Mensch

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Darstellung des Menschen von Leonardo da Vinci

Darstellung des Menschen von Leonardo da Vinci

Systematik
Teilordnung: Altweltaffen (Catarrhini)
Überfamilie: Menschenartige (Hominoidea)
Familie: Menschenaffen (Hominidae)
Tribus: Hominini
Gattung: Menschen (Homo)
Art: Mensch
Wissenschaftlicher Name
Homo sapiens
Linnaeus 1758

Der Mensch (Homo sapiens) ist innerhalb der biologischen Systematik ein höheres Säugetier aus der Ordnung der Primaten (Primates). Er gehört zur Unterordnung der Trockennasenaffen (Haplorrhini) und dort zur Familie der Menschenaffen (Hominidae).

Der Mensch ist die einzige bis heute überlebende Art der Gattung Homo. Er ist in Afrika seit rund 200.000 Jahren fossil belegt[1] und entwickelte sich dort über eine als archaischer Homo sapiens bezeichnete Mosaikform vermutlich aus Homo erectus. Weitere, jedoch deutlich jüngere fossile Belege gibt es für die Art aus allen Kontinenten außer Antarktika.

Die Bezeichnung Homo sapiens (ˈhɔmoː ˈsapɪeːns, nach lat. hŏmō săpiēns ‚einsichtsfähiger/weiser Mensch‘) wurde 1758 durch Carl von Linné in der zehnten Auflage seines Werks Systema Naturae geprägt. Zeitweise wurde der moderne Mensch als Homo sapiens sapiens bezeichnet und der Neandertaler als Homo sapiens neanderthalensis. Diese Einordnung des Neandertalers als Unterart von Homo sapiens gilt jedoch derzeit als veraltet.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Das Wort Mensch ist im Althochdeutschen seit dem 8. Jahrhundert in der Schreibung mennisco (Maskulinum) belegt und im Mittelhochdeutschen in der Schreibung mensch(e) (Maskulinum oder Neutrum) mit der Bedeutung „Mensch, Mädchen, Buhlerin, Magd, Knecht“. Das Wort ist eine Substantivierung von althochdeutsch mennisc, mittelhochdeutsch mennisch für „mannhaft“ und wird zurückgeführt auf einen indogermanischen Wortstamm, in dem die Bedeutung Mann und Mensch in eins fiel – heute noch erhalten in man. Das Neutrum (das Mensch) hatte bis ins 17. Jahrhundert keinen abfälligen Beiklang und bezeichnete bis dahin insbesondere Frauen von niederem gesellschaftlichem Rang.[2]

Der Mensch als Teil der Natur

Bis in die späten 1980er Jahre wurden die Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen in der Familie der Menschenaffen (Pongidae) zusammengefasst und der Familie der Echten Menschen (Hominidae) gegenübergestellt. Genetische Vergleiche zeigten, dass Schimpansen und Gorillas näher mit dem Menschen verwandt sind als mit den Orang-Utans; seitdem werden Menschen, Schimpansen und Gorillas nebst all ihren fossilen Vorfahren zu dem gemeinsamen Taxon Homininae und dieses neben das Taxon der Orang-Utans (Ponginae) gestellt.

Genetik

Hauptartikel: Humangenetik und Humangenomprojekt

Die Erbinformation des Menschen ist im Zellkern in der DNA auf 46 Chromosomen, davon zwei Geschlechtschromosomen, gespeichert sowie in der DNA der Mitochondrien. Das menschliche Genom wurde in den Jahren 1998 bis 2005 vollständig sequenziert. Insgesamt enthält das Genom diesem Befund zufolge 3.101.788.170 Basenpaare.[3][4]

Von links nach rechts: Orang-Utans, Gorillas, Menschen, Bonobos und Gemeine Schimpansen

Das menschliche Genom enthält (wie das jedes anderen Eukaryoten) sowohl codierende als auch nicht-codierende DNA-Sequenzen, die oftmals denjenigen verwandter Lebewesen homolog sind („gleiches“ Gen) und häufig mit den DNA-Sequenzen sehr nahe verwandter Arten – wie der anderer Menschenaffen – sogar völlig übereinstimmen. Aus der Ähnlichkeit der DNA-Sequenzen unterschiedlicher Arten lässt sich zudem deren Verwandtschaftsgrad berechnen: Auf diese Weise bestätigten genetische Analysen, dass Bonobos, Gemeine Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans (in dieser Reihenfolge) die nächsten rezenten Verwandten des Menschen sind.

