Industriequartier (Stadt Zürich)

Industriequartier (Stadt Zürich)
Wappen von Industriequartier
Wappen von Zürich

Industriequartier
Stadtkreis von Zürich

Karte von Industriequartier
Koordinaten (681754 / 249083)47.38758.52138888888897Koordinaten: 47° 23′ 15″ N, 8° 31′ 17″ O; CH1903: (681754 / 249083)
Fläche 1.99 km²
Einwohner 12'417 (31. Dez. 2005)
Bevölkerungsdichte 6240 Einwohner/km²
Gliederung
Kreis 5
Quartiere

Industriequartier ist ein Stadtkreis der Stadt Zürich in der Schweiz.

Die ehemals selbständige Gemeinde Aussersihl wurde 1893 eingemeindet und brachte das von ihr abgespaltene Industriequartier mit in die Stadt ein, welches den heutigen Kreis 5 bildet. Administrativ wird das Industriequartier vom statistischen Amt in die beiden Verwaltungseinheiten (Quartiere) Gewerbeschule (oberer Kreis 5) und Escher Wyss (unterer Kreis 5) geteilt.

Der Stadtkreis entstand 1913 durch die Aufteilung des damaligen Kreises III in die drei Kreise 3 (Wiedikon), 4 (Aussersihl-Hard) und 5 (Industrie). Mit der zweiten Eingemeindung 1934 wurde die damals noch unbebaute Grünau abgetrennt und Altstetten zugeschlagen.

Inhaltsverzeichnis

Wappen

Das entscheidende Wandbild an der Turnhalle des Schulhauses Kornhausbrücke (siehe Text).
Industriequartier

Blasonierung

In Silber ein schwarzes Zahnrad

Das Kreiswappen ist im Rahmen eines Wettbewerbs entstanden. Es gab zwei Vorschläge: ein Mühlrad und ein Zahnrad. Gewählt wurde das Mühlrad. Da beim Bau des Schulhauses Kornhausbrücke jedoch schon das Zahnradwappen an die Wand gemalt worden war, kam man auf den Entscheid zurück.

Geographie

Das Industriequartier zieht sich vom Mittleren Kräuel südlich des Zusammenflusses der Limmat und der Sihl bis zur Hardegg der Limmat entlang, begrenzt durch das grosse Gleisfeld des Zürcher Vor- und Güterbahnhofes im Süden und die Limmat im Norden.

Bevölkerung

Es handelt sich seit allem Anfang um ein Einwanderungsquartier. Entsprechend zeigen auch die sprachlichen und religiösen Statistiken entsprechende Ausschläge

Religionen

1992 2001 2002 Kreis 5 Gewerbes. Escher W.
Reformierte 2506 2753 2889 23.3 % 22.4 % 26.7 %
Katholiken 5134 3996 4086 32.9 % 33.6 % 30.2 %
andere und ohne 43.8 % 44.0 % 43.0 %

Die beiden Kirchgemeinden der Landeskirchen (evang.-ref. St. Johannes und röm.-kath. St. Josef) sind im Quartierleben sehr engagiert; insbesondere auch, nachdem dem allgemeinen Trend zufolge das Vereinsleben heute eine viel kleinere Rolle spielt als früher. Teils im Alleingang, teils zusammen organisieren sie Theater, Konzerte, Anlässe für Kinder, Senioren, Familien und Alleinstehende, für Gläubige und Kirchenferne, Ferien; wobei sie dank der Kirchensteuer auch über finanzielle Mittel verfügen. Dabei arbeiten sie eng mit dem Quartierverein zusammen. Die Kirche St. Josef verfügt über grosszügige Räumlichkeiten, die u.a. auch vom Personal des Lokdepots und der Kehrrichtverbrennungsanlage, der Feuerwehr, etc. genutzt werden.

Seit vielen Jahrzehnten ist auch die Heilsarmee mit einem Korps im Kreis 5 tätig. Sie betreibt wenige Schritte neben der Langstrasse eine Teestube für Alleinstehende, woorking poor, Randständige und Mittellose.

