- Infantilität
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Der Begriff Infantilismus wird in mehreren Bedeutungen verwendet:
Inhaltsverzeichnis
Pflege/Medizin
Infantilismus - oder Infantilisierung in diesem Fall - zeigt sich oft in der Medizin und in der Langzeit-Pflege. Ausgelöst wird dies durch eine gewisse Hilfsbedürftigkeit bei Patienten, die sich nicht mehr um sich selber kümmern können und auch in intimen Situationen auf die Hilfe des Pflegepersonals angewiesen sind. Viele Pflegepatienten haben große Schwierigkeiten damit und reagieren darauf mit Frustration, Aggressivität oder sogar Depressionen.
Psychologie
Infantilismus zeigt sich in der psychologischen Definition meist in Form von hemmungslosen, undisziplinierten, emotionalen Verhaltensweisen wie beispielsweise Trotz, Egozentrismus und Imponierverhalten, oder allgemeiner im Fehlen einer altersentsprechenden Selbstkenntnis. Infantilismus bedeutet entsprechend in der psychologischen Definition meist eine soziale und/oder emotionale Unreife. Aber auch eine "erlernte Hilflosigkeit" ist eine Form von Infantilismus (siehe auch Kuscheltier). Infantilismus kann zum Beispiel bei kognitiver Behinderung vorkommen, aber auch als Abwehrverhalten gegenüber Mitmenschen und Frustrationen.
Sexualität
Als Infantilismus bezeichnet man auch die Neigung einer Person, sich selbst in sexuellen Fantasien als Kind vorzustellen. Ein Ausleben dieser Neigung ist denkbar in Form von Rollenspielen, in denen die betreffende Person wie ein Kind behandelt wird. Die Partner sind oft älter, weil das die gesuchte Rollenidentität unterstreicht.
Häufige Ursache für diese Neigung dürfte ein früh (vor dem üblichen Alter der Pubertät) erwachter Sexualtrieb sein (vgl. Infantile Sexualität nach Freud), denn viele Menschen haben lebenslang Fantasien mit Bezug auf die intensiv empfundene Phase des ersten sexuellen Interesses.
Infantilismus darf nicht mit Pädophilie verwechselt werden. Der Pädophile ist ein Erwachsener, der sich zu Kindern hingezogen fühlt, die zum Infantilismus neigende Person ist (in der eigenen Wahrnehmung bzw. im Selbstbild) das Kind. Infantile wählen deshalb häufig (deutlich) ältere Partner, damit die Altersdifferenz spürbar ist.
Kulturwissenschaften
In der Kulturwissenschaft verwendet Johan Huizinga den Begriff Puerilismus für von ihm als infantil eingeordnetes Verhalten Erwachsener in der Moderne. Hierzu zählt er das Bedürfnis nach banaler Zerstreuung, die Sucht nach Sensationen, die Lust an Massenschaustellungen, Unterstellung von bösen Absichten oder Motiven bei anderen und Unduldsamkeit gegen jede andere Meinung, maßloses Übertreiben von Lob und Tadel. (vgl. Huizinga, J.: "Homo Ludens - Vom Ursprung der Kultur im Spiel", Hamburg, 20. Auflage 2006, S. 221 f).
Quellen
Lehrbuch Pflegeassistenz ATL-Vorlagen Band 5
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