefert werden. Die zuletzt beschlagnahmte Glocke wurde jedoch nicht eingeschmolzen, sondern blieb erhalten und wurde auf dem "Glockenfriedhof" in Hamburg aufbewahrt. Heute läutet sie in der Christuskirche zu Tönisvorst in Nordrhein-Westfalen.[2]

Am 11. November 1946 erhielt die seit 400 Jahren evangelische Kirche eine neue Weihe durch die katholische Kirche, die ihr den Namen der Mutter Gottes von Tschenstochau gab.

Pfarrer

  1. Johann Lübbecke
  2. Petrus Schulte (Schultz)
  3. Gallus Sommer, bis 1565
  4. David Ridder, 1565-1577
  5. David Wockenfuß, 1577-1596
  6. Matthias Halvpape, 1596-1611
  7. Christian Dreisow, 1630-1657
  8. Bernhard Johann Wisäus, 1658-1695
  9. Samuel Ernst Hamilton, 1695-1696
  10. Daniel Andreas Sanftleben, 1696-1717
  11. Johann Jakob Zücker, 1718-1746
  12. Johann David Jäncke, 1747-1752
  13. Johann Christoph Benjamin Rostock, 1754-1762
  14. Daniel Kasper Stephani, 1763-1782
  15. Johann Georg Friedrich Erdt, 1783-1797
  16. Dr. phil. Johann David Wilde, 1797-1823
  17. Heinrich Christoph Schumann, 1823-1832
  18. Christian Renatus Gabler, 1833-1843
  19. Karl Heinrich Wuttke, 1844-1866
  20. Heinrich Wilhelm Graffunder, 1866-1883
  21. Paul Theodor Thilo, 1883-1904
  22. Johannes Theodor Rewald, 1904-1926
  23. Erich Kramer, 1927-1945


  1. Grzegorz Krajewski, 1998-2003
  2. Zdzisław Dmuchała, seit 2003

Schule

Bis 1910 war die Schule in Alt Krakow ein kleiner Fachwerkbau im Unterdorf. Danach wurde im Oberdorf ein sehr geäumiges, massives Schulhaus errichtet. Hier erhielten etwa 60 Kinder Unterricht. Die letzten deutschen Lehrer vor der Vertreibung waren Max Schumacher und Philipp Janczikowsky.

Literatur

  • Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, hrsg. von Manfred Vollack, 2 Bände, Husum, 1988/1989
  • Hans Glaeser, Das Evangelische Pommern, 2. Teil, Stettin, 1940
  • Ernst Müller, Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, 2. Teil, Stettin, 1912
  • Gertrud Borchmann, Ool Korkesche Erinnerungen, 1978

Fußnoten

  1. Straßenkarte Hinterpommern: Köslin - Stolp - Danzig, 9. Auflage, Höfer Verlag, Dietzenbach 2005, ISBN 978-3931-103-14-9.
  2. Die Glocken der Christuskirche bei heimatbund-st-toenis.de

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