- Ousia
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Der griechische Begriff ousia (griechisch οὐσία) ist ein zentraler Begriff der antiken griechischen Metaphysik und Ontologie. Es handelt sich um ein vom Partizip seiend abgeleitetes Substantiv.[1] Die geläufigste und zugleich problematische[2] Übersetzung ist Substanz. Essenz entspricht der von Thomas von Aquin gewählten Übersetzung ins lateinische essentia.[3] Andere Übersetzungen lauten: wahrhaftes Sein[4], auch Wirklichkeit oder Wesen[5]. Eine wörtliche Übersetzung, die beispielsweise von Martin Heidegger verwendet wurde, ist Seiendheit.[6] Im alltäglichen Sprachgebrauch bedeutet der Kollektivsingular ousia das Vermögen, also die Gesamtheit der Einzeldinge, die einem Menschen gehören. Auch in der Alltagssprache verweist der Begriff demnach auf eine Einheit in der Vielheit.[7]
Inhaltsverzeichnis
Platon
Wesenhaftes Sein
Ousia als das wesenhafte Sein ist nach Platon nur der Vernunft (νοῦς, νόησις, φρόνησις), nicht aber der sinnlichen Wahrnehmung zugänglich. Es meint das in sich selbst vollkommen Bestimmte (ὡρισμένον, πεπερασμένον), mit dem die Vollkommenheiten der Unvergänglichkeit, Unveränderlichkeit, Unteilbarkeit und Allumfassendheit verbunden werden. Der Begriff ist in sich festgefügt und zugleich in mannigfache Beziehungen eingelassen.[8] Platon lässt sich kaum auf eine einheitliche Terminologie festlegen.[9] Ousia ist für ihn etwas ontologisch und erkenntnistheoretisch Stabiles: „Über alles also, was viel ist, ist das Sein (he ousia) verteilt, und es verläßt nichts von dem Seienden (ton onton), weder das kleinste noch das größte.“[10] Ousia entsteht, wo das apeiron (Unbegrenzte) als das Nichtseiende (mê on) aus dem Einen (hen) als der Grenze (peras) Form, Bestimmtheit und Ordnung erhält.[11]
Zwei Aspekte der ousia
Unterscheiden lassen sich ein washeitlich-begrifflicher und ein aitiologisch-seinsstiftender Aspekt von ousia.[12] Beide Aspekte hängen sehr eng miteinander zusammen:
- das dauerhafte Wesen eines konkreten Einzeldings als das für das viele Einzelne einheitlich Eine, was das Einzelne selbst ist (αὐτὸ ὁ ἔστι)[13], im Gegensatz zur Erscheinung und den wechselnden Eigenschaften;
- das Sein als das Ewige, Unveränderliche und als die Totalität aller Wesenheiten (πᾶσα ἡ οὐσία) im Unterschied nicht bloß zum Nichtsein (μὴ ὄν, μὴ οὐσία), sondern auch zum Werden (γένεσις).[14]
Ideenlehre
Ousia ist damit als Totalität das seiende Eine (ἓν ὄν), das als Einheit und Ganzheit (ἓν ὅλον τέλειον) alle Ideen umfasst. Damit bezieht sich ousia auf das, was in der Tradition als Ideenlehre bekannt ist, was jedoch von Platon mit verschiedenen Begriffen belegt wird, wobei ousia nur einer dieser Begriffe ist.[15] Die Idee (idea, eidos) ist das reine, mit anderem unvermischte Wesen. Sie ist eine Einheitsform und lässt als solche das Wassein oder die Wesenheit des einzelnen Sinnendings sehen (idein).[16] Der Idee kommt damit der Charakter des Unveränderlichen und Selbstidentischen zu.[17] Eine Idee in diesem Sinne ist ein real existierendes, unveränderliches und sinnlich nicht wahrnehmbares urbildhaftes Prinzip, das in einem bestimmten Verhältnis zu den konkreten, sinnlich wahrnehmbaren Einzeldingen steht, obwohl es von diesen getrennt ist: Das Einzelding hat teil an der Idee (methexis), die Idee ist im Einzelding gegenwärtig (parousia). Die Idee des Menschen beispielsweise ist Ursache dafür, dass Sokrates ein Mensch ist. Eigentliches Wissen besteht nach Platon darin, diese Ideen zu erkennen. Da die Ideen nicht sinnlich wahrnehmbar sind, kann dies nur über die Vernunft, nicht aber durch Sinneswahrnehmung erfolgen.[18]
