- Liste mit Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau
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Die SS inhaftierte über 200.000 Häftlinge im Konzentrationslager Dachau.[1] Sie kamen aus mehr als 30 Staaten. 31.591[2] verstorbene Häftlinge belegt der Internationale Suchdienst (ITS) durch Unterlagen. 2000 weitere Opfer gelten als sicher durch den Ausbruch einer Typhusepidemie Anfang 1945 und die folgenden Evakuierungsmärsche.
Unter den Häftlingen waren zahlreiche öffentlich bekannte Personen. Der erste von Österreich am 1. April 1938 geschickte Transport wurde verhöhnend Prominententransport genannt. Die Namen der Prominenten erstreckten sich von kommunalen Politikern bis hin zu Reichstagsabgeordneten aller Parteien. Zahlreiche Verleger von Zeitungen und Zeitschriften finden sich in der Häftlingsliste, ebenso bekannte Schriftsteller, Schauspieler und Künstler. Auch andere medienwirksam einflussreiche Berufe waren betroffen: Musiker, Komponisten, Juristen und Geistliche der verschiedenen Konfessionen.
Das Konzentrationslager Dachau war gegen Ende des Krieges, vor seiner Befreiung, auch eine Art Durchgangslager.
Inhaltsverzeichnis
Funktionshäftlinge
Funktionshäftlinge wurden jene Häftlinge genannt, die von der SS zu Aufsehern, in Baracken oder bei Arbeitseinsätzen, ernannt wurden. Ohne sie hätte die SS das Lager weit weniger effektiv organisieren können. Je nach Gebiet und Arbeitskommando waren ihre Positionen unterschiedlich einflussreich. Immer standen sie in der Hierarchie auf schwieriger Position zwischen den normalen Arbeitshäftlingen und den SS-Befehlsleuten. Einige von ihnen waren:
- Fritz Becher, Blockältester im Pfarrerblock
- Frantisek Blaha, Häftlingsarzt, zum Sezieren eingeteilt, Leichenträger
- Heinz Eschen, Kapo des jüdischen Blocks
- Robert Feix, Chemiker, daher Assistent von Rascher (Polygal)
- Hugo Gutmann, Blockältester im Zugangsblock
- Josef Heiden, Kapo im Krankenrevier, 1941 aus KZ-Haft entlassen, Eintritt in Waffen-SS
- Karl Kapp, Lagerältester, Oberkapo bei Kommando Garagenbau
- Christof Ludwig Knoll, Oberkapo auf der Plantage, Blockältester im jüdischen Block
- Max Kolb, Oberpfleger
- Emil Mahl, Kapo im Krematoriumskommando
- Johan Meansarian, Lagerältester
- Oskar Müller, letzter Lagerältester[3]
- Walter Neff, Oberpfleger
- Eugene Ost, Revierschreiber im Krankenrevier[4]
- Rasche, Kapo, Kommando Freiland
- Martin Schaferski, Lagerältester
- Georg Scherer, erster Lagerältester
- Josef Spies, Oberpfleger
- Heinrich Stöhr, Oberpfleger
- Hugo Sturmann, Lagerältester, Blockältester im russischen Block
- Karl Wagner, Lagerältester
- Albert Wernicke
- Ludwig Wörl, leitender Pfleger im Krankenrevier (Röntgenstation)
- Stanislav Zámečník, Pfleger im Krankenrevier
- Karl Zimmermann, Oberkapo im Krankenrevier
Bürgerliche Politiker
- Alfred Maleta
- Alfons Gorbach
- Leopold Figl, seit 1938, 8. Mai 1943 entlassen
- Edmond Michelet
- Maximilian Ronge
- Kurt Schuschnigg, österreichischer Regierungschef, auch im KZ Flossenbürg und KZ Sachsenhausen
- Johann Staud, seit 1938, verlegt nach KZ Flossenbürg und 1939 dort gestorben
Sozialdemokraten
- Léon Blum, französischer sozialistischer Politiker