Weitere genetische Analysen ergaben, dass die genetische Vielfalt beim Menschen, im Vergleich mit den anderen Menschenaffen, gering ist. Dieser Befund wird erklärt durch eine zeitweise sehr geringe (am Rande des Aussterbens befindliche) Population (vergleiche: Mitochondriale Eva, Adam des Y-Chromosoms).

Nach einer Studie von R. E. Green (2010) könnten 1 bis 4 Prozent der DNA des nicht-afrikanischen Menschen durch Genfluss vom Neandertaler stammen. [5]

Menschwerdung

Stammbaum der Menschenaffen (Hominidae)

Hauptartikel: Hominisation, Stammesgeschichte des Menschen, Archaischer Homo sapiens

Mit der Entwicklungsgeschichte der Menschheit von ihren Anfängen bis zum Jetzt-Menschen beschäftigen sich die Paläoanthropologie, die Archäologie und die Genetik. Neben der biologischen Evolution war für den Menschen auch seine kulturelle Entwicklung maßgebend, die sich unter anderem im Gebrauch von Werkzeugen und der gesprochenen Sprache manifestiert. Der kulturelle Entwicklungsstand der frühen Vorfahren des modernen Menschen war zunächst über Jahrhunderttausende hinweg nahezu konstant. Erst vor rund 40.000 Jahren beschleunigten sich – nach heutigem Kenntnisstand – die kulturellen Innovationen, und seit Ende der letzten Eiszeit, mit dem Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht, greift der Mensch großräumig gestaltend in seine Umgebung ein.

Die Entwicklung des Menschen führte vermutlich über Arten, die den nachfolgend aufgeführten Arten zumindest ähnlich gewesen sein dürften, zu Homo sapiens: Ardipithecus ramidus, Australopithecus afarensis, Homo rudolfensis / Homo habilis und Homo ergaster / Homo erectus.


Verbreitung des modernen Menschen über den Globus

Hauptartikel: Ausbreitung des Menschen
Die ersten Wanderungen gingen in den Nahen Osten und nach Australien
(M 168 und M 130 bezeichnen Marker im Y-Chromosom; Details dazu siehe unter Ausbreitung des Menschen)

In Abgrenzung zu mehreren Theorien des archaischen Homo sapiens sind 160.000 Jahre alte Schädelknochen des Homo sapiens idaltu aus Äthiopien der älteste – unbestritten dem biologisch modernen Menschen zugeordnete – fossile Fund. Verstärkt treten solche Relikte ab 100.000 Jahre vor heute auf. Alle heute lebenden Menschen sind sehr nahe miteinander verwandt, näher als andere biologische Arten, wie molekularbiologische Untersuchungen an der ribosomalen RNA und der mitochondrialen DNA gezeigt haben. Die größten Unterschiede finden sich innerhalb der afrikanischen Populationen. Die Populationen außerhalb Afrikas sind – mit Ausnahme einiger erst relativ spät aus Afrika ausgewanderter Gruppen – genetisch sehr uniform. Zahlreiche Funde unterstützen die sogenannte Out-of-Africa-Theorie, der zufolge die Ausbreitung des Menschen vom afrikanischen Kontinent aus erfolgte. Lange Zeit lebte die Art Homo sapiens in Afrika parallel zum primär europäisch und vorderasiatisch angesiedelten Neandertaler, der besonders an das Leben in gemäßigten bis arktischen Zonen angepasst war.

