Irakische Armee

Irakische Armee
Soldaten der 6. irakischen Armee

Die Streitkräfte des Irak sind das irakische Militär und umfassten im Mai 2007 rund 139.800 Soldaten[1] in drei Teilstreitkräften und unterstehen dem irakischen Verteidigungsministerium. Daneben existieren als Teil der irakischen Sicherheitsstreitkräfte noch weitere 193.300 Mann (Stand: Mai 2007) bei den Polizei- und Bundespolizeieinheiten und sonstigen Kräften, die dem irakischen Innenministerium unterstellt sind.

Mit dem Irak-Krieg im Jahre 2003, bei dem die Streitkräfte der USA das Land angriffen, erfuhren die Streitkräfte des Irak die tiefste Zäsur ihrer Geschichte. Nach ihrer Niederlage in diesem Krieg werden sie von der multinationalen Besatzungsstreitmacht wieder aufgebaut und neu strukturiert, nachdem alle Soldaten zunächst entlassen worden waren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründer der Streitkräfte war der britische Verwalter des irakischen Mandatsgebietes, Percy Zachariah Cox.

T-72 der neu aufgebauten irakischen Streitkräfte.

Am Ende des Ersten Golfkriegs verfügte der Irak über mehr als 70 Divisionen und 700 Kampfflugzeuge, wobei das Land militärisches Gerät hauptsächlich aus sowjetischer und französischer Produktion erworben hatte. Die vernichtende Niederlage im Zweiten Golfkrieg gegen eine internationale Allianz unter Führung der USA führte zu einer starken Dezimierung der Streitkräfte auf 23 Divisionen und weniger als 300 Flugzeuge. Auch wenn die Anzahl der Soldaten bei 375.000 Mann konstant blieb, führte die außenpolitische Isolation des Landes und die wirtschaftliche Stagnation unter Saddam Hussein zu einer chronischen Unterversorgung auf allen Ebenen. Dies zeigte sich im zweiten Krieg gegen die USA 2003, als das irakische Militär, vom Häuserkampf abgesehen, keinen nennenswerten Widerstand aufbringen konnte. Gerade die Wehrpflichtigen ergaben sich meist schnell.

Siehe auch: Republikanische Garde

Nach der Niederlage im Irak-Krieg

Nach der vollständigen Besetzung des Irak wurden am 23. Mai 2003 die Streitkräfte des ehemaligen Regimes unter Saddam Hussein durch die Übergangsverwaltung aufgelöst und alle Soldaten entlassen. Eine große Anzahl der militärischen Hinterlassenschaften wurden zerstört.

Nach kurzer Zeit wurden die neuen irakischen Sicherheitskräfte mit Unterstützung der USA, Großbritanniens, Australiens und Jordaniens wieder aufgestellt. Die NATO gewährte dabei Ausbildungsunterstützung. Im Irak sind aber weiterhin die „Koalitionsstreitkräfte“, vorrangig die USA und Großbritannien als Hauptteil der Multi-National Force Iraq für die innere und äußere Sicherheit im Land zuständig und arbeiten eng mit der neuen irakischen Armee zusammen. Bemerkenswert ist, dass die Soldaten der irakischen Armee gleichzeitig Angehörige lokaler Milizen sein können; auf der Uniform wird dann das Abzeichen der Armeeeinheit neben dem der Milizeinheit getragen.

Ein irakischer Soldat in Bagdad im Herbst 2007

Der Wiederaufbau der Streitkräfte folgte oft nach Vorstellungen der USA, d. h. eine Verringerung der Mannstärke zugunsten eines besser ausgestatteten und professionelleren Militärs. Ziel der momentanen Maßnahmen ist es, die neuen irakischen Sicherheitskräfte in die Lage zu versetzen, die Kontrolle über das gesamte Land auszuüben. Das Vorgehen sieht dabei so aus, gut ausgerüstete Kerneinheiten auszuheben, die danach Zug um Zug erweitert werden können. Dies erklärt auch, weshalb derzeitige Brigadeeinheiten als „Divisionen“ deklariert werden.[2]

Die zunächst aufgebaute Irakische Nationalgarde (Iraqi National Guard) wurde bis Dezember 2004 wieder von den USA aufgelöst, da es sich zeigte das Teile davon zu Aufständischen übertraten oder desertierten. Siehe: 1. Schlacht von Falludscha - Operation Vigilant Resolve

Am 18. April 2007 wurde den irakischen Streitkräften Maysan als vierte von 18 Provinzen des Landes zur souveränen Sicherheitswahrung übergeben.[3]

Am 19. April 2007 wurde die Iraqi Military Intelligence Academy, eine Militärakademie zur Ausbildung in nachrichtendienstlichen Methoden eröffnet.[4]