Sinnenwelt
Die sinnlich wahrnehmbaren Dinge nehmen eine ontologische Mittelstellung zwischen dem wahrhaft Seienden und dem Nichtseienden ein.[19] Sie sind nur, insofern sie etwas nicht sind, noch nicht sind oder nicht mehr sind.[20] Sie sind als solche zusammengesetzt und der ständigen Veränderung unterworfen:
„Man muss nun nach meiner Meinung zuerst Folgendes unterscheiden und feststellen: Wie haben wir uns das immer Seiende (to on aei), das kein Entstehen an sich hat, und wie das stets Werdende zu denken, welches niemals zum Sein gelangt? Das eine, stets gemäß demselben Seiende ist durch Vernunft mit Denken zu erfassen, das andere dagegen durch Vorstellung vermittels vernunftloser Sinneswahrnehmung als entstehend und vergehend, nie aber wirklich seiend (ontós de oudepote on).“
– Platon, Timaios[21]
Die Sinnendinge stellen demnach nur einen scheinhaften Modus des Seins dar und gewinnen nur durch die Arete als Verwirklichung ihres Wasseins den ihnen zukommenden Anteil an der ousia.[22] Gegenüber der ousia haben die Sinnendinge nur ein defizientes Sein:
„Welche von beiden Hauptlebensbedingungen scheinen nun nach deiner Meinung des höheren reinen Seins (ousia) teilhaftiger zu sein: etwa die wie Brot, Trank, Fleisch, überhaupt sämtliche leibliche Nahrung, oder das, was in sich begreift wahre Vorstellung, Wissenschaft, Vernunfteinsicht und überhaupt wiederum jede geistige Stärkung! Bilde aber dein Urteil hier auf folgende Weise: Das an das immer Gleichbleibende, Unsterbliche und an die ewige Wahrheit sich Haltende, das selbst so Beschaffene und in einem solchen Entstehende, ist das ein wesenhafteres Sein als das mit dem niemals sich Gleichbleibenden und Vergänglichen Verwandte, selbst so Beschaffene und auch in einem solchen Entstehendes? - Ein weit wesenhafteres Sein, sagte er, hat das mit dem ewig Gleichbleibenden Verwandte.“
– Platon, Politeia[23]
Die beiden Seinsbereiche stehen in einem dialektischen Zusammenhang und ergänzen sich: Das bleibende, ideale wesenhafte Sein erfüllt seine Begründungsfunktion gegenüber dem defizienten Sein des Vergänglichen, weil es ihm ontologisch überlegen ist. Zugleich ist aber das vergängliche Sein ein „Werden auf das Wesen hin“ (genesis eis ousian).[24]
Aristoteles
Kategorienschrift
In seiner frühen Schrift Kategorien grenzt sich Aristoteles von der Ideenlehre Platons ab. Dadurch verkompliziert sich die Terminologie. Er unterscheidet zwischen Seiendheiten/Substanzen (οὐσίαι), die begrifflich und seinsmäßig selbstständig (χωριστόν) sind, und den unselbstständigen Akzidenzien (συμβεβηκότα), dem Hinzukommenden. Ousia ist die erste Kategorie, das in allen Bestimmungen zum Vorschein Kommende bzw. sich selbst zum Vorschein Bringende.[25] Unter sie fällt alles, was „weder von einem Zugrundeliegenden (hypokeimenon) ausgesagt wird noch in einem Zugrundeliegenden ist“,[26] jedoch in dem zum Vorschein gebrachten ist, über das dann Aussagen gemacht werden können.