Zunächst im Vorderen Orient, seit dem frühen Jungpaläolithikum auch in Europa, kamen Neandertaler und Homo sapiens gleichzeitig in derselben Region vor, im Nahen Osten etwa 60.000 Jahre lang, in Mitteleuropa möglicherweise 10.000 Jahre lang. Für die Ausbreitung des Homo sapiens vom Balkan bis zur Iberischen Halbinsel nahm die Forschung bisher etwa 7.000 Jahre an. Paul Melars von der Cambridge University berichtete 2006 in Nature, dass es vermutlich nur 5.000 Jahre dauerte. Einige Gruppen breiteten sich entlang der Po-Ebene in Italien aus, andere wählten den Weg durch das Donautal, wiederum andere drangen fast bis Sibirien vor.

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit betrug im Schnitt 400 m/Jahr. Die Atlantikküste auf der Iberischen Halbinsel wurde frühestens vor 41.000 Jahren von Homo sapiens erreicht, vielleicht später. Die neuen Erkenntnisse verdanken wir revidierten Ergebnissen der Kohlenstoffdaten (C14-Methode), die auch eine kürzere bis allenfalls sehr kurze Koexistenz-Zeit mit dem Neandertaler in Europa wahrscheinlich machen. Das spekulative Element ist bei all diesen Annahmen jedoch sehr groß, da aus der Zeit vor mehr als 30.000 Jahren bislang nur ein einziger europäischer Knochenfund des Homo sapiens existiert, nämlich ein mit ca. 31.000 Jahren datierter Schädel aus Tschechien, und die vermeintlich bis zu 40.000 Jahre alten Funde aus Cro-Magnon und der Schwäbischen Alb, die sich auf Grund der C14-Datierung als maximal 30.000 Jahre (Cro-Magnon) bzw. maximal 5.000 Jahre alt (Schwaben) erwiesen haben. Manche Kulturgüter wie die äußere Form von Steinwerkzeugen und Höhlenzeichnungen scheinen sich in Regionen der Koexistenz angeglichen zu haben. Es ist nach heutigem Kenntnissstand unwahrscheinlich, dass sich beide Arten in nennenswertem Umfang vermischt haben: Die Mehrzahl der Fossilien weist deutlich erkennbare morphologische Unterschiede auf.

Die alternative, früher verbreitetere Hypothese vom multiregionalen Ursprung des modernen Menschen nimmt an, dass sich der Homo sapiens in mehreren Regionen unabhängig voneinander aus dem Homo erectus entwickelt hat. Nach den molekulargenetischen Untersuchungen der jüngeren Zeit kommt dieser These allerdings nur geringe Wahrscheinlichkeit zu.

Anfang 2011 belief sich die Weltbevölkerung auf mehr als 6,9 Milliarden Menschen.[7]

Wissenschaftlicher Name (Homo sapiens) und nomenklatorischer Typus

Die älteste überlieferte Abgrenzung des Menschen von den Tieren stammt von Aristoteles (384 – 322 v. Chr.). In seinem Werk Über die Teile der Tiere erwähnt er in Buch IV, anstelle von Vorderläufen besitze der Mensch Arme und Hände. Außerdem sei der Mensch das einzige Tier, das aufrecht stehe – entsprechend seiner gottgleichen Natur und seines gottgleichen Wesens, denen es zukomme, nachzudenken und vernünftig zu urteilen. Aristoteles zufolge unterscheiden den Menschen demnach vor allem drei Merkmale von allen anderen Lebewesen: ausdrücklich erwähnt werden erstens die Freistellung der vorderen Extremitäten von einer unmittelbaren Mithilfe bei der Fortbewegung, zweitens der aufrechte Gang und drittens die intellektuellen Fähigkeiten. Nach der „Wiederentdeckung“ von Aristoteles' Schriften wurden sie im Hochmittelalter zwar zur Grundlage der an den Universitäten betriebenen scholastischen Wissenschaft, aber selbst aufgeschlossene Naturforscher wie beispielsweise Conrad Gesner und Francis Willughby fielen hinter Aristoteles zurück, indem sie den Menschen abseits von jeglicher Klassifikation stellten. Johannes Johnstonus hingegen war 1632 in seiner Schrift Thaumatographia naturalis einer der ersten europäischen Taxonomen, der immerhin einzelne Merkmale des Menschen mit denen der Tiere verglich.

