Impressokultur

Impressokultur
Beispiel für die Abdrücke einer Herzmuschel auf Keramik der Cardial-Kultur.

Die Cardial- oder Impressokultur ist eine Gruppe verwandter Kulturen, die sich im 7. Jt. v. Chr. an der östlichen Adriaküste, rund um das westliche Mittelmeer (incl. Nordafrika) und auf den dortigen Inseln (mit Ausnahme der Balearen) ausbreitete. Sie wurden nach der Verzierungstechnik ihrer Keramik benannt. Das dominierende Element sind stempelartige Abdrücke, die mit der Herzmuschel (Cardium edule) erzeugt wurden. Daher hieß diese Kultur zunächst Cardial-Kultur. Da in der Folge aber immer mehr Keramik auftauchte, die Eindrücke besaß, die mit andere Gegenständen erfolgt waren, wurde der Ausdruck Impresso-Kultur eingeführt. Derzeit sind noch beide Bezeichnungen geläufig.

Verbreitungskarte der Cardial-Kultur.

Älteste Abdruckkeramik findet man oft in Höhenlagen oder in Höhlen (z. B. Gruta do Caldeirão bei Tomar, Portugal) und, bis auf Ausnahmen, zunächst nicht weit im Landesinnern der jeweiligen Regionen. Auch in einigen portugiesischen Muschelhaufen (archäolog. als Kökkenmöddinger bezeichnet), finden sich Scherben mit eher seltenen Cardium-Abdrücken, die auch an der Algarve, im Alentejo und an der Mondegomündung vorkommt. Die anfängliche Homogenität der Impressokeramik löste sich mit der Kultur in mehrere, teils kleine (insulare) Postimpresso-Kulturen auf, dazu gehört etwas später im Gebiet beiderseits der Rhone die Chassey-Lagozza-Cortaillod Kultur (CLC), die in Südfrankreich, Nord-Italien und der Süd-Schweiz zwar eigene Namen erhielt, heute aber als einheitlich aufgefasst wird. In Portugal folgen der frühen Periode z. B. unverzierte Gefäße mit charakteristischen Wandknick und mit Randformen, die im 3. Jahrtausend üblich wurden.

Umzeichnung einer verzierten Scherbe der Cardial-Kultur.

Abgesehen von der Verzierung ist auch die Gefäßform different. Die jüngere Keramik ist generell flachbodig, während die Keramik mit den cardialen Mustern rundbodig ist. Diese Rundbodigkeit ist Gegenstand von Diskussionen, da die Gefäße des Neolithikums bis zur Entstehung der Cardial-Keramik flachbodig waren. Einzig ein Gebiet in Afrika hatte zuvor rundbodige Keramik entwickelt, jedoch in einem mesolithisch-wildbeuterischen Kontext. Kontakte der Cardial-Kultur zu diesen afrikanischen Wildbeutern sind umstritten.

Literatur

  • Müller, Johannes 2001: Das ostadriatische Frühneolithikum: Die Impresso- Kultur und die Neolithisierung des Adriaraums. ISBN 3891661703
  • van Willigen S. 2001: Das Frühneolithikum im westlichen Mittelmeergebiet: Die Cardial-Kultur.

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