[25] Die Akzidenzien hängen einer ousia an und werden in neun weitere Kategorien gegliedert, zum Beispiel Quantität und Qualität. Aristoteles argumentiert dafür, dass nicht die Ideen, sondern die sinnlich wahrnehmbaren konkreten Einzeldinge ousiai sind, da von ihnen alles andere in seiner Existenz abhängt. Nur Einzelnes ist Seiendheit/Substanz im eigentlichen Sinn (πρώτη οὐσία, sogenannte erste Substanz). Nur das konkrete Individuum ist unteilbar und numerisch eines (ἄτομον καὶ ἓν ἀριθμῷ). Die allgemeine Wesenheit ist keine Einheit, da sie von Vielem ausgesagt wird.[27] Universalien, also Gattungen und Arten, sind als Wesensbestimmungen des Einzelnen Seiendheiten/Substanzen im abgeleiteten, zweiten Sinne (δεύτεραι οὐσίαι, sogenannte zweite Substanzen). Sie kommen der ersten Seiendheit/Substanz notwendig zu und können nicht abgezogen werden (lat. substratum). Es wäre sinnlos, über Arten und Gattungen ohne zugehörige Einzeldinge zu reden. Die zweiten Seiendheiten/Substanzen machen die Einzeldinge erst erkennbar, weil sie deren Definitionskriterien angeben und ihre konstante Identifizierbarkeit ermöglichen (synonyme Prädikation).[28]
Die Einzeldinge sind ein hypokeimenon, also ein Zugrundeliegendes. So ist zum Beispiel Sokrates selbst das Zugrundeliegende gegenüber seinen zufälligen Eigenschaften, den Akzidenzien (z.B. „ist blass“). Zweite ousiai nennt Aristoteles bestimmte Eigenschaften, die nicht zufällig und die allgemein sind, d.h. Arten und Gattungen (Universalien): im Falle Sokrates z.B. „Mensch“. Sie antworten genauer darauf, was eine erste ousia ist.[29]
Metaphysik
Auch in dem späten Werk Metaphysik ist Seiendheit/Substanz das einzige im ursprünglichen und absoluten Sinn Seiende (πρώτως, ἁπλῶς ὄν).[30] Aristoteles stellt jetzt aber die Frage nach dem Seienden als Seienden (to on hé on).[31] Das Einzelwesen (σύνολον) gilt jetzt nicht mehr als ein nicht weiter zu analysierendes Letztes. Vielmehr wird es seinerseits konstituiert durch spezifische Wesensform (εἶδος) und Stoff (ὕλη). Im Zentrum steht nun die Frage: „Was ist die ousia eines konkreten Einzeldings?“ Aristoteles' Antwort lautet in Metaphysik Zeta: die Form, das eidos.[32]
Ousia
Ousia wird definiert im Kontext der Begriffe Zugrundeliegendes (hypokeimenon), Wesenswas bzw. Sosein (to ti én einai) und Form (eidos). Entsprechend der ersten Substanz aus der Kategorienschrift wird ousia bestimmt als hypokeimenon proton: Die konkreten einzelnen Seienden sind aus Materie und Form zusammengesetzt. To ti én einai, das Wesenswas, ist den zweiten Substanzen vergleichbar: Es sind die Arten und Gattungen, wodurch erste Substanzen im Sinn der Definition substantiell bestimmt werden (lat. quiditas, manchmal auch essentia im Unterschied zu substantia). Eidos ist die dem Ding innewohnende Formbestimmung.[33] Ousia wird damit auch als ursächliches Formprinzip verstanden (lat. später dann forma substantialis). Das Eidos ist in diesem Sinn die voll bestimmte Wesenheit bzw. das in der Definition erfasste Wesenswas (τὸ τί ἦν εἶναι) des Einzelnen. Damit ist das Eidos die Seiendheit/Substanz im ursprünglichen Sinn (εἶδος δὲ λέγω τὸ τί ἦν εἶναι ἑκάστου καὶ τὴν πρώτην οὐσίαν). Dagegen ist das konkrete Einzelwesen nur in einem abgeleiteten Sinn Seiendheit/Substanz (ὑστέρα οὐσία). Das spezifische Eidos als solches besitzt beständiges, überzeitliches Sein. Das konkrete Einzelwesen entsteht und vergeht. Individuen der gleichen Art sind durch die Materie verschieden. Dagegen bleibt das Eidos als unteilbares (ἄτομον) mit sich identisch (ταὐτό).