Souveräne Autorität über ihre ersten drei Provinzen gewann die kurdische Regionalregierung durch eine feierliche Übergabe am 1. Juni 2007 durch die USA.[5]

Aktuell ist die irakische Armee noch nicht in der Lage ohne Unterstützung der Koalitionstruppen für Sicherheit zu sorgen. US-Soldaten beschwerten sich über mangelnde Zuverlässigkeit ihrer irakischen Verbündeten. Die New York Times berichtete, dass nach Gefechten mit der US-Armee laut deren Ausweisen einige Tote der Aufständischen irakische Soldaten waren. Mehrere Offiziere stehen unter Verdacht die Aufständischen mit Waffen und Munition zu versorgen, welches für die irakische Armee gedacht war.

Einer Studie der amerikanischen Denkfabrik CSIS vom Mai 2008 zufolge leidet das irakische Militär an einer hohen Fluktuation, einem Mangel an Offizieren und Unteroffizieren mangelnder Verankerung in der Zivilbevölkerung sowie an einer mangelnden Integration der gesellschaftlich vertretenen Gruppierungen.[6]

Im März 2009 gab der Irak bekannt, 140 M1A1 in vier Tranchen bestellt zu haben.[7]

Führungsstab

Die Streitkräfte unterstehen dem Verteidigungsministerium unter der Führung von Abdul Qadir Mohammed Jasim der seit April 2006 amtiert.

Der Oberbefehlshaber (Chief Joint Forces) der irakischen Streitkräfte (engl. Iraqi Army) ist 2007: General Babakir Zebari.

Teilstreitkräfte

Das Militär des Irak ist in drei Teilstreitkräfte gegliedert.

Heer

Soldaten der irakischen 9. Panzerdivision im Mai 2006 nahe Mushada

Zunächst wurde ein Zivilverteidigungskorps (engl: ICDC Iraqi Civil Defense Corps) und eine paramilitärische Polizei (engl: IPS Iraqi Police Service) aufgebaut. Das ICD-Corps bestand dabei u. a. aus der 60. ICDC-Brigade. Die Armee wurde dann als Iraqi Ground Forces (IGFC) weiter aufgebaut und hatte 2005 eine Stärke von rund 27.000 Mann, davon 2.000 Soldaten für Spezialeinsätze.

Inzwischen dienen in dieser Teilstreitkraft in 10 Divisionen über 138.000 Soldaten. Eine weiter Aufstockung auf 12 Divisionen ist geplant..[2] Derzeit (Stand 2008) ist die IGFC wiefolgt gegliedert:

  • 9 leichte Infanteriedivisionen (1.-8. und 10.) mit jeweils 3 bis 4 Infanteriebrigaden
  • 1 Panzerdivision (9.) mit 2 Panzerbataillonen, ausgerüstet mit Kampfpanzern vom Typ T-72und Schützenpanzern vom Typ BMP-1
  • 1 motorisiertes Transportregiment zur Unterstützung der Infanteriedivisionen.

Im Aufbau befinden sich außerdem eine unbestimmte Anzahl von Logistik-Bataillonen und Fernmeldeeinheiten.

Die Irakischen streitkräfte sollen zukünftig mit 400-600 Modernen M1A1 Abrams Panzern aus den Beständen der U.S Streitkräfte ausgerüstet werden. Bisher wurden schon 200.000 Gewehre vom Typ M-16 und 40.000 weiter des Typs M4A1 aus U.S.-amerikanischen Beständen an die Irakischen Streitkräfte geliefert.

Spezialeinsatzkräfte ISOF

Die ISOF (Iraqi Special Operations Forces) zur Terrorbekämpfung und für Sicherungsaufgaben u. a. Flughäfen und ist eine eigene Teilstreitkraft. Diese umfasst die Iraqi Counter Terrorism Force (ICTF) besteht aus Soldaten zur Terrorbekämpfung, einem Kommandobataillon, einem Unterstützungsbataillon und einer Aufklärungskompanie.

