Ibenhain

Ibenhain


Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Waltershausen
Waltershausen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Waltershausen hervorgehoben
50.897510.555833333333320Koordinaten: 50° 54′ N, 10° 33′ O
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Gotha
Höhe: 320 m ü. NN
Fläche: 31,33 km²
Einwohner: 11.013 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 352 Einwohner je km²
Postleitzahl: 99880
Vorwahl: 03622
Kfz-Kennzeichen: GTH
Gemeindeschlüssel: 16 0 67 072
Stadtgliederung: Stadt und 3 Ortsteile
Adresse der Stadtverwaltung: Markt 1
99880 Waltershausen
Webpräsenz:
Bürgermeister: Michael Brychcy (CDU)
Das Rathaus von Waltershausen
Waltershausen um 1900

Waltershausen ist die zweitgrößte Stadt im Landkreis Gotha im Freistaat Thüringen (Deutschland). Sie liegt zwischen dem Thüringer Becken im Nordosten und dem Thüringer Wald im Südwesten.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Waltershausen liegt am Übergang vom Thüringer Becken zum Thüringer Wald, deshalb wird Waltershausen gelegentlich als "Tor zum Thüringer Wald" bezeichnet. Der Große Inselsberg liegt nur wenige Kilometer entfernt.

Stadtgliederung

Es existieren drei Ortsteile (Wahlwinkel, Schnepfenthal und Langenhain) sowie ein Stadtteil (Ibenhain).

Geschichte

Der Ort entwickelte sich an der Kreuzung der alten Salzstraße von Salzungen nach Erfurt und von Eisenach nach Saalfeld. Zusätzlich bot die 1176 erstmals erwähnte Burg Tenneberg (siehe Bauwerke) Schutz für die Stadtbewohner. Eine weitere Begünstigung für den Standort war die Engstelle zwischen dem Burgberg und dem Ziegenberg, die der gesamte Verkehr passieren musste, da der Wald sehr unwegsam war.

Die Stadt selbst wurde 1209 erstmals urkundlich erwähnt unter dem Namen „Ulricus,villicius de Waltherißhusin“. Die Stadt gehört zur Grafschaft Mühlburg (in einer Urkunde von 1293 erwähnt) und stand unter der Lehnshoheit des Erzbistums Mainz. Damals war sie bereits im Besitz der Stadtrechte.

Waltershausen hat eine im Jahr 1815 begründete Tradition als Puppenstadt. Es entstand im 19. Jahrhundert eine Vielzahl von Spielzeug- und Puppenfabriken. Die Thüringerwaldbahn wurde 1929 nach Waltershausen verlängert und verbindet die Stadt seitdem mit Tabarz im Südwesten und Gotha im Nordosten.

Anfang der 1930er Jahre lebten in Walterhausen neun jüdische Familien, die alle durch Emigration und Deportation ihrer Heimat beraubt wurden. Eine einzige Frau überlebte das KZ Theresienstadt und lebte ab 1945 in Eisenach. Während des Zweiten Weltkrieges mussten etwa 600 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus zahlreichen von Deutschland besetzten Ländern Zwangsarbeit leisten bei technischen Firmen, im Ade-Werk, in der Thüringer Schlauchweberei und anderen Firmen. Auf dem Friedhof von Waltershausen erinnern zahlreiche Gräber an Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Auf dem Platz der Pariser Kommune erinnert ein Mahnmal an 16 Opfer aus Frankreich.[2]

Die industrielle Fertigung von Puppen endete 1990. Die Waltershäuser Puppenmanufaktur stellte bis vor kurzem noch gelegentlich Puppen her. Es handelte sich dabei um Sammlerpuppen, die sehr hohen ästhetischen Ansprüchen Rechnung tragen. Die Puppenstadt existiert lediglich noch als Erinnerung im Museum der Stadt weiter.

Religionen

Es gibt in Waltershausen und allen Ortsteilen insgesamt sieben christliche Kirchen und Kapellen. Die mit Abstand die größte ist die evangelische Stadtkirche. Außerdem existieren in den Ortsteilen Schnepfenthal, Langenhain und Wahlwinkel evangelische Kirchen und im Stadtteil Ibenhain eine Kapelle. Weiterhin gibt es noch eine Schlosskapelle auf Schloss Tenneberg, die früher katholisch war, heute aber eine evangelische Kirche ist. Eine katholische Kirche wurde im 20. Jahrhundert neu eingerichtet. Seit 1993 ist Waltershausen Sitz des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises (Superintendentur) Waltershausen-Ohrdruf und damit ein kirchliches Verwaltungszentrum.