[34] Eidos ist Prinzip (ἀρχή) und Seinsgrund (αἴτιον τοῦ εἶναι) des konkreten Einzelwesens. Ousia als ursprüngliches und höchstes Wesenswas ist ohne Materie (τὸ δὲ τί ἦν εἶναι οὐκ ἔχει ὕλην τὸ πρῶτον). Sie ist reine Aktualität (ἐνέργεια) ohne jede Potentialität. Die erste und höchste Seiendheit/Substanz (πρώτη οὐσία) ist somit reiner göttlicher Geist.[35]
Abgrenzung zu Platon
Der Unterschied zur platonischen Position[36] liegt dabei in der Frage nach der realen oder nur formalen Abtrennbarkeit (chóriston) der Wesenheit oder Form vom Einzelseienden.
„Ich meine, dass außer den einzelnen nicht ein Lebewesen existiert, noch existiert sonst etwas von dem, was sich nur im Begriff findet. Wenn man die Sache unter diesen Gesichtspunkten erwägt, so wird deutlich, dass nichts Allgemeines ein Wesen ist, und dass das allgemein ausgesagte kein individuelles Etwas ist, sondern eine Qualität bezeichnet.“
– Aristoteles, Metaphysik[37]
Im Gegensatz zu dem Gedanken einer Teilhabe (methexis) der Sinnendinge an der real unabhängig davon bestehenden Form bzw. Idee (eidos) wird im aristotelischen Sinn nur eine formale Abtrennbarkeit zugestanden und ein kausales und dynamisches Verhältnis angenommen: Alles strebt danach, seine Form zu verwirklichen. Ousia ist ein inneres Formprinzip und determiniert als solches das Wesenswas bzw. Sosein des einzelnen Seienden.[38]
„Ousia des Dinges ist die innewohnende Form (eidos to enon), aus welcher in Verbindung mit der Materie das konkrete Wesen besteht.“
– Aristoteles, Metaphysik[39]
Akzidens
Das Akzidens, also das „Hinzukommende“ (symbebékos), ist dagegen das Nichtnotwendige, „was weder immer noch in der Regel stattfindet“.[40]
„Akzidens nennt man dasjenige, was sich zwar an etwas findet und mit Wahrheit von ihm ausgesagt werden kann, aber weder notwendig noch in den meisten Fällen sich findet, wie wenn jemand beim Graben eines Lochs für eine Pflanze einen Schatz findet.“
– Aristoteles, Metaphysik[41]
Die modale Bestimmtheit des Akzidens ist es demnach, möglich, aber wenig wahrscheinlich und keinesfalls notwendig zu sein. Die Ursache des Akzidentellen ist die Materie (hylé), da sie neben dem in der Regel stattfindenden auch etwas anderes zulässt.[42]
Weitere Philosophen
Nach Boëthius ist ousia die Form. Nach den Stoikern ist ousia als oberste Kategorie die qualitätslose Materie. Nach Plotin ist ousia, was nicht in einem hypokeimenon ist [43], was sich selbst angehört. Das beharrliche Substrat der körperlichen Veränderungen ist die Materie. Als „Potenz der Begriffe“ ist die Seele ousia.[44]
Nach Johannes Scotus Eriugena ist ousia ganz und ungeteilt in den Arten derselben enthalten.[45] Sie ist unkörperlich.[46] Das Allgemeine ist nach Johannes Scotus Eriugena real, als Idee vor den Dingen und als Essenz in den Dingen. Die Dialektik als die Lehre von den allgemeinen Begriffen und Wesenheiten geht von den Gattungen zu den Arten und von diesen wieder zu den Gattungen. Die Kategorien stehen untereinander in Beziehung, wobei die Substanz (ousia) die Grundlage der anderen ist.[47]
Übersetzungsproblematik
