- Incurvatus in se
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(Homo) incurvatus in se (lat; dt: "der auf sich selbst verkrümmte Mensch") ist eine prominente Formel der christlichen Theologie. Sie kennzeichnet die Selbstbezogenheit des Menschen anstelle von Gott- und Nächstenbezogenheit (Liebe) als das Wesen der Sünde.
Die Formel geht ursprünglich auf Augustinus zurück und spielt später eine bedeutende Rolle in Martin Luthers Auffassung von der Sünde.
- Unsere Natur ist durch die Schuld der ersten Sünde so tief auf sich selbst hin
- verkrümmt (lat.: tam profunda est in seipsam incurva), daß sie nicht nur die besten Gaben Gottes
- an sich reißt und genießt, ja auch Gott selbst dazu gebraucht, jene Gaben zu erlangen,
- sondern das auch nicht einmal merkt, daß sie gottwidrig, verkrümmt und verkehrt alles
- (...) nur um ihrer selbst willen sucht. (WA 56, 304, 25 - 29)
Die Metapher der "Krümmung" hallt noch in Immanuel Kants berühmter Sentenz aus seiner "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" nach: "Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden".
Literatur
- Matt Jenson: Gravity of Sin: Augustine, Luther and Barth on Homo Incurvatus in Se.
- Bernhard Lohse: Luthers Theologie. Göttingen 1995.
- Isaiah Berlin: The crooked timber of humanity (dt.: Das krumme Holz der Humanität. Frankfurt am Main: S. Fischer, 1992. ISBN 3-10-005205-6).
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