Eingemeindungen

1950 wurden Schnepfenthal, Langenhain und Wahlwinkel eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):

1834 bis 1960

  • 1834 - 2.755
  • 1933 - 8.951
  • 1939 - 9.498
  • 1946 - 11.558 1
  • 1950 - 14.963 2
  • 1960 - 13.365

1981 bis 1997

  • 1981 - 13.766
  • 1984 - 14.288
  • 1994 - 12.272
  • 1995 - 12.164
  • 1996 - 12.058
  • 1997 - 11.998

1998 bis 2003

  • 1998 - 11.956
  • 1999 - 11.845
  • 2000 - 11.725
  • 2001 - 11.532
  • 2002 - 11.501
  • 2003 - 11.475

ab 2007

  • 2007 − 11.013
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

1 29. Oktober
2 31. August

Politik

Bürgermeister ist Michael Brychcy (CDU).

Stadtrat

  • CDU 13 Sitze + Bürgermeister
  • SPD 3 Sitze
  • FW 5 Sitze
  • PDS 3 Sitze

Städtepartnerschaften

Frankreich Bruay-sur-l’Escaut Frankreich (Département Nord) seit 1965
Deutschland Korbach, Deutschland (Hessen) seit 1990
Polen Wolbrom , Polen (Woiwodschaft Kleinpolen) seit 2000
Ungarn Budapest, 16.Bezirk, Ungarn, seit 2003

Eine Städtefreundschaft besteht zu:

Deutschland Hanau, Deutschland (Hessen) seit 1990

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Waltershausen Schloss Tenneberg

1176 wurde Schloss Tenneberg das erste Mal als Burg der Thüringer Landgrafen erwähnt, mehrfach umgebaut, erhielt es im frühen 18. Jahrhundert seine im Wesentlichen endgültige Gestalt. Durch verschiedene Nutzungen in der Zeit danach sind die meisten Barockräume verloren gegangen, jedoch nicht der Festsaal (1719), das barocke Treppenhaus (1718) und die Schlosskapelle (1721).

  • Schloss Tenneberg (1176 als Landgrafenburg) mit Museum (1929), Schwerpunkt: Geschichte der Puppenindustrie. (Beginn der Deutschen Spielzeugstraße)
  • Klaustor (1390)
  • Historisches Rathaus (1441)
Die Stadtkirche von Waltershausen

Sport

In Waltershausen gibt es viele Sportvereine. Im Karate konnten von Sportler von Bushido Waltershausen zahlreiche Titel auf nationaler und internationaler Ebene gewinnen. Im Tischtennis ist Waltershausen als Ausrichter von Turnieren auf Landes- und Bundesebene bekannt. Ein weiterer Verein ist die ZSG Waltershausen mit insgesamt 12 Abteilungen.

Regelmäßige Veranstaltungen

Jedes Jahr findet an den Tagen rund um den Himmelfahrtstag das Stadtfest statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Triebwagen der Thüringerwaldbahn in Waltershausen

Waltershausen liegt an der Autobahn A 4 Frankfurt am MainDresden und besitzt eine eigene Anschlussstelle (41a Waltershausen). Der Süden des Stadtgebiets wird von der Bundesstraße 88 tangiert. In Waltershausen selbst beginnen Landstraßen nach Friedrichroda, Georgenthal, Gotha, Hörselgau, Teutleben (zur B 7) und Langenhain.

Ferner hat die Stadt einen Bahnhof an der Regionalbahnlinie FröttstädtFriedrichroda (Friedrichrodaer Bahn, seit 1848). In der Stadt verkehrt außerdem eine Straßenbahnlinie vom Bahnhof zum Gleisdreieck mit fünf Haltestellen, die Linie 6 der Gothaer Straßenbahn und Thüringerwaldbahn GmbH, deren Anteilseigner die Stadt Waltershausen ist. Am Gleisdreieck besteht Anschluss an die Linie 4 dieser Bahn nach Gotha und Tabarz.