Beschreibung des Menschen in der 1. Auflage von Linnés Systema Naturæ

Erst Carl von Linné ordnete den Menschen 1735 in seiner Schrift Systema Naturae wieder dem Tierreich zu, und zwar zunächst in die von John Ray eingeführte Ordnung Anthropomorpha (Menschengestaltige), die Bestandteil der Klasse Quadrupedia (Vierfüßige) war. Allerdings verzichtete auch Linné – im Unterschied zu seiner üblichen Vorgehensweise – auf eine an körperlichen Merkmalen ausgerichtete Beschreibung der Gattung Homo, sondern notierte: „Nosce te ipsum“ („Erkenne dich selbst“). Erst 1758, mit dem Erscheinen der 10. Auflage änderte sich Linnés Systematik des Menschen deutlich: Er bezeichnete den Menschen[8] zum einen erstmals als Homo sapiens und ordnete ihn zum anderen nunmehr in die Ordnung der Primaten innerhalb der Klasse der Säugetiere ein, allerdings erneut ohne Diagnose und ohne den erst später üblich gewordenen und seit 1999 vorgeschriebenen[9] Bezug auf ein bestimmtes Individuum als wissenschaftliches Belegexemplar (Holotypus); er wäre auch sicherlich der Ansicht gewesen, dass der Mensch dem Menschen bekannt sei („Homo nosce te ipsum“) und es daher eines solchen Exemplars nicht bedurfte.

Die von Linné hinterlassene Lücke versuchte zunächst Johann Friedrich Blumenbach zu füllen, als er 1775 in seiner Dissertation De generis humani varietate nativa („Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte“) vier „Varietäten“ des Menschen beschrieb, die – ausweislich zahlreicher gradueller Übergänge – einer gemeinsamen „Gattung“ entsprungen seien und deren gemeinsame Merkmale er herausstellte:[10] die aufrechte Körperhaltung; das breite, flache Becken; zwei Hände; „Zähne in gleicher Ordnung an einander gereiht und aufrechtstehende Unterschneidezähne“; ferner: zwei Füße mit großem, nicht-opponierbarem Großen Zeh, ein kurzer Unterkiefer mit einem deutlich erkennbaren Kinn sowie große Lippen und die Existenz von Ohrläppchen.

Einen Schritt weiter ging erst fast 200 Jahre später der Botaniker William Thomas Stearn und erklärte 1959 Carl von Linné selbst („Linnaeus himself“) zum Lectotypus der Art Homo sapiens.[11] Diese Festlegung ist nach den heute gültigen Regeln korrekt.[12] Carl von Linnés sterbliche Überreste (sein im Dom zu Uppsala bestattetes Skelett) sind daher der nomenklatorische Typus der modernen menschlichen Art.[13]

1993 erklärte der Paläontologe und Dinosaurierforscher Robert T. Bakker, er wolle den Schädel des Paläontologen Edward Drinker Cope als Typusexemplar des Homo sapiens durch „subsequent designation“ eines Lectotypus festgelegen. Als Verehrer Copes wolle er damit dessen letzten Willen entsprechen. Eine Festlegung als Lectotypus widerspräche neben der Prioritätsregel[14] auch der Regel im Nomenklaturcode, nach der nur solche Exemplare als Lectotypus gewählt werden können, die Teil der ursprünglichen Typusserie waren[15], Linné (1707–1778) hatte Cope (1840–1897) jedoch nicht gekannt. Bakker hätte einen Neotypus festlegen können, unter der Voraussetzung, dass der bisherige Lectotypus nachweislich verlorengegangen ist[16] und es eine ausdrücklich formulierte außergewöhnliche Notwendigkeit dazu gegeben hätte.[17] Da die Identität von Homo sapiens derzeit aber nicht in Zweifel steht, wäre eine solche Neotypusfestlegung von vornherein nicht gültig.[18] Für einen Neotypus gelten weitere strenge Voraussetzungen, die Cope alle nicht erfüllt, beispielsweise müsste dieser aus Schweden kommen[19] und es müsste die Forschungsinstitution benannt werden, in der der Neotypus aufbewahrt ist[20] – der Schädel von Cope scheint in der betreffenden Museumssammlung derzeit gar nicht mehr auffindbar zu sein. Bakkers beabsichtigte Typusfestlegung ist von ihm selbst nicht gültig publiziert worden, sondern wurde lediglich in dem Buch Hunting Dinosaurs von Psihoyos & Knoebber (1994)[21] zitiert[22], was für sich genommen einer gültigen Typusfestlegung jedoch nicht im Weg stehen würde.

