Sendeanlage Wachenbrunn

Sendeanlage Wachenbrunn
50.49277777777810.566388888889
Blick auf die vier Antennenmasten der Sendeanlage Wachenbrunn

Die Sendeanlage Wachenbrunn ist ein Rundfunksender im Mittelwellenbereich im Themarer Ortsteil Wachenbrunn in Thüringen. Der 20-kW-Sender wird von Media Broadcast betrieben. Der Sender strahlte bis zum 1. Juli 2011 das Programm MDR info auf der Frequenz 882 kHz aus. Bis 1993 wurde dieser Sender, der in den 1950er Jahren in Betrieb ging, mit einer Sendeleistung von 250 Kilowatt betrieben. Als Sendeantenne dienen zwei gegen Erde isolierte Rohrmaste mit 142,8 Metern Höhe. Einer dieser Rohrmaste war bis 1988 als Reflektormast auf der 2002 abgerissenen Rundfunksendestelle Berlin-Köpenick im Einsatz, bevor er abgebaut und in Wachenbrunn neu errichtet wurde. Die Sendeantenne ermöglicht eine Richtstrahlung in südwestlicher Richtung. Bis Mitte der neunziger Jahre existierte noch eine Dreieckflächenantenne und ein kleinerer gegen Erde isolierter Sendemast. Beide Einrichtungen sind heute nicht mehr vorhanden.

Seit 1988 ist Wachenbrunn Standort eines Mittelwellensenders des russischen Auslandsdienstes Stimme Russlands (vorher Radio Moskau) auf der Frequenz 1323 kHz. Er wird, wie der Sender für die Verbreitung von MDR info, von der Deutschen Telekom AG betrieben. In den Mittags- und Abendstunden wird das deutschsprachige Programm der Stimme Russlands übertragen. Dieser Sender ist bezüglich seiner Sendeleistung der drittstärkste in Deutschland und verwendet eine Richtantenne, die aus vier 125,1 Meter hohen gegen Erde isolierten Rohrgittermasten mit dreieckigem Querschnitt besteht (Koordinaten50.48555555555610.558333333333).

Die Rohrgittermasten, die bei der ortsansässigen Bevölkerung die Bezeichnung Russisches Quartett tragen, sind von den anderen Anlagenteilen ca. 800 Meter entfernt errichtet worden, um Wechselwirkungen der Antennen zu verhindern. Die zur Abstrahlung bestimmte Hochfrequenzenergie wurde bis zur Modernisierung der Anlage 2002/2003 über eine Reusenleitung von dem im Anbau des Hauptgebäudes installierten Sender zum Russischen Quartett übertragen. Im Zuge der Modernisierung wurde in einem alten Lagergebäude auf dem Areal des Russischen Quartetts ein volltransistorisierter 1.000-Kilowatt-Sender von Telefunken installiert. Hierdurch wurde die Reusenleitung zum großen Teil überflüssig und entsprechend verkürzt.

Durch die kürzere Übertragungsleitung wird der ohnehin schon hohe Wirkungsgrad des Senders noch weiter gesteigert. Er beträgt 85 Prozent. Während der Modernisierung der Anlage erhielten auch die Masten des Russischen Quartetts, die bis dahin silbergrau waren, einen rotweißen Anstrich.

Geschichte

Bereits am 7. Oktober 1950 nahm der Landessender Weimar einen Kleinsender in Betrieb, um den Empfang im Süden Thüringens zu verbessern. Dieser wurde als Hildburghausen oder Schleusingen gelistet. Der Name Wachenbrunn taucht erstmals 1955 auf, allerdings wurde bis in die 1970er Jahre in der Regel die Bezeichnung Suhl verwendet. Zur Sendeleistung machte die DDR keine Angaben, westdeutsche Quellen gaben sie mit 5 kW, zeitweise auch mit 20 kW an. Ab Mitte der 1950er Jahre wurde auf der Frequenz 1052 kHz das Programm von Radio DDR, später Radio DDR 1 ausgestrahlt, bis 1963 auch das Regionalprogramm des Studios Suhl. Ab Mitte der 1970er Jahre benutzte Radio DDR 1 die Frequenz 629 kHz, während auf 1052 kHz das Programm des Berliner Rundfunks ausgestrahlt wurde.

Am 7. Oktober 1959 ging in Wachenbrunn der letzte der 250-kW-Sender aus dem Funkwerk Köpenick auf der Frequenz 692 kHz in Betrieb. Dieser diente vor allem der Versorgung Süddeutschlands mit dem Programm des Deutschlandsenders (später Stimme der DDR).

Der 1978 in Kraft getretene Genfer Wellenplan sah für den 250-kW-Sender die Frequenz 882 kHz mit Richtstrahlung (40°) vor, diese wurde aber zunächst noch vom Sender Königs Wusterhausen genutzt. Stattdessen benutzte Wachenbrunn 1044 kHz im Gleichwellenbetrieb mit den Sendern Burg und Wilsdruff. Erst Mitte der 1980er Jahre wechselte man auf 882 kHz, statt Radio DDR 1 wurde wieder Stimme der DDR ausgestrahlt. Der 20 kW-Sender strahlte auf 1431 kHz das Programm des Berliner Rundfunks aus.

Nach der politischen Wende wurde über den kleineren Sender noch von 1990 bis 1991 Radio aktuell ausgestrahlt, danach wurde die Frequenz 1431 kHz aufgegeben. Die Hauptfrequenz 882 kHz wurde vom Thüringer Rundfunk und ab 1992 vom Mitteldeutschen Rundfunk übernommen. Die Frequenz 882 kHz wurde am 30. Juni 2011 abgeschaltet. Die Senderanlage wurde am 14. Juli 2011 gesprengt.

Siehe auch

Weblinks


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