- Heinrich Bußmann, SPD-Politiker und Widerstand
- Josef Felder, Reichstagsabgeordneter und späterer Bundestagsabgeordneter
- Ernst Heilmann
- Paul Neurath, 1939 entlassen
- Franz Olah, späterer Innenminister Österreichs, Gefangener von 1939 bis 1945
- Kurt Schumacher, seit Juli 1935, 1939 verlegt nach KZ Flossenbürg und erneut seit 1940, 16. März 1943 schwerkrank entlassen
- Gustav Steinbrecher, SPD-Politiker und ehemaliger braunschweigischer Landesminister, Häftling von Juni 1936 bis September 1939, verlegt ins KZ Mauthausen, dort am 30. Januar 1940 gestorben
- Otto Thielemann, Zeitungsredakteuer, SPD-Politiker und braunschweigischer Landtagsabgeordneter, Häftling in Dachau seit Juli 1936, dort am 17. März 1938 ermordet
Kommunisten
- Alfred Andersch, 1933 6 Monate
- Rudi Arndt, KJVD, Jude, in Buchenwald ermordet
- Hans Beimler, vom 25. April 1933 bis zu seiner Flucht am 8./9. Mai 1933
- Emil Carlebach seit 1937, 1938 verlegt ins KZ Buchenwald
- Otto Kohlhofer, als deutscher Kommunist von 1938 bis 1944 im KZ Dachau
- Viktor Matejka, 1938 inhaftiert, später ins KZ Flossenbürg verlegt
- Adolf Maislinger seit 1942, 1945 befreit
- Oskar Müller, seit 1939, 1945 befreit
- Sepp Plieseis, österreichischer Widerstandskämpfer
- Josef Römer, Widerstandskämpfer
- Anton Saefkow, Antifaschist und Widerstandskämpfer
- Johann Sedlmair (1907–1978), kommunistischer Widerstandskämpfer
- Fritz Wandel (1898–1956), Widerstandskämpfer; als Hauptredner einer der Anführer des Mössinger Generalstreiks am 31. Januar 1933
- Nikolaos Zachariadis, (KKE-Generalsekretär, seit 1941, 1945 befreit)
- Johannes Zieger genannt Jean Zieger, Antifaschist und Widerstandskämpfer, ab 1943 zur Strafdivision 999 eingezogen
- Yves Lejarre, französischer Widerstandskämpfer und Eisenbahner, am 31. März 1945 in Dachau verstorben[5]
Schriftsteller und Journalisten
- Fritz Gerlich (deutscher Journalist, Herausgeber von "Der gerade Weg"), ab 9. März 1933, † 30. Juni 1934 im KZ Dachau
- Fritz Grünbaum (österreichischer Kabarettist, Textdichter, Regisseur), vom 24. Mai 1938 bis 23. September 1938, verlegt ins KZ Buchenwald, † 14. Januar 1941 im KZ Dachau
- Heinrich Eduard Jacob (deutsch-amerikanischer Schriftsteller, Journalist), vom 1. April 1938, bis 23. September 1938, verlegt ins KZ Buchenwald
- Hermann Langbein
- Fritz Löhner-Beda (österreichischer Librettist, Schlagertexter und Schriftsteller), vom 1. April 1938 bis 23. September 1938, † 4. Dezember 1942 im KZ Auschwitz
- Heinrich Eduard Miesen (deutscher Journalist und Schriftsteller)
- Emil Alphons Rheinhardt, österreichischer Schriftsteller, ab 5. Juli 1944, † 25. Februar 1945 im KZ Dachau
- Nico Rost, niederländischer Schriftsteller und Journalist
- Joseph Rovan, französisch-deutscher Journalist und Historiker
- Jura Soyfer (österreichischer Schriftsteller) Mitverfasser des Dachauliedes (mit Herbert Zipper)
- Julius Zerfaß, 1933–34, danach Flucht in die Schweiz, Veröffentlichung von Dachau - Eine Chronik unter dem Pseudonym Walter Hornung (1936; mehrfach übersetzt) in Zürich
Musiker und Komponisten
- Robert Dauber, (1922–1945)
- Hermann Leopoldi, Komponist des "Buchenwald-Marsches".
