Jan Parys

Jan Parys

Jan Parys (* 1950) ist ein polnischer Politiker, Soziologe, Publizist, ehemaliger Verteidigungsminister in der Regierung von Jan Olszewski und ehemaliger Vizevorsitzender der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Er studierte Philosophie an der Warschauer Universität. 1973 beendete der ein Soziologie-Studium an der gleichen Universität und erlangte den Titel Doktor der Humanwissenschaften im Bereich Soziologie. Er befasste sich mit den Ländern der Dritten Welt und gab mit dem Dominikaner-Pfarrer Józef M. Mochenski das Buch „Zwischen Logik und Glauben” heraus, das auf in Fribourg (Schweiz) 1986 geführten Gesprächen basiert. 1989 nahm er die Arbeit im Zentralen Planungsamt (Centralny Urzad Planowania) als Direktor des Kabinetts des Amtsleiters auf. Dort wurde er später zum Generaldirektor befördert, wobei er für die Politik der Verteidigungswirtschaft verantwortlich zeichnete.

Verteidigungsminister

Im Dezember 1991 wurde er auf Empfehlung der Partei Porozumienie Centrum zum Verteidigungsminister in der Regierung von Jan Olszewski ernannt. Er war für die Annäherung Polens an die NATO-Strukturen verantwortlich sowie für den schnellstmöglichen Abzug russischer Streitkräfte aus Polen und für die Verifizierung von Kadern der Polnischen Armee bezüglich ihrer Unterstützung einer NATO-Integration. Dabei geriet er mit Staatspräsident Lech Wałęsa in Konflikt, welcher persönlich die Kontrolle über die Streitkräfte behalten wollte. Eine der ersten Personalentscheidungen von Parys als Verteidigungsminister war die Beurlaubung seines Vorgängers, Piotr Kołodziejczyk, was er nicht mit dem Präsidenten konsultiert hatte. Wałęsa hatte Kolodziejczyk zum Generalinspektor für die Streitkräfte berufen wollen (diese Stelle wurde nie geschaffen). Am 6. April 1992 verlas Parys auf einem Treffen mit Offizieren des Generalstabs eine Erklärung, in der er über nicht mit ihm konsultierte Treffen von Armeeoffizieren mit Politikern sprach. Angeblich hatte man den Offizieren für die Unterstützung politischer Aktivitäten hohe Stellen versprochen. Parys griff mit seinen Worten den Präsidenten sowie die Minister der Präsidentenkanzlei Mieczysław Wachowski und Jerzy Milewski an. Daraufhin berief der Sejm eine Untersuchungskommission ein, die von Aleksander Bentkowski (PSL) geführt wurde und Parys’ Behauptungen als haltlos darstellte. Am 23. Mai 1992 erfolgte die Abberufung von Minister Parys.

„Bewegung der III. Republik“

Ebenfalls im Mai 1992 bildete sich das Komitee zur Verteidigung von Parys (Komitet Obrony Parysa), das sich anschließend in die „Bewegung der III. Republik” (Ruch Trzeciej Rzeczypospolitej, RTR) umformte und von Parys geführt wurde. 1995 trat die RTR der von Jan Olszewski gegründeten Bewegung Ruch Odbudowy Polski bei, welche sich 1997 kurz vor den Parlamentswahlen der Wahlaktion Solidarität (Akcja Wyborcza Solidarność) anschloss. Parys kandidierte erfolglos auf der Liste der ROP. 1998 wurde er als AWS-Mitglied Abgeordneter des Sejmiks von Mazowieckie.

Deutsch-Polnische Stiftung

1999-2003 arbeitete er als Vizevorsitzender in der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung, die er verlassen musste, weil er sich mit Stiftungsgeldern eine Prämie von 130.000 Zloty bewilligt hatte. Die einstige Stiftungsleitung (dazu gehörten noch der Vorsitzende von 1998-2000 Jacek Turczyński sowie die Vorstandsmitglieder Jan Parys, Jacek Pająk und Andrzej Tłomacki) hatte sich mit Prämien in einer Gesamthöhe von 400.000 Zloty bedient. Ein Gericht verurteilte Parys 2007 zur Rückzahlung der Prämie. Im November 2008 wurden Parys, Pająk und Turczyński zu anderthalb Jahren Freiheitsentzug auf Bewährung sowie 4000 bis 10.000 Zloty Geldstrafe verurteilt. Sie legten dagegen Berufung ein.


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