Iridologie

Iridologie

Iridologie (auch Irisanalyse, Irisdiagnostik oder Augendiagnose) ist die pseudowissenschaftliche Lehre um die Diagnostizierbarkeit systemischer Erkrankungen des Menschen durch Analyse der Gewebsstrukturen und den ihnen zugeordneten Reflexzonen des Auges, speziell der Iris. Sie konnte bisher nach Ansicht der Mehrheit der Wissenschaftler weder empirisch belegt noch theoretisch begründet werden.[1] Aus Sicht ihrer Anwender ist die Iridologie selten als alleiniges Diagnosewerkzeug einsetzbar und soll insbesondere der Feststellung einer Grundveranlagung dienen, die auf mögliche Schwächen im Organismus hinweisen könnte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Neben knappen Beschreibungen der alten Ägypter und einer Veröffentlichung im 15. Jahrhundert (Meyers) wurde die Irisdiagnose durch den ungarischen Arzt Ignaz von Peczely in der Mitte des 19. Jahrhunderts als erstem in der Neuzeit erforscht. Heilpraktiker, Naturheilkundler und Homöopathen versuchen, mit Hilfe der Iridologie für sie relevante Symptome und potentielle Krankheitsursachen zu entdecken. Einer der ersten Anwender in Deutschland war der oft als Lehmpastor bezeichnete Emanuel Felke.

Theoretische Grundlagen

Iridologen berufen sich unter anderem auf eine Untersuchung des Anatomen Lang 1954 an der Universität Heidelberg, der bewiesen habe, dass von der gesamten Peripherie mit allen Organen Leitungsbahnen zur Iris führten, und zwar über das Rückenmark und den Thalamus als Zwischenstation, segmental geordnet bis in die Segmente der Iris.

Die Gegner der Irisdiagnose wenden ein, dass das nur bedeute, dass von der Peripherie (einschließlich der Iris) Verbindungen zum Thalamus bestünden. Die Einmaligkeit der Iris sei inzwischen auch als individuelles Merkmal eines jeden Menschen anerkannt worden und mittels biometrischer Prüfung zur Personenidentifikation besser geeignet als ein Fingerabdruck. Dass daraus zusätzlich Informationen über Krankheiten ableitbar seien, widerspreche dem konstanten Aussehen der Iris.

Diese konstanten Strukturen der Iris, die ab dem Ende der Pubertät existieren, sind für die Befürworter dagegen ein Merkmal dafür, dass die Iris ein "genetischer Steckbrief", ein Hinweis auf den locus minoris resistentiae sei (dem Ort der verminderten Abwehrkraft). Damit sei zunächst der Ansatzpunkt für präventive (vorbeugende) Maßnahmen gegeben und dann ein Hinweis auf die eigentliche Ursache von Krankheiten, die auf schulmedizinische Therapien nicht reagieren, weil sie sich sekundär an anderen Organen manifestieren.

Empirische Belege

Iridologen führen als Beleg eine Karlsruher Studie aus den Jahren 1950 bis 1954 an: die „Klinische Prüfung der Organ- und Krankheitszeichen in der Iris“ wurde von dem bekannten Kliniker Franz Volhard angeregt, der von der Zeichensetzung in der Iris überzeugt war. Unter der Leitung seines Sohnes Ernst Volhard verglichen der Arzt Franz Vida und der Heilpraktiker Josef Deck an einer großen Zahl von Patienten die Zeichensetzung in der Iris mit klinischen Befunden, Röntgenbildern und Sektionsbefunden. Von den 640 iridologisch und klinisch dokumentierten Fällen lieferte die Iridologie in 74,4 Prozent positiv verwertbare diagnostische Hinweise bei Organerkrankungen.

Gegner weisen darauf hin, dass diese Studie nicht doppelblind durchgeführt wurde und darum wertlos sei. Manche Befürworter alternativer Heil- und Diagnoseverfahren sind der Auffassung, dass diese grundsätzlich nicht doppelt blind analysiert werden können. Aus heutiger Sicht genügt die Karlsruher Studie nicht mehr den wissenschaftlichen Qualitätsanforderungen.

Klinische Studien

In einer Vielzahl von klinischen Studien gelang es nicht, eine über der Zufallserwartung liegende Treffsicherheit der Irisdiagnostik nachzuweisen.[2][3][4][5][6][7]

Quellen

  1. Edzard Ernst: Komplementärmedizinische Diagnoseverfahren. Dtsch Arztebl 2005; 102(44): A-3034 / B-2560 / C-2410
  2. Simon A, Worthen DM, Mitas JA 2nd: An evaluation of iridology. JAMA. 1979 Sep 28;242(13):1385-9. PMID 480560
  3. Munstedt K, El-Safadi S, Bruck F, Zygmunt M, Hackethal A, Tinneberg HR: Can iridology detect susceptibility to cancer? A prospective case-controlled study. J Altern Complement Med. 2005 Jun;11(3):515-9. PMID 15992238
  4. Norn M: Analysis of iris: history and future Dan Medicinhist Arbog. 2003;:103-17. PMID 14765528
  5. Knipschild P: Looking for gall bladder disease in the patient's iris. BMJ. 1988 Dec 17;297(6663):1578-81. PMID 3147081
  6. Ernst E: Iridology: not useful and potentially harmful, Arch Ophthalmol. 2000 Jan;118(1):120-1. PMID 10636425
  7. Worrall RS: Pseudoscience - a critical look at iridology. J Am Optom Assoc. 1984 Oct;55(10):735-9. PMID 6491119

Literatur

  • Klaus H. Bayer: Lexikon der Augen- und Irisdiagnose, Ultrus, ISBN 3-927059-71-4
  • Joachim Broy: Repertorium der Irisdiagnose, Foitzick Verlag 2003, ISBN 3-929338-20-3
  • Willy Hauser, Josef Karl, Rudolf Stolz: Informationen aus Struktur und Farbe, Felke Institut 2004, ISBN 3-933422-03-5
  • Hans Hommel: Irisdiagnose leichtgemacht, Ariston, ISBN 3-7205-1137-5
  • Dr. Bernard Jensen and Dr. Donald V. Bodeen: Visions of Health, Avery (Penguin), ISBN 0-89529-433-8


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