Inkorrekt gestellte Probleme

Inkorrekt gestellte Probleme

Ein mathematisches Problem heißt nach Jacques Salomon Hadamard korrekt gestellt (oder auch gut gestellt), wenn gilt:

  1. Das Problem hat eine Lösung (Existenz);
  2. Diese Lösung ist eindeutig bestimmt (Eindeutigkeit);
  3. Diese Lösung hängt stetig von den Eingangsdaten ab (Stabilität).

Ist eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, so heißt das Problem inkorrekt gestellt (oder auch schlecht gestellt).

Eine heuristische Erklärung für diese Definition lässt sich so geben: Damit Probleme der Physik oder anderer Naturwissenschaften oder der Technik mit Hilfe der Mathematik gelöst werden können, müssen mathematische Modelle entwickelt werden, die dann mit mathematischen Methoden behandelt werden können. Da aber der zu beschreibende Vorgang ein realer physikalischer (etc.) Vorgang ist, der existiert und sich stetig verhält (natura non facit saltus), kann das mathematische Modell höchstens dann korrekt formuliert sein, wenn es eine eindeutige Lösung hat. Eine Formulierung, die nicht die oben genannten Bedingungen erfüllt, heißt daher inkorrekt gestellt.

Das Anfangswertproblem zur Wärmeleitungsgleichung führt beispielsweise auf korrekt gestellte Probleme. Dagegen ist das entsprechende inverse Problem (gegeben eine Lösung, bestimme die Anfangsdaten) schlecht gestellt.

Es hat sich gezeigt, dass sehr viele interessante mathematische Probleme (z.B. in der Computertomographie, der Lagerstättenexploration) diese Korrektheitsbedingungen verletzen. So können Messfehler dazu beitragen, dass Bedingung 1 verletzt wird. Die Struktur des Problems kann dazu führen, dass Bedingung 3 verletzt wird.

Für korrekt gestellte Probleme ist im Regelfall ein stabiler numerischer Lösungsalgorithmus bekannt, schlecht gestellte Probleme müssen meist zunächst umformuliert werden, beispielsweise mittels Regularisierungstechniken.

Siehe auch: Kondition (Mathematik)


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Integralgleichung 1. Art — In der Mathematik wird eine Integralgleichung, bei der die gesuchte Funktion nur unter dem Integralzeichen vorkommt, als Integralgleichung 1. Art bezeichnet. Sind beispielsweise , und gegeben, so ist eine Integralgleichung der 1. Art für die… …   Deutsch Wikipedia

  • Integralgleichungen 1. Art — In der Mathematik wird eine Integralgleichung, bei der die gesuchte Funktion nur unter dem Integralzeichen vorkommt, als Integralgleichung 1. Art bezeichnet. Sind beispielsweise , und gegeben, so ist eine Integralgleichung der 1. Art für die u …   Deutsch Wikipedia

  • Integralgleichung — Eine Gleichung wird in der Mathematik Integralgleichung genannt, wenn darin die unbekannte Funktion in einem Integral vorkommt. Integralgleichungen können in Naturwissenschaft und Technik zur Beschreibung verschiedener Phänomene verwendet werden …   Deutsch Wikipedia

  • Eberhard Schock — (* 16. Januar 1939 in Straußfurt, Thüringen) ist ein deutscher Hochschullehrer für Mathematik. Ein Studium in Bonn und Hamburg schloss er 1963 mit dem Diplom ab. Im Jahr 1966 folgte die Promotion, 1970 die Habilitation. Er ist seit 1974 Professor …   Deutsch Wikipedia

  • Integralkern — Eine Gleichung wird in der Mathematik Integralgleichung genannt, wenn darin die unbekannte Funktion in einem Integral vorkommt. Integralgleichungen können in Naturwissenschaft und Technik zur Beschreibung verschiedener Phänomene verwendet werden …   Deutsch Wikipedia

  • Korrekt gestelltes Problem — Ein mathematisches Problem heißt korrekt gestellt (auch gut gestellt oder sachgemäß gestellt), wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: Das Problem hat eine Lösung (Existenz). Diese Lösung ist eindeutig bestimmt (Eindeutigkeit). Diese Lösung hängt …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”