Nationalitäten

(2002) Industriequartier Gewerbeschule Escher Wyss
Insgesamt 12'416 100.0 % 9'900 100.0 % 2'516 100.0 %
Schweizer 7'566 60.9 % 5'748 58.1 % 1'818 72.3 %
Ausländer 4'850 39.1 % 4'152 41.9 % 698 27.7 %
davon aus
Italien 23.1 % 17.8 % 13.3 %
Ex-Jugoslawien 13.1 % 14.9 % 16.2 %
Deutschland 8.5 % 8.7 % 14.2 %
Türkei 6.4 % 6.9 % o. A.
Übriges Europa 25.2 % 27.7 % 29.2 %
Portugal o. A. o. A. 5.9 %
Aussereuropäisch 23.6 % 24.0 % 21.2 %
Bevölkerungsveränderung seit 1992 +8.9 % +1.0 % +57.0 %
  • Schweizer: 1'888 Stadtbürger; 4'807 Niedergelassene; 857 Wochenaufenthalter; 14 übrige
  • Ausländer: 3'013 Niedergelassene (C); 1'179 Jahresaufenthalter (B); 430 vorläufige Aufgenommene (F/N); 197 Kurzaufenthalter (L); 31 übrige

Politik

Der Kreis 5 entsandte 4 (früher 3) Gemeinderäte ins 125köpfige städtische Parlament, den Gemeinderat. Im Zuge der Wahlkreisreform von 2004 wurden auf städtischer Ebene die Wahlkreise 4 und 5 gleich dem kantonalen Wahlkreis III zusammengelegt. Seither ist die ehemalige Gemeinde Aussersihl (Stadtkreise 4 und 5) sowohl auf kantonaler wie auch auf städtischer politischer Ebene wieder vereint. Auf der Verwaltungsebene (Stadtkreise, resp. Kreisbüros) wurde nichts verändert. Am 12. Februar 2006 wurden erstmals Gemeinderatswahlen im vereinigten Wahlkreis durchgeführt, welchem 13 Sitze zustehen.

Parteienstärke im ehemaligen Wahlreis 5 bis 2002 (Industriequartier)
Partei 2002 1998 1994 1990 1986 1982 1978 1974 1970
AL/PdA 1 1
CVP 1 1 1 1 1 1 1 1 1
SP 2 2 1 1 1 1 1 1 1
Parteienstärke im Wahlkreis 4 und 5 ab 2006 (Aussersihl-Industrie)
Partei 2006 (2002)                                   
AL/PdA 2 (2)
CVP 1 (1)
FDP 1 (1)
GP 2 (1)
SVP 2 (2)
SP 5 (6)

Wirtschaft und Infrastruktur

Blick von der Hardbrücke auf die Limmat mit dem Tramdepot am Escher-Wyss-Platz am linken Bildrand
Langstrasse (hier in Aussersihl/Kreis 4) mit Blick Richtung Limmatplatz
Das Gebiet um den Limmatplatz, Ansicht vom Waidberg

Als ausser dem horizontalen Gewerbe alles im Niedergang war, beschloss die Quartierbevölkerung den Aufschwung selber an die Hand zu nehmen. Daraus entstanden erfolgreiche Initiativen wie etwa Zone 5, einem Zusammenschluss der besten Handlungen und Gaststätten; oder der Kulturmeile im unteren Teil des Kreises. Heute lebt der Kreis vor allem wegen der unzähligen kleinen Familienunternehmen. Von den grossen Firmen sind nur der Migros-Genossenschafts-Bund und die Stadtmühle (Swissmill) geblieben. Den Banken Credit Suisse, Zürcher Kantonalbank, Leu und Sparkasse sind knapp 15 000 Einwohner zuwenig Kundschaft; sie haben alle ihre Filialen geschlossen, übrig bleibt die Migrosbank. Insbesondere die Prostitution, aber auch der Drogenhandel konnten im Umfeld der Langstrasse im Kreis 5 viel stärker eingedämmt werden als im benachbarten Kreis 4. Strassenprostitution gibt es nur noch in kleinem Masse, abgesehen vom Drogenstrich an einer unbewohnten und schlecht einsehbaren Einfallsachse.

Industrie

Eine unvollständige Liste zeigt den Strukturwandel der letzten Jahre.