- Herbert Zipper, österreichischer Komponist, komponierte das Dachaulied.
Militärs
- Charles Delestraint, französischer General. In Dachau erschossen.
- Alexander von Falkenhausen
- Franz Halder, Generaloberst
- Enzo Sereni, Fallschirmspringer und Widerstandskämpfer. In Dachau ermordet.
Adel
- Antonia von Luxemburg, bayerische Kronprinzessin
- Albrecht Prinz von Bayern, Franz Prinz von Bayern
- Philipp von Hessen-Kassel-Rumpenheim, Enkel der Königin Victoria von Großbritannien
- Maximilian von Hohenberg, Sohn des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand
Geistliche
→ Siehe: Pfarrerblock (KZ Dachau)
Sonderhäftlinge
- Georg Elser, Hitler-Attentäter. In Dachau erschossen.
- Hans Litten, Jurist. In Dachau ums Leben gekommen.
- Martin Niemöller, Theologe.
Sonstige Häftlinge
- Claus Bastian, der Häftling mit der Nummer 1
- Karel Feierabend, Vater des tschechoslowakischen Politikers Ladislav Karel Feierabend, war mit 83 Jahren der älteste Häftling
- Erwin Geschonneck, deutscher Schauspieler
- Gustav Nagel, Wanderprediger und Exzentriker
- Gleb Rahr, exilrussischer Widerstandskämpfer
- Adolf Ziegler, Maler und Präsident der Reichskammer der Bildenden Künste
Einzelnachweise
- ↑ Archiv der Gedenkstätte [1]
- ↑ Internationaler Suchdienst [2]
- ↑ Letzter Lagerältester war Oskar Müller (KPD), der spätere hessische Arbeitsminister. Pater Johannes Maria Lenz berichtet, dass der Lagerälteste es bewerkstelligte, zwei Häftlinge als Kundschafter der US-Armee entgegenzusenden, da man die Ermordung aller Häftlinge befürchtete. Die amerikanischen Truppen befreiten zuerst das Lager, einen Tag später nahmen sie die nur wenige Kilometer entfernte Landeshauptstadt München ein.
- ↑ Eugene Ost: "Die Malaria-Versuchsstation im Konzentrationslager Dachau", Dachauer Hefte Nr. 4, S.174-189.
- ↑ Gedenktafel in Senftenberg am Reichsbahnkulturhaus
Literatur
- Edgar Kupfer-Koberwitz: Dachauer Tagebücher. Die Aufzeichnungen des Häftlings 24814. Mit einem Vorwort von Barbara Distel. Kindler Verlag, München 1997, ISBN 3-463-40301-3.
- Heinrich Eduard vom Holt, "Weltfahrt ins Herz- Tagebuch eines Arztes", Balduin Pick Verlag, Köln, 1947
- Paul Neurath: Die Gesellschaft des Terrors. Innenansichten der Konzentrationslager Dachau und Buchenwald. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3518583972
- Nico Rost, Broschürentitel deutsch: Ich war wieder in Dachau. (Er schreibt 1955/56, nach zehn Jahren erstmals wieder in Dachau, von einem „System des absichtlichen Vergessens, der Undankbarkeit gegenüber den Besten aller Nationen” vor Ort. NL)
- Joseph Rovan: Contes de Dachau. Julliard, Paris 1987
- deutsch: Geschichten aus Dachau. Übers. Thomas Dobberkau und Friedrich Griese. DVA, Stuttgart 1989, ISBN 3-421-06495-4
- Stanislav Zámečník: Das war Dachau., Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-17228-3.
Weblinks
Kategorien:- Liste (NS-Opfer)
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