Die von Johann Friedrich Blumenbach genannten Merkmale und die nachträgliche Festlegung eines Typusexemplars tragen zwar grundsätzlich dazu bei, den Menschen von anderen heute lebenden Tieren zu unterscheiden. Sie erweisen sich jedoch nicht als hilfreich, die seitdem entdeckten homininen Fossilien der Art Homo sapiens zuzuordnen oder sie von ihr abzugrenzen, denn bis heute gibt es keine befriedigende morphologische Definition der Art: „Unsere Art Homo sapiens war niemals Gegenstand einer formalen morphologischen Definition, die uns helfen würde, unsere Artgenossen in irgendeiner brauchbaren Weise in den dokumentierten fossilen Funden zu erkennen.“[23]

Ausgehend von der Bezeichnung der biologischen Art des Menschen, Homo sapiens, haben sich in anderen Wissenschaftsbereichen zahlreiche daran angelehnte Benennungen etabliert.

Der Mensch als Teil der Gesellschaft

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Die Beziehung des Menschen zu anderen Lebewesen ist umstritten: Eine Gruppe sieht den Menschen unter den Lebewesen vor allem durch zahlreiche kognitive Fähigkeiten ausgezeichnet. Diese Eigenschaften konstituieren die menschliche Kultur und Gesellschaft sowie die Fähigkeiten zur Reflexion und Transzendenz.[24] Das Christentum und das aristotelische Weltbild sprechen von der „Krone der Schöpfung“. Andere Positionen vertreten unter Verweis auf die vielen Lebewesen gemeinsame Fähigkeit zur Antizipation eines zeitunabhängigen Ich-Begriffs eine Kontinuität dieser Eigenschaften und folgern daraus eine Dekonstruktion des Menschbegriffs.[25]

In mehreren Eigenschaften unterscheidet der Mensch sich deutlich von den heute bekannten übrigen Arten:

Kulturelle Evolution: Die biologische Evolution ist gegenüber der schnelleren „kulturellen Evolution“, die durch die menschliche Sprache sehr gefördert wird, in den Hintergrund getreten. Von einigen Wissenschaftlern wird dieser Prozess unter dem Begriff der Memetik (Evolution von Memen losgelöst von Genen) erforscht.

Darstellung von Mann und Frau; Ausschnitt der Plakette der Pioneer-Raumsonden

Wissensvermittlung: Die Individuen anderer Arten besitzen nicht im selben Maße wie der Mensch die Fähigkeit, ihr erlerntes Wissen an nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Nur der Mensch kann bewusst auf Informationen zurückgreifen, die viele Generationen vor ihm geschaffen haben. Der Mensch besitzt zudem ein historisches Bewusstsein: Er ist in der Lage, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in kausale Zusammenhänge zu bringen. Hierdurch kann er seine Handlungen vergleichen, planen und somit teilweise eine Zukunft entwerfen (Kreativität), die er durch absichtsvolle Handlungen zumindest teilweise erreichen kann.

Selbstbewusstsein: Zum Dritten werden nur Menschen sich ihrer Sterblichkeit bewusst. Durch das absehbare Sterben können nur Menschen nach einem Sinn des Lebens und einem Leben nach dem Tod fragen. Diese Fragen sind in Philosophie und Religion zentrale und wiederkehrende Themen. Spiegeltests weisen jedoch darauf hin, dass auch anderen Menschenaffen und einigen anderen Tierarten wenigstens ein Selbstbewusstsein zugeschrieben werden kann.