  • Reishauer AG (Zahnflankenschleifmaschine; heute Berufsschule)
  • städt. Salzmagazin (heute Berufsschule)
  • Bananen AG (heute Berufsschule)
  • städt. Kornhaus (heute Migros-Genossenschafts-Bund)
  • Trinkwasser-Filteranlagen (heute Museum für Gestaltung und HGKZ)
  • Escher Wyss AG (Maschinenfabrik; heute Dienstleistungen, Schauspielhaus, Wohnungen)
  • Schoeller AG (Textilfabrik, heute Wohnungen [Limmatwest])
  • Steinfels Seifen (Seifen, Waschpulver; heute Wohnungen, Kino)
  • Maag Zahnräder (heute Planungsgebiet)
  • Stadtmühle (heisst heute Swissmill)
  • Katundruckerei Esslinger (heute Stadtküche; Bootsclub)
  • städt. Gasversorgung (heute Zwischennutzung mit Ateliers, Planungsgebiet)
  • Schoch+Co (Eisenwaren; heute Bank)
  • Alteisenhandel (heute Wohnungen)
  • Grossmolkerei Milchverband Winterthur (heute Disco und Arbeitsplatz für Künstler und KMU's)
  • städt. Gaswerk (heute wohnen, Altersheim, Kreisbüro, Kreiswache, Kindergarten)
  • Viaduktbögen (früher: Lager, Gewerbe; heute: Ateliers, Läden)

Schulen, Hochschulen

In den ehemaligen Industriegebäuden hat der Kanton und die Stadt in den letzten Jahrzehnten eine grosse Anzahl Berufsschulen einquartiert:

  • Berufsschule für Gestaltung Zürich
  • Allg. Berufsschule Zürich
  • Kant. Berufsschulen, Allgemeine Abteilung
  • Ausbildungsstätte für Med. Laboranten (SRK)
  • Berufsschule Mode und Gestaltung
  • Baugewerbliche Berufsschule Zürich
  • Technische Berufsschule Zürich
  • Berufsschule Informations-Technik
  • Berufsschule Automobiltechnik
  • Berufsschule Gymnastik

Daneben ist noch die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) zu erwähnen, die über einen sehr guten Ruf verfügt. Daneben betreibt die Hochschule Wädenswil im Technopark eine Aussenstelle.

Verkehr

Limmatplatz (vor dem Bau des markanten Platzdaches 2006/2007)

Strassenverkehr

In den 1980er-Jahren wurden grosse Anstrengungen zum Schutz der Wohnbevölkerung vor dem überbordenen Strassenverkehr, insbesondere Schleichverkehr, unternommen. Seither ist der Röntgenplatz ein autofreier Platz statt einer Kreuzung, der Limmatplatz nur noch in einzelne Richtungen befahrbar, einzelne Wohnstrassen eingerichtet. Zwanzig Jahre später wurde flächendeckend Tempo 30 eingeführt.

Die ursprünglich als Provisorium geplante Hardbrücke, welche den Stadtkreis mittig quert, besteht nunmehr seit über 25 Jahren und soll auch weiterhin den Verkehr von Nordost nach Südwest (und umgekehrt) übernehmen. Auch das in den 1960er-Jahren geplante Autobahn-Y, welches die Autobahnen aus den Richtungen Bern (A1), Winterthur (A1) und Chur (A3) miteinander verbinden soll, taucht alle paar Jahre wieder auf. Gemäss letzten Planungen soll der Abschnitt Bern - Zürich (A1) teilweise als Tiefstrasse über die Pfingstweidstrasse - Escher Wyss-Platz - Sihlquai bis zum Zürcher Hauptbahnhof verlängert werden, wogegen jedoch breiter politischer Widerstand besteht.

Tram

Auf private Initiative hin wurde am 24. April 1898 die Industriequartier-Strassenbahn (IStB) auf der Strecke Bahnhofquai-Escher Wyss-Platz eröffnet. Die rentable Linie wurde nach wenigen Jahren von der Stadt aufgekauft.

Die Städtische Strassenbahn (St.St.Z.) betrieb drei Linien:

  • 4 Tiefenbrunnen – Hauptbahnhof – Escher Wyss-Platz – Nordbrücke
  • 10 Rehalp – Hauptbahnhof – Escher Wyss-Platz – Höngg – Wartau
  • 22 Escher Wyss-Platz – Sportplatz Hardturm

In den Siebzigerjahren, beim Bau der Hardbrücke, wurde die Linienführung zur Nordbrücke verunmöglicht. Das Liniennetz der heutigen Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ):

  • 4: Tiefenbrunnen – Hauptbahnhof – Escher Wyss-Platz – Hardturm – Werdhölzli
  • 13: Albisgüetli – Hauptbahnhof – Escher Wyss-Platz – Höngg – Wartau – Frankental