Ansässige Unternehmen

Multicar M 26

Ein bis heute wichtiger Betrieb in der Stadt ist die Multicar Spezialfahrzeuge GmbH, ein Unternehmen mit 80jähriger Tradition, das sich auf die Herstellung kompakter Spezialtransporter und Geräteträger spezialisiert hat. Fahrzeuge von Multicar werden heute in zahlreichen Kommunen als Allzweck-Kleintransportfahrzeuge eingesetzt.

Die Herstellung von Gummiartikeln war und ist ebenfalls ein Hauptindustriezweig. Aus mehreren Firmen ging nach 1945 der VEB Gummiwerke („Kowalit“) hervor. Im Stadtgebiet gab es zwei Betriebsteile, in denen verschiedene technische Gummiwaren und Kleinbereifung hergestellt wurden. Nach 1990 wurde die Firma von der Phoenix AG übernommen. Einige kleinere Betriebe dieser Branche wurden neu gegründet und etablierten sich, z. B. Gummidichtungstechnik Automative GTA.

Die 1992 gegründete Orgelbau Waltershausen GmbH widmet sich als Unternehmen mit einer sehr spezifischen Ausrichtung dem Neubau, der Restaurierung und der Pflege von Orgeln aller Größen.

Bildung

Es gibt eine Regelschule, zwei Grundschulen und eine Förderschule. Im Ortsteil Schnepfenthal befindet sich die Salzmannschule, ein Spezialgymnasium für Sprachen mit Internat.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten

  • Johann Draconites Carlstadt (1494–1566), Reformator und enger Freund Luthers, zeitweise Pfarrer in Waltershausen
  • Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811), Pädagoge, Gründer der Salzmannschule in Waltershausen, lebte seit 1784 in der Stadt
  • Johann Christoph Friedrich GutsMuths (1759–1839), Pädagoge, Begründer des Turnens, wohnte seit 1797 in Waltershausen
  • Heinrich Schwerdt (1810-1888), Pfarrer, Pädagoge und Schriftsteller, ab 1872 Superintendent der Ephorie Tenneberg
  • August Trinius (1851–1919), Schriftsteller, lebte seit etwa 1880 in Waltershausen
  • Adele Sandrock (1863-1937), Schauspielerin, ihr Vater Eduard Othello Sandrock (1832-1897) stammte aus Waltershausen, ihr Großvater Christoph Wilhelm Sandrock war von 1838 bis 1851 Erster Bürgermeister der Stadt, Adele lebte 1873/74 für längere Zeit bei der Schwester ihres Vaters in Waltershausen
  • Paul Kämpf (1885–1953), Politiker (SPD), Bürgermeister Waltershausens nach Ende des Zweiten Weltkriegs
  • Maria Uhden (1892–1918), deutsche Malerin, lebte 1900 bis 1910 in Waltershausen Am Nicolausthor.
  • Walter Grundmann (1906–1976), Theologe, zwischen 1947 und 1954 in Waltershausen tätig
  • Ernst Schäfer (1910–1992), Zoologe, wuchs in Waltershausen auf

Literatur

  • Hartmut Mai: Waltershäuser Sagenbuch -"Schau ins Land vom Tenneberg". Sagen, Geschichten und Geschichte, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2006, ISBN 978-3-938997-38-3
  • Carl Polack: " Waltershäuser Chronik", Ein Beitrag zur thüringischen Geschichte und Alterthumskunde, Eigenverlag, Waltershausen, 1854
  • Kurt Schmidt, Sigmar Löffler: Geschichte der Stadt Waltershausen (Bd.I) Waltershausen, 1959
  • Sigmar Löffler: Geschichte der Stadt Waltershausen (Bd.I/1) Von den Anfängen bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts, Erfurt und Waltershausen 2004, ISBN 3-932655-14-1
  • Sigmar Löffler: Geschichte der Stadt Waltershausen (Bd.I/2) Vom 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, Erfurt und Waltershausen 2004, ISBN 3-932655-14-1
  • Sigmar Löffler: Geschichte der Stadt Waltershausen (Bd.II) Vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, Erfurt und Waltershausen, 2000, ISBN 3-932655-07-9

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
  2. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 104f., ISBN 3-88864-343-0

Weblinks


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