Hunnische Sprache

Hunnische Sprache

Artikelfragment, siehe Diskussionsseite. Inhaltliche Ergänzungen erforderlich, insbes. Diskussion der ethnischen und linguistischen Komponenten der "westlichen" Hunnen.


Hunnisch ist die Sprache der Hunnen.

Inhaltsverzeichnis

Problematik des Begriffs "Hunnische Sprache"

Diese scheinbar einfache Definition ist in Wirklichkeit äußerst problematisch, was mehrere schwerwiegende Gründe hat.

Identifikationsprobleme

Zum einen gibt es nicht ein historisches Volk der Hunnen, sondern mehrere Ethnien oder ethnische Gruppierungen, die in den antiken westlichen und östlichen Quellen oder der historischen Literatur als "Hunnen" bezeichnet wurden und werden. (Siehe die Artikel Hunnen, Xiongnu und Hephthaliten.) Diese verschiedenen Ethnien - in der Regel als Reiternomaden der asiatischen und osteuropäischen Steppenräume angesehen - existierten zu verschiedenen Perioden zwischen dem 4. Jahrhundert v. Chr. und dem 6. Jahrhundert in einem riesigen geographischen Raum, der sich von Ostasien bis nach Mitteleuropa erstreckte. Dort gründeten sie auch ihre "Reiche" oder sonstigen herrschaftlichen Strukturen.

Ethnische und linguistische Heterogenität

Selbst wenn man die Hunnen eines bestimmten historischen und geographischen Umfelds betrachtet - zum Beispiel die historisch gut bekannten Verbände des mächtigen Hunnenkönigs Attilas - ist es nicht wahrscheinlich, dass es sich dabei um eine ethnisch homogene Gruppe mit einer Sprache handelte, sondern die einschlägige Forschung geht eher davon aus, dass die Hunnen in der Regel multiethnische und multilinguale Verbände bildeten.

Fehlende Überlieferung der "Hunnischen Sprache"

Wenn man annimmt, dass in den multiethnischen Verbänden, die historisch als "Hunnen" bezeichnet wurden oder die wir heute "Hunnen" nennen, tatsächlich ein genuin "hunnischer Kern" vorhanden gewesen ist - und das ist plausibel -, stellt sich immerhin die Frage nach dessen Sprache. Die Antwort ist, dass wir diese Sprache oder Sprachen - abgesehen von Eigennamen, einigen Titeln und ganz vereinzelt in anderssprachigen Texten überlieferten Wörtern - nicht kennen. Dabei ist bekannt, dass gerade in der sog. Völkerwanderungszeit Namen und Titulaturen durch verschiedene ethnische Gruppen gewandert sind, so dass sie keinerlei Aufschluss über genetische Beziehungen eines kaum greifbaren linguistischen Phänomens - der "hunnischen" Sprache - geben können. (Vergleichbar ist die Situation bei der "awarischen Sprache".)

"Hunnische" Ethnien

Nach der allgemeinen Einführung in die Problematik des Begriffs "Hunnische Sprache" sollen nun einige der Ethnien oder ethnische Gruppen genauer untersucht werden, denen man in Vergangenheit oder Gegenwart einen Zusammenhang mit "den Hunnen" zugeschrieben hat. Soweit möglich, sollen die ethnischen Beziehungen dieser Gruppen eruiert werden, um daraus vielleicht auf ihre Sprache oder zumindest auf eine Verwandtschaft mit einer Sprachgruppe zu schließen.

Die meistgenannte ethnische Relation der "Hunnen" ist die zu den Turkvölkern, wobei allzu direkte Schlüsse auf ethnische und linguistische Verwandtschaft zwischen "Hunnen" und Turkvölkern heute wissenschaftlich eher der Vergangenheit angehören, in populären Werken sich aber noch immer großer Beliebtheit erfreuen. Auch indogermanische Völker werden mit den "Hunnen" assoziiert, zum Beispiel Iranier, Tocharer und Slawen.

Östliche und westliche "Hunnen"

Eine generelle Unterscheidung ist zwischen den frühen ostasiatischen "Hunnen" - zum Beispiel repräsentiert durch die Xiongnu - und den späteren westlichen, bis Europa vordringenden "Hunnen" zu machen, die nach früher weitgehend akzeptierter Meinung - basierend auf komplexen Migrationstheorien - Abspaltungen und Nachfahren der ostasiatischen "Hunnen" sein sollten.