Ousia als griechischer Ausdruck ist ein Substantiv, das vom Partizip „seiend“ abgeleitet ist. Am genauesten wird es ins Deutsche deshalb mit „Seiendheit“ übersetzt, worauf bereits Martin Heidegger hingewiesen hat:
„Schon der seit dem Beginn der Metaphysik bei Platon geläufige Name für das Sein: ousia (οὐσία), verrät uns, wie das Sein gedacht, d.h. in welcher Weise es gegen das Seiende unterschieden wird. [...] ousia heißt Seiendheit und bedeutet so das Allgemeine zum Seienden.“
– Martin Heidegger[48]
Die übliche Übersetzung von ousia ist aber Substanz (das zu diesem Substantiv gehörende lateinische Verb substare bedeutet darunter-, dabei-, darin vorhanden sein) und orientiert sich am griechischen hypokeimenon, dem Zugrundeliegenden. Sie erklärt sich philosophiegeschichtlich damit, dass die Kategorienschrift im lateinisch geprägten Mittelalter als logische Lehrschrift einen großen Einfluss auf das philosophische Denken ausübte, während das in ontologischer Hinsicht elaborierte Werk Metaphysik über Jahrhunderte nicht verfügbar war und erst wesentlich später ins Lateinische übersetzt wurde. Substantia, das Zugrundeliegende, entspricht der oben dargestellten ontologischen Konzeption der Kategorien. Im Kontext der Metaphysik ist substantia bzw. Substanz jedoch eine zu eingeschränkte Übersetzung für ousia, da hier eine differenziertere Theorie des Seienden erörtert wird, in der neben dem Zugrundeliegenden noch andere inhaltliche Bestimmungen der ousia eine Rolle spielen. Der Begriff Substanz hat sich durch die weite Verbreitung der Kategorienschrift als philosophischer Fachausdruck fest etabliert. Das Unbehagen gegenüber diesem Begriff findet sich beispielsweise bereits bei Cicero, Quintilian, Thomas von Aquin und anderen Philosophen, die ousia ins Lateinische unter Bezugnahme auf die Wortbedeutung Seiendheit mit essentia (das zu diesem Substantiv gehörende lateinische Verb esse bedeutet sein, vorhanden sein, existieren, dasein, am Leben sein) übersetzt haben.[49] Dadurch entfiel dann im Lateinischen allerdings wieder die umgangssprachliche Konnotation von Vermögen und Besitzstand, die bei ousia gegeben ist:
„Da macht es gegenüber dem scholastischen Begriff der essentia einen gewaltigen Unterschied, daß Ousia ein Wort der lebendigen Sprache ist und dort so etwas wie einen Besitzstand meint, also alles das, was zu einem Hof gehört, Haus und Scheune, Kühe und Geräte und die arbeitenden Menschen, die zur Familie gehören. Das alles ist Ousia, und nur wenn man das lebendig vollzieht - und für den Griechen war das selbstverständlich -, kann man begreifen, was Ousia als ein philosophischer Ausdruck für die Frage des Seins ist: etwas, was so selbstverständlich und zuverlässig da ist, wie der eigene Besitzstand da ist. Das haben wir durch Heidegger sehen gelernt.“
– Hans-Georg Gadamer[50]
Einzelnachweise
- ↑ Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch von Wilhelm Gemoll, 9. Auflage. HPT-Medien AG, S. 558.
- ↑ Rudolf Boehm, Das Grundlegende und das Wesentliche. Zu Aristoteles Abhandlung über das Sein und das Seiende (Metaphysik Z), Den Haag 1965, S. 12 f.: Es verbiete sich, die Übersetzung des griechischen Wortes ousia mit Substanz auch nur in Betracht zu ziehen, alle noch so kritische Arbeit über die Philosophie der Griechen gebe sich ein seltsames Ansehen, wo sie sich unbefangen dieser Übersetzung hingebe.