Marine

Ein Patrouillenboot (P104) der neuen irakischen Marine am Stützpunkt Umm Qasr, Juni 2004

Im Januar 2004 wurde die neue irakische Marine (engl: Iraqi Coastal Defense Force (ICDF)) gegründet, die über eigene Patrouillenboote verfügt. Am 12. Januar 2005 wurde die ICDF offiziell in irakische Marine (engl: Iraqi Navy) umbenannt, obwohl von den USA zuvor nicht vorgesehen war eine maritime Teilstreitkraft zu bilden. Sie dient vorrangig dem Schutz gegen Terroristen und soll auch die Ölplattformen sichern. Die irakische Marine umfasst rund 1.100 Soldaten und ist wie folgt gegliedert:

  • 1 Naval Squadron, Küstenverteidigungskräfte mit dem Stützpunkt Umm Qasr, bestehend aus 10 Patrouillenbooten, unter anderem ausgerüstet mit einer 27 mm Bordkanone. Ab 2007 erhält die Marine neue Boote vom Typ Al Faw. Der Marine soll ab 2007 über Angriffskräfte (Assault Boat Squadron) und Unterstützungskräfte (Auxiliary Support Squadron) verfügen.
  • 1 SSS-Bataillon, die irakische Marineinfanterie
  • Aufbau von Unterstützungs- und Hilfskräften (ab 2007: Auxiliary Support Squadron)

Luftwaffe

Die Kontrolle des Luftraums obliegt vorrangig noch weiterhin den von den USA geführten Koalitionsstreitkräften. Die neue irakische Luftwaffe (Al Quwwa al Jawwiya al Iraqiya القوة الجوية العراقية) mit rund 800 Soldaten dient daher vielmehr als Unterstützung für das Heer. Kommandeur ist derzeit General Kamal Barzanji.

Die Struktur der Luftwaffe:

  • 3 Staffeln Unterstützungshubschrauber (2., 4. und 12. Staffel), unter anderem mit dem Typ Bell UH-1H aus Beständen Jordaniens, Bell-206B und Mi-17 Hubschrauber.
  • 1 Lufttransportstaffel (23. Staffel) in Bagdad (Al Muthanna Air Base) mit C-130E Hercules Transportflugzeugen aus Beständen der USAF
  • 2 Aufklärungsstaffeln (3. und 70. Staffel)

Es wurde auch eine Lieferung von vorerst 36 F-16 Kampfflugzeugen aus den U.S Luftwaffe bekannt , diese sollen bis ende 2010 Geliefert werden .

Ausrüstung

Ausbildung eines irakischen Soldaten an der AK-47 durch einen Offizier des United States Marine Corps.

Die irakische Regierung hat angekündigt, zwischen 600 und 800 Kampfpanzer vom Typ M60 sowie knapp 4.000 gepanzerte Truppentransporter zu erwerben.[2]

Im Mai 2007 begannen die USA mit der Lieferung von M16-Sturmgewehren anstatt der im Nahen Osten weit verbreiteten AK-47 Kalaschnikow. Die Aushändigung der neuen Gewehre ist allerdings an eine Registrierung u. a. mit biometrischen Daten gebunden, um die Weitergabe an Widerstandskämpfer zu verhindern.[8]

Hohe irakische Militärs beklagen die Überalterung und strategische Fehlorientierung der Ausrüstung, und vermuten daher, dass die USA, die den Kauf von Rüstungsgütern für den Irak tätigen, die Operationsfähigkeit der Streitkräfte des Irak, nicht aber dessen Unabhängigkeit herstellen wollen. Auffällig erscheint ihnen das Fehlen jeglicher Artillerie und der Mangel an Panzern in den Beschaffungsplänen der Regierung. [9] Bis zum Ende des Jahres 2008 sollte das irakische Militär über folgende Ausrüstung verfügen.:

Verweise

Interne Verweise

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Statusbericht des US-Außenministeriums vom 2. Mai 2007. Eingesehen am 5. Mai 2007.
  2. a b c U.S. Military Keeps Faith With Iraqi Forces, Congress Doesn't. Artikel in der Onlineausgabe des Weekly Standard vom 23. April 2007. Eingesehen am 17. Mai 2007
  3. Fourth Iraqi Province Transfers to Local Control Artikel des Pentagon-Nachrichtendienstes vom 18. April 2007. Zugriff am 7. Juni 2007.
  4. New Iraqi Military Intelligence Academy Facility Opens. Artikel auf der Pentagon-initiierten Website Defend America vom 19. April 2007. Eingesehen am 17. Mai 2007.
  5. Responsibility For Security in Three Northern Provinces Transferred to Iraqis. Eingesehen am 7. Juni 2007.
  6. Anthony Cordesman und Adam Mausner: The Iraqi Security Forces in May 2008: Progress, Problems, and Trends, Mai 2008. Zugriff am 3. August 2008.
  7. Giordono, Joseph: U.S. tanks going to Iraqi army, in: Stars and Stripes, 12. März 2009. Zugriff am 12. März 2009.
  8. Iraqi Recruits Begin Receiving U.S. M-16s. Artikel von DefenseNews.com vom 11. Mai 2007. Eingesehen am 17. Mai 2007.
  9. No Artillery, Tanks in Iraqi Buying Plan. Artikel bei DefenseNews.com vom 5. April 2007. Funddatum: 17. April 2007

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