Hollidt

Hollidt

Karl-Adolf Hollidt (* 28. April 1891 in Speyer; † 22. Mai 1985 in Siegen) war ein deutscher Generaloberst in der Wehrmacht. Er war an Verbrechen der Wehrmacht beteiligt.

Lebenslauf

Der Sohn eines Studienrates für neuere Sprachen am Humanistischen Gymnasium in Speyer trat nach seinem Abitur 1909 in das Infanterie-Leibregiment Großherzogin (3. Großherzoglich Hessisches) Nr. 117 ein, in dessen dritter Kompanie er 1910 zum Leutnant ernannt wurde. Die Zeit des Ersten Weltkrieges verbrachte Hollidt ausschließlich in verschiedenen Dienststellungen an der Westfront. Während dieser Zeit erfolgten seine Beförderungen zum Oberleutnant (1915) und zum Hauptmann (1918).

Ab 1919 diente Hollidt als Regimentsadjutant im Infanterie-Regiment Nr. 15 in Gießen. Von 1922 bis 1923 erhielt er eine Generalstabsausbildung im Reichswehrministerium. Nach einer Tätigkeit im Stab des Infanterieführers III (Potsdam) war Hollidt als Kompaniechef im Infanterie-Regiment Nr. 12 in Zerbst eingesetzt. Hollidt lehrte von 1931 bis 1933 Taktik beim Wehrkreiskommando V in Stuttgart. Nach seiner Beförderung zum Oberstleutnant am 1. Februar 1933 wurde er Bataillonschef im Infanterie-Regiment Nr. 12 in Dessau. Als Oberst i. G. (im Generalstab) diente Hollidt 1935 als Generalstabschef des I. Armeekorps in Königsberg. Nach seiner Ernennung zum Generalmajor war Hollidt als Infanteriekommandeur 9 und Standortältester in Siegen tätig. Dort kommandierte er die Infanterie-Regimenter Nr. 57, 116 und 136.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Hollidt Kommandeur der 52. Infanterie-Division. Ab dem 1. November 1939 diente er als Generalstabschef beim Oberbefehlshaber Ost, Generaloberst Johannes Blaskowitz. Generalleutnant Hollidt (seit 1. April 1940) war ab Oktober 1940 als Kommandeur der 50. Infanterie-Division in Griechenland eingesetzt. Mit dieser Division wurde er nach dem Überfall auf die Sowjetunion der Heeresgruppe Süd unterstellt. Als General der Infanterie kommandierte Hollidt von Januar bis November 1942 das XVII. Armeekorps. Nach der Kapitulation der 6. Armee bei Stalingrad wurde Hollidt am 5. März 1943 Kommandeur der neu geschaffenen 6. Armee. Am 1. September 1943 wurde er zum Generaloberst befördert. Am 20. April 1944 erfolgte seine Abberufung als Oberbefehlshaber der 6. Armee und seine Versetzung in die „Führerreserve“. Hollidt wurde im Verlauf des Krieges nicht wieder eingesetzt.

Hollidt war an Verbrechen der Wehrmacht beteiligt, sowohl an Kriegsverbrechen als auch an nicht kriegsbedingten Verbrechen, weshalb gegen ihn und einige andere Angehörige der Wehrmachtsspitze nach 1945 in Nürnberg ermittelt und Anklage erhoben wurde. Im Fall XII „OKW- und Generalstabsprozess“ (1947-1948) wurde Hollidt wegen verbotswidrigen Einsatzes von Kriegsgefangenen sowie Verschleppung und Versklavung von Zivilpersonen zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. 1949 wurde er wie viele andere von den Westalliierten verurteilte NS-Verbrecher vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und der Blockbildung vorzeitig entlassen.

Hollidt war Vorsitzender, dann Ehrenvorsitzender des Landesverbands NRW des Verbands der Heimkehrer.

Auszeichnungen

Literatur

  • Dermot Bradley: Generaloberst Karl Hollidt, in: Mars - Jahrbuch für Wehrpolitik und Militärwesen 6 (2000), S.272–285.
  • Friedrich, Jörg: Das Gesetz des Krieges. Das deutsche Heer in Rußland 1941 bis 1945. Der Prozeß gegen das Oberkommando der Wehrmacht, Piper, München/Zürich 1993, ISBN 3492031161
  • Friedrich Karl Hollidt (Hrsg.): Hundert Jahre sind wie ein Tag, Erinnerungen und Dokumente der Familie Hollidt von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert, Rohnstock Biografien, Berlin 2003
  • Müller, Norbert: Generalstab und Oberkommando der Wehrmacht im Urteil des Nürnberger Tribunals, in: Militärgeschichte 25 (1986), S. 393-399
  • Wette, Wolfram: Fall 12: Der OKW-Prozeß (gegen Wilhelm Ritter von Leeb und andere), in: Ueberschär, Gerd R. (Hg.), Der Nationalsozialismus vor Gericht. Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943-1952, Frankfurt a. M. 1999, S. 199-212
  • Fall 12. Das Urteil gegen das Oberkommando der Wehrmacht gefällt am 28. Oktober 1948 in Nürnberg vom Militärgerichtshof V der Vereinigten Staaten von Amerika, Berlin (DDR) 1961, 2. Aufl.
  • Durch hingebendes Dienen zur deutschen Einheit! Festakt der Kyffhäuser-Soldatenkameradschaft Siegen [Sprecher der Siegerländer Soldatenverbände, des Marinebunds, des Stahlhelms, der Notgemeinschaft ehemaliger Arbeitsdienstleiter, des VdH; Forderung nach Entlassung aller verurteilter NS-Kriegsverbrecher], in: Siegener Zeitung, 17. Oktober 1955

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