- ↑ Thomas von Aquin, De ente et essentia, in: Opuscula Philosophica, hrsg. v. R. Spiazzi, Rom 1954, S. 5 ff.
- ↑ Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 1914, Band 2, S. 420
- ↑ So Eisler, Wörterbuch der philosophischen Begriffe, S. 723; Kirchner u. a., Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe, S. 692
- ↑ Vgl. z.B. Martin Heidegger, Vom Wesen und Begriff der Physis, in: Wegmarken, 2. Aufl., Frankfurt a.M. 1978, S. 237 ff.; Wolfgang Schneider, Ousia und Eudaimonia, Walter de Gruyter 2001, S. 128
- ↑ Hermanus Hendricus Berger, Ousia in de dialogen van Plato, Leiden 1961, S. 9 ff.
- ↑ Stephan Grotz, Art. Sein/Seiendes (usia, on), in: Christian Schäfer (Hrsg.), Platon-Lexikon, Darmstadt 2007, S. 258
- ↑ Michael Erler: Platon, Basel 2007, S. 31. Beispiele: Pol. 261e, Rep. 533d-e.
- ↑ Platon, Parmenides 144a f., übersetzt von G. Zekl, Hamburg 1972, S. 61
- ↑ Aristoteles, Met. I, 6; XIV, 1; Platon, Phileb. 16d, 24
- ↑ Stephan Grotz, Art. Sein/Seiendes (usia, on), in: Christian Schäfer (Hrsg.), Platon-Lexikon, Darmstadt 2007, S. 259
- ↑ Platon, Phaedo 75d
- ↑ Jens Halfwassen, Art. Substanz; Substanz/Akzidens, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 10, S. 496
- ↑ Etwa: idea, morphê, eidos, paradeigma, auch genos, physis oft auch durch Ausdrücke wie to x auto, das x selbst. Christian Schäfer, Idee/Form/Gestalt/Wesen, in: ders. (Hrsg.), Platon-Lexikon, Darmstadt 2007, S. 157
- ↑ Detlev Pätzold, Art. Substanz / Akzidens, in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.), Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften, Hamburg 1990, S. 485
- ↑ Platon, Phaedo 78 c–d
- ↑ Christoph Horn / Christof Rapp, ousia, in: dies. (Hrsg.), Wörterbuch der antiken Philosophie, München 2002, S. 321
- ↑ Platon, Resp 478e
- ↑ Stephan Grotz, Art. Sein/Seiendes (usia, on), in: Christian Schäfer (Hrsg.), Platon-Lexikon, Darmstadt 2007, S. 258
- ↑ Platon, Timaios, 27d - 28a
- ↑ Jens Halfwassen, Art. Substanz; Substanz/Akzidens, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 10, S. 497
- ↑ Platon, Politeia, Buch IX., 585b f.
- ↑ Martin Thurner, Art. Trennung (chôrismos), in: Christian Schäfer (Hrsg.), Platon-Lexikon, Darmstadt 2007, S. 284 f.
- ↑ a b Werner Marx: Einführung in Aristoteles' Theorie vom Seienden, Freiburg i. Br. 1972, S. 401
- ↑ Aristoteles, Cat. 2a 13-14
- ↑ Aristoteles, Cat. 5, 3 b 10–18
- ↑ Detlev Pätzold, Art. Substanz / Akzidens, in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.), Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften, Hamburg 1990, S. 486
- ↑ Christoph Horn / Christof Rapp: ousia, in: dies. (Hrsg.), Wörterbuch der antiken Philosophie, München 2002, S. 322
- ↑ Aristoteles, Met. VII, 1, 1028 a 30f.
- ↑ Aristoteles, Met. 1028a ff.