Geplant sind folgende Erweiterungen (Stand 2006):

  • 4: Tiefenbrunnen - Hauptbahnhof – Escher Wyss-Platz – Pfingstweid – Bahnhof Altstetten (statt bisher Grünau - Werdhölzli; ab 2010)
  • 10: Verlängerung ab Hauptbahnhof – Escher Wyss-Platz – Hardturm – Werdhölzli (bisher vom 4er bedient; ab 2010)
  • 8: Verlängerung ab Hardplatz – Escher Wyss-Platz – Hardturm – Werdhölzli (Tram über Hardbrücke, übernimmt Linie vom 10er; ab 2015)
  • 16: Hirzenbach – Bucheggplatz – Hardbrücke – Albisriederplatz – Hermetschloo (an Stelle 33er/72er; ab 2020)
  • 17: Seebach – Bhf. Oerlikon – Bucheggplatz – Hardbrücke – Letzigrund (an Stelle 33er/72er; ab 2020)


Eisenbahn

Die erste Eisenbahn trennte seit 1847 den Kreis 5 von seiner Muttergemeinde Aussersihl. Der Bau der Linie Zürich – OerlikonWinterthur 1855–1856 brachte einen Erddamm ab der Langstrassenunterführung in der Lage der heutigen Röntgenstrasse (mit einem einzigen Durchlass) Richtung heutigem Escher-Wyss-Platz und zur Fähre nach Wipkingen. Die weniger steile Ersatzlinie über den Aussersihler Viadukt und die rechtsufrige Zürichseelinie mit dem Lettenviadukt schwingen sich seit über hundert Jahren über den Kreis, seit den 1970er-Jahren zudem der Käferberg-Viadukt.

Bahnhof Hardbrücke in der Nacht

Bahnhöfe in der Nähe sind der Zürcher Hauptbahnhof und die Haltestelle Hardbrücke. Die Station Letten in Wipkingen wurde am 27. Mai 1989 stillgelegt. In Planung sind Haltestellen beim Hardturm-Stadion und auf dem Hardturmviadukt im Raum Pfingstweid/Bernoullihäuser.

Der Kreis ist Standort des Lokomotivdepots (Depot G) und Wohnort vieler Eisenbahner (Wohnhäuser der SBB und diverser Eisenbahner-Genossenschaften). Der Bau eines vierten Eisenbahnviaduktes quer zwischen den Wohnhäusern durch konnte in den 1990er-Jahren erfolgreich verhindert werden. Stattdessen wird nun ein leistungsfähigerer Tunnel vom Hauptbahnhof nach Oerlikon gebaut.

Geschichte

Die Escher Wyss Maschinenfabrik am Escher Wyss-Platz 1930
Röntgenplatz mit Kolonie Industrie 2

Am 27. März 1787 wurde die Gemeinde Aussersihl gegründet und von Wiedikon abgetrennt. Aussersihl wuchs rasant und wies zeitweise mehr Einwohner auf als die Stadt Zürich. Dem schnellen Wachstum war die Gemeinde jedoch nicht gewachsen, sodass die konkursite Stadt Aussersihl zusammen mit zehn weiteren Gemeinden die Stadt Zürich um die Eingemeindung bitten musste, die am 1. Januar 1893 vollzogen wurde. Aussersihl wurde dabei zusammen mit Wiedikon in den Stadtkreis III eingeteilt.

Der Bau der Schweizerischen Nordbahn (im Volksmund "Spanisch Brötli-Bahn") 1847 schnitt die Gemeinde Aussersihl in zwei Teile. Mit dem weiteren Ausbau der Eisenbahn wuchs das trennende Gleisfeld immer mehr in die Breite und der einzige Übergang an der Langstrasse (ursprünglich Langfurren-Gasse) wies über zehn Barrieren auf. Anlässlich der Revision der Stadtkreise von 1913 wurde diese physisch längst vollzogene Teilung auch verwaltungspolitisch durchgeführt: der Stadtkreis III wurde in die neuen Stadtkreise 3 bis 5 aufgeteilt, wobei Aussersihl (erneut) von Wiedikon abgetrennt und das Industriequartier von Aussersihl durch das immense Gleisfeld geteilt wurde und seither den Kreis 5 bildet.

Während die offizielle Politik im heutigen Gewerbeschule-Quartier die Schweizerische Landesausstellung 1898 und Industrie ansiedelte, entwickelte sich vom Limmatplatz bis zur Hardstrasse ein Arbeiterwohnquartier.