Geschichte

Der Eintritt der Menschen in die Geschichte im Sinne der Geschichtswissenschaft findet erst mit dem Beginn der Hochkulturen statt.

Mit den Abläufen und Folgen des Zusammenlebens handelnder Menschen beschäftigen sich insbesondere die Soziologie und die Anthropologie, ferner die Soziobiologie und die Biosoziologie.

Bildung

„Der Mensch wird nicht geboren, sondern erzogen! …“, so der Humanist Erasmus von Rotterdam, der in vielen seiner Bücher den Menschen Bildung vermitteln wollte: „… Nichts ist naturgemäßer als Tugend und Bildung – ohne sie hört der Mensch auf, Mensch zu sein“. Ähnlich argumentierten seit der griechischen Philosophie viele Geisteswissenschaftler und Philosophen, die in den meist „ungebildeten“ Menschen den Homo insipiens eine „Vorstufe“ zu Homo sapiens sahen. Für Friedrich Nietzsche war Homo sapiens allerdings auch nur eine Vorstufe zum idealen Übermenschen.

Recht

Gemäß Artikel 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland ist jeder Mensch, und damit jedes menschliche Leben,[26] Träger der Menschenwürde. Es gibt Gesellschaften, in denen das nicht jeder Mensch ist: In Stammesgesellschaften beispielsweise kann ein Neugeborenes bis zur Anerkennung durch den Vater ohne Rechtsfähigkeit sein; in Staaten mit Sklaverei galten Sklaven zuweilen als „Sachen“ u. a.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen soll in jedem Staat einen Grundstatus vorgeben. Gemäß diesem Menschenbild besitzt jeder einzelne Mensch von Geburt an eine besondere, unantastbare und unveräußerliche Würde. Aus diesem Grund hat jeder Einzelne bestimmte Rechte, zum Beispiel das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit, auf Religionsfreiheit und auf Meinungsfreiheit sowie auf einen angemessenen Arbeitslohn. Dieses Ideal ist aber nicht überall verwirklicht, denn in vielen Staaten werden Leute ohne Gerichtsverfahren eingesperrt, Gefangene gefoltert, Frauen und Kinder unterdrückt und Menschen leben in Armut. Ferner wird das Grundrecht auf Leben, obgleich mit dem Begriff der Würde eng verknüpft, in keinem Land als unantastbar angesehen, da eine solche Unantastbarkeit mit jeglicher Bewaffnung (Armee, Polizei usw.) im Widerspruch stünde. Zum Grundrecht auf Leben siehe auch die Entscheidung des deutschen Bundesverfassungsgerichts zum Abschießen von durch Terroristen entführten Flugzeugen.[27]

Manche Kulturkreise und Religionen kennen keine allgemeingültigen Menschenrechte. Insbesondere im Judentum, Christentum, Islam, der indischen und der chinesischen Kultur gibt es Strömungen, die einen Unterschied zwischen „Gläubigen“ und „Ungläubigen“ oder zwischen den Rechten des Mannes und denen der Frau machen.

Religion

Der Mensch kann selbst sowohl als glaubendes, betendes und Riten ausübendes Subjekt handeln, als auch Objekt religiöser Riten und Anbetungen sein. In einer Vielzahl von Religionen gilt er als direkte (und größte) Schöpfung eines oder mehrerer Götter.

Religionen und religiöse Motive haben nahezu die gesamte bekannte Geschichte des Menschen begleitet, zuerst als Verehrung von Naturkräften und Ahnenkult, dann als Polytheismus und Monotheismus. Dies führte zu der philosophischen Frage, inwieweit Religiosität zu den spezifischen Merkmalen des Menschen gehöre.

