J. O. Krag

J. O. Krag
Grabstein in Kopenhagen

Jens Otto Krag (* 15. September 1914 in Randers; † 22. Juni 1978 in Skiveren) war ein dänischer Politiker (Sozialdemokrat).

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Ausbildung

Sohn eines Tabakwarenhändlers, Studium der Staatswissenschaften und Nationalökonomie, 1940 cand.polit., Anstellung im Vareforsyningsdirektorat, das während des Zweiten Weltkrieges die Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen Gütern sicherstellen sollte. 1973 Lektor für Internationale Politik und Organisation an der Universität Aarhus.

Politische Karriere

1947-73 Mitglied des Dänischen Parlaments Folketing, Handelsminister 1947-50, Wirtschafts- und Arbeitsminister 1953-57, Außenhandelsminister 1957-58, Außenminister 1958-62 und 1966/67. Dänischer Ministerpräsident 1962-68 und 1971-72. Parteivorsitzender der Sozialdemokraten 1965-72. Krag warb unter großem persönlichen Einsatz erfolgreich für einen Beitritt Dänemarks zur EWG.

1966 erhielt er den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen in Würdigung seiner Verdienste um die europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit und eine gemeinsame Verteidigungspolitik.

"Vater des Wohlfahrtsstaats"

Als Sekretär des Sozialisierungsausschusses seiner Partei gewann Krag 1945 entscheidenden Einfluss auf deren Arbeitsprogramm Fremtidens Danmark (Das Dänemark der Zukunft), was ihm den Spitznamen Fremtidens Krag (Zukunfts-Krag) und den Ruf einbrachte, der ideologische Anführer des modernen dänischen Wohlfahrtsstaates zu sein. Das Programm enthielt eine Reihe weitgreifender Reformvorschläge, die kommunistisch orientierte Wähler binden sollten, z.B. planwirtschaftliche Elemente, Demokratisierung des Wirtschaftslebens durch Stärkung der Betriebsräte, staatlich kontrolliertes Banken- und Versicherungswesen u.ä. Umgesetzt wurden jedoch nur die vergleichsweise moderaten Ansätze wie Umverteilung durch eine einkommensausgleichende Steuerpolitik, Streben nach Vollbeschäftigung und verstärkte sozialpolitische Aktivität des Staates.

Krag zählt mit Jørgen Paldam, Per Hækkerup, Lis Groes und Henning Friis zu einer Gruppe sozialdemokratischer Ökonomen, die in den 1950/60-er Jahren den Ausbau des Wohlfahrtsstaates vorantrieben. Krag wurde großes Talent für rasche Rezeption und prägnante Formulierungen attestiert, als originärer Denker gilt er nicht. Die keynesianische Finanz- und Wirtschaftspolitik seiner Regierung entsprach dem europäischen Trend. 1963 setzte die Regierung Krag den bis dato größten Komplex an Wirtschaftsgesetzen durch, die sog. helhedsløsning (Gesamtlösung); ihre Wirkung blieb jedoch kurz und oberflächlich.

Krag erkannte früh, wie wichtig die ökonomische Grundlage und damit der europäische Markt für die dänische Wohlfahrtsgesellschaft war. Nicht zuletzt deshalb warb er entschlossen für eine EWG-Mitgliedschaft seines Landes, für die er in einer Volksabstimmung 1972 eine deutliche Mehrheit gewinnen konnte.

Die letzten Jahre

Nach der gewonnen Volksabstimmung 1972 trat Krag von allen Ämtern zurück. Seine Ehe mit der populären dänischen Schauspielerin Helle Virkner wurde nach 14 Jahren 1973 geschieden. Er mied zunehmend die Öffentlichkeit und widmete sich in seinem Sommerhaus in Skiveren bei Skagen seinen Memoiren und der Malerei. Krags Grab findet sich auf dem Friedhof Vestre Kirkegård in Kopenhagen.

Literatur

  • Bo Lidegaard: Jens Otto Krag, 2 Bände, Kopenhagen 2001.
  • Søren Mørch: 24 statsministre, Kopenhagen 2001, S. 315-349.
  • Dansk biografisk leksikon, Band 8, Kopenhagen 1981, S. 229-234.

Weblinks


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