Mit der zweiten Eingemeindung von 1934 verkleinerte sich das Gebiet des Industriequartiers, welches die noch unbebaute Grünau, zwischen Limmat und Gleisfeld, an das neue Quartier Altstetten abgab. Bei einer weiteren Revision der Stadtkreise im Jahre 1971, wurde das Industriequartier vom Statistischen Amt der Stadt Zürich, am Reissbrett in die zwei Quartiere Gewerbeschule und Escher Wyss unterteilt, die ausschliesslich eine statistische Bedeutung haben.

In den 1980ern setzte eine starke Wandlung des Industriesektors ein und etliche Industriebetriebe fusionierten, wurden aufgekauft, gingen in Konkurs, schlossen Werke oder zogen einfach weg aus der Stadt, auch wegen der grössten offenen Drogenszene. Dadurch lagen unzählige grosse Industriebauten brach, die seit den 1990er-Jahren umgenutzt oder abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden, wodurch inzwischen viel neuer Wohnraum entstanden ist. Während viele im Kreis 5 ansässige Genossenschaften und die städtische Liegenschaftenverwaltung günstige Wohnungen anbieten, vor allem an Familien und weniger Begüterte, hat der Aufschwung zu einer Schwerpunktverschiebung geführt. Viele der Neubauten bieten teure Wohnungen an, welche oft nur von Doppelverdienern gemietet werden können. Dies führt zu einer einwohnermässig starken Erweiterung durch neue Bevölkerungsschichten.

Als Trendquartier ist seit den 1990er-Jahren eine gewisse Goldgräberstimmung aufgekommen. Bars und Clubs schossen wie Pilze aus dem Boden, was einerseits erlaubte, Probleme mit der Drogenszene und Randständigen eher in den Griff zu bekommen und den Stadtkreis einem jungen und urbanen Publikum öffnete. Andererseits haben dadurch die Nachtruhestörungen merklich zugenommen. Auch erinnern sich nun plötzlich private Liegenschafterbesitzer, dass sie hier Immobilien haben. Einige haben diese über all die Jahre gepflegt, andere jedoch versuchen auf den Zug des "Züri-West-Booms" aufzuspringen, indem sie kleine Wohnunge zusammenlegen und als "Loft" für ein Mehrfaches des ursprünglichen Preises neu vermieten, einem Preis, den sich vorherige Mieter, oft Ausländer oder einfache Schweizer Familien, nicht mehr leisten können.

In einer Gegenbewegung wurde 1991 bis 1993 von der Hausbesetzer-Bewegung unter anderem das Wohlgroth-Areal besetzt. Siehe Besetzung des Wohlgroth-Areals.

Kunst, Kultur und Sport

Vom Aschenputtel zur Prinzessin der Stadt; vom Scherbenviertel zum Trendquartier "Zürich West", das spiegelt sich auch im kulturellen Bereich. Was früher hier war, weil Platz oder Raum günstig war, bleibt, jedoch um ein Vielfaches ergänzt durch Neues, Hochstehendes, weil hier nun plötzlich die Adresse stimmt. Der Grasshopper-Club (Rekordmeister im Schweizer Fussball) ist ebenfalls hier beheimatet.

Theater

Theater- und Kulturzentrum Schiffbau

Kinos

  • Multiplexkino Abaton (seit 1993 bis Ende 2005 Cinemax) mit 12 Sälen
  • Kino/Bar/Bistro Riffraff (1913-1946 1 Saal, 1998-2002 2 Säle, seit 2002 4 Säle)

Ausgang

  • Dutzende von Bars und Clubs (Angebot zahlreich und wechselnd)
  • sehr grosses und vielseitiges Angebot an Restaurants mit Spezialitäten aus aller Welt und in sämtlichen Preisklassen

Sport

Museen

Die meisten öffentlichen Sammlungen verdankt der Kreis 5 der Zürcher Hochschule der Künste

Als lebendigstes Museum sei das Trammuseum erwähnt. Es befindet sich zwar in Höngg, zweimal monatlich verkehren jedoch auf der Strecke Hauptbahnhof - Escher Wyss-Platz - Wartau die historischen Tramzüge für die Passanten.