- ↑ Christoph Horn / Christof Rapp, ousia, in: dies. (Hrsg.), Wörterbuch der antiken Philosophie, München 2002, S. 323
- ↑ Aristoteles, Met. 1037a 29; 1041b 5-10
- ↑ Aristoteles, Met. VII, 8, 1034 a 5–8
- ↑ Aristoteles Met. XII, 7, 1072 a 31ff; 8, 1073 a 30; vgl. zum Ganzen Jens Halfwassen, Art. Substanz; Substanz/Akzidens, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 10, S. 499
- ↑ Ob Platon selbst tatsächlich einen strengen Essentialismus im Sinne einer abtrennbaren, ontologisch selbständigen Existenz der Ideen vertreten hat, ist wissenschaftlich seit Jahrzehnten heftig umstritten.
- ↑ Aristoteles, Met. 1038b 30 - 1039b 3
- ↑ Detlev Pätzold, Art. Substanz / Akzidens, in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.), Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften, Hamburg 1990, S. 484. Der Nominalismus leugnet dagegen die ontologische Relation vollständig.
- ↑ Aristoteles, Met. 1037a 29-30
- ↑ Aristoteles, Met. 1026b 31
- ↑ Aristoteles, Met. 1025a 14-16
- ↑ Aristoteles, Met. 1027a 13-15
- ↑ Plotin, Enneaden VI, 3, 5
- ↑ Plotin, Enneaden VI, 2, 5. vgl. VI, 3, 2
- ↑ Johannes Scotus Eriugena, De divisione naturae, Buch I., 49
- ↑ Johannes Scotus Eriugena, De divisione naturae, Buch I., 33
- ↑ Rudolf Eisler, Philosophen-Lexikon, Berlin 1912, S. 303
- ↑ Martin Heidegger, Nietzsche, Bd. II, 5. Aufl., Pfullingen 1989, S. 211. Vgl. auch Wolfgang Schneider,Ousia und Eudaimonia, S. 128, und die Fußnoten oben zu Heidegger und Boehm.
- ↑ Vgl. z.B. Sen. ep. 58, 6 H. (nach dem es Cicero zuerst gebraucht haben soll). Quint. 2, 14, 2 u.a. Apul. de dogm. Plat. 1, 6 (auch im Plur.). Prisc. 18, 13. Genau durchdacht hat das Übersetzungsproblem Thomas von Aquin, De ente et essentia, in: Opuscula Philosophica, hrsg. v. R. Spiazzi, Rom 1954, S. 5 ff.
- ↑ Hans-Georg Gadamer, Die Gegenwartsbedeutung der Griechischen Philosophie, in: Hermeneutische Entwürfe, Mohr-Siebeck, Tübingen 2000, S. 101
Literatur
- Hermanus Hendricus Berger: Ousia in de dialogen van Plato. Leiden, Brill 1961
- Rudolf Boehm: Das Grundlegende und das Wesentliche. Zu Aristoteles Abhandlung über das Sein und das Seiende (Metaphysik Z). Den Haag 1965
- Stephan Grotz: Sein/Seiendes (usia, on). Artikel in: Christian Schäfer (Hrsg.): Platon-Lexikon. WBG, Darmstadt 2007
- Jens Halfwassen: Substanz; Substanz/Akzidens. Artikel in: Joachim Ritter u.a. (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 10. Schwabe, Basel 1971 bis 2007
- Christoph Horn, Christof Rapp: ousia. Artikel in: Dies. (Hrsg.): Wörterbuch der antiken Philosophie. München 2002
- Rainer Marten: Ousia im Denken Platons. Monographien zur philosophischen Forschung 29. Meisenheim 1962
- Detlev Pätzold: Substanz/Akzidens. Artikel in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften. Meiner, Hamburg 1990
- Christian Schäfer: Idee/Form/Gestalt/Wesen. Artikel in: Christian Schäfer (Hrsg.): Platon-Lexikon. WBG, Darmstadt 2007
- Wolfgang Schneider: Ousia und Eudaimonia. Walter de Gruyter, Berlin 2001
- Martin R. von Ostheim: Ousia und Substantia. In: ZAPh 1, Hg. v. Wolfgang Rother, Peter Schaber und Peter Schulthess, Schwabe-Verlag, Basel 2008.
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