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Ein Elektrozaun ist allgemein ein Zaun, mit dem Tiere oder Menschen durch die Schreck-, Schock-, Verletzungs- oder Tötungswirkung einer elektrischen Spannung davon abgehalten werden, ein Grundstück zu betreten oder zu verlassen. Die bekannteste und in den meisten Staaten zugelassene Bauform ist der elektrische Weidezaun.
Inhaltsverzeichnis
Elektrische Weidezäune
Ein elektrischer Weidezaun ist eine besondere Bauart eines Weidezauns, bei dem an den Zaunpfählen an Isolatoren befestigte spezielle Elektro-Drahtseile, Elektro-Breitbänder oder blanke Drähte angebracht sind. Weiterhin gibt es auch Zaunpfähle aus selbstisolierendem Insultimberholz oder recyceltem Kunststoff, bei denen keine Isolatoren mehr erforderlich sind. Die Drähte können als verzinkte Stahldrähte oder als dünne, ca. 0,2–0,3 mm stark, in Kunststoffgewebeband (ca. 20–40 mm) oder Kunststoffschnur (ca. 0,5 mm) eingebettete bzw. eingewebte Drähte vorliegen. Die Drähte des elektrischen Weidezauns werden über Zangen oder Klemmen mit einem sog. Elektrozaungerät („Energizer“) verbunden, das ungefährliche Hochspannungsimpulse kurzer Dauer erzeugt. Würde ununterbrochen hohe Wechselspannung anliegen, könnte es bei Tier und Mensch zu gefährlichen Muskelkrämpfen kommen. Um die Hütespannung möglichst hoch zu halten, dürfen Grashalme und andere leitfähige Gegenstände die Bänder und Drähte nicht berühren (Spannungsableitung). Die Hütespannung muss mindestens 2000 Volt an jeder Stelle des Zauns betragen, sollte aber 10.000 Volt nicht überschreiten. Zwischen den einzelnen Impulsen sollte mindestens eine Sekunde Pause liegen. Eine Spannung von 3.000 Volt gilt als bewuchsvernichtend, d. h. die Spitzen nachwachsender Grashalme werden vernichtet, wenn sie an den Zaun kommen und stellen damit keine ungewollte Ableitung dar. Stacheldrahtzäune dürfen nicht unter Strom gesetzt werden, da zum einen ein Verfangen z. B. an Kleidung und damit eine andauernde Verbindung zum Stromkreislauf möglich wäre, zum anderen könnte der Strom durch Verletzungen am Stacheldraht direkt mit dem Nerven unter der Haut in Verbindung kommen und damit gefährlich werden. Zur Erzeugung und Unterbrechung der Gleichspannungsimpulse werden entweder das elektromechanische Prinzip des Wagnerschen Hammers oder heute meist ein elektronischer Impulsgeber mit nachgeschalteter Sekundärspule (Transformator beziehungsweise Zündspule) benutzt.
Als Energiequelle dient z. B. ein Akkumulator, der gegebenenfalls über Solarzellen aufgeladen wird, oder eine Primärbatterie (Trockenbatterie). Netzspannung ist ebenso als Energiequelle möglich.
Die Geräte nennt man auch „Weidezaungerät“. Mit Batterie betriebene Weidezaungeräte erzeugen bei 9–12 V Batteriespannung eine Spannung von bis zu 10.000 V am Draht. Je nach Verwendungszweck beträgt die Energie pro Stromimpuls bis zu 6 Joule. Entsprechend muss auch die Kapazität der Batterie bemessen werden. Bei guten Verhältnissen können Zaunlängen von bis zu 25 km effektiv unter Spannung gesetzt werden. Mit einem mit Netzspannung betriebenen Weidezaungerät kann die Energie pro Impuls bis über 30 Joule betragen, was für Zaunlängen von bis zu 150 km ausreicht. Die versorgbare Zaunlänge reduziert sich jedoch in Abhängigkeit vom Bewuchs des Zaunes sehr schnell und sollte somit kurz gehalten werden. So stehen bei mittlerem Bewuchs 45 km und bei starkem Bewuchs noch maximal bis ca. 25 km Zaunlänge zur Verfügung. Für größere Tiere ist die hohe Spannung weitgehend ungefährlich, da die Stromstärke relativ klein ist und nur während der kurzen Zeit von ca. 5 Millisekunden fließt und dann zusammenbricht. Bei Berührung mit den Drähten erhalten die Tiere einen kurzen elektrischen Stromstoß, der über den Tierkörper zur Erde fließt, und weichen zurück.
Kleinere Tiere wie Schnecken, Spinnen oder Geckos können aber getötet werden.
Die Vorteile von elektrischen Weidezäunen gegenüber anderen Weidezäunen liegen im geringen Arbeitsaufwand bei der Errichtung, in der leichten Veränder- und Erweiterbarkeit und im geringen Verletzungsrisiko für Mensch und Tier. Für die Funktion muss kein geschlossener Stromkreis errichtet werden, was den Aufwand beim Aufbau sehr klein hält. Es sind beliebige „Verästelungen“ beim Aufbau möglich - der Stromkreis wird erst dann geschlossen, wenn ein Tier (oder etwas anderes) dagegen kommt und so eine Verbindung mit der Erde herstellt.