Bibliotheken

Als Arbeiterquartier ist der Kreis 5 traditionell weniger belesen. Neben den Schulbibliotheken verfügt er daneben über keine Bibliothek. Als Ausnahmen gelten die öffentlich zugängliche Bibliothek Ausstellungsstrasse des Medien- und Informationszentrums der Zürcher Hochschule der Künste und die Krimi-Bibliothek im Gemeinschaftszentrum Schindlergut.

Architektur

Der Hardturm, das älteste Profangebäude der Stadt Zürich, ist bis heute von Privaten bewohnt.

Das älteste Profangebäude der Stadt Zürich, der rund 800jährige Hardturm, steht im unteren Teil des Kreis 5. Er war Familiensitz der als Minnesänger bekannten Familie Manesse. Er ist Privatbesitz und bis auf den heutigen Tag bewohnt.

Architektonisch nicht herausragend sind die beiden Kirchen St. Josef (katholisch; 1912–1914 in einem groben Volksfrömmigkeits-Herz-Jesu-Stil, von Prof. Karl Moser erbaut) und St. Johannes (reformiert; 1898 von Paul Reber, nach ersten Entwürfen des Landesmuseums-Architekten Ramseyer, im neugotischen Stil erbaut).

Hingegen kommen Freunde der modernen Architektur auf ihre Rechnung.

  • Arbeiterhaus-Siedlung im Gebiet der Johannes-Gasse, sog. "Fierz-Häuser", nach ihrem Initianten, Johann Heinrich Fierz
  • Bernoullihäuser im Hardturm, bekannte Arbeiter-Reihenhäuschen im Zeichen der Gartenstadtbewegung 1924–1929 von Prof. Hans Bernoulli
  • Wohnkolonien, sogenannte «Arbeiterburgen» (Hofrandüberbauung) an Limmatstrasse, Josefstrasse, Röntgenstrasse, Albertstrasse
  • Schulhaus Limmat (1908–1926)
  • Limmathaus
  • Museum für Gestaltung Zürich und Hauptgebäude der Zürcher Hochschule der Künste im Bauhausstil

aus der Zeit der Jahrtausendwende:

  • Röntgenareal (farbige Wohnkuben)
  • Limmatwest (ehemalige Textilfabrik Schoeller Hardturm)
  • grosszügige grosstädtische Bauten rund um den Schiffbauplatz

Persönlichkeiten

Sonstiges

Der Umbruch vom Arbeiterwohnquartier und Industriestandort zum zentrumsnahen modernen Wohnquartier und Berufsschulstandort für den ganzen Kanton brachte es mit sich, dass während Jahren immer wieder Brachen entstanden. Diese wurden von Kulturschaffenden jeglicher Provenienz genutzt, und es gelang, ein sehr breites Kulturangebot zu etablieren. Damit verbunden wurde der früher verrufene und oft gemiedene Kreis plötzlich für breite Gesellschaftsschichten attraktiv und von diesen auch besucht. Dies stärkte wiederum die ansässige Bevölkerung, so dass vom billigen Rotlichtviertel und von der offenen Drogenszene in den späten 1980er-Jahren fast nichts mehr übrig geblieben ist.

Literatur

  • Ehrsam Alfred, Werner Helmuth: 100 Jahre Quartierverein Industriequartier. Zürich o.J.
  • Ruedin Etienne: Neujahrsblatt Industriequartier; Einwanderung, Integration und Etablierung der Katholiken. Zürich 2001 Verlag CVP5
  • Ruedin Etienne, Schönbächler Marcel: Neujahrsblatt Industriequartier; Der Eisenbahnviadukt von Aussersihl nach Wipkingen. Zürich 2002 Verlag CVP5
  • Schönbächler Robert, Schönbächler Roger: Neujahrsblatt Industriequartier; Vom Bahnhof bis zum Hardturm. Zürich 2003 Verlag CVP5
  • Schönbächler Robert: Neujahrsblatt Industriequartier; Brücken, Viadukte, Unterführungen und der öffentliche Verkehr. Zürich 2004 Verlag CVP5
  • Schönbächler Robert: Neujahrsblatt Industriequartier; Die Fussballstadien Förrlibuck und Hardturm - gestern bis heute. Zürich 2005 Verlag CVP5
  • Hochbaudepartement der Stadt Zürich, Amt für Städtebau: Aussersihl, Industrie / Zürich West. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2004 (Baukultur in Zürich, Band III), ISBN 3-03823-072-3

Weblinks


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