Siehe auch

Literatur

  • Göran Burenhult u. a. – Die ersten Menschen. Die Ursprünge des Menschen bis 10.000 vor Christus, Jahr-Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-8289-0741-5.
  • Charles DarwinDie Abstammung des Menschen, Schweizerbart, Stuttgart 1871 (erste deutsche Übersetzung des englischen Originaltextes), Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-50900-9.
  • Konrad Kunsch, Steffen Kunsch – Der Mensch in Zahlen. Eine Datensammlung in Tabellen mit über 20000 Einzelwerten, 3. Aufl. Spektrum Akademischer Verlag 2006, ISBN 3-8274-1731-7.
  • Friedemann Schrenk: Die Frühzeit des Menschen. Der Weg zum Homo sapiens. C. H. Beck, 5., vollständig neubearbeitete und ergänzte Auflage, München 2008 (C.H.Beck Wissen), ISBN 978-3-406-57703-1.
  • Joachim Schüring – Von der anderen Art in: Abenteuer Archäologie. Kulturen, Menschen, Monumente, Spektrum der Wissenschaft Verl.-Ges., Heidelberg 2006,1, 32ff. ISSN 1612-9954 (zu Neandertaler und Mensch, out of africa und Genanalyse).

Weblinks

 Commons: Mensch – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Mensch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Mensch – Zitate

Einzelnachweise

  1. Ian McDougall u. a.: Stratigraphic placement and age of modern humans from Kibish, Ethiopia. In: Nature, Band 433, 2005, S. 733–736, doi:10.1038/nature03258
  2. Zentralinstitut für Sprachwissenschaft, Berlin: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. dtv, München 1995, S. 861
  3. NCBI MapViewer Statistics
  4. UniProt Suchergebnis
  5. Richard E. Green et al.: A draft sequence of the Neandertal Genome. In: Science, Band 328, 2010, S.710–722, doi:10.1126/science.1188021
  6. Jan E. Janečka et al.: Molecular and Genomic Data Identify the Closest Living Relative of Primates. Science, Band 318, 2007, S. 793
  7. U.S. Census Bureau: World POPClock
  8. auf Seite 20 seines Werks; es ist die erste Tierart, die Linné in diesem Werk aufgelistet hat
  9. ICZN Code Art. 16.4
  10. Johann Friedrich Blumenbach: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig 1798, S. 19 ff.
  11. Seite 4 in Stearn, W. T. 1959. The Background of Linnaeus's Contributions to the Nomenclature and Methods of Systematic Biology. - Systematic Zoology 8 (1): 4–22, online
  12. ICZN Code Art. 74.1 (Teil der Syntypenserie), 74.3 (individuelle Lectotypus-Festlegung), 74.5 (Verwendung der Formulierung „the type“)
  13. Not my type
  14. ICZN Code Art. 74.1.1
  15. ICZN Code Art. 74.1
  16. ICZN Code Art. 75.1
  17. ICZN Code Art. 75.3
  18. ICZN Code Art. 75.2
  19. ICZN Code Art. 75.3.6
  20. ICZN Code Art. 75.3.7
  21. Psihoyos, L. & Knoebber, J. 1994. Hunting dinosaurs. - pp. I-XVII [= 1-17], 1-267. London. (Cassell).
  22. Homo sapiens lectotype
  23. Jeffrey H. Schwartz und Ian Tattersall: Fossil evidence for the origin of Homo sapiens. In: American Journal of Physical Anthropology, Band 143, Supplement 51 (= Yearbook of Physical Anthropology), 2010, S. 94–121, doi:10.1002/ajpa.21443 Im Original: Our species Homo sapiens has never been subject to a formal morphological definition, of that sort that would help us in any practical way to recognize our conspecifics in the fossil record.
  24. Hans-Peter Krüger, Gesa Lindemann: Philosophische Anthropologie im 21. Jahrhundert: Wer oder was ist der Mensch? – Paradigma der philosophischen Anthropologie heute. S. 15ff.
  25. Martin Balluch: Kontinuität von Bewusstsein – Das naturwissenschaftliche Argument für Tierrechte. Guthmann-Peterson, 2005.
  26. BVerfG, Urteil vom 25. Februar 1975, Az. 1 BvF 1/74, 1 BvF 2/74, 1 BvF 3/74, 1 Bvf 4/74, 1 BvF 5/74, 1 BvF 6/94, BVerfGE 39, 1ff., Rn 187
  27. Das Bundesverfassungsgericht

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