Moderne Zaunsysteme können mit selbstregulierenden Weidezaungeräten betrieben werden, die ihre Impulsenergie selbstständig den Gegebenheiten des Zauns (Länge bzw. Kapazität zur Erde) anpassen. Sie sorgen z. B. auch bei Störungen (aufliegende Äste usw.) dafür, dass die erforderliche Zaunspannung aufrechterhalten wird. Weitere heute verfügbare Funktionen sind Ruf- und Benachrichtigungssysteme (Telefonwähler, Signallampen und Sirenen), die den Zaunbetreiber bei solchen Störungen benachrichtigen. Einige Geräte ermöglichen auch die Überwachung auf Unterbrechung, indem der stromführende Draht an seinem Ende mit einem Rücklaufanschluß des Weidezaungerätes verbunden wird (Zaunschleife). Der Benutzer sieht damit nicht nur die Ausgangsspannung, sondern auch die Spannung am Zaunende und kann sich bei entsprechenden Abweichungen benachrichtigen lassen.
Eine der Fehlerquellen bei der Errichtung eines elektrischen Weidezaunes ist die mangelhafte Erdung des Weidezaungerätes. Da sie Teil des Stromkreises ist, hat sie auf die Funktion eines Weidezauns den gleichen Einfluß wie der Zaundraht selbst. Hersteller geben an, wie die Erdung am jeweiligen Weidezaungerät gestaltet werden muss. Ein Anschluss an die Hauserdung (Schutzleiter) ist nicht gestattet, der Mindestabstand zu einer solchen Erdung beträgt 10 m.
Als Hilfestellung bei der Zaunplanung und der Wahl der richtigen Zaunkomponenten gibt es heute Berechnungssoftware. Vorschriften zum sicheren Errichten und Betreiben eines elektrischen Weidezaunes existieren u. a. beim VDE und der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft.
Hochspannungszäune
Hochspannungszäune (auch: Starkstromzäune genannt) wirken durch ihre tödliche Wirkung auf Menschen. Die Drähte des Zaunes stehen unter einer elektrischen Spannung von 1.000 bis 20.000 Volt. Die bei Berührung durch den Körper fließenden Ströme erzeugen Herzstillstand, Herzkammerflimmern und schwere Verbrennungen.
Die erste Anwendung von unter Hochspannung stehenden Elektrozäunen fand im ersten Weltkrieg in Belgien statt. Dort errichteten deutsche Truppen 1915 entlang der Grenze zwischen dem besetzten Belgien und den Niederlanden über eine Länge von etwa 180 km einen mit 2000 V geladenen Hochspannungszaun, um Belgier an der Flucht vor Massakern zu hindern[1][2][3]. Als Erfinder des Hochspannungszaunes gilt der deutsche Hauptmann Schütte. Ein Kontakt mit dem Zaun hatte tödliche Folgen. Es wird geschätzt, dass durch den Zaun etwa 3000 Menschen starben. Dennoch ist vielfach die Überwindung des Zaunes überliefert, z.B. durch isolierende Stoffe oder durch Überspringen mittels Stabhochsprung.
Elektrozäune wurden auch zur Umzäunung von Konzentrationslagern benutzt. Außerhalb des Zaunes befand sich zusätzlich noch eine weitere Umzäunung aus einem konventionellen Stacheldrahtzaun. Der innere, unter Hochspannung stehende Zaun war oft ungeschützt.
Ähnliche Barrieren schützen im Ausland bis heute sensible Anlagen (militärische Sperrgebiete, Munitionslager usw.), insbesondere in den einstigen Staaten des Ostblocks. In der DDR waren etwa 1,8 m hohe Hochspannungszäune mit einer Spannung von 10 kV zum Schutz von Hochsicherheitsanlagen (z.B. Anlagen der militärischen Luftraumüberwachung) üblich. Bei diesen Zäunen verliefen auf Porzellanisolatoren Hochspannung führende und geerdete Drähte, deren Lage im Verlauf des Zaunes in unregelmäßigen Abständen wechselte. Der Hochspannungszaun befand sich zwischen zwei Maschendrahtzäunen, die vor dem unbeabsichtigten Berühren des Zaunes, auch durch Wild, schützen sollte. An den Zaun war üblicherweise eine Überwachungsanlage angeschlossen, die einen bei Berührung des Zaunes erfolgenden Spannungseinbruch signalisierte.
Innerhalb der Umzäunung der Sendeanlage der Stimme Russlands bei der Sendeanlage Wachenbrunn befand sich noch einmal ein Elektrozaun, der allerdings heute außer Betrieb sein dürfte.
Signalzaun
Elektrische Signalzäune dienen dazu, die Verletzung des gesperrten Bereiches zu signalisieren - durch Kontakt mit den Drähten oder auch kontaktlos infolge der Veränderung des elektrischen Feldes bei Annäherung von Personen. Die dazu genutzte Spannung ist nicht-tödlich. So waren z. B. die Signalzäune an der Westgrenze der DDR und zu Westberlin aufgebaut. Auch Elektro-Barrieren als Besteigeschutz von Gebäuden oder Übersteigschutz von Mauern funktionieren so. Sie waren z. B. an vielen sicherheitsrelevanten Gebäuden der DDR (Staatssicherheit, Polizei) angebracht. Sie bestanden aus an V-förmig vom Gebäude abstehenden Glasfiber-Stangen befestigten, über dem Erdgeschoss um das Gebäude laufenden Drähten.
Trivia
- Musiker verstehen unter dem Begriff "Weidezaun" umgangssprachlich auch relativ starke Stahlsaiten für Gitarren, die vornehmlich an E-Gitarren anzutreffen sind.
Weblinks
Einzelnachweise
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