Diese These einer direkten Abstammung der westlichen von den östlichen "Hunnen" hat durch archäologische Forschungen einen starken Widerspruch erfahren, man könnte auch sagen, dass sie nach heutigem Forschungsstand widerlegt ist. Jedenfalls zeigen auch Ausgrabungen in Burjatien, dass die Xiongnu wahrscheinlich nicht das typische kriegerische Reiternomadenvolk gewesen ist, für das man es lange gehalten hatte, sondern größere Teile dieses Stammesverbandes sesshaft waren und sich von Ackerbau und Viehzucht ernährten, ländliche und städtische Siedlungen gründeten und somit überhaupt nicht dem Hunnen-Image entsprachen, das seit Ammianus Marcellinus (Römische Geschichte, um 390) der westlichen Welt soviel Furcht eingejagt hat. (Vgl. M. Todd 2001).

Xiongnu

Die Xiongnu oder Hsiung-nu (chinesisch "die grausamen Sklaven"), sind eine ostasiatische Volksgruppe, die im 3. Jahrhundert v. Chr. das erste große nordasiatische Steppenreich gründete.

Xiongnu ist die Sammelbezeichnung der Chinesen für verschiedene Volksstämme - darunter wahrscheinlich auch Turkvölker - die von Norden her die Grenzen des chinesischen Reiches seit dem 3. Jahrhundert bedrängten. Dem Shanyu ("oberster Herrscher") Maodun († 174 v. Chr.) gelang es Ende des 3. Jahrhunderts erstmals, diese Stämme zu einem Bündnis zusammenzuführen, das den Chinesen militärisch durchaus ebenbürtig war. Der Machtbereich dieser Konföderation mit dem administrativen und religiösen Zentrum Long-cheng (in der heutigen Mongolei) umfasste die nördlichen Grenzbezirke des damaligen chinesischen Reiches von Xingjiang über das Altaigebiet bis zur Mandschurei. Kulturell galten die Xiongnu den Chinesen als ein unzivilisiertes schriftloses Volk von in Jurten lebenden Viehnomaden. - Seit der Mitte des 2. Jahrhunderts gab es zwischen den Han und Xiongnu zunehmend massive Auseinandersetzungen, die die Xiongnu in eine ständig schwierigere Lage brachten, so dass sie sich schließlich 52 v. Chr. in das chin. Tributsystem zwingen lassen mussten. Kurz darauf (48 v. Chr.) brachen sie dann in eine nördliche und südliche Gruppe auseinander.

Die nördlichen Xiongnu konnten sich in ihrem Gebiet nördlich der Gobi noch fast 150 Jahre halten und beherrschten von dort sogar etliche kleinere Fürstentümer weiter im Westen, bis sie 89 n. Chr. von den Chinesen und Süd-Xiongnu vernichtend geschlagen wurden. Ein Teil von ihnen floh nach Westen, etwa 100.000 in das Flussgebiet des Orchon.

Die südlichen Xiongnu verbündeten sich mit den Han-Chinesen und lebten in der heutigen Inneren Mongolei und den Provinzen Shaanxi und Hebei. Um 200 spalteten sie sich in 5 Stammesverbände auf, die im 4. und 5. Jahrhundert einige kleinere nordchinesische Dynastien bildeten. Danach gingen sie in spurlos in der hanchinesischen Bevölkerung auf.

Wenn es also einen Zusammenhang zwischen europäischen Hunnen und ostasiatischen Xiongnu gegeben hat, muss dieser über die nördlichen Xiongnu herzustellen sein, die weiter nach Westen geflohen sind. Da die chinesischen Quellen seit dem 2. Jahrhundert darüber schweigen, ist es äußerst problematisch, jetzt weiter durch Mittelasien nach Westen vordringende Stammesverbände, die in antiken Quellen später den Namen "Hunnen" bekamen, mit diesen versprengten nördlichen Xiongnu zu identifizieren, zumal man über die ethnische und sprachliche Situation dieses Volkes oder dieser Völker fast nichts weiß. Dazu kommen noch die Erkenntnisse der oben schon genannten Ausgrabungen, die die Xiongnu keineswegs als das wilde Steppenreitervolk erkennen lassen, dessen Nachfahren dann direkt zur großen Bedrohung Ost- und Mitteleuropas geworden wären.

Literatur

  • Gerhard Doerfer: Zur Sprache der Hunnen. In: Central Asiatic Journal 17 (1973), S. 1–50 (vertritt die Ansicht, dass die Hunnen des 4. und 5. Jahrhunderts kein altaisches Idiom, sondern eine inzwischen ausgestorbene Sprache gesprochen haben).

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