Häftlinge im Konzentrationslager Dachau

Häftlinge im Konzentrationslager Dachau

Es wurden über 200.000 [1] Häftlinge aus mehr als 30 Staaten im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. 31.591[2] verstorbene Häftlinge belegt der Internationale Suchdienst durch Unterlagen. 2000 weitere Opfer gelten als sicher durch den Ausbruch einer Typhusepidemie Anfang 1945 und die folgenden Evakuierungsmärsche.

Unter den Häftlingen waren zahlreiche öffentlich bekannte Personen. Die Namen der Prominenten erstrecken sich von örtlichen Bürgermeistern über kommunale Politiker bis hin zu Reichstagsabgeordneten aller Parteien. Zahlreiche Verleger von Zeitungen und Zeitschriften finden sich in der Häftlingsliste, ebenso bekannte -und damit einflussreiche- Schriftsteller. Auch andere medienwirksam einflussreiche Berufe waren betroffen: Musiker, Komponisten, Juristen und nicht zu vergessen Geistliche der verschiedenen Konfessionen.

Das Lager Dachau war gegen Ende des Krieges auch eine Art Durchgangslager.

Inhaltsverzeichnis

Funktionshäftlinge

Funktionshäftlinge wurden jene Häftlinge genannt, die von der SS zu Aufsehen, in Wohnungen oder bei Arbeitseinsätzen, ernannt wurden. Ohne sie hätte die SS das Lager weit weniger effektiv organisieren können. Je nach Gebiet und Arbeitskommando waren ihre Positionen unterschiedlich einflussreich. Immer standen sie in der Hierarchie auf schwieriger Position zwischen den normalen Arbeitshäftlingen und den SS-Befehlsleuten. Einige von ihnen waren:

  • Johan Meansarian, Lagerältester
  • Stanislav Zámečník
  • Albert Wernicke
  • Oskar Müller, letzter Lagerältester
  • Karl Kapp, Lagerältester, Oberkapo bei Kommando Garagenbau
  • Josef Heiden, Kapo im Krankenrevier, 1942 aus KZ-Haft entlassen, Eintritt in Waffen-SS
  • Karl Zimmermann, Oberkapo im Krankenrevier
  • Heinz Eschen, Kapo des jüdischen Blocks
  • Rasche, Kapo, Kommando Freiland
  • Christof Ludwig Knoll, Oberkapo auf der Plantage, Blockältester im jüdischen Block[3]
  • Hugo Sturmann, Lagerältester, Blockältester im russischen Block
  • Hugo Gutmann, Blockältester im Zugangsblock
  • Martin Schaferski, Lagerältester
  • Walter Neff, Oberpfleger
  • Georg Scherer, erster Lagerältester
  • Karl Wagner,
  • Josef Spies, Oberpfleger
  • Heinrich Stöhr, Oberpfleger
  • Max Kolb, Oberpfleger
  • Frantisek Blaha, Häftlingsarzt, zum Sezieren eingeteilt, Leichenträger
  • Emil Mahl, Kapo im Krematoriumskommando
  • Fritz Becher, Blockältester im Pfarrerblock
  • Robert Feix

Letzter Lagerältester war Oskar Müller (KPD), der spätere hessische Arbeitsminister. Pater Johannes Maria Lenz berichtet, dass der Lagerälteste es bewerkstelligte, zwei Häftlinge als Kundschafter der US-Armee entgegenzusenden, da man die Ermordung aller Häftlinge befürchtete. Die amerikanischen Truppen befreiten zuerst das Lager, einen Tag später dann die nur wenige Kilometer entfernte Landeshauptstadt München.

Bürgerliche Politiker

Sozialdemokraten

Kommunisten

Schriftsteller und Journalisten

  • Fritz Gerlich (deutscher Journalist, Herausgeber von "Der gerade Weg"), ab 9. März 1933, † 30. Juni 1934 im KZ Dachau
  • Fritz Grünbaum (österreichischer Kabarettist, Textdichter, Regisseur), vom 24. Mai 1938 bis 23. September 1938, verlegt nach KZ Buchenwald, † 14. Januar 1941 im KZ Dachau
  • Hermann Langbein
  • Fritz Löhner-Beda (österreichischer Librettist, Schlagertexter und Schriftsteller), vom 1. April 1938 bis 23. September 1938, † 4. Dezember 1942 im KZ Auschwitz
  • Heinrich Eduard Jacob (deutsch-amerikanischer Schriftsteller, Journalist), vom 1. April 1938, bis 23. September 1938, verlegt nach KZ Buchenwald
  • Jura Soyfer (österreichischer Schriftsteller) Mitverfasser des "Dachau-Liedes" (mit Herbert Zipper)
  • Julius Zerfaß, 1933-34, danach Flucht in die Schweiz, Veröffentlichung von Dachau - Eine Chronik unter dem Pseudonym Walter Hornung (1936; mehrfach übersetzt) in Zürich

Musiker und Komponisten

Militärs

Eine Gedenktafel

Geistliche

Das Konzentrationslager bei Dachau war ein zentrales Lager für Inhaftierte aus dem kirchlichen Umfeld, siehe: Pfarrerblock (KZ Dachau).

Sonderhäftlinge

Sonstige Häftlinge

  • Karel Feierabend (1861-1945), Professor, Vater des tschechoslowakischen Justiz-, Finanz-, und Landwirtschaftsministers Ladislav Feierabend, seit 1942 ältester Insasse im KZ Dachau, gestorben eine Woche nach der Befreiung
  • Gustav Nagel, Wanderprediger und Sonderling
  • Albrecht Prinz von Bayern mit Familie, Erbprinz des vorm. Bayerischen Herrscherhauses der Wittelsbacher
  • Adolf Ziegler, Präsident der Reichskammer der Bildenden Künste

Einzelnachweise

  1. Archiv der Gedenkstätte [1]
  2. Internationaler Suchdienst [2]
  3. Prozess Dachau. Protokoll S.1591-1593. Aus: Stanislav Zámečník: (Hrsg. Comité International de Dachau): Das war Dachau. Luxemburg, 2002.,S.152 f
  4. Gedenktafel in Senftenberg am Reichsbahnkulturhaus

Literatur

  • Stanislav Zámečník: Das war Dachau., Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-17228-3.

Weblinks


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