- Inhalt (Philosophie)
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Das Wesen (gr. ousia, lat. essentia, quidditas) ist das, was bei jeglicher Veränderung einer Sache gleich bleibt: das „Wesenhafte“ bzw. das unterscheidende Hauptmerkmal einer Gegebenheit (das „Wesentliche“). In diesem Sinne kann es das Allgemeine, den Sinngehalt, die Gattung oder die Idee des betrachteten Gegenstands meinen, in Gegensatz zum Einzelnen, Individuellen und den zufälligen Änderungen unterworfenen Erscheinungen.
Speziell kann Wesen auch im Unterschied zum Schein das „wirkliche“, „eigentliche“ und „authentische“ Sein eines Seienden meinen; das eigenartige oder auszeichnende Sein, das Sosein im Gegensatz zum Dasein; die Essenz im Gegensatz zur Existenz. Das Allgemeine wird sodann als das Wahre, was sein kann und was sein sollte, zum Maßstab von Kritik und ethischer Beurteilung.
Das Wesen der Dinge erschließt sich der Auffassung vieler philosophischer Theorien nach nicht der sinnlichen Wahrnehmung, sondern nur dem theoretischen Denken; zuerst in dieser Weise deutlich formuliert von Platon in seiner Ideenlehre.
Da der Begriff Wesen das Vorhandensein eines unwandelbaren Kerns eines Gegenstandes annimmt, wird er von manchen philosophischen bzw. wissenschaftstheoretischen Positionen (z.B. der Postmoderne, insbesondere Kritischer Rationalismus) aus kritisiert, die ein solches Modell als zu starr und metaphysisch sowie normativ überfrachtet ablehnen. Umgekehrt wird diesen Positionen entgegengehalten, dass das Aufgeben eines jeglichen Wesenskerns die Gefahr zielloser Zersplitterung nach sich zöge.
Siehe auch
Literatur
- Herbert Marcuse: The Concept of Essence.. In: Negations. Essays in Critical Theory. Boston 1968 (zuerst: Zeitschrift für Sozialforschung, Bd. V, 1936)
- Josef Seifert: Sein und Wesen. Winter, Heidelberg 1996, ISBN 3-8253-0367-5
- Brody, Baruch A.: Identity and essence. Princeton Univ., Princeton, N.J. 1980, ISBN 0-691-07256-6
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